Rückkehr

Zuhause in Aukrug ist das Wetter noch richtig schön und warm. Und es ist auch ein gutes Gefühl wieder zurück zu sein.

Insgesamt eine so tolle Tour über die 4 Monate, dass ich mir in den nächsten Tagen noch einmal meinen eigenen Blog anschauen werde. Es waren so viele faszinierende Eindrücke, die ich zum Teil gar nicht alle auf einmal verarbeiten konnte. Aber dafür war ja auch der Blog gedacht, dass ich das alles festhalte und auch später noch einmal Revue passieren lassen kann.

Jetzt wieder zuhause werde ich von vielen gefragt, welches Land mir denn am besten gefallen hat. Das ist ganz schwer zu beantworten. Es waren so unterschiedliche Länder und jedes hat auf seine Art tolle Ecken und wunderbare Erlebnisse zu bieten.

Für mich als Outdoorfreak landet aber Nord-Norwegen ganz sicherlich auf dem 1. Platz. Die Landschaft dort oben im Norden ist so fantastisch und gewaltig, dass ich es nur schwer mit Worten beschreiben kann. Nord-Norwegen war einfach überwältigend für mich.

Die Reihenfolge meiner Lieblingsecken dieser Tour sieht wie folgt aus:
1. Nord-Norwegen
und dann kommt mit viel Abstand:
2. Baltikum
3. Finnland, Nord-Schweden (Lappland)
und mit noch viel mehr Abstand ganz am Schluss:
4. Süd-Norwegen, Süd-Schweden

Bitte nicht falsch verstehen: Süd-Schweden hat ganz sicherlich viele schöne Ecken mit all den Wäldern und Seen dazwischen. Aber da ich vorher die gewaltige Natur in Nord-Norwegen erlebt habe, erschien mir Süd-Schweden im Vergleich danach fast langweilig. Vielleicht hätte ich die Tour in der anderen Richtung fahren müssen, erst Süd-Schweden und mich dann in Richtung Norden bewegen. So wäre es dann eine stetige Steigerung gewesen.

Das gesamte Baltikum hat mir auch extrem gut gefallen. Die 3 Länder sind zwar recht klein, aber so voll mit wunderschönen Nationalparks, ganz viel Geschichte und Tradition. Toll fand ich auch die Leute hier, die sehr fortschrittlich und innovativ denken (die technische Entwicklung hier ist der von Deutschland weit überlegen) und trotzdem versuchen, ihre Traditionen zu bewahren.

Nord-Norwegen und das Baltikum sind ganz sicherlich für mich eine zweite Reise wert!

Dänemark

Nach der Golfrunde im PGA of Sweden National fahre ich weiter nach Dänemark. Ich fahre von Malmö aus über die Öresundbrücke nach Kopenhagen. Die Sicht auf die beeindruckende Brücke und auch die Stadt Kopenhagen werden mal wieder durch dichten Regen verschleiert. Schade. Aber auch eine Ausrede für mich, mir Kopenhagen nicht anzuschauen. Stadtbesichtigung im Regen – neeee.

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage in Dänemark sieht allerdings nicht so übel aus. Ich will deshalb gerne noch einige Runden Golf in Dänemark spielen. Als ersten Platz habe ich mir Kalundborg direkt an der Küste herausgesucht. Die Strecke dorthin ist nicht so weit, das schaffe ich nach der PGA-Runde noch.

In Kalundborg schaue ich mir erst mal den Golfplatz an. Sieht vielversprechend aus. Leider ist auf dem Parkplatz kein Übernachten möglich. Ich finde aber direkt ein paar hundert Meter weiter einen einsamen Parkplatz an einem „Naturhaus“.

Die Nacht wird extrem kalt. Ich friere die ganze Nacht hindurch. Um 2 Uhr mache ich mir nochmal die Wärmflasche heiß, trinke einen heißen Tee und lasse die offene Flamme des Kochers weiter brennen, um die Bude etwas warm zu bekommen. Aber das wird mir dann doch zu gefährlich. Und außerdem alles zwecklos, mir wird nicht wärmer. eiskalt schlüpfe ich wieder ins Bett und friere weiter. Mein Groll auf den Boschdienst und die nicht funktionierende Standheizung wächst weiter!!

Ich stehe früh auf, da ich in der Kälte eh nicht schlafen kann. Der Morgen ist zwar schön, die Sonne lässt sich mal wieder blicken, aber es ist immer noch sehr kalt. Ich habe gar keine Lust, so durchgefroren auf eine Runde Golf in kalter Luft.

Nach dieser weiteren durchfrorenen Nacht reift mein Entschluss: ich will nachhause ins Warme. Ich schicke eine WA an Tanni, dass ich nachmittags nachhause komme und bitte sie in meinen Zimmern schon mal die Heizung voll aufzudrehen.

Dann fahre ich von Kalundborg aus auf direktem Weg bis nach Aukrug durch. Dänemark liegt ja quasi direkt vor unserer Haustür. Das kann ich mir auch später nochmal in Ruhe auf einer separaten Tour anschauen.

Golfrunde im PGA of Sweden National

Ich stehe völlig einsam auf dem Parkplatz des Golfclubs PGA of Sweden National. Der heftige Hagelschauer von gestern Abend wiederholt sich in regelmäßigen Abständen die ganze Nacht hindurch.  Ich mache kaum ein Auge zu, denn die Hagelschauer trommeln mit einem irren Getöse auf mein Autodach. Und wenn es gerade mal nicht hagelt pfeift der Wind laut um alle Ecken. Eine wirklich ungemütliche Nacht.

Der Morgen empfängt mich wieder mit einem heftigen Regenschauer, aber weil dahinter die Sonne scheint, auch mit einem fantastischen Doppelregenbogen.

Die Wettervorhersage für heute ist inzwischen sehr durchwachsen. Gestern sah das noch freundlicher aus. Ich überlege, ob ich meine reservierte T-time auf dem Links Course stornieren soll, ringe mich dann aber doch dazu durch, die Runde zu spielen.

Als ich zum Tee 1 laufen will, beginnt es wieder heftig zu regnen. Ich stelle mich erst nochmal unter und warte den Schauer ab. Dann gehe ich auf die Runde. Ein toller Platz mit schönen gepflegten Fairways, vielen Bunkern und tollen Grüns. Der Platz steht auch keineswegs unter Wasser, wie ich nach dem ganzen Regen befürchtet hatte. Er lässt sich supergut spielen.

Unterwegs finde ich mitten auf den Fairways immer wieder Bälle. Die müssen wohl gestern Abend die Spieler bei dem Hagelschauer aufgegeben haben, um sich schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen. Da ich heute morgen die erste Spielerin bin, die auf die Runde geht, kann ich meinen Ballbestand wieder aufbessern. Es sind sogar einige ProV1 darunter.

Zwischendrin erwischt mich ein erneuter Regenguss, er dauert aber nicht lange. Der starke Wind bläst die Wolken weg, und sofort kommt wieder die Sonne raus.

Am Loch 15 kommt schon wieder eine dunkelgraue Wolke in Sicht. Jetzt sollte ich mich beeilen, dass die letzten 3 Löcher noch vor dem nächsten Regenguss schaffe. Wäre aber gar nicht notwendig gewesen. Als ich an Bahn 18 einloche scheint schon wieder die Sonne.

Insgesamt eine tolle Runde, und trotz der widrigen Bedingungen mit heftigem Wind und Regen gelingt mir eine richtig gute Runde. Schade nur, dass ich alleine spielen musste. Ich habe den Platz nur mit einigen Kaninchen und den Greenkeepern geteilt.

Bohusläns Küste

Die Weiterfahrt Richtung Süden findet bei schönstem Sonnenschein statt. Es ist kalt und noch immer bläst dieser heftige Wind, aber es ist wenigstens trocken.

Den ganzenTag über muss ich noch an den Flug der Gänse von gestern Abend denken. Vielleicht war das ein Zeichen, dass es auch für mich Zeit für den Abflug nachhause wird?

Ich vermeide mal wieder die E-Schnellstraße und fahre stattdessen die ganz kleinen Straßen direkt an der Bohusläns Küste entlang. Die gesamte Küste hier ist geprägt von riesigen Felsformationen, die von der Eiszeit rundgeschliffen sind. In ihren Schutz kauern sich einzelne Höfe, oder ganze Siedlungen.

Einer der hübschesten Orte dieser Küste ist Fjällbacka. Der Ort ist unglaublich dicht bebaut, durch manche Gassen kommt man mit dem Auto kaum hindurch. Aber alle Holzhäuser sehr schön und liebevoll gestaltet.

Direkt hinter dem Ort erhebt sich einer der höchsten Felsen der Küste. Von hier oben hat man einen grandiosen Blick auf den Ort hinunter und über die Schären der Küstenlandschaft. Der Ausblick ist das Hochklettern wert!

Ich fahre noch bis Rönnäng an der Südspitze einer kleinen Halbinsel kurz vor Göteborg.

Hier finde ich einen Übernachtungsplatz direkt an einem winzigen Strand.

Baden ist hier im Moment aber nicht so ratsam, das Wasser ist voll mit Quallen, die lange Nesselfäden hinter sich herziehen. Ich erinnere mich, dass ich als Kind in einem Dänemarkurlaub mal Bekanntschaft mit solchen Quallen gemacht habe. Die Haut hat noch tagelang gebrannt, wo sie mit den Fäden in Kontakt kam. Ich glaube, es wurde uns damals gesagt, das wären Feuerquallen. Ob diese hier auch zu dieser Sorte gehören, will ich gar nicht herausfinden.

Weiterfahrt bis Malmö

Die Nacht bringt erneut heftigen Regen. Und auch der nächste Morgen sieht durchwachsen aus. Meinen Plan, hier in der Nähe nördlich von Göteborg noch eine Runde Golf zu spielen streiche ich mal wieder.

Ich will heute zunächst bis Göteborg fahren, und mir die Stadt anschauen, falls das Wetter es zulässt. Aber als ich mich Göteborg nähere, schüttet es wie aus Kübeln und über der Stadt hängt ein dichter, grauer Regenschleier. Nicht sehr einladend.

Ich fahre deshalb weiter bis nach Malmö. Unterwegs richtiges Aprilwetter: mal so heftige Regengüsse, dass man auf der Autobahn nur noch Schritttempo fahren kann, dann kommt wieder die Sonne raus. Das ist das gute an dem starken Wind, er bläst auch die Regenwolken sehr schnell vor sich her und auch wieder weg.

Kurz vor Malmö biege ich links ab nach Bara. Hier liegt der Golfplatz PGA of Sweden National. Besser gesagt, die Plätze, denn es sind zwei 18-Loch-Plätze: der Lakeside Course und der Links Course.

Bereits die Einfahrtsstraße zu den Plätzen ist sehenswert und der erste Blick auf das imposante Clubhaus ist beeindruckend.

An der Reception bekomme ich sofort eine T-time für morgen auf dem Links Course. Ich habe die freie Auswahl, es ist überhaupt nichts los (die Saison ist rum!). Das Wetter sieht für morgen gar nicht so schlecht aus, aber immer noch so viel Wind.

Als ich zum Auto auf dem Parkplatz zurücklaufe, geht ein heftiger Hagelschauer über uns hinweg. Die paar Meter reichen, dass ich komplett durchnässt und fast erfroren bin. Eine Viertelstunde später scheint wieder die Sonne. Hoffentlich erwischt mich solch ein Schauer morgen auf der Runde nicht.

Zur Übernachtung bleibe ich direkt vorm Clubhaus stehen. Fast der gesamte riesige Parkplatz ist leer. Außer mir stehen nur noch 4 Autos hier. Heute Nacht habe ich ihn wahrscheinlich exklusiv für mich.

Abflug der Wildgänse nach Süden

Gestern Abend in der Dämmerung durfte ich Zeuge eines grandiosen Naturschauspiels werden. Es fing zunächst mit einem leichten Geschnatter in der Luft an. Als ich hoch schaute flog eine Gruppe Wildgänse über mich hinweg in einer perfekten V-Formation. Der Zug war circa 30 Gänse lang. Ein tolles Bild, aber bis ich meine Kamera parat hatte, waren sie schon außer Sicht.

Ich wollte gerade die Kamera wieder wegpacken, da kam der nächste Zug. Dieser war sogar noch länger. Ich schätze ihn auf ca. 50 Gänse, die ich aber gar nicht alle aufs Bild bekam.

Und danach ging es Schlag auf Schlag. Riesige Gruppen von Gänsen, die in Pulks von 50 – 100 Tieren flogen. Teils in perfekter V-Form, teilweise ohne Formation.

Dann kam das Hauptfeld. Der ganze Himmel war voll mit Gänsen und einem lauten Geschnatter. Das Hauptfeld enthielt zwar noch einige wenige V-Formationen, aber die meisten Gänse flogen in einem wilden Chaos durcheinander. Wahrscheinlich waren das die jungen und unerfahrenen Gänse. Aber sie haben noch eine lange Reise vor sich und bis sie ankommen werden sie sicherlich lernen, dass es sich in geordneter V-Form leichter und schneller fliegt.

Das ganze Spektakel hat circa eine halbe Stunde gedauert. Es ist schon fast dunkel bis die letzten durch sind.

Ich bin völlig überwältigt von diesem Naturschauspiel. Ich stehe da mit einer Gänsehaut und Tränen in den Augen vor Ergriffenheit.

Insgesamt müssen es einige tausend Gänse gewesen sein. Sie flogen in exakter Nord-Süd-Richtung, wie ich anhand meiner Kompass-App auf dem Handy danach überprüft habe. Wahrscheinlich haben sie sich in Norwegen oder Nordschweden versammelt, um dann gemeinsam los zu fliegen. Es ist Vollmond. Vielleicht ist das ihr jährlicher Startzeitpunkt? Vielleicht spüren sie aber auch, dass die Temperaturen hier bald auf Frostniveau sinken werden? Oder sie wollten den starken Wind nutzen, der seit ein paar Tagen genau in ihrer Zugrichtung bläst?

Zwei Nationalparks, zwei Wanderungen

Tiveden Nationalpark

Ich verlasse meinen tollen Übernachtungsplatz am See und fahre bis in den Tiveden Nationalpark hinein. Das Wetter ist zwar windig, aber immer noch schön. Daher kann ich die hier geplante Wanderung in Angriff nehmen.

Die Auswahl an Wanderwegen in dem Nationalpark ist enorm. Ich suche mir einen circa 3-stündigen Rundweg heraus. Der Tiveden Nationalpark zeichnet sich durch wilde, ursprüngliche Natur aus. Und auch der Wanderweg geht wirklich mitten durch wildes Gelände. Oft gar nicht mehr als Weg zu erkennen, aber gut ausgeschildert.

Die Wanderung führt an vielen kleinen See vorbei und führt in einem Bogen bis zu einem riesigen See.

Hier genehmige ich mir eine Vesperpause, bevor es auf einer anderen Strecke wieder zurück geht.

Strömstadt

Ich bin heute Morgen ganz früh aufgebrochen und es ist jetzt erst kurz nach Mittag. Deshalb fahre ich noch weiter Richtung Westküste. Da das Wetter so toll ist, wird die Fahrt zum Genuss und ich fahre letztendlich die ganze Strecke bis zur Küste nach Strömstad durch.

Hier habe ich mir einen Golfplatz rausgesucht, der direkt an der Grenze zu Norwegen liegt. Der Wetterbericht sagt für morgen gutes Wetter voraus, also perfekt für eine Runde Golf.

Ich fahre direkt zum Golfplatz und übernachte auf dessen Parkplatz. Die ganze Nacht geht jedoch ein solch heftiger Regen nieder, dass der Platz am nächsten Morgen unter Wasser steht. Die Sonne kommt zwar raus, wie vorhergesagt, aber es bläst ein ziemlicher Sturm. Deshalb wird das Golfen gestrichen. Sturm und ein unter Wasser stehender Platz sind nicht die Bedingungen, die ich mir für eine Runde Golf wünsche.

