Golfrunde im PGA of Sweden National

Ich stehe völlig einsam auf dem Parkplatz des Golfclubs PGA of Sweden National. Der heftige Hagelschauer von gestern Abend wiederholt sich in regelmäßigen Abständen die ganze Nacht hindurch.  Ich mache kaum ein Auge zu, denn die Hagelschauer trommeln mit einem irren Getöse auf mein Autodach. Und wenn es gerade mal nicht hagelt pfeift der Wind laut um alle Ecken. Eine wirklich ungemütliche Nacht.

Der Morgen empfängt mich wieder mit einem heftigen Regenschauer, aber weil dahinter die Sonne scheint, auch mit einem fantastischen Doppelregenbogen.

Die Wettervorhersage für heute ist inzwischen sehr durchwachsen. Gestern sah das noch freundlicher aus. Ich überlege, ob ich meine reservierte T-time auf dem Links Course stornieren soll, ringe mich dann aber doch dazu durch, die Runde zu spielen.

Als ich zum Tee 1 laufen will, beginnt es wieder heftig zu regnen. Ich stelle mich erst nochmal unter und warte den Schauer ab. Dann gehe ich auf die Runde. Ein toller Platz mit schönen gepflegten Fairways, vielen Bunkern und tollen Grüns. Der Platz steht auch keineswegs unter Wasser, wie ich nach dem ganzen Regen befürchtet hatte. Er lässt sich supergut spielen.

Unterwegs finde ich mitten auf den Fairways immer wieder Bälle. Die müssen wohl gestern Abend die Spieler bei dem Hagelschauer aufgegeben haben, um sich schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen. Da ich heute morgen die erste Spielerin bin, die auf die Runde geht, kann ich meinen Ballbestand wieder aufbessern. Es sind sogar einige ProV1 darunter.

Zwischendrin erwischt mich ein erneuter Regenguss, er dauert aber nicht lange. Der starke Wind bläst die Wolken weg, und sofort kommt wieder die Sonne raus.

Am Loch 15 kommt schon wieder eine dunkelgraue Wolke in Sicht. Jetzt sollte ich mich beeilen, dass die letzten 3 Löcher noch vor dem nächsten Regenguss schaffe. Wäre aber gar nicht notwendig gewesen. Als ich an Bahn 18 einloche scheint schon wieder die Sonne.

Insgesamt eine tolle Runde, und trotz der widrigen Bedingungen mit heftigem Wind und Regen gelingt mir eine richtig gute Runde. Schade nur, dass ich alleine spielen musste. Ich habe den Platz nur mit einigen Kaninchen und den Greenkeepern geteilt.

Bohusläns Küste

Die Weiterfahrt Richtung Süden findet bei schönstem Sonnenschein statt. Es ist kalt und noch immer bläst dieser heftige Wind, aber es ist wenigstens trocken.

Den ganzenTag über muss ich noch an den Flug der Gänse von gestern Abend denken. Vielleicht war das ein Zeichen, dass es auch für mich Zeit für den Abflug nachhause wird?

Ich vermeide mal wieder die E-Schnellstraße und fahre stattdessen die ganz kleinen Straßen direkt an der Bohusläns Küste entlang. Die gesamte Küste hier ist geprägt von riesigen Felsformationen, die von der Eiszeit rundgeschliffen sind. In ihren Schutz kauern sich einzelne Höfe, oder ganze Siedlungen.

Einer der hübschesten Orte dieser Küste ist Fjällbacka. Der Ort ist unglaublich dicht bebaut, durch manche Gassen kommt man mit dem Auto kaum hindurch. Aber alle Holzhäuser sehr schön und liebevoll gestaltet.

Direkt hinter dem Ort erhebt sich einer der höchsten Felsen der Küste. Von hier oben hat man einen grandiosen Blick auf den Ort hinunter und über die Schären der Küstenlandschaft. Der Ausblick ist das Hochklettern wert!

Ich fahre noch bis Rönnäng an der Südspitze einer kleinen Halbinsel kurz vor Göteborg.

Hier finde ich einen Übernachtungsplatz direkt an einem winzigen Strand.

Baden ist hier im Moment aber nicht so ratsam, das Wasser ist voll mit Quallen, die lange Nesselfäden hinter sich herziehen. Ich erinnere mich, dass ich als Kind in einem Dänemarkurlaub mal Bekanntschaft mit solchen Quallen gemacht habe. Die Haut hat noch tagelang gebrannt, wo sie mit den Fäden in Kontakt kam. Ich glaube, es wurde uns damals gesagt, das wären Feuerquallen. Ob diese hier auch zu dieser Sorte gehören, will ich gar nicht herausfinden.

Weiterfahrt bis Malmö

Die Nacht bringt erneut heftigen Regen. Und auch der nächste Morgen sieht durchwachsen aus. Meinen Plan, hier in der Nähe nördlich von Göteborg noch eine Runde Golf zu spielen streiche ich mal wieder.

Ich will heute zunächst bis Göteborg fahren, und mir die Stadt anschauen, falls das Wetter es zulässt. Aber als ich mich Göteborg nähere, schüttet es wie aus Kübeln und über der Stadt hängt ein dichter, grauer Regenschleier. Nicht sehr einladend.

Ich fahre deshalb weiter bis nach Malmö. Unterwegs richtiges Aprilwetter: mal so heftige Regengüsse, dass man auf der Autobahn nur noch Schritttempo fahren kann, dann kommt wieder die Sonne raus. Das ist das gute an dem starken Wind, er bläst auch die Regenwolken sehr schnell vor sich her und auch wieder weg.

Kurz vor Malmö biege ich links ab nach Bara. Hier liegt der Golfplatz PGA of Sweden National. Besser gesagt, die Plätze, denn es sind zwei 18-Loch-Plätze: der Lakeside Course und der Links Course.

Bereits die Einfahrtsstraße zu den Plätzen ist sehenswert und der erste Blick auf das imposante Clubhaus ist beeindruckend.

An der Reception bekomme ich sofort eine T-time für morgen auf dem Links Course. Ich habe die freie Auswahl, es ist überhaupt nichts los (die Saison ist rum!). Das Wetter sieht für morgen gar nicht so schlecht aus, aber immer noch so viel Wind.

Als ich zum Auto auf dem Parkplatz zurücklaufe, geht ein heftiger Hagelschauer über uns hinweg. Die paar Meter reichen, dass ich komplett durchnässt und fast erfroren bin. Eine Viertelstunde später scheint wieder die Sonne. Hoffentlich erwischt mich solch ein Schauer morgen auf der Runde nicht.

Zur Übernachtung bleibe ich direkt vorm Clubhaus stehen. Fast der gesamte riesige Parkplatz ist leer. Außer mir stehen nur noch 4 Autos hier. Heute Nacht habe ich ihn wahrscheinlich exklusiv für mich.

Abflug der Wildgänse nach Süden

Gestern Abend in der Dämmerung durfte ich Zeuge eines grandiosen Naturschauspiels werden. Es fing zunächst mit einem leichten Geschnatter in der Luft an. Als ich hoch schaute flog eine Gruppe Wildgänse über mich hinweg in einer perfekten V-Formation. Der Zug war circa 30 Gänse lang. Ein tolles Bild, aber bis ich meine Kamera parat hatte, waren sie schon außer Sicht.

Ich wollte gerade die Kamera wieder wegpacken, da kam der nächste Zug. Dieser war sogar noch länger. Ich schätze ihn auf ca. 50 Gänse, die ich aber gar nicht alle aufs Bild bekam.

Und danach ging es Schlag auf Schlag. Riesige Gruppen von Gänsen, die in Pulks von 50 – 100 Tieren flogen. Teils in perfekter V-Form, teilweise ohne Formation.

Dann kam das Hauptfeld. Der ganze Himmel war voll mit Gänsen und einem lauten Geschnatter. Das Hauptfeld enthielt zwar noch einige wenige V-Formationen, aber die meisten Gänse flogen in einem wilden Chaos durcheinander. Wahrscheinlich waren das die jungen und unerfahrenen Gänse. Aber sie haben noch eine lange Reise vor sich und bis sie ankommen werden sie sicherlich lernen, dass es sich in geordneter V-Form leichter und schneller fliegt.

