Weiterfahrt von Tromsø nach Andenes

Für die Weiterfahrt von Tromsø nach Andenes habe ich mir eine Strecke herausgesucht, die (soweit möglich) direkt an der Küste entlang führt.

Sie wird als landschaftliche schönste Strecke ausgewiesen und diesem Titel auch voll gerecht. Es ist einfach unglaublich schön. Obwohl die Wolken heute teilweise noch sehr tief hängen und man die Gipfel der Berge gar nicht sehen kann, ist es atemberaubend. Die Berge stürzen hier steil direkt ins Meer ab. Wo immer ein paar Quadratmeter Platz zwischen Steilwand und Meer sind haben sich kleine Fischerdörfchen angesiedelt.

Diese Strecke ist keine Hauptverbindungsroute, sondern nur eine kleine Nebenstraße. Entsprechend schlecht ist ihr Zustand. Schneller als 60 km zu fahren wird zum Höllenritt. Wenn es mich mit 80 km in ein Schlagloch donnert habe ich das Gefühl es zerreißt mir den Wagen. Deshalb schleiche ich mit höchstens 60 km (meist noch weniger) durch die Gegend. Ist aber gerade recht, da ich sowieso so viel schauen muss.

Die meiste Zeit ist die Strecke auch nur einspurig. Es kommen aber alle paarhundert Meter kleine Ausweichbuchten, sodass es nur eng wird, wenn ein Bus oder LKW entgegen kommt. Denn die halten nicht in den Buchten, sondern zwingen dich dazu, ganz nach dem Motto „ich bin größer und stärker, schau wo du bleibst“. Man muss deshalb ständig die Strecke weit voraus abscannen, um beurteilen zu können, reicht es mir zur nächsten Bucht bevor der Bus mich erreicht?

Spektakulär und unheimlich wird es in den Tunneln. Diese sind teilweise mehrere Kilometer lang und nur 3 m breit aus dem Fels genauen. Hier passen definitiv keine 2 Autos nebeneinander. Und es ist stockfinster hier drin. Aber auch hier gibt es Ausweichbuchten, nur erkennt man aufgrund der Dunkelheit nicht so genau, wo sie sind. Abenteuerlich! Teilweise wird’s mir ganz schön mulmig.

Ich habe mal eine der ganz kurzen Unterführungen fotografiert. Ich stehe gerade in einer solchen Ausweichbucht. Die Straße an sich ist nur 3 m breit. So muss man sich aber auch die langen Tunnel vorstellen.

Aber die Ausblicke zwischendrin entschädigen für alles.

Nachteil dieser landschaftlich schönen Strecke ist auch, dass man ständig Fähren braucht. Und das geht auch ganz schön auf den Geldbeutel. Die erste Fährstrecke ist nicht so lang. Sie kostet aber 36€. Die zweite lange Strecke schlägt mit 78€ zu Buche.

Die zweite Fähre vom Gryllenfjord bis nach Andenes ist die längste Fährstrecke und braucht fast 2 Stunden. Hinzu kommt, dass sie nur recht begrenzte Kapazität hat und nur ein Schiff die Strecke hin und her fährt. Das Intervall zwischen den Fähren beträgt also über 4 Stunden. Leider ist die Warteschlange vor der Fähre bereits recht lang. Ich bin um 13:00 Uhr dort und die nächste Fähre geht um 15:00 Uhr. Ich hoffe dort komme ich mit. Leider habe ich Pech, die Schranke macht genau 3 Autos vor mir dicht. Mist! Jetzt heisst es also nochmal 4 Stunden warten bis die Fähre um 19:00 wieder zurück ist.

Aber ich nutze die Zeit, um die letzten Bilder zu bearbeiten und den Blog weiter zu schreiben. Bin froh, dass ich mein eigenes Modem an Bord habe und solche Wartezeiten deshalb gut ausfüllen kann.

Die Ankunft in Andenes auf der Insel Andøya wird also recht spät. Die Überfahrt ist auch nicht so erfreulich. Der Seegang ist recht stark und ich bin kurz davor, die Fische zu füttern. Aber ich bin nicht die Einzige. Neben mir stehen noch weitere Grüngesichtige an der Reling.

Ich suche mir direkt nach der Ankunft einen Parkplatz etwas außerhalb von Andenes zum Übernachten. Abendessen fällt heute aus, ich falle nur noch ins Bett. Die Fahrt war doch super anstrengend trotz der Wartezeit zwischendrin.

Tromsø

Tromsø wird oft als das „Paris des Nordens“ bezeichnet. Aber ich habe die Stadt ganz anders erlebt. Sie hat nichts großstadtmäßiges und mir gerade deshalb so gut gefallen.

Tromsø ist die nördlichste Universitätsstadt der Welt. Und das macht sich auch im Altersdurchschnitt hier bemerkbar. Viele junge Leute und viele, viele Kneipen, in denen speziell im Sommer die Nächte durchgefeiert werden. Auch wenn es recht kühl wird. Die Durchschnittstemperatur liegt hier im Sommer bei 10°C. Ich erfahre von Einheimischen, dass es vor 11 Tagen hier geschneit hat.