Ich ändere mein Tagesprogramm also kurzfristig und fahre nach Strömsund rein zum Hafen. Hier will ich eine Fähre buchen, die mich in den Kosterhavets Nationalpark bringt. Dieser Nationalpark war der erste maritime Nationalpark. Er besteht aus einem Archipel von Inseln mit den beiden Hauptinseln Nord Koster und Syd Koster. Da die Inseln autofrei sind, brauche ich erst mal einen Parkplatz. Und finde tatsächlich einen kostenlosen (er kostet nur in der Sommer-Saison) nicht weit vom Hafen entfernt.

Kosterhavets Nationalpark

Die nächste Fähre geht in einer halben Stunde, das passt prima! Das Wetter zeigt inzwischen strahlend blauen Himmel, aber immer noch Sturm. Egal, die Überfahrt dauert zwar 45 Minuten, aber so schlimm wird der Seegang schon nicht werden.

Wir sind jedoch noch keine 10 Minuten auf See unterwegs, als die ersten Passagiere bereits mit grünem Gesicht über der Reling hängen. Über Lautsprecher kommt prompt die gnadenlose Durchsage vom Kapitän: Er entschuldigt sich für den Seegang, es hätte heute ca. 70 kmh Windgeschwindigkeit. Wer empfindlich sei, sollte diese Tour besser im Sommer machen, jetzt im Herbst wären solche Winde normal. Und die drei Passagiere, die dort an der rechten Schiffseite über der Reling hängen, möchten bitte sofort ans Heck des Schiffes gehen. Denn wenn sie spucken müssten, wäre das besser mit dem Wind, als es gegen den Wind zu versuchen. Andernfalls müssten sie nach der Fahrt länger auf dem Schiff bleiben, um das Deck wieder zu putzen.

Es hat gewirkt, das Schiff blieb sauber.

Ich steige im Hafen der Südinsel an deren südlicher Spitze aus. Auf diesen Inseln gibt es verschiedene Wanderwege. Ich laufe einen, der die ganze Südinsel umrundet immer an der Küste lang. Es ist zwar schönster Sonnenschein, aber kalt ist es durch den Wind trotzdem. Ich bin froh, dass ich zwei dicke Pullis anhabe.

Es gibt wunderschöne Buchten zum Teil sogar mit Sandstränden. Aber nach Baden ist mir nicht zumute.

Zur Mittagspause ist es endlich etwas wärmer geworden, sodass ich zumindest einen Pulli ausziehen kann.

In den winzigen Fischerdörfern liegen überall schon die Käfige für den Hummerfang bereit. Hier vor der Küste ist das Hauptfanggebiet für Hummer und die Saison geht in circa 2 Wochen los. Schade, dass ich etwas zu früh dran bin.

Teilweise steht der Weg total unter Wasser durch den heftigen Regen letzter Nacht. Das bisher norwegische Motto „You will get wet feet anyway“ muss ich wohl in ein generell skandinavisches Motto umtaufen.

Danach geht es weiter bis an die Nordspitze der Südinsel. Hier legt die Fähre in einem kleinen Hafen ebenfalls an und ich kann von hier aus nach Strömstad zurückfahren.

Ein letzter Blick vom Schiff aus zurück auf die Insel.

Vitlyckemuseet

Ich fahre danach noch eine kurze Strecke von Strömstad die Küsten entlang Richtung Süden. Hier liegt ein Museum mit einem riesigen Granitfelsen, in dem Felsritzungen aus der Bronzezeit gefunden wurden.

Die Felsritzungen sind heute mit Farbe ausgemalt, damit man sie besser erkennen kann. Ob sie damals ebenfalls farbig gestaltet waren, weiß man nicht. Sie zeigen viele Kampf- und Jagdszenen, sowie Boote und Schlitten. Was vor allem auffällt, sind die großen Phallus-Symbole, die offenbar Fruchtbarkeit darstellen sollen.

Da es inzwischen recht spät geworden ist, bleibe ich direkt auf dem Parkplatz des Museums zum Übernachten stehen. Rundherum nur Wiesen und Felder, herrlich ruhig.

Weiterfahrt von Stockholm in Richtung Westküste

Eigentlich habe ich für heute noch eine Stadtbesichtigung per Segway gebucht, um in circa 2 Stunden die Highlights der Sehenswürdigkeiten von Stockholm zu erkunden. Aber nach dem gestrigen Chaos der Parkplatzsuche und Navigationsprobleme habe ich heute überhaupt keine Lust mehr mich nochmals in das City-Wirrwarr zu stürzen. Ich lasse die Tour sausen, obwohl sie bereits bezahlt ist.

Stattdessen mache ich mich auf den Weg Richtung Göteborg und Westküste.

Silbermine in Sala

Mein erstes Ziel auf dem Weg ist Sala. Hier liegt ein altes Silberbergwerk. Es ist heute nicht mehr in Betrieb, aber die Miene ist zur Besichtigung freigegeben. Man kann hier eine Tour buchen, die unter Tage in die alten Stollen führt. Es interessiert mich, einmal wirklich unter Tage zu gehen und die Atmosphäre und die Arbeitsbedingungen der Bergleute selbst zu erleben. Ich habe zwar vieles darüber gelesen, aber es real zu erleben, ist doch etwas anderes.

Und ich werde nicht enttäuscht. Ich kann direkt eine geführte Tour buchen, die eine halbe Stunde später losgeht.

Nachdem wir alle mit Helmen ausgerüstet sind, geht es in diesem alten Schacht zunächst circa. 200 m in die Tiefe. Heute ist es komfortabel mit Treppen für die Touristen ausgebaut, die Bergleute mussten sich aber ohne Treppen an Seilen auf sehr steil nach unten führenden Stollen hinab kämpfen.

Hier unten ist es völlig dunkel. Unser Guide hat zwar eine Fackel dabei, aber man sieht höchstens einen Meter weit. Fotos machen ist fast unmöglich, wie man sieht.

Die Dunkelheit hier unten, die Feuchtigkeit und die eisigen Temperaturen lassen erahnen, wie schwierig die Arbeit der Bergleute war. Nach circa einer Stunde dort unten in den Stollen, bringt uns ein Aufzug durch den Hauptschacht wieder nach oben. Wir blinzeln alle erst mal in das helle Tageslicht.

Da es erst früher Nachmittag ist, fahre ich danach noch ein ganzes Stück weiter in westlicher Richtung bis in den Tived Nationalpark. Hier, weit weg von Stockholm, finde ich auch endlich wieder einen schönen Übernachtungsplatz direkt an einem See.

Stockholm City und die Schären

Für heute steht die Stadtbesichtigung von Stockholm an. Ich habe mir für den Nachmittag eine Bootstour durch die Schären gebucht. Eigentlich hatte ich eine ganztägige Kayak-Paddeltour durch die Schären gebucht. Aber ich habe gestern Abend die Absage der Tour erhalten, da ich wieder einmal der einzige Teilnehmer war und die Mindestanzahl bei zwei zahlenden Teilnehmern liegt. Die Saison ist hier bereits seit Mitte August vorüber und alle Touristen schon wieder zuhause.

Als ich nach Stockholm reinfahre besteht mein vorrangiges Problem darin, einen Parkplatz zu finden. Er sollte nach Möglichkeit auch nicht allzu weit vom Hafen entfernt liegen, damit ich für die Bootstour später nicht die ganze Stadt durchqueren muss. Die Parkplatzsuche wird allerdings zum Abenteuer. Nach circa einer Stunde Irrfahrt durch die City finde ich endlich ein Parkhaus, das noch freie Plätze hat.

Ich mache mich dann zu Fuß auf, um die Stadt zu erkunden. Ein hektisches Gewirr von viel zu vielen Autos, Fahrradfahrern und vor allem dieser neumodischen elektrischen Roller. Von allen Seiten wird man ständig angerempelt oder fast überfahren. Diese Roller sind allgegenwärtig. Sie stehen oder liegen überall verstreut herum und können jederzeit gebucht und wieder stehen gelassen werden. Das hat zur Folge, dass die gesamte City mit diesem Rollern zugemüllt ist.

Ich versuche, so schnell wie möglich von der City weg Richtung Hafen zu kommen. An einem wunderschönen Platz mit Springbrunnen genehmige ich mir erst mal ein Eis.

Das Wetter heute Morgen ist wieder ganz sonnig. Aber leider ist für später wieder Regen angesagt.

Der Hafen ist richtig schön. Vor allem das Königsschloss beherrscht hier direkt am Wasser gelegen die Szenerie. Rund um das Schloss ist auch ständig etwas los. Wachablösung, berittene Polizistinnen, oder auch eine Marschkapelle, die ich aber leider nur aus der Ferne mitbekomme.

Die Möven haben keinen Respekt vor Königen.

Im Hafen liegen neben den ganzen Ausflugsdampfern und modernen Schiffen auch einige tolle große Segelschiffe, die wunderschön aussehen. Mit so einem würde ich gerne mal in See stechen.

Das Ausflugsboot, das ich gebucht habe, ist die Östana. Es ist ein historisches Dampfschiff von 1906. Die Fahrt durch die Schären vor Stockholms Küste dauert ganze 2,5 Stunden.

Wir passieren eine riesige Anzahl kleiner und größerer Inseln, teilweise mit nur einem Haus, teilweise mit ganzen Siedlungen. Alles jedoch Grundstücke mit einem Wert von mehreren Millionen. Zum großen Teil sind es lediglich Sommerhäuser reicher Stockholmer. Manche Siedlungen sind jedoch auch ganzjährig bewohnt.

Leider stimmt die Wettervorhersage und unterwegs fängt es wieder kräftig an zu regnen.

Bei der Rückkehr zum Parkhaus bekomme ich einen Schock. Die Parkgebühren betragen 75 € !!!

Zum Übernachten will ich auf einen Campingplatz, der direkt in der Nähe der Altstadt liegt. Mein Navi ist völlig überfordert und bringt mich an den Rand des Wahnsinns. Ständig soll ich irgendwo abbiegen, wo gar keine Straße oder eine Einbahnstraße ist. Baustellen in der ganzen Stadt machen die vorgesehenen Routen ebenfalls unmöglich. Ich bekomme also ständig die Ansage: „Sie sind von der Route abgewichen.“ Nachdem ich die Stadt circa 5 Mal umkreist habe, gebe ich auf. Ich fahre wieder aus der Stadt hinaus, zurück zu dem Waldparkplatz von letzter Nacht.

Golf rund um Stockholm

Ljusterö

Da mir im Moment noch die Lust auf Großstadt fehlt, umfahre ich Stockholm weiträumig an der Küste entlang. Ich nehme eine Fähre und setze über auf die Insel Ljusterö vor der Küste Stockholms. Auf dieser Insel gibt es den Lusterö Golfklubb, den ich morgen spielen will. Da es hier im Süden und speziell rund um Stockholm fast keine Möglichkeiten zum Wildcampen gibt, übernachte ich direkt auf dem Parkplatz des Golfplatzes. Es ist herrlich ruhig.

Der nächste Tag bringt endlich wieder mal ein wenig Sonnenschein. Im Laufe des Tages wird es sogar richtig warm und die Runde im Ljuströ Glofklubb zum Genuss.

Ich spiele mit einem schwedischen Ehepaar zusammen. Die beiden sind supernett und wir unterhalten uns die ganze Runde lang nur übers Reisen. Sie sind aus Stockholm und haben sich erst vor kurzem hier in der Nähe des Golfplatzes ein Wochenendhaus gekauft. Sie laden mich nach der Runde zu sich ein. Wir bereiten gemeinsam einen Imbiss zu, der zur Hälfte aus ihrem Kühlschrankinhalt besteht, und zur anderen Hälfte aus den Vorräten aus meiner Kühlbox. Dazu gibt’s ein Bier, dass sich (warum auch immer) „Sleeping Bulldog“ nennt. Schmeckt aber hervorragend. Gegen Abend verabschiede ich mich von den beiden. War ein super netter Tag mit den Zweien.

Akersberga

Ich nehme die Fähre zurück aufs Festland, fahre aber nur einige Kilometer weit bis nach Akersberga. Hier liegt direkt der nächste Golfclub für morgen, der Akersberga Golfklubb.

Ein schöner Platz, der geprägt ist von viel Wald und wieder riesigen, runden Felsblöcken, die so typisch für die gesamt Küste sind.

Übernachtung auch hier direkt auf dem Parkplatz des Golfplatzes. So erspare ich mir die Suche nach einem geeigneten Platz, der hier in der Nähe von Stockholm sowieso nur schwer zu finden ist.

Arninge

Da das Wetter sich immer noch (schon 3 Tage hintereinander!!!) von der freundlichen Seite zeigt, spiele ich direkt noch einen weiteren Golfplatz, den Arninge Golfklubb. Auch hierher muss ich nur wenige Kilometer fahren. Die Golfplätze hier um Stockholm herum sind so zahlreich, dass man höchstens 10 km fahren muss zum nächsten.

Ich habe einen tollen Flight mit zwei Herren aus einem Nachbarclub, die hier heute ihre Proberunde spielen für ein Ligaspiel am Freitag. Beide mit superguten Handicaps von 2 und 4, und beide total nett. Das wird eine richtig gute Runde, denn beide sind sehr konzentriert und das spornt auch mich an.

Ein sehr schöner Platz. Auf einem der kleinen Teiche entdecken wir eine neue Spezies: schwedische Krokodile. Sie sind aus Holz, sehen aber total echt aus, da die einzelnen Körperteile beweglich miteinander verbunden sind, so dass es aussieht, als würden sie sich bewegen.

Der nächste Golfplatz ist in Sichtweite direkt auf der anderen Seite des Sees. Meine Flightpartner schwärmen von dem Club, der wäre super schön. Ich schaue mir später die Website an. Das Greenfee liegt bei 150 €. Das ist mir auch ein schöner Platz nicht wert.

Außerdem habe ich jetzt erst mal genug gegolft und will mir morgen Stockholm anschauen. Auf dem Parkplatz des Arninge Golfklubb kann ich leider nicht übernachten. Aber ich finden einen Parkplatz im Wald in der Nähe, wo es auch total ruhig ist.

Jede Menge Regen, Bäume und Nachtfrost

Robertsfors Golfklubb

Der nächste Tag in Robertsfors wird tatsächlich endlich einmal wieder etwas sonnig. Deshalb werde ich die geplante Runde hier im Robertsfors Golfklubb spielen.

Der viele Regen hat jedoch auch auf dem Platz seine Spuren hinterlassen. Die Bunker sehen so aus:

Und die Fairways sind ebenfalls vollgesogen mit Wasser.

Insgesamt ein netter Platz, aber man versäumt nicht viel, wenn man ihn nicht gespielt hat.

Leider ist es hier inzwischen nachts so kalt geworden, dass ich unglaublich friere. Da sich meine Standheizung ja seit einiger Zeit endgültig verabschiedet hat, versuche ich mit jeder Menge heißem Tee und einer Wärmflasche mich irgendwie warm zu halten. Es gelingt mir nicht.

Nachdem ich einige Stunden gebibbert habe und kein Auge in dieser Nacht zumachen kann, entschließe ich mich dazu, weiter zu fahren, um dann die Motorheizung nutzen zu können. Ich mache meinen Camper also um 2:00 Uhr nachts reisefertig und mich auf den Weg Richtung Süden.

Die Heizung auf voller Stufe bläst nach einigen Kilometern endlich warme Luft und ich taue langsam wieder auf. Das Thermometer zeigt gerade mal 2°C Außentemperatur an. Kein Wunder, dass mir so kalt war. Ich bin inzwischen stinksauer auf den Boschdienst, der bei Einbau der Heizung offensichtlich sehr schlampig gearbeitet hatte. Da die Temperaturen in den nächsten Tagen laut Wettervorhersage hier im Norden bis auf den Gefrierpunkt fallen, ist meine einzige Hoffnung, dass es im Süden etwas wärmer sein wird. Ansonsten wäre meine Reise ganz schnell zu Ende.

Als ich genügend eingeheizt habe, mir endlich wieder warm ist, aber dann doch die Augen zufallen, suche ich mir einen Übernachtungsplatz für die restlichen Nachtstunden.

Weiterfahrt im Regen

Der nächste Tag beginnt mit Regen (welche Überraschung !!!). Ich fahre die Ostküste runter weiter Richtung Süden. Eine ziemlich langweilige Strecke. Wald, Wald und nochmals Wald, Milliarden von Bäumen, Kiefern, Fichten, Birken. Und danach wieder Wald, ca. 700 km lang nur Wald …. hatte ich schon die Bäume erwähnt?? Gähn ….