Das ganze Spektakel hat circa eine halbe Stunde gedauert. Es ist schon fast dunkel bis die letzten durch sind.

Ich bin völlig überwältigt von diesem Naturschauspiel. Ich stehe da mit einer Gänsehaut und Tränen in den Augen vor Ergriffenheit.

Insgesamt müssen es einige tausend Gänse gewesen sein. Sie flogen in exakter Nord-Süd-Richtung, wie ich anhand meiner Kompass-App auf dem Handy danach überprüft habe. Wahrscheinlich haben sie sich in Norwegen oder Nordschweden versammelt, um dann gemeinsam los zu fliegen. Es ist Vollmond. Vielleicht ist das ihr jährlicher Startzeitpunkt? Vielleicht spüren sie aber auch, dass die Temperaturen hier bald auf Frostniveau sinken werden? Oder sie wollten den starken Wind nutzen, der seit ein paar Tagen genau in ihrer Zugrichtung bläst?

Zwei Nationalparks, zwei Wanderungen

Tiveden Nationalpark

Ich verlasse meinen tollen Übernachtungsplatz am See und fahre bis in den Tiveden Nationalpark hinein. Das Wetter ist zwar windig, aber immer noch schön. Daher kann ich die hier geplante Wanderung in Angriff nehmen.

Die Auswahl an Wanderwegen in dem Nationalpark ist enorm. Ich suche mir einen circa 3-stündigen Rundweg heraus. Der Tiveden Nationalpark zeichnet sich durch wilde, ursprüngliche Natur aus. Und auch der Wanderweg geht wirklich mitten durch wildes Gelände. Oft gar nicht mehr als Weg zu erkennen, aber gut ausgeschildert.

Die Wanderung führt an vielen kleinen See vorbei und führt in einem Bogen bis zu einem riesigen See.

Hier genehmige ich mir eine Vesperpause, bevor es auf einer anderen Strecke wieder zurück geht.

Strömstadt

Ich bin heute Morgen ganz früh aufgebrochen und es ist jetzt erst kurz nach Mittag. Deshalb fahre ich noch weiter Richtung Westküste. Da das Wetter so toll ist, wird die Fahrt zum Genuss und ich fahre letztendlich die ganze Strecke bis zur Küste nach Strömstad durch.

Hier habe ich mir einen Golfplatz rausgesucht, der direkt an der Grenze zu Norwegen liegt. Der Wetterbericht sagt für morgen gutes Wetter voraus, also perfekt für eine Runde Golf.

Ich fahre direkt zum Golfplatz und übernachte auf dessen Parkplatz. Die ganze Nacht geht jedoch ein solch heftiger Regen nieder, dass der Platz am nächsten Morgen unter Wasser steht. Die Sonne kommt zwar raus, wie vorhergesagt, aber es bläst ein ziemlicher Sturm. Deshalb wird das Golfen gestrichen. Sturm und ein unter Wasser stehender Platz sind nicht die Bedingungen, die ich mir für eine Runde Golf wünsche.

Ich ändere mein Tagesprogramm also kurzfristig und fahre nach Strömsund rein zum Hafen. Hier will ich eine Fähre buchen, die mich in den Kosterhavets Nationalpark bringt. Dieser Nationalpark war der erste maritime Nationalpark. Er besteht aus einem Archipel von Inseln mit den beiden Hauptinseln Nord Koster und Syd Koster. Da die Inseln autofrei sind, brauche ich erst mal einen Parkplatz. Und finde tatsächlich einen kostenlosen (er kostet nur in der Sommer-Saison) nicht weit vom Hafen entfernt.

Kosterhavets Nationalpark

Die nächste Fähre geht in einer halben Stunde, das passt prima! Das Wetter zeigt inzwischen strahlend blauen Himmel, aber immer noch Sturm. Egal, die Überfahrt dauert zwar 45 Minuten, aber so schlimm wird der Seegang schon nicht werden.

Wir sind jedoch noch keine 10 Minuten auf See unterwegs, als die ersten Passagiere bereits mit grünem Gesicht über der Reling hängen. Über Lautsprecher kommt prompt die gnadenlose Durchsage vom Kapitän: Er entschuldigt sich für den Seegang, es hätte heute ca. 70 kmh Windgeschwindigkeit. Wer empfindlich sei, sollte diese Tour besser im Sommer machen, jetzt im Herbst wären solche Winde normal. Und die drei Passagiere, die dort an der rechten Schiffseite über der Reling hängen, möchten bitte sofort ans Heck des Schiffes gehen. Denn wenn sie spucken müssten, wäre das besser mit dem Wind, als es gegen den Wind zu versuchen. Andernfalls müssten sie nach der Fahrt länger auf dem Schiff bleiben, um das Deck wieder zu putzen.

Es hat gewirkt, das Schiff blieb sauber.

Ich steige im Hafen der Südinsel an deren südlicher Spitze aus. Auf diesen Inseln gibt es verschiedene Wanderwege. Ich laufe einen, der die ganze Südinsel umrundet immer an der Küste lang. Es ist zwar schönster Sonnenschein, aber kalt ist es durch den Wind trotzdem. Ich bin froh, dass ich zwei dicke Pullis anhabe.

Es gibt wunderschöne Buchten zum Teil sogar mit Sandstränden. Aber nach Baden ist mir nicht zumute.

Zur Mittagspause ist es endlich etwas wärmer geworden, sodass ich zumindest einen Pulli ausziehen kann.

In den winzigen Fischerdörfern liegen überall schon die Käfige für den Hummerfang bereit. Hier vor der Küste ist das Hauptfanggebiet für Hummer und die Saison geht in circa 2 Wochen los. Schade, dass ich etwas zu früh dran bin.

Teilweise steht der Weg total unter Wasser durch den heftigen Regen letzter Nacht. Das bisher norwegische Motto „You will get wet feet anyway“ muss ich wohl in ein generell skandinavisches Motto umtaufen.

Danach geht es weiter bis an die Nordspitze der Südinsel. Hier legt die Fähre in einem kleinen Hafen ebenfalls an und ich kann von hier aus nach Strömstad zurückfahren.

Ein letzter Blick vom Schiff aus zurück auf die Insel.

Vitlyckemuseet

Ich fahre danach noch eine kurze Strecke von Strömstad die Küsten entlang Richtung Süden. Hier liegt ein Museum mit einem riesigen Granitfelsen, in dem Felsritzungen aus der Bronzezeit gefunden wurden.

Die Felsritzungen sind heute mit Farbe ausgemalt, damit man sie besser erkennen kann. Ob sie damals ebenfalls farbig gestaltet waren, weiß man nicht. Sie zeigen viele Kampf- und Jagdszenen, sowie Boote und Schlitten. Was vor allem auffällt, sind die großen Phallus-Symbole, die offenbar Fruchtbarkeit darstellen sollen.

Da es inzwischen recht spät geworden ist, bleibe ich direkt auf dem Parkplatz des Museums zum Übernachten stehen. Rundherum nur Wiesen und Felder, herrlich ruhig.

Weiterfahrt von Stockholm in Richtung Westküste

Eigentlich habe ich für heute noch eine Stadtbesichtigung per Segway gebucht, um in circa 2 Stunden die Highlights der Sehenswürdigkeiten von Stockholm zu erkunden. Aber nach dem gestrigen Chaos der Parkplatzsuche und Navigationsprobleme habe ich heute überhaupt keine Lust mehr mich nochmals in das City-Wirrwarr zu stürzen. Ich lasse die Tour sausen, obwohl sie bereits bezahlt ist.

Stattdessen mache ich mich auf den Weg Richtung Göteborg und Westküste.

