Da Petrus die Schleusen wieder geöffnet hat, überlegen wir, was wir mit den noch verbleibenden zwei gemeinsamen Tagen anfangen, bevor Ihi wieder in den Flieger steigt.
Eine Wanderung hier im Jostedal ist für mich keine so gute Idee. Mein Knie braucht dringend Erholung. Eine Wanderung in ebenem Gelände wäre noch machbar, also NICHT steil bergauf- und ab, aber die gibt es hier zwischen den Bergen nicht. Deshalb beschließen wir, die restliche Fahrt nach Oslo nicht in einem Stück zu fahren. Wir wollen heute noch einen Teil der Strecke fahren. Dann morgen noch eine (ebene) Wanderung einplanen, und übermorgen den Rest bis nach Oslo zum Flughafen zu fahren.
Deshalb heißt es jetzt, im Regen alles abzubauen, auch das nasse Zelt und auf dem Campingplatz auszuchecken!! Als alles verstaut ist, fahren wir gegen Mittag los. Kaum sind wir unterwegs, hört der Regen auf und die Sonne lässt sich mal wieder blicken.
Da die Straße aus dem Jostedalsbreen Nationalpark hinaus wieder entlang dem Wildwasserbach führt, auf dem die Rafting-Tour stattgefunden hatte, halten wir alle naslang an, um uns nochmal alle Abschnitte der Tour genau anzuschauen. Bei manchem Blick von oben auf das wilde Wasser können wir es gar nicht glauben, dass wir da durch gefahren sind. Weiter unten verwandelt der Bach sich dann in ein harmloses Gewässer, das gemütlich dahinplätschert.
Immer wieder kommen wir an spektakulären Wasserfällen vorbei. Heute sind sie aufgrund des vielen Regens der letzten Tage natürlich voll mit Wasser und besonders schön, wenn sie aus den Wolken heraus talwärts fallen.
Die letzte Fahrt mit einer Fähre über einen Fjord wartet noch auf uns.
Von der großen Route geht dann plötzlich eine kleine Straße ab, die als „historische Route“ ausgeschildert wird. Keine Frage, wir biegen ab!Und das erweist sich als Glück für uns. Denn auf dieser historischen Route liegt die am besten erhaltene Stabkirche Norwegens, die wir so per Zufall entdecken. Die Borgund stavkyrkje aus dem 12. Jhd. wird als die „authentischste“ aller noch erhaltenen 28 norwegischen Stabkirchen bezeichnet und ist das älteste Holzgebäude Europas. Leider sind wir 5 Minuten zu spät, sie ist schon geschlossen. Aber von außen können wir sie zumindest besichtigen.
Wir fahren noch weiter bis kurz nach Gol. Hier führt eine kleine Straße weg von der Hauptstrecke. Es geht steil den Berg hinauf bis auf ca. 1.000 m. Wir finden einen Übernachtungsplatz an einem kleinen See. Auch der Platz ist reichlich klein. Es steht aber ein Tisch mit Bänken dort. Mein Camper passt gerade so quer davor zwischen zwei Felsblöcke und Ihi quetscht ihr Zelt noch zwischen Camper, Felsblock und Tisch.
Bis alles aufgebaut ist, wird es recht spät und schon dunkel. Ihi erhält den Auftrag, sich ums Lagerfeuer zu kümmern. Wir hatten unterwegs in einem Gartencenter einen Sack voll Feuerholz eingekauft. Holz im Wald zu sammeln hätte keinen Sinn gemacht, da alles nass vom Regen ist und nicht brennt, sondern nur qualmt (Erfahrung der letzten Tage).
Zu unserem Erstaunen finden wir einen kleinen Grillofen unter dem Tisch. Der ist perfekt für unseren ebenfalls noch eingekauften riesigen Lachs. Auch darum will Ihi sich kümmern, während ich den Rest des Essens (frisches Gemüse) im Camper koche.
Es wird nochmal ein richtig leckeres Essen. Wir verputzen fast den ganzen, gegrillten Lachs. Es bleibt nur ein kleiner Rest, den Ihi sich am nächsten Tag noch zum Mittagessen gönnt.
Danach genießen wir einen Abend am Lagerfeuer mit Bier, aufsteigendem Nebel über dem Wasser (gespenstisch schön) und einem Meer von hunderttausend Sternen über uns am klaren Himmel. Der aufgehende Mond hinter dem See macht die Szenerie dann vollends perfekt.
Lagerfeuerromantik pur und eine unvergesslicher Abend!!!
Irgendwann zwischen 1 und 2 Uhr nachts ist dann der letzte Holzscheit verbrannt, das Bier alle und wir kuscheln uns ins kalte Bett, bzw. Schlafsack. Ihi bekommt noch meine Trinkflasche mit heißem Wasser gefüllt als Wärmflasche mit.