Ein weiterer Tag in Svolvær

Da ich erst mittags wieder in die Werkstatt kommen soll für die Reparatur der Standheizung habe ich noch den Vormittag zur Verfügung. Perfekt, um die alten Fischerhütten auf Svinøya anzuschauen.

Svinøya Rorbuer

Svinøya ist eine kleine Insel vor dem Festland von Svolvær. Hier gibt es eine Reihe von alten Fischerhütten, die noch im Originalzustand aus dem 19. Jhd. erhalten sind. Die will ich mir anschauen und finde sie auch recht schnell.

Und zusätzlich finde ich noch einen alten Herrn, der einen Schlüssel für eine dieser alten Hütten besitzt. Er freut sich, dass sich jemand dafür interessiert und schließt sie mir auf. Erzählt mir dann auch gleich noch ganz viel aus dem damaligen Leben der Fischer hier.

Es ist stockfinster hier in der Hütte und die Bilder mit Blitz aufgenommen leider nicht so toll. Aber was mir der Herr erzählt ist umso interessanter. Und er er spricht sogar recht gutes Deutsch. Dieser Vorraum (beide Bilder oben) enthielt die gesamte Ausrüstung für Fischereiarbeit.

Gelebt haben die Fischer in diesen zweiten Raum der winzigen Hütten mit 12 Mann. In den beiden unteren Betten (ca. 160 x 100 cm) haben jeweils 2 Mann geschlafen. Das dritte große Bett oben mussten sich 8 Mann teilen..

Und das war Küche + Waschgelegenheit für 12 Mann!

Von diesen Hütten gab es ca. 3.000 auf den Lofoten. Die Fischer kam aus allen Landesteilen ca. Ende Februar mit ihren eigenen kleinen Booten auf die Lofoten gerudert, um hier etwas Geld zu verdienen. Hier versammeln sich die Fischschwärme zu dieser Zeit aus der Barentsee kommend zum Leichen.

Die Industrialisierung der Fischerei hat heute diese kleinen Fischerhütten überflüssig gemacht. Viele davon sind noch gut erhalten und restauriert. Ich hatte schon öfters mal ein Schild gesehen „Robuer to rent“. Ich erfahre jetzt, dass Rorbuer das norwegische Wort für Fischerhütte ist. Das sind also alte restaurierte Fischerhütten, die man zur Übernachtung mieten kann.

Der damalige Besitzer der Fischereirechte und all dieser Fischerhütten, hat natürlich ganz anders gewohnt. Weitaus herrschaftlicher.

Dier Fischer wurden von ihm bezahlt, mussten aber natürlich einen Teil ihres Fanges an ihn abgeben und Miete für die Hütten bezahlen. In seinem Krämerladen gleich gegenüber hat er dann nochmal an den Fischern verdient.

Auch der Laden ist noch originalgetreu aus dem 19. Jhd. erhalten. Heute ist in dem Gebäude von 1828 ein Hotel untergebracht, aber den Laden haben sie im Originalzustand belassen.

Webasto Standheizung

Gegen Mittag mache ich mich dann wieder auf in die Werkstatt, in der ich ja gestern bereits war. Dort verbringe ich dann den Rest des Tages.

Aber letztendlich von Erfolg gekrönt, denn die bekommen die Standheizung wieder in Gang, und zwar ohne das Teil, das angeblich laut Fehlercode kaputt sein sollte. Nach langer Suche per Computerdiagnose und Telefonaten mit Webasto Norwegen haben sie herausgefunden, dass mit der Verkabelung etwas nicht in Ordnung war, und das jetzt repariert.