Silbermine in Sala

Mein erstes Ziel auf dem Weg ist Sala. Hier liegt ein altes Silberbergwerk. Es ist heute nicht mehr in Betrieb, aber die Miene ist zur Besichtigung freigegeben. Man kann hier eine Tour buchen, die unter Tage in die alten Stollen führt. Es interessiert mich, einmal wirklich unter Tage zu gehen und die Atmosphäre und die Arbeitsbedingungen der Bergleute selbst zu erleben. Ich habe zwar vieles darüber gelesen, aber es real zu erleben, ist doch etwas anderes.

Und ich werde nicht enttäuscht. Ich kann direkt eine geführte Tour buchen, die eine halbe Stunde später losgeht.

Nachdem wir alle mit Helmen ausgerüstet sind, geht es in diesem alten Schacht zunächst circa. 200 m in die Tiefe. Heute ist es komfortabel mit Treppen für die Touristen ausgebaut, die Bergleute mussten sich aber ohne Treppen an Seilen auf sehr steil nach unten führenden Stollen hinab kämpfen.

Hier unten ist es völlig dunkel. Unser Guide hat zwar eine Fackel dabei, aber man sieht höchstens einen Meter weit. Fotos machen ist fast unmöglich, wie man sieht.

Die Dunkelheit hier unten, die Feuchtigkeit und die eisigen Temperaturen lassen erahnen, wie schwierig die Arbeit der Bergleute war. Nach circa einer Stunde dort unten in den Stollen, bringt uns ein Aufzug durch den Hauptschacht wieder nach oben. Wir blinzeln alle erst mal in das helle Tageslicht.

Da es erst früher Nachmittag ist, fahre ich danach noch ein ganzes Stück weiter in westlicher Richtung bis in den Tived Nationalpark. Hier, weit weg von Stockholm, finde ich auch endlich wieder einen schönen Übernachtungsplatz direkt an einem See.

Stockholm City und die Schären

Für heute steht die Stadtbesichtigung von Stockholm an. Ich habe mir für den Nachmittag eine Bootstour durch die Schären gebucht. Eigentlich hatte ich eine ganztägige Kayak-Paddeltour durch die Schären gebucht. Aber ich habe gestern Abend die Absage der Tour erhalten, da ich wieder einmal der einzige Teilnehmer war und die Mindestanzahl bei zwei zahlenden Teilnehmern liegt. Die Saison ist hier bereits seit Mitte August vorüber und alle Touristen schon wieder zuhause.

Als ich nach Stockholm reinfahre besteht mein vorrangiges Problem darin, einen Parkplatz zu finden. Er sollte nach Möglichkeit auch nicht allzu weit vom Hafen entfernt liegen, damit ich für die Bootstour später nicht die ganze Stadt durchqueren muss. Die Parkplatzsuche wird allerdings zum Abenteuer. Nach circa einer Stunde Irrfahrt durch die City finde ich endlich ein Parkhaus, das noch freie Plätze hat.

Ich mache mich dann zu Fuß auf, um die Stadt zu erkunden. Ein hektisches Gewirr von viel zu vielen Autos, Fahrradfahrern und vor allem dieser neumodischen elektrischen Roller. Von allen Seiten wird man ständig angerempelt oder fast überfahren. Diese Roller sind allgegenwärtig. Sie stehen oder liegen überall verstreut herum und können jederzeit gebucht und wieder stehen gelassen werden. Das hat zur Folge, dass die gesamte City mit diesem Rollern zugemüllt ist.

Ich versuche, so schnell wie möglich von der City weg Richtung Hafen zu kommen. An einem wunderschönen Platz mit Springbrunnen genehmige ich mir erst mal ein Eis.

Das Wetter heute Morgen ist wieder ganz sonnig. Aber leider ist für später wieder Regen angesagt.

Der Hafen ist richtig schön. Vor allem das Königsschloss beherrscht hier direkt am Wasser gelegen die Szenerie. Rund um das Schloss ist auch ständig etwas los. Wachablösung, berittene Polizistinnen, oder auch eine Marschkapelle, die ich aber leider nur aus der Ferne mitbekomme.

Die Möven haben keinen Respekt vor Königen.

Im Hafen liegen neben den ganzen Ausflugsdampfern und modernen Schiffen auch einige tolle große Segelschiffe, die wunderschön aussehen. Mit so einem würde ich gerne mal in See stechen.

Das Ausflugsboot, das ich gebucht habe, ist die Östana. Es ist ein historisches Dampfschiff von 1906. Die Fahrt durch die Schären vor Stockholms Küste dauert ganze 2,5 Stunden.

Wir passieren eine riesige Anzahl kleiner und größerer Inseln, teilweise mit nur einem Haus, teilweise mit ganzen Siedlungen. Alles jedoch Grundstücke mit einem Wert von mehreren Millionen. Zum großen Teil sind es lediglich Sommerhäuser reicher Stockholmer. Manche Siedlungen sind jedoch auch ganzjährig bewohnt.

Leider stimmt die Wettervorhersage und unterwegs fängt es wieder kräftig an zu regnen.

Bei der Rückkehr zum Parkhaus bekomme ich einen Schock. Die Parkgebühren betragen 75 € !!!

Zum Übernachten will ich auf einen Campingplatz, der direkt in der Nähe der Altstadt liegt. Mein Navi ist völlig überfordert und bringt mich an den Rand des Wahnsinns. Ständig soll ich irgendwo abbiegen, wo gar keine Straße oder eine Einbahnstraße ist. Baustellen in der ganzen Stadt machen die vorgesehenen Routen ebenfalls unmöglich. Ich bekomme also ständig die Ansage: „Sie sind von der Route abgewichen.“ Nachdem ich die Stadt circa 5 Mal umkreist habe, gebe ich auf. Ich fahre wieder aus der Stadt hinaus, zurück zu dem Waldparkplatz von letzter Nacht.

Golf rund um Stockholm

Ljusterö

Da mir im Moment noch die Lust auf Großstadt fehlt, umfahre ich Stockholm weiträumig an der Küste entlang. Ich nehme eine Fähre und setze über auf die Insel Ljusterö vor der Küste Stockholms. Auf dieser Insel gibt es den Lusterö Golfklubb, den ich morgen spielen will. Da es hier im Süden und speziell rund um Stockholm fast keine Möglichkeiten zum Wildcampen gibt, übernachte ich direkt auf dem Parkplatz des Golfplatzes. Es ist herrlich ruhig.

Der nächste Tag bringt endlich wieder mal ein wenig Sonnenschein. Im Laufe des Tages wird es sogar richtig warm und die Runde im Ljuströ Glofklubb zum Genuss.

Ich spiele mit einem schwedischen Ehepaar zusammen. Die beiden sind supernett und wir unterhalten uns die ganze Runde lang nur übers Reisen. Sie sind aus Stockholm und haben sich erst vor kurzem hier in der Nähe des Golfplatzes ein Wochenendhaus gekauft. Sie laden mich nach der Runde zu sich ein. Wir bereiten gemeinsam einen Imbiss zu, der zur Hälfte aus ihrem Kühlschrankinhalt besteht, und zur anderen Hälfte aus den Vorräten aus meiner Kühlbox. Dazu gibt’s ein Bier, dass sich (warum auch immer) „Sleeping Bulldog“ nennt. Schmeckt aber hervorragend. Gegen Abend verabschiede ich mich von den beiden. War ein super netter Tag mit den Zweien.

Akersberga

Ich nehme die Fähre zurück aufs Festland, fahre aber nur einige Kilometer weit bis nach Akersberga. Hier liegt direkt der nächste Golfclub für morgen, der Akersberga Golfklubb.

Ein schöner Platz, der geprägt ist von viel Wald und wieder riesigen, runden Felsblöcken, die so typisch für die gesamt Küste sind.

Übernachtung auch hier direkt auf dem Parkplatz des Golfplatzes. So erspare ich mir die Suche nach einem geeigneten Platz, der hier in der Nähe von Stockholm sowieso nur schwer zu finden ist.

Arninge

Da das Wetter sich immer noch (schon 3 Tage hintereinander!!!) von der freundlichen Seite zeigt, spiele ich direkt noch einen weiteren Golfplatz, den Arninge Golfklubb. Auch hierher muss ich nur wenige Kilometer fahren. Die Golfplätze hier um Stockholm herum sind so zahlreich, dass man höchstens 10 km fahren muss zum nächsten.