Ich möchte mir gerne die Höga Küste als nächstes anschauen. Das soll eine traumhaft schöne Küstenlandschaft sein … nach den vielen Bäumen. Aber es schüttet dermaßen, dass meine Scheibenwischer fast den ganzen Tag lang im Schnellgang laufen müssen.

Dieses Wetter macht wenig Lust darauf, aus dem Auto auszusteigen. Deshalb lasse ich die Höga Küste links liegen und fahre weiter durch Richtung Stockholm bis auf die Insel Ljusterö.

Bjuröklubb und Kyrkstad Lövanger

Halbinsel und Naturreservat Bjuröklubb

Nach dem Besuch des International Food Market in Skelleftea fahre ich zum Übernachten ca. 30 km aus Skelleftea hinaus in südlicher Richtung. Hier liegt auf einer weit ins Meer ragenden Halbinsel das Naturreservat Bjuröklubb. Diese Halbinsel hob sich vor ca. 4.000 Jahren aus dem Meer. Die durch das Meer blankpolierten Felsen und angeschwemmten Felsbrocken charakterisieren die Landschaft. Der Leuchtturm wurde 1859 errichtet, da es hier vor der Küste immer wieder zu Schiffsunglücken kam.

Da heute endlich mal wieder ganz schönes Wetter herrscht, nutze ich die Gelegenheit für eine ausgiebige Wanderung zunächst zum Leuchtturm hoch und dann noch rund um die Halbinsel.

Eine raue Landschaft mit den vielen blank polierten Felsen und altem Nadelwald. Überall glänzen die reifen, roten Preiselbeeren in der Sonne.

Irgendwann verliere ich in den Felsen den Weg. Als ich das Gefühl habe, schon viel zu weit entlang der Küste gegangen zu sein, schlage ich mich dann einfach quer Beet durch den Wald. Meine Orientierung stimmt zum Glück. Ich komme nur ca. 200 m unterhalb des Autos zurück auf den Weg.

Kyrkstad Lövanger

Auf der weiteren Fahrt Richtung Süden komme ich kurz darauf durch Lövanger. Hier wurde ein ähnliches Kirchendorf aus dem 16 Jhd. restauriert, wie ich es in Skelleftea besucht hatte.

Da die Wetteraussichten für morgen nicht schlecht sind, biege ich kurz danach nach Robertsfors ab. Hier will ich morgen eine Runde Golf im GC Robertsfors spielen. Ich fahre deshalb direkt zum Golfplatz und übernachte auf dem Parkplatz.

Aber wie sollte es anders sein; es regnet die ganze Nacht und den ganzen Tag heute. Aber ich habe endlich wieder Internetverbindung!!!Deshalb nutze ich diesen Regentag zum Update meines Blogs mit der ganzen vergangenen Woche und hoffe für die Golfrunde auf besseres Wetter morgen.

Die Strecke, die ich in dieser Zeit zurück gelegt habe (meist im strömenden Regen) ist beträchtlich:

Skelleftea und Food Market

Den Ort Skelleftea habe ich deswegen angesteuert, weil lt meinem Reiseführer hier Anfang September jedes Jahr ein Food Market stattfindet. Da das Internet hier nicht funktioniert kann ich leider das genaue Datum nicht herausfinden.

Aber heute Morgen lässt sich die Sonne mal wieder blicken. Deshalb mache ich mich gleich auf in die Stadt zum Tourist-Büro. Hier bekomme ich die Antwort: der Food Market beginnt morgen und dauert 4 Tage. Was mich etwas stutzig macht ist die Bezeichnung International Food Market. Mein Reiseführer hatte angekündigt, dass es hier Spezialitäten aus ganz Lappland gibt.

Also beschließe ich, mir heute noch ein wenig das Städtchen anzuschauen und bis morgen zu bleiben. Im Tourist-Büro habe außerdem die Info erhalten, dass es am Stadtrand (zu Fuß erreichbar) eine alte Siedlung mit Häusern aus dem 16. Jahrhundert gibt. Es ist eine schöne Wanderung an einem Flußufer entlang bis zu dieser Siedlung.

Es handelt sich um eine sogenannte Krykstad. Diese Kirchen-Siedlungen wurden im 16. Jhd. während der Protestantischen Reformation angelegt, um Sami und Farmer rund um eine Kirche anzusiedeln. Der wöchentliche Kirchgang war zwingend vorgeschrieben, dafür stellte die Kirche den Farmern das Land zur Verfügung. Die strikte Kirchgangspflicht endete erst in den 1850er-Jahren. Dieses Kirchdorf Bonnstan besteht aus insgesamt 116 kleinen Kirchenhäusern und 3 Ställen

Die dazugehörige Kirche Skelleftea landskyrka ist ein wunderschöner Prachtbau. Das Tor datiert zwar von 1799, aber die Grundmauern der Kirche sind älteren Datums.

Mir gefiel die Kirche deshalb so gut, weil sie innen ein ganz schlichtes Design hatte. Die Wände sind einfach weiß, lediglich eine prachtvolle Kanzel und ein schlichter Altar ergänzen das Bild.

Der eigentliche Schatz der Kirche verbirgt sich ganz unauffällig hinter dem Altar an seiner Rückseite im Marienchor. Hier steht auf einem ebenfalls schörkellosen weißen Podest eine kleine Skellefte-Madonna aus Walnussholz aus dem 12. Jhd. mit kaum erkennbaren Resten von Bemalung.

Sehr schön fand ich auch das Taufbecken. Es hat eine breite silberne Umrandung, in der Wiesenblumen eingraviert sind.

Für die Übernachtung bleibe ich gleich auf dem Parkplatz des Kirchdorfes stehen. So habe ich es morgen nicht weit in die Stadt zu dem Food Market.

International Food Market

Auf dem Marktplatz sind jede Menge Stände aufgebaut. Wie sich heraus stellt, sind es NUR internationale Stände. Was ich mir eigentlich erhofft hatte, nämlich Spezialitäten aus Lappland, gibt es gar nicht. Kein einziger Stand ist aus Lappland oder Schweden. Dafür aber aus aller Herren Länder: Polen, Ungarn, Elfenbeinküste, Thailand, Italien, Frankreich, Holland, Spanien, Mexiko, Griechenland, USA, England und selbstverständlich aus Deutschland. Ich habe sicherlich die Hälfte vergessen. Es wird hier 4 Tage lang rund um die Uhr gefuttert, bis nichts mehr reinpasst.

Die griechische Taverne steht direkt neben dem Route 66 Imbiss.

Der „deutsche“ Stand trägt die bayerische Fahne und bietet Bratwurst und Schnitzel an.

Dieses Foto war speziell für Ihi gedacht. Ein italienischer Stand bietet neben einer reichen Auswahl an Salami auch jede Menge Süßkram an. Und darunter eine tolle Auswahl an glutenfreiem Gebäck!!

Ich selbst versorge mich beim Holländer mit einem alten Gouda, beim Ungarn mit scharfen Chili-Würsten. Dann genehmige ich mir ein Mittagessen beim Thailänder und hole mir als Nachtisch einige der süßen Stückchen beim Italiener. Jetzt bin ich für die nächsten Tage versorgt.

Regen in Lappland

Nachdem ich auf dem Pass Stekenjokk übernachtet habe, wollte ich eigentlich noch eine Wanderung hier oben im Klimpfjäll unternehmen. Aber das Wetter spielt nicht mit. Es regnet wieder. Eigentlich bin ich froh, diese Ausrede zu haben. Nach der gestrigen Höhlentour bin ich immer noch ganz schön kaputt und habe keine soooo große Lust auf eine Wanderung.

Deshalb fahre ich auf dem Vildmarksvägen weiter. Allerdings fahre ich den Bogen nicht ganz fertig bis nach Vilhelmina, sondern biege vorher bei Saxnäs nach links ab. Ich will ins Vindellsfjällen Naturreservat hoch Hier liegt Tärnaby, der Heimatort von Ingemar Stenmark. Außerdem führt hier der Kungsleden entlang, der wohl berühmteste Fernwanderweg Schwedens, der das ganze Land von Nord nach Süd durchquert. Auf ihm will ich eine 3-Tages-Etappe laufen.

Aber es regnet, und regnet. Schon auf der Fahrt dorthin kündigen die dunklen Wolken an, was mich erwartet.

In Tärnaby schüttet es so stark, dass selbst der Schnellgang der Scheibenwischer die Wassermassen nicht beseitigen können. Der Petrus Lapplands ist mir gar nicht wohl gesonnen. Schon im finnischen Lappland hat er mich mit Regen zugeschüttet. Und nun hier im schwedischen Lappland das gleiche!

Die Vorhersagen für die nächsten Tage sehen auch keine Wetterbesserung vor. Deshalb streiche ich meinen Plan für die Kungsleden-Etappe.

Eigentlich wollte ich hier in Lappland noch weiter nördlich hinauf. Aber leider ist meine Standheizung inzwischen wieder außer Funktion. Die Temperaturen sind hier bereits ziemlich frostig und für den Norden ist bereits Nachtfrost angesagt. Deshalb muss ich leider auch diesen Plan streichen, denn das ginge nur mit funktionierender Standheizung.

Deshalb fahre ich im südlichen Teil Lapplands quer rüber Richtung Ostküste nach Skelleftea. In Storuman lege ich aber zunächst einen Tag auf einem Campingplatz ein. Ich brauche dringend mal wieder eine Waschmaschine. Und eine Sauna für mich zum Aufwärmen.

Von Storuman geht es dann quer durch Lappland. Die Samen sind hier zuhause und ihre Haupteinkunftsquelle ist die Rentierzucht. Mehrmals komme ich an riesigen Gehegen vorbei, die zwei Mal im Jahr dazu dienen, die Rentierherden zusammen zu treiben. Hier werden die Tiere und ihr Nachwuchs dann gezählt, Tiere zum Schlachten aussortiert, Verletzungen und Krankheiten versorgt.

Auf der Fahrt komme ich auch immer wieder an landschaftlichen Höhepunkten vorbei. Mal sind es treppenartige Wasserfälle, dann wieder fantastische Ausblicke von oben in die Landschaft.

Die Straßen sind zum Teil wieder üble Schotterpisten. Meine Stoßdämpfer haben zwischen den Geist aufgegeben, zumindest fühlt es sich so an.

Nett finde ich immer wieder die Schilder, die mich darauf hinweisen, dass ich hier 80 kmh fahren darf. Ich weiß nicht, wie nett mein Caddy das finden würde, wenn ich ihn tatsächlich mit 80 kmh durch die Schlaglöcher knüppeln würde.

An der Ostküste in Skelleftea angekommen suche ich mir einen Übernachtungsplatz direkt am Meer. Da es aber immer noch in Strömen schüttet, kann ich es gar nicht richtig genießen. Die Nacht wird jedenfalls schweinekalt. Aber ich habe mir inzwischen eine gute altmodische Wärmflasche gekauft. Die nehme ich mit ins Bett.

Die Korallgrottan auf dem Vildmarksvägen

Die ganze Nacht durch hat es geschüttet und auch heute Morgen hört der Regen nicht auf. Allerdings ist er in einen leichten Nieselregen übergegangen, der erträglich ist. Aber da ich heute sowieso unter die Erde gehe, ist es eigentlich egal, was für Wetter oben herrscht.

Ich habe für heute eine Tour druch die Tropfsteinhöhle Korallgrottan gebucht. Pünktlich um 9 Uhr treffen auf dem vereinbarten Parkplatz der Tourguide August vom Veranstalter Vilseledaren, sowie die Gruppe der anderen 5 Teilnehmer ein.

Diese 5 sind eine international gemischte Truppe. Sie haben alle zusammen in Stockholm Medizin studiert und sind jetzt in verschiedenen Jobs und Projekten über Schweden verteilt. Um den Kontakt zu halten, treffen sie sich einmal pro Jahr für ein paar Tage und unternehmen etwas gemeinsam. Diese Tour hatten sie bereits im März gebucht!!! Die sechste Person musste allerdings kurzfristig absagen, da sie sich aus dem Job nicht frei machen konnte. Mein Glück, denn ich kann kurzfristig nach dem Telefonat von gestern Abend für sie einspringen!!!

Die gesamte Truppe besteht nun also aus:
August (Tourguide), Schwede
Claire, Französin
Lia, Italienerin
Chubanka, Inder
Eddie + Jan, Litauer
Alla, Deutsche
Da die gemeinsame Sprache der 5er Truppe eh Englisch ist, passt das wunderbar. Sie sind eine unglaublich lustige Truppe, die sich den ganzen Tag lang gegenseitig hochnehmen, lachen, Spaß haben und eine ansteckend gute Laune verbreiten. Speziell die kleine Italienerin Lia (150 cm klein) und der lange Litauer Eddie (198 cm groß) sind zwei Powerpakete sehr unterschiedlicher Art, aber unterhalten die Truppe. Ich werde vom ersten Moment an integriert.

31.8. Höhlentour in die Korallgrottan

Zunächst besteht uns eine Wanderung von ca. 1 Stunde durch Feuchtgebiet bevor. Sie ist komplett durch einen Steg mit zwei parallelen Holzbohlen angelegt. Dieser Steg dient dazu, die empfindliche Fauna des Naturreservates zu schützen. Außerdem dient sie auch dazu, einigermaßen trockene Füße zu behalten. Da es jedoch die ganze Nacht durch geregnet hat, ist dieses Feuchtgebiet wirklich mehr als feucht.

Aber das Motto ist ja schon aus Norwegen bekannt: „You will get wet feet anyway!“

Das Wasser hat diese Holzbohlen aber auch extrem glitschig gemacht. Jeder von uns zeigt unfreiwillige Showeinlagen, bei denen wir auf einem Bein ca. 2 m rutschen und irgendwie versuchen das Gleichgewicht zu halten und nicht in die Matsche zu fallen. Jede Showeinlage wird aber mit großen Hallo und Applaus belohnt und mit Haltungsnoten bewertet.

Die Wanderung von einer Stunde auf dem schmalen Steg ist unglaublich anstrengend. Das vorsichtige Gehen, um nicht auszurutschen, das ständige nach unten Starren, um nicht neben den Steg zu treten und trotzdem noch die Landschaft zu genießen, erfordern höchste Konzentration. August legt deshalb regelmäßige Stops ein, in denen er uns ganz viel über die hier ansässigen Sami und deren Geschichte erzählt.

Als wir an diesem Wasserfall vorbeikommen, ahnen wir noch nicht, dass dies der Ausstieg aus der Höhle sein wird und August verrät auch nichts.

Nach gut einer Stunde erreichen wir dann eine Hütte, in der die Ausrüstung für die Höhle auf uns wartet. August bereitet uns jedoch zunächst einmal eine schwedische Fika zu. Ein Frühstück mit regionalen Spezialitäten, wie Fladenbrot, Käse, der in dieser Höhle gereift ist, Bärensalami, Elchsalami, sowie Kaffee un Tee.

Danach wird die Ausrüstung für die Höhle verteilt. Jeder erhält einen wasserdichten Overall, Helm mit Stirnlampe, Knieschoner und Gummi-Handschuhe.

Die Truppe ist fertig fürs Abenteuer.

Am Eingang der Höhle gibt August uns noch Instruktionen, wie wir uns in der Höhle zu bewegen haben, und was im Notfall zu tun ist.

Und dann geht’s hinunter ins Dunkle. Die Höhle besteht nur aus natürlichen Gängen, die das Wasser gegraben hat. Es wurde hier nichts künstlich erweitert. Das bedeutet es wird teilweise sehr, sehr eng und sehr, sehr niedrig. Krabbeln auf allen Vieren ist die meiste Zeit angesagt. Es ist jedes Mal eine Erleichterung, wenn wir einen etwas höheren Gang erreichen und uns aufrichten können.

Dort unten in der Höhle herrscht das ganze Jahr eine gleichmäßige Temperatur von 4°C. Alle paar Meter sitzen wir auf dem eiskalten Fels, um zu warten bis die Truppe vollzählig zusammen ist und frieren uns den Arsch ab. August erklärt uns dann vieles und macht aus auf besondere Details aufmerksam.