Bezahlen musste ich überhaupt nichts. Der Chef des Landens meinte, das wäre alles mit Webasto geklärt und ein Garantiefall. Webasto Deutschland rief mich dann ebenfalls nochmals auf dem Handy an und erkundigte sich, ob alles repariert sei und funktionieren würde. Und auch sie haben mir nochmal versichert, dass ich auf keinen Fall etwas bezahlen soll, das ginge auf Garantie. Sowas habe ich noch nie erlebt!Normalerweise muss man bei den Herstellern darum kämpfen, dass sie irgendeine Reparatur als Garantiefall anerkennen. Meist bezahlen sie dann nach langen Diskussionen auch nur die defekten Teile und nicht die Arbeitsstunden. Und hier werde ich jetzt von allen Seiten gebeten, ja nichts zu bezahlen! Verkehrte, aber schöne Welt, und umso besser für mich.

Abends kehre ich wieder zu meinem Übernachtungsplatz zurück, der inzwischen schon fast zum Stammplatz geworden ist. Er liegt ca. 3 km außerhalb von Svolvær direkt an einem kleinen See. Herrlich ruhig in der Nacht. Fast schade, dass ich den morgen verlassen werde, um weiter zu fahren. Zumal auch das Wetter inzwischen besser und vor allem etwas wärmer geworden ist.

Svolvær, Lofoten

Bootstour in den Trollfjord

Svolvær ist einer der Hauptorte der Lofoten. Hier habe ich für heute eine Tour mit einem Schnellboot in den Trollfjord gebucht, bei der auch die Beobachtung von Seeadlern versprochen wird.

Das Boot hat keine Sitze, sondern so eine Art Böcke, auf denen man wie in einem Sattel auf einem Pferd sitzt. Beine rechts und links auf dem Boden, Rückenlehne und eine Stange vor sich zum Festhalten.

Wir werden in dicke Anzüge verpackt, in denen uns augenblicklich der Schweiß ausbricht. Dazu gibt’s noch eine Art Skibrille + dicke Handschuhe. Außerdem werden wir gebeten, alle losen Teile, wie Handtasche, oder anderes im Büro zu lassen und nur die Kamera mitzunehmen und sehr fest zu halten. Dass all das notwendig ist, merken wir dann später draußen.

Zunächst im Hafen, darf der Kapitän noch nicht schnell fahren. An den Fischerhütten geht’s noch mit 4 Knoten vorbei. Aber sobald er aus dem Hafen raus ist, gibt er Gas. Eine Beschleunigung, wie ich sie selten erlebt habe. Wir werden in die Rückenlehne gepresst und uns fliegt fast der Kopf von den Schultern.

In Nullkommanichts hat er auf 75 – 80 Knoten beschleunigt. Das entspricht in etwa 140 Stundenkilometern. Und wer bei Tempo 140 mal versucht eine Hand oder den Kopf aus dem Autofenster zu halten, kann ahnen was hier abging. WAHNSINN!!!

Die Fahrt gleicht einem wilden Ritt auf einem Rodeobock. Wir brauchen wirklich beide Hände um uns festzuhalten, während wir die Wellen abreiten. Echt irre. Allein dafür hat sich der Trip schon gelohnt. Das ist nach meinem Geschmack. Der Kapitän hat selber auch Spaß daran. Er fährt teilweise ein bisschen Zickzack, um sich mit 140 Sachen so richtig in die Kurve legen zu können.

Dann nähern wir uns der Einfahrt in den Trollfjord. Man kann gut erkennen, wie eng diese Einfahrt ist. Trotzdem fahren auch die großen Schiffe der Hurtigrouten hier rein. Das auf dem Bild unten ist nur ein ganz kleiner Segler.

Sehr lang ist der Trollfjord nicht, nur eng. Schnell erreichen wir das Ende des Fjordes.

Eine tolles Bergpanorama rundherum. Die Berge sind so steil, dass sie von der anderen Seite gar nicht zugänglich sind, sondern nur hier vom Meer aus.

Und dann lassen sich auch (wie auf Bestellung) die Seeadler blicken.

Der Kapitän hat frische Fische als Futter dabei, um sie näher ans Boot zu locken.

Ein irres Gefühl, wenn diese riesigen Vögel direkt übers Boot hinweg gleiten. Aber gar nicht so einfach, sie mit der Kamera einzufangen. Viele Bilder, die ich versuche von ihnen zu machen, zeigen nur leeren Himmel. Aber ein paar Mal habe ich Glück und drücke im richtigen Moment auf den Auslöser.