Ich habe einen tollen Flight mit zwei Herren aus einem Nachbarclub, die hier heute ihre Proberunde spielen für ein Ligaspiel am Freitag. Beide mit superguten Handicaps von 2 und 4, und beide total nett. Das wird eine richtig gute Runde, denn beide sind sehr konzentriert und das spornt auch mich an.

Ein sehr schöner Platz. Auf einem der kleinen Teiche entdecken wir eine neue Spezies: schwedische Krokodile. Sie sind aus Holz, sehen aber total echt aus, da die einzelnen Körperteile beweglich miteinander verbunden sind, so dass es aussieht, als würden sie sich bewegen.

Der nächste Golfplatz ist in Sichtweite direkt auf der anderen Seite des Sees. Meine Flightpartner schwärmen von dem Club, der wäre super schön. Ich schaue mir später die Website an. Das Greenfee liegt bei 150 €. Das ist mir auch ein schöner Platz nicht wert.

Außerdem habe ich jetzt erst mal genug gegolft und will mir morgen Stockholm anschauen. Auf dem Parkplatz des Arninge Golfklubb kann ich leider nicht übernachten. Aber ich finden einen Parkplatz im Wald in der Nähe, wo es auch total ruhig ist.

Jede Menge Regen, Bäume und Nachtfrost

Robertsfors Golfklubb

Der nächste Tag in Robertsfors wird tatsächlich endlich einmal wieder etwas sonnig. Deshalb werde ich die geplante Runde hier im Robertsfors Golfklubb spielen.

Der viele Regen hat jedoch auch auf dem Platz seine Spuren hinterlassen. Die Bunker sehen so aus:

Und die Fairways sind ebenfalls vollgesogen mit Wasser.

Insgesamt ein netter Platz, aber man versäumt nicht viel, wenn man ihn nicht gespielt hat.

Leider ist es hier inzwischen nachts so kalt geworden, dass ich unglaublich friere. Da sich meine Standheizung ja seit einiger Zeit endgültig verabschiedet hat, versuche ich mit jeder Menge heißem Tee und einer Wärmflasche mich irgendwie warm zu halten. Es gelingt mir nicht.

Nachdem ich einige Stunden gebibbert habe und kein Auge in dieser Nacht zumachen kann, entschließe ich mich dazu, weiter zu fahren, um dann die Motorheizung nutzen zu können. Ich mache meinen Camper also um 2:00 Uhr nachts reisefertig und mich auf den Weg Richtung Süden.

Die Heizung auf voller Stufe bläst nach einigen Kilometern endlich warme Luft und ich taue langsam wieder auf. Das Thermometer zeigt gerade mal 2°C Außentemperatur an. Kein Wunder, dass mir so kalt war. Ich bin inzwischen stinksauer auf den Boschdienst, der bei Einbau der Heizung offensichtlich sehr schlampig gearbeitet hatte. Da die Temperaturen in den nächsten Tagen laut Wettervorhersage hier im Norden bis auf den Gefrierpunkt fallen, ist meine einzige Hoffnung, dass es im Süden etwas wärmer sein wird. Ansonsten wäre meine Reise ganz schnell zu Ende.

Als ich genügend eingeheizt habe, mir endlich wieder warm ist, aber dann doch die Augen zufallen, suche ich mir einen Übernachtungsplatz für die restlichen Nachtstunden.

Weiterfahrt im Regen

Der nächste Tag beginnt mit Regen (welche Überraschung !!!). Ich fahre die Ostküste runter weiter Richtung Süden. Eine ziemlich langweilige Strecke. Wald, Wald und nochmals Wald, Milliarden von Bäumen, Kiefern, Fichten, Birken. Und danach wieder Wald, ca. 700 km lang nur Wald …. hatte ich schon die Bäume erwähnt?? Gähn ….

Ich möchte mir gerne die Höga Küste als nächstes anschauen. Das soll eine traumhaft schöne Küstenlandschaft sein … nach den vielen Bäumen. Aber es schüttet dermaßen, dass meine Scheibenwischer fast den ganzen Tag lang im Schnellgang laufen müssen.

Dieses Wetter macht wenig Lust darauf, aus dem Auto auszusteigen. Deshalb lasse ich die Höga Küste links liegen und fahre weiter durch Richtung Stockholm bis auf die Insel Ljusterö.

Bjuröklubb und Kyrkstad Lövanger

Halbinsel und Naturreservat Bjuröklubb

Nach dem Besuch des International Food Market in Skelleftea fahre ich zum Übernachten ca. 30 km aus Skelleftea hinaus in südlicher Richtung. Hier liegt auf einer weit ins Meer ragenden Halbinsel das Naturreservat Bjuröklubb. Diese Halbinsel hob sich vor ca. 4.000 Jahren aus dem Meer. Die durch das Meer blankpolierten Felsen und angeschwemmten Felsbrocken charakterisieren die Landschaft. Der Leuchtturm wurde 1859 errichtet, da es hier vor der Küste immer wieder zu Schiffsunglücken kam.

Da heute endlich mal wieder ganz schönes Wetter herrscht, nutze ich die Gelegenheit für eine ausgiebige Wanderung zunächst zum Leuchtturm hoch und dann noch rund um die Halbinsel.

Eine raue Landschaft mit den vielen blank polierten Felsen und altem Nadelwald. Überall glänzen die reifen, roten Preiselbeeren in der Sonne.

Irgendwann verliere ich in den Felsen den Weg. Als ich das Gefühl habe, schon viel zu weit entlang der Küste gegangen zu sein, schlage ich mich dann einfach quer Beet durch den Wald. Meine Orientierung stimmt zum Glück. Ich komme nur ca. 200 m unterhalb des Autos zurück auf den Weg.

Kyrkstad Lövanger

Auf der weiteren Fahrt Richtung Süden komme ich kurz darauf durch Lövanger. Hier wurde ein ähnliches Kirchendorf aus dem 16 Jhd. restauriert, wie ich es in Skelleftea besucht hatte.

Da die Wetteraussichten für morgen nicht schlecht sind, biege ich kurz danach nach Robertsfors ab. Hier will ich morgen eine Runde Golf im GC Robertsfors spielen. Ich fahre deshalb direkt zum Golfplatz und übernachte auf dem Parkplatz.

Aber wie sollte es anders sein; es regnet die ganze Nacht und den ganzen Tag heute. Aber ich habe endlich wieder Internetverbindung!!!Deshalb nutze ich diesen Regentag zum Update meines Blogs mit der ganzen vergangenen Woche und hoffe für die Golfrunde auf besseres Wetter morgen.

Die Strecke, die ich in dieser Zeit zurück gelegt habe (meist im strömenden Regen) ist beträchtlich:

Skelleftea und Food Market

Den Ort Skelleftea habe ich deswegen angesteuert, weil lt meinem Reiseführer hier Anfang September jedes Jahr ein Food Market stattfindet. Da das Internet hier nicht funktioniert kann ich leider das genaue Datum nicht herausfinden.

Aber heute Morgen lässt sich die Sonne mal wieder blicken. Deshalb mache ich mich gleich auf in die Stadt zum Tourist-Büro. Hier bekomme ich die Antwort: der Food Market beginnt morgen und dauert 4 Tage. Was mich etwas stutzig macht ist die Bezeichnung International Food Market. Mein Reiseführer hatte angekündigt, dass es hier Spezialitäten aus ganz Lappland gibt.

Also beschließe ich, mir heute noch ein wenig das Städtchen anzuschauen und bis morgen zu bleiben. Im Tourist-Büro habe außerdem die Info erhalten, dass es am Stadtrand (zu Fuß erreichbar) eine alte Siedlung mit Häusern aus dem 16. Jahrhundert gibt. Es ist eine schöne Wanderung an einem Flußufer entlang bis zu dieser Siedlung.