Video-1-Korallgrotta

Aufgrund der Tropfsteinformationen an der Decke über uns dürfen wir uns die meiste Zeit gar nicht aufrichten, weil wir sonst mit dem Helm an diese fragilen Strukturen stoßen könnten und sie zerstören.

Dazwischen viel Gelächter und ganz viel Spaß.

Speziell als es dann durch eine ganz enge Röhre geht. Lia darf als Erste, denn für sie stellt es gar kein Problem dar, sie flutscht da durch. Aber dann kommt Eddie. Er muss alle Luft ausatmen, um sich schmaler zu machen, dann geht’s ein paar Meter vorwärts. Dann wieder Luft holen, erneut ausatmen und vorwärts. Es wird ein Spektakel bis alle da durch sind.

Immer wieder heißt es klettern über oder unter Felsbrocken, um tiefe Spalten zu überwinden, oder Abhänge hinunter zu kommen. Teilweise sind solche Abhänge aber auch lustige Rutschpartien, wenn der Fels glatt genug ist.

Video-2-Korallgrotta

Und immer wieder tauchen komplett andere Strukturen oder Phänomene auf. In einem Gang blinken Millionen kleiner Lichter auf, wenn die Stirnlampen sie anstrahlen. Es sind winzige Tautropfen, die wie der schönste Sternenhimmel aussehen.

Nach über zwei Stunden sind wir alle komplett erledigt, aber auch überwältigt. Wir wissen noch nicht, dass uns mit dem Ausstieg aus der Höhle noch der anstrengendste Teil bevorsteht.

Dieser Gang führt nach oben hinaus. Er ist recht lang und sieht hier zunächst noch machbar aus. Aber er verengt sich immer mehr und ist irgendwann nur noch ca. 50 cm breit und ca. 40 cm hoch. Hinzu kommt, dass er voll mit Wasser steht. Wir müssen uns in Bauchlage vorwärts robben. Aber August bittet uns, die Hände dabei nicht mehr flach auf den Boden zu setzen, sondern die Hände zur Faust zu ballen und uns dann auf den Knöcheln aufzustützen. So würde kein Wasser in die Ärmel laufen. Außerdem sollen wir die Knie nicht im Wasser aufsetzen, sondern möglichst auf irgendeinem Felsbrocken.

Leichter gesagt als getan. Man muss quasi im ganz flachen Liegestütz knapp über dem Boden, bzw. Wasser vorwärts robben. Der Gang nimmt kein Ende und führt immer steiler nach oben!!! Irgendwann geht mir völlig die Kraft aus. Inzwischen ist es mir egal, wo mir Wasser reinläuft, ich kann nicht mehr. Ich liege auf dem Bauch im Wasser, alle Muskeln sind verkrampft und zittern. Ich komme nicht mehr vorwärts. Ich war die erste hinter unserem Guide August, aber der ist längst weg. Hinter mir staut sich die Truppe. Ich bitte Claire hinter mir um einen Augenblick Geduld, damit ich verschnaufen kann.

Als Antwort kriege ich erstmal ein Stöhnen. Dann meint sie, dass sie heilfroh ist, sie kann auch nicht mehr. Aber so könne sie wenigstens mich beschuldigen, falls die hinter ihr meckern. Aber da hinten im Dunkeln meckert keiner. Es dringt nur ein endloses Gestöhne nach vorne.

Aber über die Bemerkung von Claire muss ich so lachen, dass sich die Verkrampfung löst und mir der nächste Move gelingt. Und dann taucht auch irgendwann endlich Licht am Ende des Ganges auf. Geschafft!!!

Wir kommen an genau dem Wasserfall heraus, den wir auf dem Hinweg bereits passiert hatten. Und dieser Wasserfall ist auch der Grund, warum der letzte Gang der Höhle unter Wasser steht.

Als alle draussen sind, fallen wir us erst mal gegenseitig um den Hals. Von August bekommen wir dann noch aufgetragen, unter dem Wasserfall in voller Montur eine Dusche zu nehmen, um die Overalls etwas von all dem Matsch und Dreck zu säubern. Er will inzwischen schon zu Hütte vorgehen und das Mittagessen vorbereiten.

Die Dusche wird ein absoluter Spaß.

Als wir die Hütte wieder erreichen, ist August schon dabei, ein Lagerfeuer zu entzünden an dem wir uns wieder aufwärmen und trocknen können.

In einer Riesenpfanne brät er dann über dem offenen Feuer Elchfleisch an, das in hauchdünne Streifen geschnitten ist.

Dann kommen noch Pfifferlinge, verschiedene Gemüse, sowie eine riesige Menge Sahne hinzu. Das Ganze würzt er mit diversen Kräutern und Wachholderbeeren.

In einem separaten Topf hat er Kartoffeln gekocht und dazu gibt’s noch Preiselbeeren. Wir futtern, was das Zeug hält. Es schmeckt so herrlich gut, dass wir alle die Teller sauberschlecken.

Satt und müde müssen wir aber nochmal die gleiche Holzbohlen-Wanderung von einer Stunde zurück bewältigen.

Aber August legt auch auf dem Rückweg immer wieder Stops ein, in denen er uns jetzt viel über die Vegetation erzählt, jede Menge essbare Pflanzen und Beeren zeigt, und auch die giftigen, wie im Bild.

Zurück an den Autos tausche ich mit Chubanka noch die Speicherkarten unserer Kameras aus um jeweils die Bilder vom anderen herunter zu laden. Er hat viel in der Höhle fotografiert und ich außerhalb. So bekommen wir beide alle Bilder.

Nachdem ich der Super-Truppe Adieu gesagt habe, fahre ich wieder zum Pass hoch. Einen Übernachtungsplatz hatte ich gestern Abend ja schon gefunden. Völlig kaputt und fertig, aber auch noch völlig erfüllt von den Erlebnissen des Tages, fahre ich nur auf den Parkplatz, auf dem jetzt noch ein anderer Camper steht, falle sofort ins Bett und schlafe am nächsten Morgen richtig lange aus …. Bis es laut an meinem Fenster klopft. Ein älterer Herr steht davor und fragt nach, ob bei mir alles OK ist, oder ob ich krank bin. Er hat sich Sorgen gemacht, nachdem weder gestern Abend noch heute Morgen irgendetwas von mir zu hören oder zu sehen war. Das fand ich sehr nett und nicht selbstverständlich.

Der Hallingsafallet auf dem Vildmarksvägen

Der Vildmarksvägen wird als eine der landschaftlich schönsten Strecken Schwedens angepriesen. Hierzu muss man die E45 bei Strömsund verlassen und fährt auf einem Bogen durchs Bergland und bei Vilhelmina dann wieder zurück auf die E45.

30.8. Hallingsafallet

Es hat zwar die ganze Nacht durch geregnet, aber der Tag beginnt wieder mit strahlendem Sonnenschein. Die Strecke des Vildmarksvägen führt zunächst an einer traumhaft schönen Seenlandschaft vorbei. Die Ufer der Seen sind mit Birken gesäumt, deren weiße Stämme in der Morgensonne leuchten vor dem Blau der Seen, in denen sich der Himmel spiegelt. Ein fanstatisches Bild, das man mit der Kamera fast nicht einfangen kann.

Und dann geht es langsam hinauf in die Berge.

Ich will mir einen der spektakulären Wasserfälle auf dieser Strecke anschauen, den Hallingsafallet. Er liegt etwas abseits des Vildmarksvägen. Als das Schild dorthin auftaucht, zweige ich von der Strecke ab.

Und befinde mich sofort auf der übelsten Schotterpiste, die ich bisher erlebt habe. Übersät mit Schlaglöchern. Durch den Regen in der Nacht sind sie alle mit Wasser gefüllt, so dass nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, wie tief sie sind. Allen auszuweichen ist unmöglich, ich kann nur versuchen, die größten zu umfahren. Mein Fahrstil gleicht dem Zickzackkurs eines flüchtenden Karnickels, das ständig Haken schlägt. Zum Glück bin ich hier ganz alleine, denn ich brauche die ganze Breite der Schotterpiste.

Da ich noch circa. 30 km vor mir habe, wird mir die Zeit bei Tempo 30 – 40 kmh ziemlich lang. Es ist außerdem super anstrengend, gleichzeitig auf alle Schlaglöcher zu achten, die wunderbaren Ausblicke der Landschaft zu genießen und außerdem noch auf Tiere zu achten, die hier in dieser Abgeschiedenheit zahlreich die Piste kreuzen.

Bei einem Auerhahn habe ich genügend Zeit. Er bleibt seelenruhig sitzen bis ich fotografiert habe. Alle anderen, wie Rentiere, Rehe, Karnickel sind zu schnell wieder im Dickicht entlang der Piste verschwunden.

Nach gefühlter Ewigkeit und ca. 5.000 Schlaglöchern, denen ich nicht ausweichen konnte, erreiche ich dann endlich den Parkplatz für die Wanderung zum Wasserfall.

Der Hallingsfallet

Die Wanderung zu diesem Wasserfall wird zu einem imposanten Erlebnis. Der Weg führt zunächst ca. 3 km entlang des Wassers und dann entlang des ca. 800 m langen Canyons. Das Wasser hat sich hier in Millionen von Jahren in den Fels gegraben und einen Canyon mit ca. 60 m hohen Wänden geformt.

Und dann verschlägt es mir die Sprache, als ich den Wasserfall erreiche.

Über 43 m fällt das Wasser hier senkrecht nach unten. Eine Brücke führt direkt über die Kante, an der das Wasser nach unten stürzt. Steht man auf dieser Brück direkt über diesem Absturz hat man das Gefühl, es zieht einem jeden Moment die Beine weg und reißt einen mit nach unten.

Von der anderen Seite eröffnet sich dann ein weiteres spektakuläres Bild. In dem Wassernebel der aufschäumenden Gischt bildet sich ein fantastischer Regenbogen, bzw. soar zwei, je nach Winkel aus dem man schaut.

Die Schlaglochpiste hat sich absolut gelohnt!!
Allerdings stehen mir nochmal ca. 25 km Schlaglöcher bevor, bis ich bei Gäddeke wieder zurück auf den Vildmarksvägen gelange.

In Gäddeke versorge ich mich im Tourist-Büro mit Infos über die Gegend und mögliche Aktivitäten. Dort erfahre ich auch, dass ich gerade durch ein Gebiet gefahren bin, dass die weltweit größte Dichte an Bären hat. Sie sind zwar etwas kleiner als in Alaska, aber dafür sehr zahlreich. Allerdings meinte die Dame des Tourist-Office, es wäre höchst selten, dass man einen zu Gesicht bekommt, sie wären überaus scheu.

Bei den Infos, die ich erhalten habe, wird eine geführte Tour durch eine Tropfstein-Höhle beschrieben. Das interessiert mich. Leider funktioniert das Internet nicht und bei meinem Versuch, den Anbieter telefonisch zu erreichen nimmt niemand ab. Schade.

Ich fahre deshalb weiter bis auf den Pass Stekenjokk hinauf. Hier oben auf 870 m Höhe suche ich mir einen Übernachtungsplatz.

Zum Abendessen gibt es eine regionale Spezialität, die ich unterwegs eingekauft hatte: Mandelpoteter. Das sind ganz kleine Kartoffeln. Sie werden nicht einfach früher geerntet, sondern es ist einer spezielle Sorte, die nicht größer wird.

Ich verarbeite sie zu Bratkartoffeln mit Gemüse. Sie sind unglaublich aromatisch.

Um ca. 21 Uhr klingelt dann mein Handy. Der Anbieter der Höhlentour meldet sich. Er hatte gesehen, dass ich versucht habe ihn zu erreichen und ruft deshalb zurück. Finde ich toll.

Ich frage ihn, ob er in den nächsten Tagen diese Höhlentour anbieten kann. Seine Antwort: Ja, morgen früh um 9 Uhr. Eine Gruppe von 6 Leuten hat die Tour gebucht und einer musste absagen. Der Platz wäre frei. Und es wäre die letzte Tour für dieses Jahr!

WOW. Ich sage natürlich sofort zu. Wir klären dann noch telefonisch die Details, wie Treffpunkt, Ausrüstung, Dauer, etc.
Dann packe ich meinen ganzen Kram wieder zusammen, so dass ich vom Pass wieder runter fahren kann. Ich muss ca. eine Stunde die Strecke zurückfahren. Wir wollten uns direkt auf dem Parkplatz treffen, wo die Tour losgeht. Und da ich bereits um 9 Uhr morgen früh dort sein soll, fahre ich diese Stunde lieber heute Abend noch, als morgen noch früher los zu müssen.

Ich finde den geschilderten Parkplatz auf Anhieb und verbringe dann dort die Nacht.

Durchs Jämtland

Hallo ihr Lieben, ich kann mich endlich wieder melden und meinen Blog updaten nach über einer Woche Abstinenz vom Internet. Hier oben im nordschwedischen Lappland war einfach nirgendwo ausreichender Empfang. Selbst Email kamen nur noch sporadisch durch. Aber eine Website laden war nahezu unmöglich, hat meist 20 Minuten bei einfachen Seiten gedauert, umfangreichere oder interaktive Seiten ging gar nicht. Aber jetzt habe ich wieder Netz und will versuchen, die letzte Woche zu rekonstruieren.

28.8. Golf in Klövsjö

Da das Wetter heute morgen recht vielversprechend aussieht, fahre ich den Klövsjö-Vendalen Golfclub an, um hier eine Runde zu spielen. Ich habe Glück und bekomme direkt eine T-Time in einem sehr netten Flight mit 2 Herren. Es stellt sich heraus, dass der eine der Head-Greenkeeper des Platzes ist. Er ist ganz wild darauf, meine Meinung zum Platz zu hören, der aber auch wirklich in einem tollen Zustand ist.

Nach der Runde genehmige ich mir ausgiebig Zeit für eine heiße Dusche, Haare Waschen, Wasser im Camper auffüllen, etc. Nach einem guten Abendessen im Clubrestaurant bleibe ich dann für die Nacht einfach auf dem Parkplatz des Golfclubs stehen.

29.8. Jamtli in Östersund

Für heute steht das Freilichtmuseum Jamtli in Östersund auf dem Programm. Es bietet zum einen Außenbereich mit Gebäuden aus dem 17. Jahrhundert. Und zum anderen ein Museum zur Kultur und Natur Lapplands und Jämtlands.

Bei den Gebäuden im Außenbereich habe ich Pech. Sie sind alle verschlossen, ich kann sie nur von außen anschauen. Die Saison dauert hier nur bis Mitte August, danach ist Feierabend.

Ausser diesen alten Gebäuden haben sie auch noch einen etwas „moderneren“ Bereich mit alten Tante-Emma-Läden, Apotheken und einer nostalgischen Tankstelle.

Aber halt alles bereits geschlossen. Und sämtliche Schilder zur Beschreibung der Häuser nur in schwedischer Sprache. Den vollen Eintrittspreis haben sie dennoch verlangt!!!

Die Ausstellung im Museum haben allerdings recht gut gemacht und hat viele Aspekte der Natur und Kultur der Samen erläutert.

Von Östersund bin ich dann noch weiter gefahren bis Strömsund. Hier zweigt der Vildmarksvägen von der E45 ab. Ich suche mir nur noch einen Übernachtungsplatz und freue mich auf diese schöne Strecke für die nächsten Tage.

Von Norwegen nach Schweden ins Jämtland

Von meinem Übernachtungsplatz auf dem Ringebufjellet noch auf norwegischer Seite brauche ich die Straße nur weiter fahren direkt bis zur schwedischen Grenze.

In Schweden angekommen, will ich auch hier zunächst noch weiter nordwärts. Ich möchte mir als erstes Nordschweden anschauen. Nach Möglichkeit auch das schwedische Lappland. Denn das Lappland war in Finnland ja zu kurz gekommen, da ich wegen Dauerregen die Flucht nach Norwegen angetreten hatte.

Zunächst fahre ich in der groben Richtung von Östersund. Aber recht bald biege ich links weg und fahre parallel der Grenze zu Norwegen bis ins Jämtland.

Auf dieser Nebenstrecke befinde ich mich allerdings wieder (wie schon in Finnland) auf Schotter. Sobald man hier die Hauptstrecke verlässt, ist es mit dem Asphalt wieder vorbei. Außerdem bin ich zurück in Rentierland!