Einfach nur WOW!!!

Und dann geht’s wieder aus dem Fjord hinaus. Es sind noch ein paar andere Schiffe im Fjord, an denen wir mit irrem Tempo vorbeibrausen. Wir werden zum Fotomotiv und die anderen auf den langsamen Dampfern blicken uns neidisch nach.

Circa 2 Stunden waren wir unterwegs und nicht eine Minute davon war ohne hohen Adrenalinspiegel. Wir sind alle total high, als wir zurück sind und kriegen das seelige Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

Technische Probleme

Den Rest des Tages verbringe ich damit, einige technische Probleme zu lösen.

Für meinen Spiritus-Kocher hatte ich mir Spiritusflaschen zum Nachfüllen besorgt. Ich Depp habe den ganzen Liter in den Brenntopf gefüllt, ohne zu überlegen oder zu testen, ob das das richtige Zeug ist, wie sie mir in dem Campingladen beteuert hatten. Als ich mir einen Kaffee kochen will, bringe ich den Kocher nicht zum Brennen. Ich kann machen was ich will, das Zeug brennt nicht. Keine Ahnung, was die mir hier als Spiritus verkauft haben. Wahrscheinlich ist es irgendein Lampenöl.

Raus aus dem Brennertopf bekomme ich es aber auch nicht mehr. Denn der ist mit einem Vlies ausgefüllt, das sich mit der Flüssigkeit vollsaugt. Man kann also den Topf umdrehen, ohne dass etwas heraus läuft.

Ich durchforste das Internet und finde einen Caravan-Händler direkt in Svolvær. Die lachen sich kringelig, als ich ihnen von meinem Problem berichte. Aber nicht böse gemeint, sie sind total nett. Wir haben eine riesen Spaß miteinander und frotzeln nur rum. Irgendwann haben sich alle 5 Mitarbeiter sowohl den Kocher als auch meinen Caddy angeschaut. Sie können es gar nicht fassen, was ich darin alles untergebracht habe. Sonst haben sie es immer nur mit den riesigen Wohnmobil-Schlachtschiffen zu tun.

Die Chefin meinte, wenn ihr Mann (der neben ihr steht) mal tot ist, dann will sie auch so einen kleinen Camper und mit dem um die Welt reisen. Ich rate ihrem Mann, vorsichtig zu sein, falls es heute Abend Pilze im Essen hat. Da lachen sie sich wieder kringelig. Gute Stimmung dort!

Nur helfen können sie mir nicht. Den Topf kann ich wohl wegschmeißen, aber einen neuen haben sie nicht. Dafür haben sie aber einen kleinen Kocher, der mit Gasdosen betrieben wird. Er passt von den Abmessungen genau in meine Kochbox. Also kaufe ich das Ding. Ohne Kaffee morgens läuft nichts!!

Das zweite Problem betrifft die Standheizung. Seit dem Nordkap spinnt sie. Dort war sie ja bereits das erste Mal ausgefallen. Zwischendrin ging sie nach jeweils mehrfachen Versuchen immer mal wieder. Aber seit einiger Zeit ist gar nichts mehr zu machen. Sie bringt immer denselben Fehlercode und schaltet sich wieder ab. Da ich die letzten Nächte doch wieder ganz schön gefroren habe, muss ich mich drum kümmern.

Ich habe seit Tagen Email-Korrespondenz und Telefonate mit dem Bosch-Service in Neumünster, Webasto Deutschland und dann Webasto Norwegen geführt. Bei Bosch hat es etwas länger gedauert, aber sowohl Webasto Deutschland und dann auch Webasto Norwegen haben prompt reagiert. Letztere haben mir nun die Adresse einer Werkstatt in Svolvær genannt. Dort verbringe ich den ganzen Nachmittag. Aber sie brauchen ein spezielles Ersatzteil, das natürlich nicht vorrätig ist. Nach langen Telefonaten wird klar, dass es in ganz Norwegen dieses Teil nicht gibt, sondern es aus Dänemark geordert werden muss. Und das würde circa eine Woche dauern. Äh, gibt’s keine Express-Dienst hier?