Es handelt sich um eine sogenannte Krykstad. Diese Kirchen-Siedlungen wurden im 16. Jhd. während der Protestantischen Reformation angelegt, um Sami und Farmer rund um eine Kirche anzusiedeln. Der wöchentliche Kirchgang war zwingend vorgeschrieben, dafür stellte die Kirche den Farmern das Land zur Verfügung. Die strikte Kirchgangspflicht endete erst in den 1850er-Jahren. Dieses Kirchdorf Bonnstan besteht aus insgesamt 116 kleinen Kirchenhäusern und 3 Ställen

Die dazugehörige Kirche Skelleftea landskyrka ist ein wunderschöner Prachtbau. Das Tor datiert zwar von 1799, aber die Grundmauern der Kirche sind älteren Datums.

Mir gefiel die Kirche deshalb so gut, weil sie innen ein ganz schlichtes Design hatte. Die Wände sind einfach weiß, lediglich eine prachtvolle Kanzel und ein schlichter Altar ergänzen das Bild.

Der eigentliche Schatz der Kirche verbirgt sich ganz unauffällig hinter dem Altar an seiner Rückseite im Marienchor. Hier steht auf einem ebenfalls schörkellosen weißen Podest eine kleine Skellefte-Madonna aus Walnussholz aus dem 12. Jhd. mit kaum erkennbaren Resten von Bemalung.

Sehr schön fand ich auch das Taufbecken. Es hat eine breite silberne Umrandung, in der Wiesenblumen eingraviert sind.

Für die Übernachtung bleibe ich gleich auf dem Parkplatz des Kirchdorfes stehen. So habe ich es morgen nicht weit in die Stadt zu dem Food Market.

International Food Market

Auf dem Marktplatz sind jede Menge Stände aufgebaut. Wie sich heraus stellt, sind es NUR internationale Stände. Was ich mir eigentlich erhofft hatte, nämlich Spezialitäten aus Lappland, gibt es gar nicht. Kein einziger Stand ist aus Lappland oder Schweden. Dafür aber aus aller Herren Länder: Polen, Ungarn, Elfenbeinküste, Thailand, Italien, Frankreich, Holland, Spanien, Mexiko, Griechenland, USA, England und selbstverständlich aus Deutschland. Ich habe sicherlich die Hälfte vergessen. Es wird hier 4 Tage lang rund um die Uhr gefuttert, bis nichts mehr reinpasst.

Die griechische Taverne steht direkt neben dem Route 66 Imbiss.

Der „deutsche“ Stand trägt die bayerische Fahne und bietet Bratwurst und Schnitzel an.

Dieses Foto war speziell für Ihi gedacht. Ein italienischer Stand bietet neben einer reichen Auswahl an Salami auch jede Menge Süßkram an. Und darunter eine tolle Auswahl an glutenfreiem Gebäck!!

Ich selbst versorge mich beim Holländer mit einem alten Gouda, beim Ungarn mit scharfen Chili-Würsten. Dann genehmige ich mir ein Mittagessen beim Thailänder und hole mir als Nachtisch einige der süßen Stückchen beim Italiener. Jetzt bin ich für die nächsten Tage versorgt.

Regen in Lappland

Nachdem ich auf dem Pass Stekenjokk übernachtet habe, wollte ich eigentlich noch eine Wanderung hier oben im Klimpfjäll unternehmen. Aber das Wetter spielt nicht mit. Es regnet wieder. Eigentlich bin ich froh, diese Ausrede zu haben. Nach der gestrigen Höhlentour bin ich immer noch ganz schön kaputt und habe keine soooo große Lust auf eine Wanderung.

Deshalb fahre ich auf dem Vildmarksvägen weiter. Allerdings fahre ich den Bogen nicht ganz fertig bis nach Vilhelmina, sondern biege vorher bei Saxnäs nach links ab. Ich will ins Vindellsfjällen Naturreservat hoch Hier liegt Tärnaby, der Heimatort von Ingemar Stenmark. Außerdem führt hier der Kungsleden entlang, der wohl berühmteste Fernwanderweg Schwedens, der das ganze Land von Nord nach Süd durchquert. Auf ihm will ich eine 3-Tages-Etappe laufen.

Aber es regnet, und regnet. Schon auf der Fahrt dorthin kündigen die dunklen Wolken an, was mich erwartet.

In Tärnaby schüttet es so stark, dass selbst der Schnellgang der Scheibenwischer die Wassermassen nicht beseitigen können. Der Petrus Lapplands ist mir gar nicht wohl gesonnen. Schon im finnischen Lappland hat er mich mit Regen zugeschüttet. Und nun hier im schwedischen Lappland das gleiche!

Die Vorhersagen für die nächsten Tage sehen auch keine Wetterbesserung vor. Deshalb streiche ich meinen Plan für die Kungsleden-Etappe.

Eigentlich wollte ich hier in Lappland noch weiter nördlich hinauf. Aber leider ist meine Standheizung inzwischen wieder außer Funktion. Die Temperaturen sind hier bereits ziemlich frostig und für den Norden ist bereits Nachtfrost angesagt. Deshalb muss ich leider auch diesen Plan streichen, denn das ginge nur mit funktionierender Standheizung.

Deshalb fahre ich im südlichen Teil Lapplands quer rüber Richtung Ostküste nach Skelleftea. In Storuman lege ich aber zunächst einen Tag auf einem Campingplatz ein. Ich brauche dringend mal wieder eine Waschmaschine. Und eine Sauna für mich zum Aufwärmen.

Von Storuman geht es dann quer durch Lappland. Die Samen sind hier zuhause und ihre Haupteinkunftsquelle ist die Rentierzucht. Mehrmals komme ich an riesigen Gehegen vorbei, die zwei Mal im Jahr dazu dienen, die Rentierherden zusammen zu treiben. Hier werden die Tiere und ihr Nachwuchs dann gezählt, Tiere zum Schlachten aussortiert, Verletzungen und Krankheiten versorgt.

Auf der Fahrt komme ich auch immer wieder an landschaftlichen Höhepunkten vorbei. Mal sind es treppenartige Wasserfälle, dann wieder fantastische Ausblicke von oben in die Landschaft.

Die Straßen sind zum Teil wieder üble Schotterpisten. Meine Stoßdämpfer haben zwischen den Geist aufgegeben, zumindest fühlt es sich so an.

Nett finde ich immer wieder die Schilder, die mich darauf hinweisen, dass ich hier 80 kmh fahren darf. Ich weiß nicht, wie nett mein Caddy das finden würde, wenn ich ihn tatsächlich mit 80 kmh durch die Schlaglöcher knüppeln würde.

An der Ostküste in Skelleftea angekommen suche ich mir einen Übernachtungsplatz direkt am Meer. Da es aber immer noch in Strömen schüttet, kann ich es gar nicht richtig genießen. Die Nacht wird jedenfalls schweinekalt. Aber ich habe mir inzwischen eine gute altmodische Wärmflasche gekauft. Die nehme ich mit ins Bett.

Die Korallgrottan auf dem Vildmarksvägen

Die ganze Nacht durch hat es geschüttet und auch heute Morgen hört der Regen nicht auf. Allerdings ist er in einen leichten Nieselregen übergegangen, der erträglich ist. Aber da ich heute sowieso unter die Erde gehe, ist es eigentlich egal, was für Wetter oben herrscht.

Ich habe für heute eine Tour druch die Tropfsteinhöhle Korallgrottan gebucht. Pünktlich um 9 Uhr treffen auf dem vereinbarten Parkplatz der Tourguide August vom Veranstalter Vilseledaren, sowie die Gruppe der anderen 5 Teilnehmer ein.

Diese 5 sind eine international gemischte Truppe. Sie haben alle zusammen in Stockholm Medizin studiert und sind jetzt in verschiedenen Jobs und Projekten über Schweden verteilt. Um den Kontakt zu halten, treffen sie sich einmal pro Jahr für ein paar Tage und unternehmen etwas gemeinsam. Diese Tour hatten sie bereits im März gebucht!!! Die sechste Person musste allerdings kurzfristig absagen, da sie sich aus dem Job nicht frei machen konnte. Mein Glück, denn ich kann kurzfristig nach dem Telefonat von gestern Abend für sie einspringen!!!