Das Jämtland bietet eine ganze Reihe von Bergen, die sich bis auf 1.800 m schwingen. In der Nähe von Ljungdalen liegt mit dem Helagsfjället der südlichste Gletscher Schwedens. Ein tolles Wandergebiet, das ich morgen erforschen will. Ich finde kurz vorher einen ruhigen Übernachtungsplatz an einem kleinen Fluss.

Der nächste Morgen beginnt mit Sonnenschein, so dass das Frühstück draußen stattfinden kann. Ich war nur zu faul, Tisch und Stuhl aufzubauen, deshalb muss die Türschwelle herhalten.

Inzwischen habe ich mich auch etwas vertrauter mit dem Selbstauslöser meiner Kamera gemacht. Außerdem habe ich endlich mal meinen eigentlich genialen Tripod ausgepackt. Das ist ein Stativ mit drei flexiblen Beinen, die man um jeden Gegenstand biegen und die Kamera so überall befestigen kann. So kann ich auch mal Bilder von mir aufnehmen ohne einen ausgestreckten Arm im Bild zu haben. Keine Ahnung, warum ich nicht früher auf die Idee gekommen bin, das auszuprobieren. Na ja, besser spät als nie.

Ich fahre die Straße in Richtung Ljungdalen weiter und stehe plötzlich mitten in einer riesigen Rentierherde. So viele auf einmal habe ich bisher nicht zu Gesicht bekommen. Es dauert eine ganze Weile bis sie freiwillig die Straße räumen.

Auf einem Hochplateau in ca. 1.000 m Höhe finde ich einen Pfad, der nicht sehr steil aussieht, sondern sich gemächlich ansteigend auf einen der Gipfel hochzieht. Ideal für mich. Also Auto parken, Wanderschuhe anziehen und los geht’s.

Schon jetzt hier vom Start aus ein toller Rundblick. Hunderte von Kilometern in jeder Himmelsrichtung. Und absolut menschenleer.

Der Aufstieg wird wirklich gemütlich. Der Gipfel ist nur ca. 1.400 m hoch, also habe ich auch nicht allzu viele Höhenmeter für den Auf- bzw. Abstieg. Noch während des Aufstieges begegnen mir immer wieder Rentiere.

Und dann ist irgendwann der Gipfel erreicht.

Der Ausblick von hier oben ist fantastisch. Man kann bis in die Berge nach Norwegen schauen, hinunter auf Seenlandschaften und natürlich auf die Gipfel der umliegenden Berge.

In der Tundra hier oben kündigt sich bereits der Herbst mit leuchtenden Rottönen an.

Na, merkt ihr was – das mit dem Tripod funktioniert!!! Einfach auf seinen 3 Beinen in die Gegend stellen, Kamera drauf schrauben, Selbstauslöser drücken und schnell zurück rennen.
Nach der verdienten Pause hier oben, geht’s gemächlich wieder hinunter zurück zum Auto.

Die weitere Fahrt Richtung Östersund wird wunderschön. Als ich von den Bergen runter komme durchfahre ich ein Seengebiet. Es fasziniert mich immer wieder, wie schnell sich das Bild der Landschaft innerhalb weniger Kilometer komplett ändert.

Natürlich finde ich auch wieder einen Übernachtungsplatz am See. In den springe ich als allererstes einmal rein. Eine Runde Schwimmen im recht kalten Wasser ist herrlich nach der Wanderung.

Von Oslo wieder nordwärts

Da mir der Süden von Norwegen nicht sonderlich gut gefiel und ich auch keine Lust auf eine Stadtbesichtigung von Oslo mit vielen Menschen und Autos hatte, bin ich wieder nordwärts gefahren nachdem Ihi heute morgen nach Hause geflogen ist.

Der Norden entspricht genau dem, was ich auf dieser Reise gesucht habe. Ganz viel Natur, Ruhe und Einsamkeit. Der Süden ist hier sehr viel dichter besiedelt als der Norden.

Meine Fahrt ging zunächst bis Lillehammer, das ich mir anschauen wollte. Ein hübsches Städtchen, auf dessen Markt ich mir eine ganze Tüte voll Pfifferlingen und jeweils einen Korb voll Heidelbeeren und Himbeeren gekauft habe. Ich freue mich dabei schon auf Abendessen. Aber die Himbeeren schaffen es nicht bis dahin, sie sind nach 15 Minuten bereits alle.

Das Olympia-Zentrum und die Sprungschanzen wollte ich mir dann noch anschauen. Habe aber angesichts der unglaublichen Anzahl von Bussen wieder kehrt gemacht.

Der E6 bin ich dann noch weiter nordwärts bis Ringebu gefolgt und dann nach rechts Richtung schwedischer Grenze abgebogen. Eine kleine Straße, die sich steil in die Berge hinauf zieht auf das Ringebufjellet. Oben angekommen eröffnet sich ein riesiges Hochplateau. Fantastische Blicke rundherum und eine absolut karge und raue Landschaft. Hier will ich für die Nacht bleiben.

Es ist leider etwas bewölkt, so dass man nicht ganz den Fernblick hat, den es bei klarem Wetter verspricht. Aber auch so kann man hunderte von Kilometern schauen, ohne jegliches Zeichen von Zivilisation.

Zum Abendessen gibt’s die frischen Pfifferlinge, gleich eine ganze Pfanne voll!!

Es gibt später eine tolle Atmosphäre als die Sonner untergeht. Allerdings pfeift hier oben (ich bin auf ca. 1.000 m Höhe) ein gewaltiger Wind übers Plateau und lässt die Temperaturen auf ca. 10° sinken. Unten war es heute richtig warm mit meist 25°C. Aber ich will es ja nicht anders ….

Da es mir hier oben in der rauen Einsamkeit so gut gefällt, bleibe ich für einen Ruhetag noch hier und lasse mir den ganzen Tag den Wind um die Ohren pfeifen. Ansonsten nutze ich den Tag, meinen Camper mal wieder auf Vordermann zu bringen und den Blog mit den vergangenenTagen upzudaten.

Übersicht: Die gemeinsame Reise mit Ihi

1. Etappe: Vom Flughafen Trondheim in den Dovrefjell Nationalpark

Ich hatte Ihi am 15.8.in der Nacht um 0:25 am Flughafen Trondheim abgeholt. Nachdem wir im Hotel erst mal ausgeschlafen haben, sind wir am 15.8. bereits die erste Etappe gefahren. Es ging von Trondheim nach Oppdal in den Dovrefell Nationalpark.

Bisher war es für mich die ganze Zeit schwierig gewesen, einerseits zu fahren und auf die Straße zu schauen, außerdem noch die Gegend anzuschauen und andererseits aber auch ein Auge auf die Karte zu haben. Denn mein Navi wollte nie die Routen fahren, die ich raus gesucht hatte, sondern immer nur die größte Straße und kürzeste Strecke. Ich jedoch wollte die kleinsten Straßen und schönsten Strecken. Das war meist nicht identisch.

Deshalb war ich richtig froh, die Navigation ab jetzt meiner Beifahrerin übergeben zu können. Großer Fehler! Ich hatte zwar die Route exakt vorbereitet und sogar schriftlich in meinem Notizbuch aufgelistet. Aber bereits beim ersten Abzweig gelang es uns, einen zweistündigen Umweg einzubauen (pinkfarbene Strecke). Das Vertrauen in die Navigation meiner Beifahrerin sank sofort drastisch.

Insgesamt eine lange, aber sehr abwechslungsreiche und schöne Strecke. Zunächst an der Küste entlang mit Unterbrechungen durch Fähren. Danach Abzweig ins Landesinnere, aber immer noch entlang von Fjorden.

Und dann ging es in die Berge hoch in den Dovrefjell Nationalpark. Hier verbrachten wir die erste Nacht vor Oppdal an einem kleinen See direkt neben einer winzigen Marina. In Oppdal hatten wir für den nächsten Tag die Moschusochsen-Safari gebucht.

Nach der Safari ging es nur noch einige Kilometer weiter bis nach Hjerkinn, wo wir einen schönen Übernachtungsplatz fanden ein paar Hundert Meter entfernt von einem See. Ihi hat es sich nicht nehmen lassen, am nächsten Morgen trotz frostiger Temperaturen im See zu baden.

2. Etappe durch den Geiranger-Fjord

Der Jostedalsbreen Nationalpark war unser nächstes Etappenziel. Auf meinen Wunsch hin haben wir aber nicht die direkte Route dorthin genommen, sondern sind einen großen Bogen gefahren, um den Geiranger-Fjord zu sehen.

Der Geirangerfjord war diesen Umweg auf jeden Fall wert. Da die Etappe dadurch aber ziemlich lang wurde, haben wir sie auf zwei Tage verteilt. Die Übernachtung auf der Hälfte der Strecke war einer der schönsten Plätze. Wieder direkt an einem kleinen See. Rechts und links Berge von denen Wasserfälle herab rauschten. Und wir hatten bereits Sicht auf die Gletscher des Josteldalbreen Nationalparks.

3. Etappe – Aufenthalt im Jostedalsbreen Nationalpark

Insgesamt 4 Nächte sind wir im Jostedalsbreen Nationalpark geblieben. Die erste Nacht haben wir noch wild gecampt oberhalb von Gjerde. Von dort haben wir eine tolle Wanderung zu dem Gletscher Fåberstølsbreen unternommen. Am nächsten Tag sind wir dann auf den Campingplatz in Gjerde umgezogen, um Facilities wie Dusche, Waschmaschine, Aufenthaltsraum bei Regen, etc.) nutzen zu können.

Im nahe gelegenen Breheimsenteret haben wir dann für die nächsten Tage zwei Touren mit den ICETROLLS gebucht. Zum einen das Wildwasser-Rafting, und dann noch das Glacier Kayaking + Hiking.
Außerdem hat Ihi alleine noch eine kleine Regenwanderung in Richtung Røykjedalen zum Austesten ihres Tyvek-Anzuges unternommen.

4. Etappe zum Flughafen Oslo

Auch diese Strecke vom Josteldalsbreen Nationalpark bis nach Oslo haben wir wieder in 2 Tage aufgeteilt.

Die Übernachtung hoch oben in den Bergen oberhalb von Gol war der perfekte Abschluss einer tollen gemeinsamen Zeit.

Ihi, tausend Dank an dich, dass du alles so klaglos mitgemacht hast, was ich dir in der kurzen Zeit alles zugemutet habe!!!

Leben im Camper (Gastbeitrag von Ihi)

Wie lebt Alla eigentlich auf 3,5qm? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Inzwischen hab ich viele von Allas Tricks und Kniffen kennen gelernt.

Wichtig I: Alles, aber auch alles hat seinen Platz. Und wird es jemals woanders abgelegt, verbringt man den Abend mit Suchen. Aber alles taucht irgendwann wieder auf, ohne Treppen hoch- und runterlaufen. Und viele Dinge haben mindestens zwei Funktionen.

Wichtig II: Frischwasser auffüllen (auf einem Campingplatz oder auch Friedhof) und Abwasser leeren, sooft möglich .
(Anmerkung von Alla: noch wichtiger ist das Wassersparen!)

Wichtig III: Nur so viel einkaufen, wie man Platz in der Kühlbox und der Lebensmittelbox hat, also nur für 1 oder max. 2 Tage. (Für 2 Pakete Karnelsnurrer musste ich auf den Knien betteln.)
Und dann lecker kochen! Alla hat mich richtig verwöhnt!!

Lachs auf dem Grill

Wichtig IV: Spültücher. Starren vor Dreck, aber helfen Wasser sparen.

Wichtig V: Das Wetter bestimmt das Programm.

Wichtig VI: Boxen-Stopp auf dem Campingplatz.
Duschen, Haare waschen, Wäsche waschen, alles trocken kriegen, Frischwasser auffüllen, Abwasser entsorgen, Pipi-Kanister ausleeren.

Und wenn’s tagelang regnet, dann am besten einen Campingplatz mit Aufenthaltsraum suchen. Oder mit schöner Küche. Da gibt’s dann auch mal Backofenessen, wie z.B. Lasagne.

Bei Schlechtwetter: Blog schreiben.
(Anmerkung Alla: auch bei guten Wetter, man vergisst sonst so schnell die Details.)

(Schöööner Campingplatz bei 3-Tage-Regenwetter – mit solch einer Aussicht auf Wildwasserbach und Berge!)

Schönen Standplatz suchen. Da ist Alla Spezialistin und weiß mit gutem Bauchgefühl genau, worauf man achten sollte und findet traumhafte Plätze immer an einem See. Auch wenn sie manchmal etwas kleiner ausfallen, wie beim letzten. Aber immer herrliche Ruhe mitten in der Natur.

Hier sollten jetzt eigentlich auch noch Fotos davon kommen, was uns Blogleser alle sehr interessiert:
> Wie schläft Alla?
> Wie erledigt sie Geschäfte?

Aber weil ich selbst damit beschäftigt war, kam ich nicht dazu, Fotos davon zu machen 🙁
(Anmerkung von Alla: Gottseidank. Ich will weder bei dem einen, geschweige denn bei dem anderen fotografiert werden.)

Aber sie machte eines von mir:

Und brachte mir dann Kaffee ans Zelt. Mmmh. Himmlisch.

Für die Geschäfte benötigt man idealerweise einen Klappspaten, um im Wald (weit weg vom Lagerplatz) ein kleines Grübchen auszuheben und nach dem Geschäft wieder zuzuschütten. Und ein Feuerutensil, um damit das Klopapier abzubrennen, damit nicht überall weiße Fetzen im Wald liegen – aber nur bei feuchter Witterung abbrennen wg. Waldbrandgefahr!

Und möglichst wenig Nässe ins Auto holen mit einem regennassen Zelt. Also alles vorher trocknen! Mit oben erwähntem Spültuch.

23.8. Fahrt nach Oslo

Der letzte gemeinsame Tag mit Ihi steht an. Für Ihi beginnt er mit einem ersten Blick aus ihrem Zelt auf den See, auf dem noch der Nebel steht.

In der Nacht hat es wieder geregnet, aber bereits beim Frühstück kommt schon die Sonne raus. Wir blinzeln beide in die Helligkeit, die wir gar nicht mehr gewöhnt sind.

Wir machen nach dem Frühstück noch einen Spaziergang rund um den See. Von der anderen Seite des Sees kann man unseren Übernachtungsplatz kaum sehen. Nur die Wagenfarbe verrät uns.

Die restliche Fahrt nach Oslo verläuft unspektakulär. Die Landschaft hier im Süden präsentiert keine Highlights. Wir entschließen uns deshalb, einen etwas südlicheren Bogen zu fahren, der durch Oslo führt. Wir wollen wenigstens beim Durchfahren ein klein wenig von der Stadt sehen.

Fataler Fehler!!! Außer 3 Tunnels, die die Innenstadt entlasten, einem Einkaufszentrum (Ihi wollte unbedingt noch die glutenfreien Kaneelsnurrer zum mit nachhause nehmen) und einer halben Stunde Stau (Freitag Nachmittag) haben wir von Oslo rein gar nichts gesehen. Immerhin haben wir hier Sonne und 25°C, so warm, wie die ganze Zeit noch nicht.

Nachdem wir das von Ihi gebuchte Hotel am Flughafen bezogen und in der Sauna ausgiebig geschwitzt haben, kochen wir unser Abendessen nochmal im Camper. Direkt auf dem Parkplatz vorm Hotel mit Blick auf die Landebahn des Flughafens bauen wir Tisch und Stühle auf. Und werden von nicht wenigen Vorbeifahrenden bestaunt. Ist uns aber völlig egal. Es gibt nochmal eine Lachspfanne mit Sahnesoße und ein Bier dazu (für mich ein Guinness, für Ihi ein glutenfreies!)

Das letzte gemeinsame Foto.

Ihi muss um kurz nach 4 Uhr aufstehen. Ihr Flieger geht bereits um 06:05 Uhr. Trotzdem lässt sie es sich nicht nehmen, den von ihr geplanten Beitrag für meinen Blog „Leben im Camper“ noch im Hotelzimmer bis in die Nacht hinein fertig zu schreiben, bevor sie dann ins Bett fällt.