Als sich der Feierabend nähert vereinbaren wir, dass sie morgen früh nochmals rum telefonieren und versuchen, das Teil irgendwie schneller zu beschaffen. Ich soll gegen Mittag nochmal vorbei kommen, dann versuchen sie außerdem noch per Computerdiagnose herauszufinden, ob sie das vielleicht auch irgendwie ohne dieses Teil reparieren können.

Toll, eine komplett neue Standheizung! Nur ungefähr 4 oder 5 mal benutzt und schon kaputt. Dachte, Webasto hätte eine bessere Qualität. Aber der Kundenservice stimmt auf jeden Fall. Ganz Webasto Europe kümmert sich inzwischen um mein Problem. 🙂

Weiterfahrt von den Vesterålen auf die Lofoten

Nach der Puffin-Safari in Bleik fahre ich noch am Nachmittag weiter in Richtung Lofoten. Die Küstenstraße bietet landschaftlich immer wieder so tolle Ausblicke, dass ich wieder am liebsten alle 50 m halten würde zum Foto machen.

In Gullesfordbotn leiste ich mir mal wieder einen Campingplatz. Er liegt direkt am Zipfel des Gullesfjord. Ein toller Blick aus dem Auto. Die Sauna habe ich für mich alleine. Himmlisch nach der kalten Bootstour!!

Nach dem Ausschlafen geht die Fahrt am nächsten Morgen weiter auf die Lofoten. Und immer, wenn ich denke, schöner kann die Landschaft nicht werden, komme ich nach einem Tunnel in den nächsten Fjord und werde eines Besseren belehrt. Es geht noch schöner.

Ja, Tanni, ich weiß, das sind schon wieder so viele Landschaftsbilder. Aber ich kann nicht anders. Ich bin so überwältigt. Rechts der Straße steile Berghänge, die direkt ins Meer runter abfallen immer wieder mit spektakulären Wasserfällen. Links der Straße das Meer oder der Fjord mit vielen winzigen Inseln und kleinen Fischerdörfern. Wie soll man da beim Fahren noch auf die Straße schauen???

Die Strecke direkt an der Küste entlang enthält weniger Fähren, als ich befürchtet hatte. Viele der Fjorde sind untertunnelt oder über Brücken verbunden. Und das Tolle ist, keine der Strecken oder Tunnel hat bisher Maut gekostet. Ich hatte mich extra bei der Mautgesellschaft registriert, so dass ich an Mautstationen direkt durchfahren kann. Das Kennzeichen wird automatisch gelesen und anfallende Maut direkt abgebucht. Keine Wartezeiten. Aber die Norweger kassieren für Tunnel nur solange Maut, bis die Baukosten wieder drin sind. Danach wird er mautfrei. Ein tolles Modell.

In Svolvær habe ich zunächst Halt gemacht. Dies ist eine er größeren Städte und zentraler Punkt der Lofoten. Ich finde ein Sportgeschäft und kaufe mir neue Trekkingschuhe, die alten haben endgültig ausgedient. Nach dem Einkaufen suche ich noch einen der vielen Touren-Anbieter auf. Hatte mir im Internet bereits einen rausgesucht, der Bootstouren in den Trollfjord anbietet. Ich kann für übermorgen eine Tour buchen.

Danach geht es noch weiter bis nach Gimsøysand. Hier liegt der 18-Loch Golfplatz „Lofoten Links“. Ich kann mir für morgen eine T-Time reservieren. Ein paar Fotos mache ich schon mal, als ich den Platz anschaue.

Das sieht nach einem echt wilden und rauen, richtigem Links-Course aus. Darauf freue ich mich, obwohl das Greenfee mit 95€ ganz schön happig ist. Aber der erste Eindruck lässt vermuten, dass dieser Platz es wert ist.

Die Fahrt der letzten Tage von den Vesterålen auf die Lofoten: