Bootstour in den Trollfjord
Svolvær ist einer der Hauptorte der Lofoten. Hier habe ich für heute eine Tour mit einem Schnellboot in den Trollfjord gebucht, bei der auch die Beobachtung von Seeadlern versprochen wird.
Das Boot hat keine Sitze, sondern so eine Art Böcke, auf denen man wie in einem Sattel auf einem Pferd sitzt. Beine rechts und links auf dem Boden, Rückenlehne und eine Stange vor sich zum Festhalten.
Wir werden in dicke Anzüge verpackt, in denen uns augenblicklich der Schweiß ausbricht. Dazu gibt’s noch eine Art Skibrille + dicke Handschuhe. Außerdem werden wir gebeten, alle losen Teile, wie Handtasche, oder anderes im Büro zu lassen und nur die Kamera mitzunehmen und sehr fest zu halten. Dass all das notwendig ist, merken wir dann später draußen.
Zunächst im Hafen, darf der Kapitän noch nicht schnell fahren. An den Fischerhütten geht’s noch mit 4 Knoten vorbei. Aber sobald er aus dem Hafen raus ist, gibt er Gas. Eine Beschleunigung, wie ich sie selten erlebt habe. Wir werden in die Rückenlehne gepresst und uns fliegt fast der Kopf von den Schultern.
In Nullkommanichts hat er auf 75 – 80 Knoten beschleunigt. Das entspricht in etwa 140 Stundenkilometern. Und wer bei Tempo 140 mal versucht eine Hand oder den Kopf aus dem Autofenster zu halten, kann ahnen was hier abging. WAHNSINN!!!
Die Fahrt gleicht einem wilden Ritt auf einem Rodeobock. Wir brauchen wirklich beide Hände um uns festzuhalten, während wir die Wellen abreiten. Echt irre. Allein dafür hat sich der Trip schon gelohnt. Das ist nach meinem Geschmack. Der Kapitän hat selber auch Spaß daran. Er fährt teilweise ein bisschen Zickzack, um sich mit 140 Sachen so richtig in die Kurve legen zu können.
Dann nähern wir uns der Einfahrt in den Trollfjord. Man kann gut erkennen, wie eng diese Einfahrt ist. Trotzdem fahren auch die großen Schiffe der Hurtigrouten hier rein. Das auf dem Bild unten ist nur ein ganz kleiner Segler.
Sehr lang ist der Trollfjord nicht, nur eng. Schnell erreichen wir das Ende des Fjordes.
Eine tolles Bergpanorama rundherum. Die Berge sind so steil, dass sie von der anderen Seite gar nicht zugänglich sind, sondern nur hier vom Meer aus.
Und dann lassen sich auch (wie auf Bestellung) die Seeadler blicken.
Der Kapitän hat frische Fische als Futter dabei, um sie näher ans Boot zu locken.
Ein irres Gefühl, wenn diese riesigen Vögel direkt übers Boot hinweg gleiten. Aber gar nicht so einfach, sie mit der Kamera einzufangen. Viele Bilder, die ich versuche von ihnen zu machen, zeigen nur leeren Himmel. Aber ein paar Mal habe ich Glück und drücke im richtigen Moment auf den Auslöser.
Einfach nur WOW!!!
Und dann geht’s wieder aus dem Fjord hinaus. Es sind noch ein paar andere Schiffe im Fjord, an denen wir mit irrem Tempo vorbeibrausen. Wir werden zum Fotomotiv und die anderen auf den langsamen Dampfern blicken uns neidisch nach.
Circa 2 Stunden waren wir unterwegs und nicht eine Minute davon war ohne hohen Adrenalinspiegel. Wir sind alle total high, als wir zurück sind und kriegen das seelige Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.
Technische Probleme
Den Rest des Tages verbringe ich damit, einige technische Probleme zu lösen.
Für meinen Spiritus-Kocher hatte ich mir Spiritusflaschen zum Nachfüllen besorgt. Ich Depp habe den ganzen Liter in den Brenntopf gefüllt, ohne zu überlegen oder zu testen, ob das das richtige Zeug ist, wie sie mir in dem Campingladen beteuert hatten. Als ich mir einen Kaffee kochen will, bringe ich den Kocher nicht zum Brennen. Ich kann machen was ich will, das Zeug brennt nicht. Keine Ahnung, was die mir hier als Spiritus verkauft haben. Wahrscheinlich ist es irgendein Lampenöl.
Raus aus dem Brennertopf bekomme ich es aber auch nicht mehr. Denn der ist mit einem Vlies ausgefüllt, das sich mit der Flüssigkeit vollsaugt. Man kann also den Topf umdrehen, ohne dass etwas heraus läuft.
Ich durchforste das Internet und finde einen Caravan-Händler direkt in Svolvær. Die lachen sich kringelig, als ich ihnen von meinem Problem berichte. Aber nicht böse gemeint, sie sind total nett. Wir haben eine riesen Spaß miteinander und frotzeln nur rum. Irgendwann haben sich alle 5 Mitarbeiter sowohl den Kocher als auch meinen Caddy angeschaut. Sie können es gar nicht fassen, was ich darin alles untergebracht habe. Sonst haben sie es immer nur mit den riesigen Wohnmobil-Schlachtschiffen zu tun.
Die Chefin meinte, wenn ihr Mann (der neben ihr steht) mal tot ist, dann will sie auch so einen kleinen Camper und mit dem um die Welt reisen. Ich rate ihrem Mann, vorsichtig zu sein, falls es heute Abend Pilze im Essen hat. Da lachen sie sich wieder kringelig. Gute Stimmung dort!
Nur helfen können sie mir nicht. Den Topf kann ich wohl wegschmeißen, aber einen neuen haben sie nicht. Dafür haben sie aber einen kleinen Kocher, der mit Gasdosen betrieben wird. Er passt von den Abmessungen genau in meine Kochbox. Also kaufe ich das Ding. Ohne Kaffee morgens läuft nichts!!
Das zweite Problem betrifft die Standheizung. Seit dem Nordkap spinnt sie. Dort war sie ja bereits das erste Mal ausgefallen. Zwischendrin ging sie nach jeweils mehrfachen Versuchen immer mal wieder. Aber seit einiger Zeit ist gar nichts mehr zu machen. Sie bringt immer denselben Fehlercode und schaltet sich wieder ab. Da ich die letzten Nächte doch wieder ganz schön gefroren habe, muss ich mich drum kümmern.
Ich habe seit Tagen Email-Korrespondenz und Telefonate mit dem Bosch-Service in Neumünster, Webasto Deutschland und dann Webasto Norwegen geführt. Bei Bosch hat es etwas länger gedauert, aber sowohl Webasto Deutschland und dann auch Webasto Norwegen haben prompt reagiert. Letztere haben mir nun die Adresse einer Werkstatt in Svolvær genannt. Dort verbringe ich den ganzen Nachmittag. Aber sie brauchen ein spezielles Ersatzteil, das natürlich nicht vorrätig ist. Nach langen Telefonaten wird klar, dass es in ganz Norwegen dieses Teil nicht gibt, sondern es aus Dänemark geordert werden muss. Und das würde circa eine Woche dauern. Äh, gibt’s keine Express-Dienst hier?
Als sich der Feierabend nähert vereinbaren wir, dass sie morgen früh nochmals rum telefonieren und versuchen, das Teil irgendwie schneller zu beschaffen. Ich soll gegen Mittag nochmal vorbei kommen, dann versuchen sie außerdem noch per Computerdiagnose herauszufinden, ob sie das vielleicht auch irgendwie ohne dieses Teil reparieren können.
Toll, eine komplett neue Standheizung! Nur ungefähr 4 oder 5 mal benutzt und schon kaputt. Dachte, Webasto hätte eine bessere Qualität. Aber der Kundenservice stimmt auf jeden Fall. Ganz Webasto Europe kümmert sich inzwischen um mein Problem. 🙂