Morgens um kurz vor 5 Uhr heißt es dann Abschied nehmen. Es war eine tolle Zeit gemeinsam mit Ihi. Ab jetzt muss ich mich wieder mit mir alleine begnügen. Schnüff! 🙁

22.8. Wieder Regenwetter

Da Petrus die Schleusen wieder geöffnet hat, überlegen wir, was wir mit den noch verbleibenden zwei gemeinsamen Tagen anfangen, bevor Ihi wieder in den Flieger steigt.

Eine Wanderung hier im Jostedal ist für mich keine so gute Idee. Mein Knie braucht dringend Erholung. Eine Wanderung in ebenem Gelände wäre noch machbar, also NICHT steil bergauf- und ab, aber die gibt es hier zwischen den Bergen nicht. Deshalb beschließen wir, die restliche Fahrt nach Oslo nicht in einem Stück zu fahren. Wir wollen heute noch einen Teil der Strecke fahren. Dann morgen noch eine (ebene) Wanderung einplanen, und übermorgen den Rest bis nach Oslo zum Flughafen zu fahren.

Deshalb heißt es jetzt, im Regen alles abzubauen, auch das nasse Zelt und auf dem Campingplatz auszuchecken!! Als alles verstaut ist, fahren wir gegen Mittag los. Kaum sind wir unterwegs, hört der Regen auf und die Sonne lässt sich mal wieder blicken.

Da die Straße aus dem Jostedalsbreen Nationalpark hinaus wieder entlang dem Wildwasserbach führt, auf dem die Rafting-Tour stattgefunden hatte, halten wir alle naslang an, um uns nochmal alle Abschnitte der Tour genau anzuschauen. Bei manchem Blick von oben auf das wilde Wasser können wir es gar nicht glauben, dass wir da durch gefahren sind. Weiter unten verwandelt der Bach sich dann in ein harmloses Gewässer, das gemütlich dahinplätschert.

Immer wieder kommen wir an spektakulären Wasserfällen vorbei. Heute sind sie aufgrund des vielen Regens der letzten Tage natürlich voll mit Wasser und besonders schön, wenn sie aus den Wolken heraus talwärts fallen.

Die letzte Fahrt mit einer Fähre über einen Fjord wartet noch auf uns.

Von der großen Route geht dann plötzlich eine kleine Straße ab, die als „historische Route“ ausgeschildert wird. Keine Frage, wir biegen ab!Und das erweist sich als Glück für uns. Denn auf dieser historischen Route liegt die am besten erhaltene Stabkirche Norwegens, die wir so per Zufall entdecken. Die Borgund stavkyrkje aus dem 12. Jhd. wird als die „authentischste“ aller noch erhaltenen 28 norwegischen Stabkirchen bezeichnet und ist das älteste Holzgebäude Europas. Leider sind wir 5 Minuten zu spät, sie ist schon geschlossen. Aber von außen können wir sie zumindest besichtigen.

Wir fahren noch weiter bis kurz nach Gol. Hier führt eine kleine Straße weg von der Hauptstrecke. Es geht steil den Berg hinauf bis auf ca. 1.000 m. Wir finden einen Übernachtungsplatz an einem kleinen See. Auch der Platz ist reichlich klein. Es steht aber ein Tisch mit Bänken dort. Mein Camper passt gerade so quer davor zwischen zwei Felsblöcke und Ihi quetscht ihr Zelt noch zwischen Camper, Felsblock und Tisch.

Bis alles aufgebaut ist, wird es recht spät und schon dunkel. Ihi erhält den Auftrag, sich ums Lagerfeuer zu kümmern. Wir hatten unterwegs in einem Gartencenter einen Sack voll Feuerholz eingekauft. Holz im Wald zu sammeln hätte keinen Sinn gemacht, da alles nass vom Regen ist und nicht brennt, sondern nur qualmt (Erfahrung der letzten Tage).

Zu unserem Erstaunen finden wir einen kleinen Grillofen unter dem Tisch. Der ist perfekt für unseren ebenfalls noch eingekauften riesigen Lachs. Auch darum will Ihi sich kümmern, während ich den Rest des Essens (frisches Gemüse) im Camper koche.

Es wird nochmal ein richtig leckeres Essen. Wir verputzen fast den ganzen, gegrillten Lachs. Es bleibt nur ein kleiner Rest, den Ihi sich am nächsten Tag noch zum Mittagessen gönnt.

Danach genießen wir einen Abend am Lagerfeuer mit Bier, aufsteigendem Nebel über dem Wasser (gespenstisch schön) und einem Meer von hunderttausend Sternen über uns am klaren Himmel. Der aufgehende Mond hinter dem See macht die Szenerie dann vollends perfekt.

Lagerfeuerromantik pur und eine unvergesslicher Abend!!!

Irgendwann zwischen 1 und 2 Uhr nachts ist dann der letzte Holzscheit verbrannt, das Bier alle und wir kuscheln uns ins kalte Bett, bzw. Schlafsack. Ihi bekommt noch meine Trinkflasche mit heißem Wasser gefüllt als Wärmflasche mit.

21.8. Kayaking + Glacier Hiking im Jostedalsbreen Nationalpark

Der Wetterbericht hatte für den heutigen Tag einigermaßen gutes Wetter versprochen. Deshalb haben wir uns für heute eine besondere Tour bei den ICETROLLS gebucht: eine Kombination aus einer Kajak-Paddeltour auf dem Gletschersee Styggevatnet verbunden mit einer Wanderung auf dem Gletscher Austdalsbreen.

Das Wetter sieht tatsächlich freundlich aus. Es hat endlich aufgehört zu regnen und wir können unser Frühstück draußen genießen. Ihi hat sich zum Frühstück und als Stärkung für die bevorstehende Tour die Reste vom Abendessen aufgewärmt und futtert direkt aus dem großen Topf.

Dann fahren wir zum vereinbarten Treffpunkt für die Tour und von dort aus nochmal ca. eine halbe Stunde weiter das Tal nach hinten rein und in die Berge hoch. Hier der Blick von oben zurück.

Hier oben auf ca. 1.200 m Höhe liegt der Gletschersee, der als Stausee zur Energiegewinnung ausgebaut ist. Deshalb führt auch eine Strasse bequem bis hinauf.

Wir werden zunächst wieder mit allem notwendigen Material ausgerüstet: Schwimmwesten, Spritzwasserschürze, Neopren-Handschuhe und Paddel.

Danach werden wir auf die Zweier-Kajaks verteilt und bekommen erst mal eine Einweisung, wie alles funktioniert.

Und dann geht’s aufs Wasser des Styggevatnet-See und das Paddeln los.

Nach circa einer Stunde Paddeln kommt dann endlich der Gletscher Austdalsbreen in Sicht, der direkt bis in den See reicht.

Das mobilisiert nochmal alle Kräfte und wir kommen ihm schnell näher.

Nach einer weiteren halben Stunde haben wir den Gletscher dann erreicht. In gebührendem Abstand gehen wir an Land. Der Gletscher kalbt hier direkt in den See und die Gefahr und Höhe einer dadurch ausgelösten Flutwelle ist nicht zu unterschätzen.

An Land bekommen wir weitere Ausrüstung, wie den Klettergurt fürs Anseilen, sowie Steigeisen. Ihi ist ganz begeistert, zum ersten Mal Steigeisen an den Füßen zu haben.

Und dann geht die Tour als Seilschaft über den Gletscher los.

Der Guide lässt uns immer wieder in spektakuläre Spalten oder Gletschermühlen (wie im Bild unten) hinein schauen. Das Blau des Eises ist atemberaubend schön.

Gut gesichert durch den Rest der Seilschaft darf jeder dicht an eine Spalte heran und auch für Action-Fotos ist genug Zeit.

Nach circa 2 Stunden auf dem Gletscher steigen wir wieder zu den Kajaks hinunter vom Gletscher ab.

Der Paddel-Rückweg mit den Kajaks über den See erscheint uns deutlich länger als der Hinweg. Ihi spürt Muskeln in ihren Oberarmen, die sie bisher noch nicht kannte. Bei mir streiken die Knie aufgrund der ungewohnten Sitzposition im Kajak. Aber wir schaffen auch die 1,5 Stunden Rückweg mit vereinten Kräften.

Zurück auf dem Campingplatz überfällt uns ein dermaßen riesiger Hunger, dass die eigentlich geplante Dusche storniert wird. Wir machen uns sofort auf in die Küche. Da wir hier einen Ofen zur Verfügung haben, habe ich mir eine Lasagne gewünscht mit einer gaaaaaaanz dicken, fetten Schicht Käse überbacken.

Video-Lasagne

20.8. Rafting-Tour im Jostedal

Für heute ist viel Regen angesagt. Also hat Alla das einzig Vernünftige geplant und uns eine Rafting-Tour bei den ICETROLLS gebucht, da es bei einer Rafting-Tour so nass wird, dass Regen von oben keine Rolle mehr spielt.

Die Rafting-Tour erfolgt auf dem Wildwasserbach, der von oben aus den Bergen und aus den Gletschern kommt.

Zunächst gilt es, Neopren-Klamotten anzu“ziehen“; Alla und ich erhalten bereits nasse Neopren-Schuhe, sodass unsere Füße sofort nass und kalt sind. Aber: „You will get wet feet anyway!“. Es wird sich herausstellen, dass nasse Füße nicht unser vordergründiges Problem sein sollten.

Der Gletscherbach hat kuschelige 6 Grad, die Tour erhält Wildwasser-Klassifizierung III. Gemeinsam mit Franzosen, Niederländern, Israelis, Schweden machen wir uns in 2 Booten mit 2 Guides aus England und Neuseeland bereit.

Zunächst geht es gemütlich dahin, aber dann nimmt das Abenteuer seinen Lauf.

Klick hier, um die gesamten Bilder der Tour anzuschauen.

Nachtrag zur Rafting-Tour

Zwei Tage später fahren wir wieder aus dem Jostedal hinaus. Da die Straße ständig entlang dem Wildwasserbach führt, schauen wir uns die Rafting-Strecke und speziell die wilden Abschnitte nochmals genau von außen an. Hier noch der Kommentar von Ihi dazu:

19.8. Regen

Regen, Regen, Regen.

Was machen wir eigentlich immer mit dem klitschnassen Zelt?

Wir haben uns da eine Technik einfallen lassen: Erst Außenzelt vom nur feuchten Innenzelt lösen, vorsichtig abnehmen, beiseite legen, Innenzelt schnell im Regen verpacken und ins Auto legen. Dann Außenzelt zu zweit anfassen und schütteln. Dabei fliegen tausende Regentropfen weg und fallen genau wieder aufs Zelt drauf. Also: Schütteln und schnell mit Zelt 2m wegrennen. Schütteln und wieder schnell wegrennen. So springen und hüpfen wir unseren morgendlichen Regentanz und beten dabei, dass bald die Sonne wieder scheinen möge.

Dann nasses Zelt in Plastiktüte stopfen, Schlafsack auf Allas Bett auslegen, dreckigen Zeltstock hinterm Bett verstauen. Allas Camper ist inzwischen auch schon feucht. Dann Kaffeekochen, uns im feuchten, Dunstnebel gemütlich im Camper frühstücken. Wir sehen uns kaum im Camper-Nebel.

Ab zum Campingplatz. Kochen, Pitahefebrot backen, Raftingtour buchen, ausruhen.

Nachmittags geh ich wandern, während Alla ihr Gleichgewicht sucht. Ich stapfe im Regen auf der Straße und teste fröhlich mein Ultralight (138gr für 8€) Regenequipment – den Asbestanzug. Resultat: befriedigend-akzeptabel. Ja, die Leute gucken und modisch muss man sich das trauen, da ist Optimierungspotenzial…. aber im Wanderrucksack wiegt das Ding ein halbes Kilo weniger als eine GoreTexJacke… Hose bleibt trocken, Schultern unterem Rucksack nass, Rücken vom Schweiß feucht.

Abends schreibe ich meinen ersten Gastbeitrag für Allas Blog.

Allas Freund SEO meckert: dem automatischen Suchmaschinen-Optimier-Algorithmus-Checker gefällt mein Schreibstil nicht. Er behauptet, auf der Fletscher-Schreibstil-Skala bis Hundert erhielte ich nur 51,5 und außerdem seien 31,7% meiner Sätze zu lang, und 42,3 % meiner Wörter enthielten zu viele Silben. Ich solle kürzere Sätze, kürzere Wörter, kürzere Absätze und mehr Konjugationen nutzen. Ich bitte um Feedback – was denkt ihr?

Alla schaltet SEO jetzt erstmal weg.

18.8. Weiterfahrt in den Jostedalsbreen Nationalpark

Morgens gibt’s Hefezopf glutenfrei mit Milchkaffee, bevor wir im Regen losfahren. Türkise Flüsse begleiten uns, an Fjorden verkaufen Bauern Plommer (Pflaumen) und an der nächsten Kurve geht es wieder hinauf bis zum nächsten Gletscher.

Wir fahren hinter einem Wohnmobil aus China (Korea, Japan , ?) her (über welche Strecke sind die nach Norwegen gelangt??).

So langsam nähern wir uns dem Jostedalsbreen Nationalpark und die ersten Gletscher kommen in Sicht. Alla muss ständig anhalten, weil Ihi Fotos machen will.

Plommer futternd erreichen wir am Fuße von Kontinentaleuropas größtem Gletscher das „Glacier and Climate Center“. Endlich lerne ich, wie Gletscherspalten entstehen. Wenn wir mit CO2 so weiter machen, gibt es in 2100 keine (KEINE! NULL!) Gletscher mehr in Europa. Das sind nur 80 Jahre. Woher soll dann das Wasser kommen? Dann sehen wir uns einen 360-Grad-Film mit Gletscher-Helikopter-Flug an, woraufhin Allas Gleichgewichtsorgan streikt.

Im Jostedal angekommen schauen wir uns zunächst einmal den schön gelegenen Campingplatz an, dann uns beide, und entscheiden einstimmig, das Tal noch weiter hinein bzw. hinauf zu fahren und finden einen wunderbaren Platz ganz oben.

Während ich mein klitschnasses Zelt zum Trocknen aufstelle sammelt uns Alla das 3-Sterne-Steinpilz-Abendessen zusammen.

Erste Gletscherwanderung zum Fåberstølsbreen im Jostedal

Wir wandern im niederen Gestrüpp los, füllen stetig unsere Wasserflaschen im Gletscherbach, klettern über Steine und Felsen und ich freue mich, meinen ersten Gletscher anfassen zu dürfen.

Wir wandern den reißender werdenden Gletscherfluss hinauf und passieren viele Seitenbäche, alles strömt hinab (Norwegisches Motto: „you will get wet feet anyway“).

Leider kommen wir nicht an den Gletscher ran. Wir versuchen alles, aber sogar Alla gibt auf – die Flüsse sind zu reißend, wir kommen nicht rüber.

Wir steigen ab, es beginnt zu regnen. Und hört tagelang nicht mehr auf.

Am Auto kocht Alla Steinpilznudeln, und wir essen erstmals im Auto.

Ich schlafe gut und lange im Regen. Morgens um 10 Uhr krieg ich Alla kaum aus dem Bett. Das Gleichgewichtsorgan spinnt noch. Sagt sie.

17.8. Highlight Geiranger Fjord

Zunächst Weiterfahrt von Hjkerkinn Richtung Geiranger Fjord

Weil der Aufstieg zu den Ochsen schweißtreibend war, begann ich den Tag mit einem Bad im kalten See. Mach ich so schnell nicht wieder! Alla reichte mir zwar erfahrenerweise Badeschuhe, Handtuch, trockene Klamotten und letztlich 2 Paar dicke Socken an, wusste aber anscheinend schon, dass man noch Stunden später friert! Heizung volle Pulle an – ich fror, sie schwitzte. Und nein, die Schuhe waren noch nicht wieder trocken geworden. Aber die vorbeiziehende Landschaft genossen wir beide! Es regnete den ganzen Tag, außer, wenn wir Sonne brauchten: Für ein wunderbares Mittagessen in einer von Norwegens aufwändig hergerichteten Picknickhütten an der Straße und als wir den Geiranger Fjord (guckst du Norwegen-Reiseführer – siehst du Geiranger-Fjord!) erreichten.

Zwischendurch passierten wir einen Gletscher, türkise Flüsse, hopsten auf Felsen, erwogen eine Rafting-Tour (was sollen wir sonst machen im Regen?).

Stabkirche Fossbergom

Alla hatte Route und Highlights perfekt ausgetüftelt. Zunächst wollten wir 2 Schwestern mal gemütlich shoppen gehen. Wir wählten uns dafür einen Outdoor-Laden. Ich probierte Goretex-Schuhe und Alla kaufte sich – ihr ahnt es: Ein, nein zwei Paar echt gute Wollsocken. (Ich habe ihre ja jetzt ständig in Beschlag!)

Wir gelangten dann zur ältesten Stabkirche Norwegens aus dem 12. Jahrhundert,

Fähre durch den Geiranger Fjord

Alla entschied, dass wir den Geiranger-Fjord NUR bei Sonne befahren dürften. Doch kaum kamen wir hin, war die Fähre abfahrbereit und nahm nur noch ein Auto mit – unseres! Und kaum waren auf dem Schiff, kam die Sonne raus! Eine atemberaubende Schifffahrt! Genau wie auch die Autofahrt. Es wechseln hier Meereshöhe mit alpenartigen Gletschern ab und dann wieder Meer mit mildem Klima und Aprikosenanbau – auf 8km.

Unser Wasser war leer. Alla besorgte uns neues. Wo macht sie das?

Abends fand uns Alla einen traumhaft schönen Platz – wir folgten einem türkisen Wildwasserbach und landeten an einem türkisfarbenen See, mit Blick auf Wasserfälle und Gletscher.

Alla kochte Lachspfanne mit Bratkartoffeln (auf 1 Herdplatte!!) und ich konnte wählen zwischen 4 Sorten glutenfreiem Bier, die wir in einem beliebigen Provinzsupermarkt kaufen konnten.

Dann erlaubte mir Alla erstmals abwaschen. Es gelte, so wenig Wasser wie möglich zu verwenden, denn das Trinkwasser sei knapp: „Ihi! Lass das Spüli dran am Teller, das erledigt das Handtuch!“

Abends renne ich jetzt immer eine Runde vor dem Einschlafen, damit mir warm wird,bevor ich ins Zelt krieche. Nachts regnete es wieder, aber ich schlafe gut und liebe es, mich in den Schlafsack zu kuscheln und den Geräuschen zu lauschen.

Abenteuer mit meiner großen Schwester – Gastbeitrag

15.-16.8. Fahrt von Trondheim in den Dovrefjell-Nationalpark

Nachdem Alla mich nachts um 1 am Flughafen Trondheim abholte, gabs im Hotel das beste und umfangreichste Frühstück, dass ich jemals erlebt und gegessen habe.

Zunächst gingen wir einkaufen. Meine Sorge, ich müsste in Norwegen darben, löste sich im Angesicht Unmengen glutenfreier Regale, Gefriertruhen, Zimtschnecken mit Vanillecreme (Kanelsnurrer med Vaniljekrem) und 3 Sorten Bier auf!!!! Alles glutenfrei! Ich bin im Paradies gelandet!!!

Dann fuhren wir los. Vertrauensvoll übergab Alla mir die Funktion der CoPilotin, was mir die Möglichkeit bot, Allas wohlausgearbeitete, im Fahrtenbuch im Voraus notierte Routenführung um 2 Std und einige Umwege zu verlängern.
Wir sahen Wald, Seen, Fjorde und erwischten dann eine Fähre bei wunderschönem Wetter in Halsa, wo wir ein spärliches Mittagessen einnahmen, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen.

Unterwegs stiegen barfuß in einen eiskalten Fluss, wo ich schon zelten wollte direkt an der Straße, aber dann erläuterte mir Alla, wie sie Übernachtungsplätze auswählte und wir fanden dank ihrer Erfahrung einen wunderschönen am See, der weit entfernt von Straßen und absolut still war, außer dem einschläfernden Glockengeläut vieler Schafe, die dort frei herum wandern – Detlie und ihre beiden Lämmer begleiteten uns bei unserem Abendspaziergang und leckten uns die Hände.
Wir stießen mit Bier No1 an (glutenfri er den også) und dann kochte sie mit ausgeklügeltem System auf 1 Herdplatte sterneverdächtig Scampi mit jungen Erbsenschoten, Karotten, Tomaten.
Mit Seeblick und Abendsonne. Herrlich.

Glutenfri er den også!

Allas Camper ist mega gut sortiert, organisiert, jeder Handgriff sitzt, die Küchenschere schneidet besser als unsere zu hause, und Alla hat sogar einen Campingstuhl für mich!!
Dann flickten wir mein Zelt („Ihi, nicht so sparsam mit dem Silikon, hau drauf das Zeug!“) und Alla übergab mir das von ihr für mich handgeschnitzte und hunderte Kilometer transportierte Zeltgestänge und die im Baumarkt für mich besorgten Stahlnägel, denn der SecurityCheck hatte im Interesse der Sicherheit der internationalen Luftfahrt meine Heringe einkassiert (nachts regnete es; Zelt blieb dicht. )

Frühstück in der Sonne war vielversprechend: Morgens Karnelsnurrer med Vanilljekrem (glutenfri er den også).

Moschusochsen im Dovrefjell-Nationalpark

Dann gings ab in den Nationalpark wo uns ein Guide eine Wandertour anbot, um echte Moschusochsen zu suchen. „We will walk through many rivers – so don’t care about jumping from stone to stone – you will get wet feet anyway!“.

Die Wanderung war anstrengend, die Szenerie gewaltig, solche Landschaft und Pflanzenwuchs hab ich noch nie gesehen, wir sahen Moschusochsen von Ferne:

Und dann arbeiteten wir uns an sie heran: „If I say Go Back – you all go back immediately!”). Er sagte in 2 Situationen: Go back now! Es war beeindruckend. Die Viecher wiegen 400kg und rennen 60km/h. Menschen wiegen 64kg und rennen 11km/h.

Magnus hat sogar heißen Tee und Kaffee für die Gruppe auf 1300m hinaufgeschleppt und Zimtschnecken. Und ich meine Karneelsnurrer.

Nach 6 Std am Berg stiegen wir wieder ins Auto und suchten uns einen neuen Schlafplatz. Fanden einen sehr schönen, der umgeben war von fetten Birkenröhrlingen, machten Lagerfeuer gegen ein paar Moskitos und Abendessen (Rentiersalami, Senfheringe, Käse und Sesamknäckebrot, gebratener Birkenröhrling) und hatten es gut. Pünktlich zur Nacht regnet es.

Die Tage waren schon super!!

Bergbaustadt Røros

Die Bergbaustadt Røros aus dem 17. Jahrhundert ist ein Weltkulturerbe der UNESCO. Von etwa 100 alten Holzhäusern der Bergarbeiter sind ca. 80 unter Denkmalschutz gestellt. Sie sind noch heute originalgetreu erhalten und werden zum größten Teil noch bewohnt.

Ich liebe solche historischen Anwesen und Freilichtmuseen. Deshalb nehme ich den doch recht weiten Abstecher von Trondheim nach Røros auf mich.

Die Fahrt ist wieder zum Genießen. Die Landschaft hier im Trøndelag zeigt sich inzwischen in vielen Gelbtönen. Die riesigen reifen Getreidefelder vermitteln schon den ersten Eindruck von Herbst. Und natürlich immer wieder wunderschöne Wasserfälle entlang der Strecke..

Zur Mittagszeit bin ich in Røros. Und bin total begeistert. Man fühlt sich in dieser Stadt tatsächlich in vergangene Jahrhunderte zurück versetzt. Hier ist die Zeit stehen geblieben.

Das alte Bergwerk ist inzwischen zu einem Museum umfunktioniert. Leider ist es Samstag Abend bereits geschlossen. Aber die alten Häuser der Stadt waren eh das was ich sehen wollte und wofür sich die Fahrt hier her absolut gelohnt hat.

Einige etwas größere Holzhäuser gibt es ebenfalls. In einem davon residiert ganz nobel die Polizei.

In einem der vielen Restaurants leiste ich mir ein Abendessen. Essen gehen ist in Norwegen sehr teuer, deshalb koche ich meist selbst in meinem Camper. Aber ich habe auf einer der Speisekarten einen Rentier-Burger entdeckt. Rentierschinken hatte ich ja schon in Tampere in Finnland probiert. Der war sehr lecker. Aber als dieser Rentier-Burger dann serviert wird, verströmt er einen unglaublich starken Wild-/Stallgeruch, so dass man glaubt mitten in einer riesigen wilden Herde zu stehen. Und so schmeckt er auch. Genießbar, aber brauche ich nicht noch einmal.

Nach einer Übernachtung etwas außerhalb der Stadt mache ich mich am nächsten Morgen auf die Rückfahrt nach Trondheim. Dafür wähle ich eine andere Strecke als auf der Hinfahrt, damit ich noch etwas mehr von der Region Trøndelag sehen kann.

Nach Trondheim will ich zurück, da meine Schwester Ihi hierher fliegt. Ich werde sie am Flughafen in Trondheim abholen. Sie will eine Woche lang zusammen mit mir reisen. Sie bringt ihr Zelt mit, so dass sie nachts im Zelt schlafen kann, und tagsüber mit mir mitfährt. Von Oslo aus fliegt sie dann wieder nachhause. Ich freue mich riesig auf ihren „Besuch“ und die gemeinsame Zeit.

Trondheim

Das Wetter ist mir in letzter Zeit nicht allzu wohl gesonnen. Auch heute hängen wieder dunkle Wolken am Himmel. Aber eine Stadtbesichtigung von Trondheim will ich trotzdem unternehmen.

Ein Bummel durchs Zentrum vermittelt den Eindruck einer sehr lässigen Universitätsstadt, die aber auch tolle alte Gebäude zeigt.

Der Altstadtkern hingegen besteht ausschließlich aus Holzhäusern und engen Gassen.

Ich schlendere durch die Stadt, bis ich am Fischmarkt ein kleines interessantes Boot entdecke. Es ist ein historisches Fischerboot, das wunderschön restauriert ist.

Beim näheren Anschauen taucht der, bzw. zu meiner Überraschung die Captain aus der Kajüte auf. Eine junge hübsche Frau, die so gar nichts mit einem typischen Seebären zu tun hat, aber dennoch stolze Besitzerin dieses Bootes und Captain mit Leib und Seele ist.

Sie bietet eine Bootstour für eine etwas andere Art der Stadtbesichtigung an mit der Perspektive vom Wasser aus. Da sie in einer halben Stunde wieder starten will, buche ich sofort einen Platz bei ihr.

Wir werden alle mit neongrünen Schwimmwesten versorgt. Das erste Highlight, das wir ansteuern, sind die alten Häuser am Bakklandet. Die wohl am meisten fotografierten Motive in Trondheim.

Danach geht es unter der Gamle Bybro (Altstadt-Brücke) hindurch. Sie stammt aus dem 17. Jhd. mit 2 schönen Torbögen.

Von überall her wird uns zugewunken, egal ob wir unter Brücken durchfahren, an Häusern oder Cafés entlang. Die Stimmung hier in dieser Stadt ist total lässig und heiter.

Dann geht’s raus aus dem Hafen aufs offene Meer. Hier liegt auf einer kleinen Insel die Festung Munkholmen. Ihren Namen (norw. Munk = deutsch Affe) verdankt sie den Mönchen, die diese Festung erbaut und dort auf der Insel Affen angesiedelt hatten.

Da inzwischen ein leichter Regen eingesetzt hat, verteilt die Captain Regenponchos, die wir überziehen können. Danach wird’s dann gruselig, denn wir fahren zurück in den Hafen zu einer Reihe alter deutscher (!!!) Bunker.

Unter die Bunker kann man mit dem Boot hineinfahren. Sie dienten den deutschen U-Booten als Deckung. Hier unten ist es stockfinster und der Boden der Bunker hängt nur knapp über unseren Köpfen. Zum Gruseln hier unten!

Auch wenn wir zum Schluss noch Regen abbekommen haben, war es doch eine interessante Tour, nicht zuletzt durch die engagierte Captain und das historische kleine Boot.

Stiklestad Golfclub in Verdal

Obwohl es die ganze Nacht durchgeregnet hat, sieht es heute Morgen etwas besser aus. Zumindest ist es trocken. Ich hatte für heute eine Runde Golf im Stiklestad Golfclub geplant und bereits die Nacht auf dem Parkplatz davor in meinem Camper verbracht.

Ein Blick auf die Wettervorhersage zeigt, dass der Regen vermutlich durch ist und es sogar am Nachmittag etwas sonnig werden soll. Ich trödel deshalb etwas rum, und melde mich dann im Sekretariat für eine 18-Loch-Runde mittags an.

Es ist ein wunderschöner Platz, der leider einige braune Stellen aufweist. Dafür aber mit schönen Ausblicken auf den Fjord und sehr gepflegten Fairways und Grüns richtigen Golfgenuss bietet.

Am Nachmittag lässt sich tatsächlich die Sonne wieder einmal blicken und es wird richtig warm.

Nach der Golfrunde fahre ich noch ein Stück bis kurz vor Trondheim. Dort finde ich direkt neben einem kleinen Hafen einen großen Schotter-Parkplatz auf dem ich direkt am Wasser übernachten kann.

Außer mir steht hier noch ein VW Caddy. Nach einem leckeren Abendessen (wieder mal Lachs), gehe ich rüber. Ich bin neugierig, denn einen Caddy als Camper ausgebaut, habe ich bisher keinen gesehen.

Der Besitzer ist ein junger Bursche ca. Mitte 20. Er war genauso neugierig und wollte auch schon zu mir kommen. Er ist begeistert, dass ich mich dafür interessiere, wie er seinen Camper ausgebaut hat. Es stellt sich heraus, dass er ebenfalls alles selbst ausgebaut hat und sich unsere beiden Ausbauten total ähneln. Er will natürlich auch meinen Ausbau anschauen. Wir begutachten und erklären in beiden Autos jedes Detail, überlegen, was wir gut finden, welche Lösungen es gibt für Dinge, die uns stören. Wir fachsimplen über 5 Stunden lang. Natürlich werden auch die Reisepläne erörtert und Tipps für die weitere Tour ausgetauscht. Er fährt von Süd nach Nord und ich ja in die umgekehrte Richtung. So haben wir beide die Strecke bereits hinter uns, die der andere noch vor sich hat.

Es macht totalen Spaß und wir merken gar nicht wie die Zeit vergeht. Plötzlich ist es weit nach Mitternacht und bereits dunkel geworden. Dieser Austausch mit einem Gleichgesinnten über Generationen hinweg war toll.

Von Vega zurück auf den Kystriksveien

Das Wetter sieht heute morgen etwas freundlicher aus. Ich will heute die Insel Vega wieder verlassen und zurück aufs Festland und den Kystriksveien Fv17.

Ich nehme von Vega aus eine Fähre, die mich nicht wieder nach Tjøtta zurückbringt, sondern ein Stück weiter südlich in Horn anlegt. Von dort sind es nur ein paar Kilometer auf der Fv17 bis nach Brønnøysund, wo ich mir ein Bauernhof anschauen will.

Hildurs Urterarium

Dieser Bauernhof umfasst ein Café, ein Restaurant und das Herzstück, einen großen Garten, in dem regionales Gemüse und Kräuter angepflanzt sind. Die Küche des Cafés und Restaurants verwendet hauptsächlich diese eigenen Produkte.

Der Garten ist unglaublich liebevoll angelegt. Jedes einzelne Kraut, alle essbaren Blüten und Gemüsesorten sind in separaten Beeten angelegt und alles mit Tafeln beschriftet. Oft sogar noch mit einem QR-Code, so dass man sich weitere Infos einholen kann.

Das Café hat urgemütliche Sitzgelegenheiten draußen im Schatten eines Baumes. Alle Bänke sind mit Schaffellen ausgelegt. Hier genieße ich einen Kaffee und einen leckeren Kuchen.

Das dazugehörige Restaurant soll eine sehr gehobene Küche mit traditionellen Gerichten und den eigenen Produkten bieten. Leider ist es jetzt noch geschlossen, es öffnet nur abends und vorherige Reservierung ist unbedingt nötig. Aber auch von außen sieht es schon sehr urig und gemütlich aus.