Die gesamte Truppe besteht nun also aus:
August (Tourguide), Schwede
Claire, Französin
Lia, Italienerin
Chubanka, Inder
Eddie + Jan, Litauer
Alla, Deutsche
Da die gemeinsame Sprache der 5er Truppe eh Englisch ist, passt das wunderbar. Sie sind eine unglaublich lustige Truppe, die sich den ganzen Tag lang gegenseitig hochnehmen, lachen, Spaß haben und eine ansteckend gute Laune verbreiten. Speziell die kleine Italienerin Lia (150 cm klein) und der lange Litauer Eddie (198 cm groß) sind zwei Powerpakete sehr unterschiedlicher Art, aber unterhalten die Truppe. Ich werde vom ersten Moment an integriert.

31.8. Höhlentour in die Korallgrottan

Zunächst besteht uns eine Wanderung von ca. 1 Stunde durch Feuchtgebiet bevor. Sie ist komplett durch einen Steg mit zwei parallelen Holzbohlen angelegt. Dieser Steg dient dazu, die empfindliche Fauna des Naturreservates zu schützen. Außerdem dient sie auch dazu, einigermaßen trockene Füße zu behalten. Da es jedoch die ganze Nacht durch geregnet hat, ist dieses Feuchtgebiet wirklich mehr als feucht.

Aber das Motto ist ja schon aus Norwegen bekannt: „You will get wet feet anyway!“

Das Wasser hat diese Holzbohlen aber auch extrem glitschig gemacht. Jeder von uns zeigt unfreiwillige Showeinlagen, bei denen wir auf einem Bein ca. 2 m rutschen und irgendwie versuchen das Gleichgewicht zu halten und nicht in die Matsche zu fallen. Jede Showeinlage wird aber mit großen Hallo und Applaus belohnt und mit Haltungsnoten bewertet.

Die Wanderung von einer Stunde auf dem schmalen Steg ist unglaublich anstrengend. Das vorsichtige Gehen, um nicht auszurutschen, das ständige nach unten Starren, um nicht neben den Steg zu treten und trotzdem noch die Landschaft zu genießen, erfordern höchste Konzentration. August legt deshalb regelmäßige Stops ein, in denen er uns ganz viel über die hier ansässigen Sami und deren Geschichte erzählt.

Als wir an diesem Wasserfall vorbeikommen, ahnen wir noch nicht, dass dies der Ausstieg aus der Höhle sein wird und August verrät auch nichts.

Nach gut einer Stunde erreichen wir dann eine Hütte, in der die Ausrüstung für die Höhle auf uns wartet. August bereitet uns jedoch zunächst einmal eine schwedische Fika zu. Ein Frühstück mit regionalen Spezialitäten, wie Fladenbrot, Käse, der in dieser Höhle gereift ist, Bärensalami, Elchsalami, sowie Kaffee un Tee.

Danach wird die Ausrüstung für die Höhle verteilt. Jeder erhält einen wasserdichten Overall, Helm mit Stirnlampe, Knieschoner und Gummi-Handschuhe.

Die Truppe ist fertig fürs Abenteuer.

Am Eingang der Höhle gibt August uns noch Instruktionen, wie wir uns in der Höhle zu bewegen haben, und was im Notfall zu tun ist.

Und dann geht’s hinunter ins Dunkle. Die Höhle besteht nur aus natürlichen Gängen, die das Wasser gegraben hat. Es wurde hier nichts künstlich erweitert. Das bedeutet es wird teilweise sehr, sehr eng und sehr, sehr niedrig. Krabbeln auf allen Vieren ist die meiste Zeit angesagt. Es ist jedes Mal eine Erleichterung, wenn wir einen etwas höheren Gang erreichen und uns aufrichten können.

Dort unten in der Höhle herrscht das ganze Jahr eine gleichmäßige Temperatur von 4°C. Alle paar Meter sitzen wir auf dem eiskalten Fels, um zu warten bis die Truppe vollzählig zusammen ist und frieren uns den Arsch ab. August erklärt uns dann vieles und macht aus auf besondere Details aufmerksam.

Video-1-Korallgrotta

Aufgrund der Tropfsteinformationen an der Decke über uns dürfen wir uns die meiste Zeit gar nicht aufrichten, weil wir sonst mit dem Helm an diese fragilen Strukturen stoßen könnten und sie zerstören.

Dazwischen viel Gelächter und ganz viel Spaß.

Speziell als es dann durch eine ganz enge Röhre geht. Lia darf als Erste, denn für sie stellt es gar kein Problem dar, sie flutscht da durch. Aber dann kommt Eddie. Er muss alle Luft ausatmen, um sich schmaler zu machen, dann geht’s ein paar Meter vorwärts. Dann wieder Luft holen, erneut ausatmen und vorwärts. Es wird ein Spektakel bis alle da durch sind.

Immer wieder heißt es klettern über oder unter Felsbrocken, um tiefe Spalten zu überwinden, oder Abhänge hinunter zu kommen. Teilweise sind solche Abhänge aber auch lustige Rutschpartien, wenn der Fels glatt genug ist.

Video-2-Korallgrotta

Und immer wieder tauchen komplett andere Strukturen oder Phänomene auf. In einem Gang blinken Millionen kleiner Lichter auf, wenn die Stirnlampen sie anstrahlen. Es sind winzige Tautropfen, die wie der schönste Sternenhimmel aussehen.

Nach über zwei Stunden sind wir alle komplett erledigt, aber auch überwältigt. Wir wissen noch nicht, dass uns mit dem Ausstieg aus der Höhle noch der anstrengendste Teil bevorsteht.

Dieser Gang führt nach oben hinaus. Er ist recht lang und sieht hier zunächst noch machbar aus. Aber er verengt sich immer mehr und ist irgendwann nur noch ca. 50 cm breit und ca. 40 cm hoch. Hinzu kommt, dass er voll mit Wasser steht. Wir müssen uns in Bauchlage vorwärts robben. Aber August bittet uns, die Hände dabei nicht mehr flach auf den Boden zu setzen, sondern die Hände zur Faust zu ballen und uns dann auf den Knöcheln aufzustützen. So würde kein Wasser in die Ärmel laufen. Außerdem sollen wir die Knie nicht im Wasser aufsetzen, sondern möglichst auf irgendeinem Felsbrocken.

Leichter gesagt als getan. Man muss quasi im ganz flachen Liegestütz knapp über dem Boden, bzw. Wasser vorwärts robben. Der Gang nimmt kein Ende und führt immer steiler nach oben!!! Irgendwann geht mir völlig die Kraft aus. Inzwischen ist es mir egal, wo mir Wasser reinläuft, ich kann nicht mehr. Ich liege auf dem Bauch im Wasser, alle Muskeln sind verkrampft und zittern. Ich komme nicht mehr vorwärts. Ich war die erste hinter unserem Guide August, aber der ist längst weg. Hinter mir staut sich die Truppe. Ich bitte Claire hinter mir um einen Augenblick Geduld, damit ich verschnaufen kann.

Als Antwort kriege ich erstmal ein Stöhnen. Dann meint sie, dass sie heilfroh ist, sie kann auch nicht mehr. Aber so könne sie wenigstens mich beschuldigen, falls die hinter ihr meckern. Aber da hinten im Dunkeln meckert keiner. Es dringt nur ein endloses Gestöhne nach vorne.

Aber über die Bemerkung von Claire muss ich so lachen, dass sich die Verkrampfung löst und mir der nächste Move gelingt. Und dann taucht auch irgendwann endlich Licht am Ende des Ganges auf. Geschafft!!!

Wir kommen an genau dem Wasserfall heraus, den wir auf dem Hinweg bereits passiert hatten. Und dieser Wasserfall ist auch der Grund, warum der letzte Gang der Höhle unter Wasser steht.

Als alle draussen sind, fallen wir us erst mal gegenseitig um den Hals. Von August bekommen wir dann noch aufgetragen, unter dem Wasserfall in voller Montur eine Dusche zu nehmen, um die Overalls etwas von all dem Matsch und Dreck zu säubern. Er will inzwischen schon zu Hütte vorgehen und das Mittagessen vorbereiten.

Die Dusche wird ein absoluter Spaß.

Als wir die Hütte wieder erreichen, ist August schon dabei, ein Lagerfeuer zu entzünden an dem wir uns wieder aufwärmen und trocknen können.

In einer Riesenpfanne brät er dann über dem offenen Feuer Elchfleisch an, das in hauchdünne Streifen geschnitten ist.

Dann kommen noch Pfifferlinge, verschiedene Gemüse, sowie eine riesige Menge Sahne hinzu. Das Ganze würzt er mit diversen Kräutern und Wachholderbeeren.

In einem separaten Topf hat er Kartoffeln gekocht und dazu gibt’s noch Preiselbeeren. Wir futtern, was das Zeug hält. Es schmeckt so herrlich gut, dass wir alle die Teller sauberschlecken.

Satt und müde müssen wir aber nochmal die gleiche Holzbohlen-Wanderung von einer Stunde zurück bewältigen.

Aber August legt auch auf dem Rückweg immer wieder Stops ein, in denen er uns jetzt viel über die Vegetation erzählt, jede Menge essbare Pflanzen und Beeren zeigt, und auch die giftigen, wie im Bild.

Zurück an den Autos tausche ich mit Chubanka noch die Speicherkarten unserer Kameras aus um jeweils die Bilder vom anderen herunter zu laden. Er hat viel in der Höhle fotografiert und ich außerhalb. So bekommen wir beide alle Bilder.

Nachdem ich der Super-Truppe Adieu gesagt habe, fahre ich wieder zum Pass hoch. Einen Übernachtungsplatz hatte ich gestern Abend ja schon gefunden. Völlig kaputt und fertig, aber auch noch völlig erfüllt von den Erlebnissen des Tages, fahre ich nur auf den Parkplatz, auf dem jetzt noch ein anderer Camper steht, falle sofort ins Bett und schlafe am nächsten Morgen richtig lange aus …. Bis es laut an meinem Fenster klopft. Ein älterer Herr steht davor und fragt nach, ob bei mir alles OK ist, oder ob ich krank bin. Er hat sich Sorgen gemacht, nachdem weder gestern Abend noch heute Morgen irgendetwas von mir zu hören oder zu sehen war. Das fand ich sehr nett und nicht selbstverständlich.

Der Hallingsafallet auf dem Vildmarksvägen

Der Vildmarksvägen wird als eine der landschaftlich schönsten Strecken Schwedens angepriesen. Hierzu muss man die E45 bei Strömsund verlassen und fährt auf einem Bogen durchs Bergland und bei Vilhelmina dann wieder zurück auf die E45.

30.8. Hallingsafallet

Es hat zwar die ganze Nacht durch geregnet, aber der Tag beginnt wieder mit strahlendem Sonnenschein. Die Strecke des Vildmarksvägen führt zunächst an einer traumhaft schönen Seenlandschaft vorbei. Die Ufer der Seen sind mit Birken gesäumt, deren weiße Stämme in der Morgensonne leuchten vor dem Blau der Seen, in denen sich der Himmel spiegelt. Ein fanstatisches Bild, das man mit der Kamera fast nicht einfangen kann.

Und dann geht es langsam hinauf in die Berge.

Ich will mir einen der spektakulären Wasserfälle auf dieser Strecke anschauen, den Hallingsafallet. Er liegt etwas abseits des Vildmarksvägen. Als das Schild dorthin auftaucht, zweige ich von der Strecke ab.

Und befinde mich sofort auf der übelsten Schotterpiste, die ich bisher erlebt habe. Übersät mit Schlaglöchern. Durch den Regen in der Nacht sind sie alle mit Wasser gefüllt, so dass nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, wie tief sie sind. Allen auszuweichen ist unmöglich, ich kann nur versuchen, die größten zu umfahren. Mein Fahrstil gleicht dem Zickzackkurs eines flüchtenden Karnickels, das ständig Haken schlägt. Zum Glück bin ich hier ganz alleine, denn ich brauche die ganze Breite der Schotterpiste.

Da ich noch circa. 30 km vor mir habe, wird mir die Zeit bei Tempo 30 – 40 kmh ziemlich lang. Es ist außerdem super anstrengend, gleichzeitig auf alle Schlaglöcher zu achten, die wunderbaren Ausblicke der Landschaft zu genießen und außerdem noch auf Tiere zu achten, die hier in dieser Abgeschiedenheit zahlreich die Piste kreuzen.

Bei einem Auerhahn habe ich genügend Zeit. Er bleibt seelenruhig sitzen bis ich fotografiert habe. Alle anderen, wie Rentiere, Rehe, Karnickel sind zu schnell wieder im Dickicht entlang der Piste verschwunden.

Nach gefühlter Ewigkeit und ca. 5.000 Schlaglöchern, denen ich nicht ausweichen konnte, erreiche ich dann endlich den Parkplatz für die Wanderung zum Wasserfall.

Der Hallingsfallet

Die Wanderung zu diesem Wasserfall wird zu einem imposanten Erlebnis. Der Weg führt zunächst ca. 3 km entlang des Wassers und dann entlang des ca. 800 m langen Canyons. Das Wasser hat sich hier in Millionen von Jahren in den Fels gegraben und einen Canyon mit ca. 60 m hohen Wänden geformt.

Und dann verschlägt es mir die Sprache, als ich den Wasserfall erreiche.

Über 43 m fällt das Wasser hier senkrecht nach unten. Eine Brücke führt direkt über die Kante, an der das Wasser nach unten stürzt. Steht man auf dieser Brück direkt über diesem Absturz hat man das Gefühl, es zieht einem jeden Moment die Beine weg und reißt einen mit nach unten.

Von der anderen Seite eröffnet sich dann ein weiteres spektakuläres Bild. In dem Wassernebel der aufschäumenden Gischt bildet sich ein fantastischer Regenbogen, bzw. soar zwei, je nach Winkel aus dem man schaut.

Die Schlaglochpiste hat sich absolut gelohnt!!
Allerdings stehen mir nochmal ca. 25 km Schlaglöcher bevor, bis ich bei Gäddeke wieder zurück auf den Vildmarksvägen gelange.

In Gäddeke versorge ich mich im Tourist-Büro mit Infos über die Gegend und mögliche Aktivitäten. Dort erfahre ich auch, dass ich gerade durch ein Gebiet gefahren bin, dass die weltweit größte Dichte an Bären hat. Sie sind zwar etwas kleiner als in Alaska, aber dafür sehr zahlreich. Allerdings meinte die Dame des Tourist-Office, es wäre höchst selten, dass man einen zu Gesicht bekommt, sie wären überaus scheu.

Bei den Infos, die ich erhalten habe, wird eine geführte Tour durch eine Tropfstein-Höhle beschrieben. Das interessiert mich. Leider funktioniert das Internet nicht und bei meinem Versuch, den Anbieter telefonisch zu erreichen nimmt niemand ab. Schade.

Ich fahre deshalb weiter bis auf den Pass Stekenjokk hinauf. Hier oben auf 870 m Höhe suche ich mir einen Übernachtungsplatz.

Zum Abendessen gibt es eine regionale Spezialität, die ich unterwegs eingekauft hatte: Mandelpoteter. Das sind ganz kleine Kartoffeln. Sie werden nicht einfach früher geerntet, sondern es ist einer spezielle Sorte, die nicht größer wird.

Ich verarbeite sie zu Bratkartoffeln mit Gemüse. Sie sind unglaublich aromatisch.

Um ca. 21 Uhr klingelt dann mein Handy. Der Anbieter der Höhlentour meldet sich. Er hatte gesehen, dass ich versucht habe ihn zu erreichen und ruft deshalb zurück. Finde ich toll.