Die „kleinste Bar der Welt“ in der Fußgängerzone zwischen hunderten von anderen Kneipen:

Ansonsten besteht das Stadtbild hauptsächlich aus alten wunderschön restaurierten Holzhäusern, die der Stadt ihren Charme verleihen:

Die Stadt Tromsø ist zweigeteilt. Eine Hälfte der Stadt liegt auf dem Festland, die andere Hälfte auf der Insel. Verbunden sind die beiden Teile zum einen über eine imposante Brücke, zum anderen durch einen Tunnel unter dem Fjord durch. Dieser Tunnel ist für mich auch ein Kuriosum, denn er hat mitten drin unter der Erde zwei Kreisel, weil hier noch andere Tunnelröhren reinführen. Einen Kreisel mitten in einem Tunnel hab ich noch nie erlebt.

Auf der anderen Seite von Tromsø sieht man bereits die Eismeerkathedrale. Dort will ich heute Abend hin.

Ein imposanter Bau. Die dreieckige Form erinnert an einen Eisberg. Die Kathedrale ist innen lichtdurchflutet und nicht dunkel, wie sonst alle Kirchen. Die beiden Fronten sind über die gesamte Fläche verglast. Und die seitlichen Rippen sind ebenfalls durch Glasstreifen voneinander abgesetzt. So kann sehr viel Licht in die Kathedrale strömen.

Ich besuche hier heute Abend um 23:00 ein Mittsommernachts-Konzert. Eine Sopranistin singt klassische Stücke von norwegischen Komponisten und auch traditionelle Lieder der Samen. Begleitet wird sie von einem Cellisten und der Orgel. Eine wahnsinnige schöne Stimmung und Akustik in dieser Kathedrale. Es hat sich gelohnt, so lange aufzubleiben, obwohl ich bereits hundemüde war.

Zum Übernachten fahre ich etwas aus Tromsø hinaus in nordwestlicher Richtung und finde einen schönen Parkplatz mit direktem Blick in die Berge.

Weiterfahrt vom Reisa Nationalpark nach Tromsø

Direkt nach der Bootstour bleibt mir noch genügend Zeit für die Weiterfahrt vom Reisa Nationalpark nach Tromsø.

Ich muss zunächst wieder zurück nach Storslett auf die E6. Dieser Hauptverkehrsader folge ich aber nur bis nach Olderdalen. Von dort nehme ich die Fähre nach Lyngseldet. Ich muss auch nicht lange auf die nächste Fähre warten.

Schon von der Anlegestelle der Fähre aus hat man einen ersten Blick auf die Lyngser Alpen. Vom Schiff aus wird der Eindruck immer fantastischer. Man erkennt jetzt deutlich die blau schimmernden Gletscher hoch oben, deren Hänge steil ins Meer runter abfallen.

In Lyngseidet angekommen folge ich dann der Straße am Fjord entlang bis nach Svensby. Eine solch fantastische Landschaft, wie diese Lyngser Alpen habe ich bisher noch nie gesehen, egal in welcher Ecke dieser Welt. Es ist unbeschreiblich schön. Ich muss mich zwingen nicht alle 50 m anzuhalten für ein Foto. Es ist so ergreifend und überwältigend, dass man fast heulen könnte. Ich bin völlig geflashed,

Die Fahrt dauert nicht allzu lange, dann ist man bereits an der nächsten Fähre von Svensby nach Breivikeidet rüber. Die beiden Fähren sind so getaktet, dass man von der einen kommend direkten Anschluss bei der zweiten hat. Genau in dem Moment, als ich bei der zweiten Fähre ankomme. legt diese gerade an. Es geht also direkt weiter.

Die Insel durchquert man dann, bevor es durch einen Tunnel rüber auf die Insel nach Tromsø geht. Inzwischen ist es schon sehr spät geworden und ich suche mir direkt einen Übernachtungsplatz. Ich habe wieder Glück und finde einen ganz kleinen Platz am Wasser mit einem tollen Blick rüber auf Tromsø.

Ein kleiner Schotterweg führt zu diesem Platz. Als ich komme, fährt gerade ein russischer Camper von diesem Platz weg. Es steht dort ein Schild, dass Parken von 03:00 bis 06:00 Uhr nicht erlaubt ist. Aber wer soll denn schon hier ausserhalb von Tromsø mitten in der Nacht zum K0ntrollieren vorbei kommen. Ich ignoriere das Schild. Die Russen hat dieses Schild wohl gestört. Aber kurz darauf tauchen sie wieder auf und ärgern sich jetzt wahrscheinlich sehr, dass ich nun den Platz blockiere. Für mehr als ein Auto ist es hier zu eng. Tja, mein Glück, euer Pech, dass ihr so lange überlegt habt. Es kam wirklich niemand in der Nacht zur Kontrolle vorbei.