Nach der Leuchtturm-Rallye auf Hiiumaa habe ich dann per Zufall noch das Mihkli Museum gefunden. Es ist eine Art Freilichtmuseum und zeigt einen typischen Bauernhof Hiiumaas aus dem 18. Jahrhundert. Und das spannende daran ist, dass sie keinerlei Gebäude oder Gegenstände zusammentragen mussten. Der gesamte Hofkomplex mit allem, was sich im Laufe von 8 Generationen angesammelt hatte, wurde so wie er war belassen.
Die Ahnentafel zeigt den Schweden Mihkli Simmer, der sich hier 1791 niedergelassen und einen Bauernhof im typischen Stil der Insel Hiiumaa errichtet hat. Solch ein Bauernhof umfasste damals mehrere Gebäude. Ausser dem Wohnhaus gab es diverse Zweck-Gebäude, wie Stall, Vorratshaus, Kleiderhaus, Frischhalte-Keller, Sauna/Waschhaus.
Das Herzstück und größte Gebäude ist das Wohnhaus. Hier werde ich sehr freundlich von einer Dame empfangen, die dann versucht, mir alles zu erklären. Sie ist wohl auch eine Nachfahrin, aber in der wievielten Generation konnte ich nicht herausfinden, dafür war ihr Englisch nicht ausreichend.
Sie bat mich dann noch, mich ins Gästebuch einzutragen. Der letzte Eintrag war 2 Tage her, der davor 3 Wochen. Schade dass solche traditionellen Schätze nicht mehr Aufmerksamkeit erhalten und gefördert werden.
Die Wohnstube – hier wurde gegessen und über dem Ofen in der Ecke geschlafen. Links an die Wohnstube war direkt der Stall angeschlossen. Man konnte so die Wärme der Tiere auch für die Wohnstube nutzen. In dem recht großen Stall wurden einige Kühe, Schafe, ein Schwein und Hühner gehalten.
In diesem Gebäude war links die Kleiderkammer untergebracht und rechts wurde die Wäsche gewaschen. Da im Wohnhaus grundsätzlich nur mit dem Holzofen geheizt wurde, roch die Kleidung ständig nach Rauch. Deshalb war es notwendig, die Kleidung in einem separaten Gebäude entfernt vom Wohnhaus aufzubewahren.
In einem weiteren zweigeteilten kleineren Gebäude wurde die Essens- und Getränke-Vorräte gelagert, die nicht gekühlt werden mussten.
Alles was gekühlt werden musste, kam in diesen begrünten Keller. Er ist tief in die Erde gebaut und die Wände unten mit Steinen gemauert. Die Begrünung des Daches half dabei, die Temperatur im Inneren niedrig zu halten.
In diesem Gebäude gab es an der Stirnseite ein „Jugendzimmer“. Hier schliefen die Heranwachsenden, sobald es nicht mehr so kalt war und hatten hier etwas mehr Privatsphäre als im Wohnhaus. Dahinter schließt sich der Werkzeugschuppen an.
Dieses ganz schwarz geräucherte Haus ist das Bade- und Sauna-Haus. Hier erfolgte nicht nur die Körperhygiene, sondern es wurden auch die medizinischen Versorgungen hier vorgenommen, Kinder zur Welt gebracht und Tote bis zur Beerdigung aufgebahrt.
Alles in allem ein hochinteressanter Gebäude-Komplex, im dem man sich tatsächlich in die damalige Zeit zurück versetzt fühlt. Solche Freilichtmuseen liebe ich. Hier kann man wirklich nachfühlen, wie hart das Bauernleben damals war. Ich bin noch stundenlang danach erfüllt von diesen Eindrücken.