Ich frage ihn, ob er in den nächsten Tagen diese Höhlentour anbieten kann. Seine Antwort: Ja, morgen früh um 9 Uhr. Eine Gruppe von 6 Leuten hat die Tour gebucht und einer musste absagen. Der Platz wäre frei. Und es wäre die letzte Tour für dieses Jahr!

WOW. Ich sage natürlich sofort zu. Wir klären dann noch telefonisch die Details, wie Treffpunkt, Ausrüstung, Dauer, etc.
Dann packe ich meinen ganzen Kram wieder zusammen, so dass ich vom Pass wieder runter fahren kann. Ich muss ca. eine Stunde die Strecke zurückfahren. Wir wollten uns direkt auf dem Parkplatz treffen, wo die Tour losgeht. Und da ich bereits um 9 Uhr morgen früh dort sein soll, fahre ich diese Stunde lieber heute Abend noch, als morgen noch früher los zu müssen.

Ich finde den geschilderten Parkplatz auf Anhieb und verbringe dann dort die Nacht.

Durchs Jämtland

Hallo ihr Lieben, ich kann mich endlich wieder melden und meinen Blog updaten nach über einer Woche Abstinenz vom Internet. Hier oben im nordschwedischen Lappland war einfach nirgendwo ausreichender Empfang. Selbst Email kamen nur noch sporadisch durch. Aber eine Website laden war nahezu unmöglich, hat meist 20 Minuten bei einfachen Seiten gedauert, umfangreichere oder interaktive Seiten ging gar nicht. Aber jetzt habe ich wieder Netz und will versuchen, die letzte Woche zu rekonstruieren.

28.8. Golf in Klövsjö

Da das Wetter heute morgen recht vielversprechend aussieht, fahre ich den Klövsjö-Vendalen Golfclub an, um hier eine Runde zu spielen. Ich habe Glück und bekomme direkt eine T-Time in einem sehr netten Flight mit 2 Herren. Es stellt sich heraus, dass der eine der Head-Greenkeeper des Platzes ist. Er ist ganz wild darauf, meine Meinung zum Platz zu hören, der aber auch wirklich in einem tollen Zustand ist.

Nach der Runde genehmige ich mir ausgiebig Zeit für eine heiße Dusche, Haare Waschen, Wasser im Camper auffüllen, etc. Nach einem guten Abendessen im Clubrestaurant bleibe ich dann für die Nacht einfach auf dem Parkplatz des Golfclubs stehen.

29.8. Jamtli in Östersund

Für heute steht das Freilichtmuseum Jamtli in Östersund auf dem Programm. Es bietet zum einen Außenbereich mit Gebäuden aus dem 17. Jahrhundert. Und zum anderen ein Museum zur Kultur und Natur Lapplands und Jämtlands.

Bei den Gebäuden im Außenbereich habe ich Pech. Sie sind alle verschlossen, ich kann sie nur von außen anschauen. Die Saison dauert hier nur bis Mitte August, danach ist Feierabend.

Ausser diesen alten Gebäuden haben sie auch noch einen etwas „moderneren“ Bereich mit alten Tante-Emma-Läden, Apotheken und einer nostalgischen Tankstelle.

Aber halt alles bereits geschlossen. Und sämtliche Schilder zur Beschreibung der Häuser nur in schwedischer Sprache. Den vollen Eintrittspreis haben sie dennoch verlangt!!!

Die Ausstellung im Museum haben allerdings recht gut gemacht und hat viele Aspekte der Natur und Kultur der Samen erläutert.

Von Östersund bin ich dann noch weiter gefahren bis Strömsund. Hier zweigt der Vildmarksvägen von der E45 ab. Ich suche mir nur noch einen Übernachtungsplatz und freue mich auf diese schöne Strecke für die nächsten Tage.

Von Norwegen nach Schweden ins Jämtland

Von meinem Übernachtungsplatz auf dem Ringebufjellet noch auf norwegischer Seite brauche ich die Straße nur weiter fahren direkt bis zur schwedischen Grenze.

In Schweden angekommen, will ich auch hier zunächst noch weiter nordwärts. Ich möchte mir als erstes Nordschweden anschauen. Nach Möglichkeit auch das schwedische Lappland. Denn das Lappland war in Finnland ja zu kurz gekommen, da ich wegen Dauerregen die Flucht nach Norwegen angetreten hatte.

Zunächst fahre ich in der groben Richtung von Östersund. Aber recht bald biege ich links weg und fahre parallel der Grenze zu Norwegen bis ins Jämtland.

Auf dieser Nebenstrecke befinde ich mich allerdings wieder (wie schon in Finnland) auf Schotter. Sobald man hier die Hauptstrecke verlässt, ist es mit dem Asphalt wieder vorbei. Außerdem bin ich zurück in Rentierland!

Das Jämtland bietet eine ganze Reihe von Bergen, die sich bis auf 1.800 m schwingen. In der Nähe von Ljungdalen liegt mit dem Helagsfjället der südlichste Gletscher Schwedens. Ein tolles Wandergebiet, das ich morgen erforschen will. Ich finde kurz vorher einen ruhigen Übernachtungsplatz an einem kleinen Fluss.

Der nächste Morgen beginnt mit Sonnenschein, so dass das Frühstück draußen stattfinden kann. Ich war nur zu faul, Tisch und Stuhl aufzubauen, deshalb muss die Türschwelle herhalten.

Inzwischen habe ich mich auch etwas vertrauter mit dem Selbstauslöser meiner Kamera gemacht. Außerdem habe ich endlich mal meinen eigentlich genialen Tripod ausgepackt. Das ist ein Stativ mit drei flexiblen Beinen, die man um jeden Gegenstand biegen und die Kamera so überall befestigen kann. So kann ich auch mal Bilder von mir aufnehmen ohne einen ausgestreckten Arm im Bild zu haben. Keine Ahnung, warum ich nicht früher auf die Idee gekommen bin, das auszuprobieren. Na ja, besser spät als nie.

Ich fahre die Straße in Richtung Ljungdalen weiter und stehe plötzlich mitten in einer riesigen Rentierherde. So viele auf einmal habe ich bisher nicht zu Gesicht bekommen. Es dauert eine ganze Weile bis sie freiwillig die Straße räumen.

Auf einem Hochplateau in ca. 1.000 m Höhe finde ich einen Pfad, der nicht sehr steil aussieht, sondern sich gemächlich ansteigend auf einen der Gipfel hochzieht. Ideal für mich. Also Auto parken, Wanderschuhe anziehen und los geht’s.

Schon jetzt hier vom Start aus ein toller Rundblick. Hunderte von Kilometern in jeder Himmelsrichtung. Und absolut menschenleer.

Der Aufstieg wird wirklich gemütlich. Der Gipfel ist nur ca. 1.400 m hoch, also habe ich auch nicht allzu viele Höhenmeter für den Auf- bzw. Abstieg. Noch während des Aufstieges begegnen mir immer wieder Rentiere.

Und dann ist irgendwann der Gipfel erreicht.

Der Ausblick von hier oben ist fantastisch. Man kann bis in die Berge nach Norwegen schauen, hinunter auf Seenlandschaften und natürlich auf die Gipfel der umliegenden Berge.

In der Tundra hier oben kündigt sich bereits der Herbst mit leuchtenden Rottönen an.

Na, merkt ihr was – das mit dem Tripod funktioniert!!! Einfach auf seinen 3 Beinen in die Gegend stellen, Kamera drauf schrauben, Selbstauslöser drücken und schnell zurück rennen.
Nach der verdienten Pause hier oben, geht’s gemächlich wieder hinunter zurück zum Auto.

Die weitere Fahrt Richtung Östersund wird wunderschön. Als ich von den Bergen runter komme durchfahre ich ein Seengebiet. Es fasziniert mich immer wieder, wie schnell sich das Bild der Landschaft innerhalb weniger Kilometer komplett ändert.

Natürlich finde ich auch wieder einen Übernachtungsplatz am See. In den springe ich als allererstes einmal rein. Eine Runde Schwimmen im recht kalten Wasser ist herrlich nach der Wanderung.