Danach fahre ich die Fv17 noch einem Stück weiter und mache dann einen Abstecher über Brønnøysund hinaus weiter südlich zum Berg Torghattan.

Torghattan

Der Torghattan ist eines der Wahrzeichen des Kystrikveiens, obwohl er nicht direkt an der Route liegt, sondern etwas abseits. Ein riesiges Felsmassiv ziert in der Mitte ein Loch.

In der norwegischen Saga gibt es selbstverständlich eine Geschichte zu diesem Loch. Ein Troll soll aus Wut wegen seiner verschmähten Liebe mit Pfeil und Bogen dieses Loch in den Fels geschossen haben. Sehr wahrscheinlicher ist, dass die Eiszeit dafür verantwortlich ist. Aber so nüchtern denkt nur eine Deutsche.

Es gibt einen tollen Wanderweg hoch zu diesem Loch. Und da das Wetter inzwischen richtig schön geworden ist, will den in Angriff nehmen.

Der Weg führt zunächst über viel Geröll nicht allzu steil hinauf. Weiter oben artet er dann jedoch wieder in einer steilen Kletterei aus. Mir wird schon wieder mulmig, wenn ich daran denke, dass ich meinem Knie schon wieder einen solchen Abstieg zumuten muss. Aber egal, ich will da hinauf.

Während des Aufstiegs ins das Loch gar nicht zu sehen. Erst wenn man die Kuppe erreicht hat, öffnet sich der Blick hindurch.

Ich klettere noch ganz hindurch auf die andere Seite. Ich hoffe. dass ich hier vielleicht einen Abstieg rund um das Felsmassiv finde, der nicht so steil ist.

Der Ausblick ist zwar traumhaft. Aber meine Hoffnung erfüllt sich nicht. Ich muss den gleichen Weg wieder zurück.

Mein Knie hat durchgehalten!!! Glücklich und erschöpft gelange ich zurück zum Auto.

Weiterfahrt bis nach Namsos

Zunächst fahre ich noch ein Stück auf der Fv17 weiter. Allerdings wird die Landschaft hier im südlichen Teil doch etwas eintöniger. Die Berge werden flacher und die Landschaft öffnet sich mit vielen Wiesen, Feldern, Weiden und Kühen. Außerdem verläuft die Route nicht mehr entlang der Küste, sondern weit davon entfernt durchs Land.

Deshalb verlasse ich den legendären Kystriksveien Fv17 und begebe ich mich auf eine kleine Nebenstraße, die weiter entlang der Fjorde verläuft. Vorteil, hier habe ich die Straße auch wieder für mich alleine.

Und dann wird auch die Landschaft wildromantisch. Die bisherige Tundra geht jetzt in einen Nadelwald über. Es sieht teilweise aus wie im Schwarzwald, der allerdings von Fjorden durchzogen ist.

Neben oder direkt auf der Straße immer wieder Schafe in einem Schattenplätzchen, die sich absolut nicht durch Autos stören lassen.

Namsos

Ich fahre noch bis Namsos und finde dort einen Übernachtungsplatz direkt auf der anderen Seite des Fjords. Hier liegt ein Sägewerk und daneben eine Anlage des Kajak-Clubs von Namsos mit großer Grillhütte und viel Platz. Und das alles direkt am Wasser. Ich hoffe nur, die Arbeiter im Sägewerk legen Morgen nicht allzu früh mit der Arbeit los!

Später am Abend gibt es noch einen tollen Blick über den Fjord in Richtung Namsos, hinter deren Hügel die Sonne untergegangen ist.

Da der Himmel am nächsten Tag wieder wolkenverhangen ist und es zeitweise schüttet, plane ich eine Auszeit ein. In Namsos gibt es eine Wellness-Oase, die direkt in den Berg hinein gebaut sie. Sie bietet ein riesiges Schwimmbad, Whirlpool, Sauna, Solarium und Fitness-Center.

Drinnen darf man leider nicht fotografieren. Das Schwimmbad ist sehenswert. Man kommt sich vor, wie in einer großen Grotte. Ringsherum und über mir Felswände. Die Sauna habe ich komplett für mich alleine, im kleinen Whirlpool wird’s allerdings etwas eng mit anderen Badegästen.

Eigentlich wollte ich nach dem vielen schlechten Wetter noch ins Solarium. Sie bieten drei verschiedene Solarbänke n. Davor hängt jedoch eine Art Computer, der die Zeit, die Kosten und den Zugang regeln soll. Ich kapiere ihn nicht, zumal sämtliche Erläuterungen nur auf Norwegisch zur Verfügung stehen. Ich bitte die Rezeption mir zu helfen. Die Dame meint, ich bräuchte außer meiner Visakarte auch noch mein Handy. Also hole ich es und dann begleitet sie mich. Aber auch sie scheitert. Ganz so blöd scheine ich doch nicht zu sein. Mir ist schleierhaft, warum sie 3 tolle Solarbänke installieren und dann die Bedienung mit so komplizierter Hightech ausrüsten, dass keiner sie bedienen und benutzen kann.

Aber egal, Schwimmbad, Whirlpool und Sauna waren toll und genau das richtige bei dem miesen Wetter.

Danach fahre ich noch bis Verdal weiter. Da die Wettervorhersage für morgen etwas besser aussieht, will ich hier mal wieder eine Runde Golf im Stiklestad Golfclub spielen. Zum Übernachten bleibe ich direkt auf dem Parkplatz des Golfplatzes. Ich hoffe die Wettervorhersage hält was sie verspricht. Im Moment schüttet es noch gewaltig, und der Regen trommelt laut auf meinem Dach.

Kystriksveien Fv17 und Insel Vega

Weiterfahrt auf der Kystriksveien Fv17

Nach der Wanderung zum Svartisengletscher (pinkfarbene Linie) fahre ich nur noch ein kurzes Stück weiter bis nach Halsa. Dort muss ich wieder auf eine Fähre, vertrage das aber und lege einen Ruhetag auf einem Campingplatz ein.

Mit neuer Energie geht’s dann nach einem Ruhetag weiter. Zunächst einmal direkt auf die Fähre von Halsa nach Agskardet.

Das mit den Selfies muss ich noch üben und den Daumen von der Linse nehmen!

Das Wetter spielt heute leider gar nicht mit. Die Wolken hängen ganz tief, so dass man von der Landschaft ringsherum fast nichts sehen kann. Zeitweise regnet es. Aber nach den Regenschauern klar es nicht auf, sondern die Wolken halten sich konstant. Sehr schade für mich, dass ich auf diesem Abschnitt der tollen Küstenstraße wenig zu sehen bekomme.

Nach der ersten Fähre geht es weiter bis nach Jetvik. Allerdings nur ein kurzes Stück von 30 km. Dort wartet bereits die nächste Fähre von Jetvik nach Kilboghamn.

Danach geht’s ein ganzes Stück weiter bis zur nächsten Fähre von Nesna nach Sandnessjøen. Auf dieser Fähre überquere ich dann den Polarkreis wieder nach Süden. Am Ufer steht ein ähnliches Denkmal in Form einer Weltkugel, wie am Nordpol.

Ab jetzt ist es definitiv vorbei mit der Mitternachtssonne. Inzwischen haben wir ja auch schon August und hier südlich des Polarkreises inzwischen ca. 3 Stunden Dunkelheit in der Nacht.

Eines der Wahrzeichen von Helgeland, der Küstenabschnitt, den ich momentan befahre, sind z.B. die „7 Schwestern“ (De Syv Søstre). Eine Bergkette von 7 Gipfeln, die bei schönem Wetter (laut deren Website)so aussehen:

Ich sehe leider gar nichts davon. Die Wolken hängen bis zum Boden.

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage lässt auch keine Besserung erwarten. Es soll noch einiger Tage so wolkenverhangen und regnerisch bleiben. Deshalb beschließe ich, bis Tjøtta weiter zu fahren. Dort will ich die Fv17 und das Festland verlassen und mit einer Fähre auf die Insel Vega übersetzen. Ich habe die Hoffnung, dass die Wolken sich vielleicht hauptsächlich hier auf dem Festland vor den Bergen stauen und es draußen auf dem Meer eventuell besser aussieht.

Leider geht heute keine Fähre mehr. Ich muss bis morgen Mittag warten. Ich finde auf einer Nebenstraße einen kleinen Parkplatz und igle mich solange ein.

Keine Wetterbesserung am nächsten Morgen. Also setze ich meinen Plan in die Tat um und nehme die Fähre von Tjøtta auf die Insel Vega.

Klappt schon besser mit dem Selfie. Im Hintergrund sieht man bereits die recht bergige Inselgruppe des Vega Archipels.

Inselgruppe Vega

Zu der Hauptinsel Vega gehören noch über 6.500 weitere Inseln, Eilande und Schären. Das Vega Archipel wurde 2004 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Die Begründung der UNESCO:
„Auf den Inseln des Vega Archipels zeugt eine über 1.500-jährige Fischerei- und Landwirtschaftsgeschichte von einem harten Leben nahe dem Polarzirkel. Für die traditionelle Verarbeitung von Daunen der Eiderententen hatten Frauen die Verantwortung. Die Aufnahme in die Welterbeliste ist auch als Huldigung an ihren Einsatz zu verstehen.“

Auf Vega dreht sich alles auch heute noch um die Eiderenten und ihre Daunen. Speziell auf der kleinen Insel Lånan nordöstlich der Hauptinsel Vega finden sich alljährlich die Eiderenten zum Brüten ein. Vogelschutzwarte kümmern sich im Frühjahr um die Reparatur der Schutzhütten für die Enten, so dass alles bereits ist, wenn die Enten im April ankommen. Während der Brutzeit kümmern die Frauen sich auch darum, dass die Enten nicht von Fressfeinde behelligt werden. Zum Brüten polstern die Enten das Nest mit Daunen. Nachdem die Küken geschlüpft sind, verlassen die Eltern mit den Küken bald das Nest. Dann können die Vogelschutzwarte die Daunen aus den Nestern holen und verarbeiten. Es ist also auf beiden Seiten ein Geben und Nehmen und die Eiderenten danken es, indem sie jedes Jahr zurückkehren.

In der Touristen-Info erfahre ich, dass ich leider etwas zu spät im Jahr dran bin. Die Eiderenten haben Vega inzwischen mit ihren Jungen bereits wieder verlassen. Es sind nur noch einige wenige Enten da.

Das Wetter heute macht meine Hoffnungen auf weniger Wolken hier draußen im Meer zunichte. Dier Wolken hüllen immer noch die Berggipfel ein.

Das ist das richtige Wetter für ein Museum. Im Norden der Insel gibt es ein Eiderenten-Museum. Das schaue ich mir wenigstens an, wenn ich schon die Enten nicht zu Gesicht bekomme. Es ist hoch interessant. Man empfiehlt mir dort dann auch noch eine Wanderung entlang der Nordküste. Wenn ich Glück hätte, bekäme ich vielleicht noch ein paar der verbliebenen Eiderenten zu sehen.

Eigentlich wollte ich mein Knie noch schonen. Aber eine Wanderung entlang der Küste geht ja nicht steil bergauf oder -ab. Geradeaus sollte machbar sein.

Auf der Fahrt dorthin komme ich durch ein ganz idyllisches Fischerdorf, bei dem nur die Boote verraten, dass wir in modernen Zeiten leben.

Die Wanderung wird wirklich schön. In dieser rauen Landschaft, die voll der Nordsee ausgesetzt ist, wächst nicht allzu viel. Die gesamte Vegetation der Insel gleicht eher einer arktischen Tundra. Die Tiere, die sich hier am wohlsten fühlen, sind Schafe. Auf der Wanderung begegnen sie mir dann auch auf Schritt und Tritt.

Federn der Eidententen finde ich ständig. Allerdings sind das nicht die flauschigen Daunen, obwohl sie auch recht weich aussehen.

Und dann bekomme ich doch noch mehrere der Eiderenten zu Gesicht. Allerdings bin ich zu langsam mit meiner Kamera. Bevor ich die gezückt und den Fokus eingestellt habe, sind sie schon auf und davon geflogen.

Lediglich eines der braunen Weibchen erwische ich auf dem Wasser. Die schönen schwarz-weißen Männchen sind mir leider entwischt.

Nach der Wanderung fahre ich noch etwas kreuz und quer durch die Insel. An einer Hütte hängen die traditionell getrockneten Fische.

Und statt Rentieren oder Elchen sehe ich hier ein paar Rehe.

An der Westküste suche ich mir dann einen Platz zum Übernachten. Und finde mal wieder ein Fleckchen ganz für mich alleine, sogar mit Picknick-Tisch.

Svartisen Gletscher

Nach dem Besuch des Salmon Centers fahre ich auf der Kystriksveien Fv17 weiter Richtung Süden. Die Strecke ist wirklich wunderschön. Immer wieder bizarre Berge mit Gletschern dazwischen.

Und dann kommt beim Glomfjord der Svartisen Gletscher in Sicht. Ich halte spontan auf dem Parkplatz der Touristen-Info.

Der Svartisen ist Norwegens zweitgrößter Gletscher und der einzige, dessen Gletscherzunge bis fast auf Meereshöhe herunter reicht.

Ich hatte bereits vorher gecheckt, welche Möglichkeiten es für eine Wanderung dorthin gibt. Viele geführte Touren werden angeboten, aber zu horrenden Preisen. Das war mir echt zu teuer. Jetzt überkommt mich aber doch die Lust, mir den Gletscher aus der Nähe anzuschauen. In der Touristen-Info bekomme ich eine Karte und den Fahrplan einer kleinen Fähre, die mich über den See hinüber bringt. Also packe ich die Trekkingschuhe aus und packe den Rucksack. Und dann geht’s auch schon los.

Das kleine Fährschiff bringt mich auf die andere Seite des Sees. Ich hatte schon bevor ich zu der Touristen-Info kam, eine Straße gesucht, die mich dorthin bringt. Denn ich war mir sicher, für die Wanderung zur Gletscherzunge brauche ich keiner geführte Tour, das kann ich alleine. Aber es gibt keine Straße dorthin. Deshalb hatte ich die Wanderung zum Gletscher bereits abgehakt. Dieses Schiff ist die einzige Möglichkeit, wird aber in keinem Reiseführer erwähnt. Nur dank der Touristen-Info komme ich nun doch dorthin.

Das Fährschiff legt auf der linken Seite des Sees an. Von dort geht der Wanderweg los, der zur Gletscherzunge hoch führt. Zunächst ist es ein bequemer Wanderpfad entlang des Sees.

Und dann kommt der Gletscher in seiner vollen Größe in Sicht.

Von überall her rauschen Bäche mit dem Schmelzwasser aus dem Gletscher die Hänge herunter. Das Tosen des Wassers wird zum ständigen Begleiter.

Und dann wird der Weg allmählich steiler und felsig. Er ist jetzt zu einer Art Klettersteig ausgebaut.

Irgendwann hören dann auch diese Sicherung auf. Jetzt wird’s noch steiler. Es geht in freier Klettertechnik direkt senkrecht den Fels hinauf.

Ich schaffe noch einen guten Teil der Strecke. Aber es wird mir immer mulmiger. Mein linkes Knie hatte gestern ja schon beim Abstieg vom Keiservarden in Bodø gemosert. Jetzt wird’s ihm zu viel. Das Knie knickt mir ständig einfach weg, so dass ich die Balance verliere. Und das kommt beim Klettern gar nicht gut. Es kommt hinzu, dass ich in dem Gelände hier wieder mal alleine unterwegs bin. Wenn mir hier also etwas passiert, ist keiner da der mir helfen könnte. Und Handyempfang???

Ich merke außerdem, das meine alpine Zeit doch inzwischen viele Jahre zurück liegt. Ich bewege mich in solchem Gelände lange nicht mehr so souverän, wie es nötig wäre.

Ich fluche zwar innerlich, aber ich beschließe, dass es höchste Zeit wird, den Rückzug anzutreten. Der Abstieg dieses Teilstückes, das ich bereits hoch geklettert war, wird haarig genug. Das Knie will überhaupt nicht mehr. Ich muss mich gehörig konzentrieren und bei jedem Schritt so weit es geht absichern, falls es wieder wegsackt.

Als ich den Klettersteig ohne Sturz wieder erreiche, bin ich heilfroh. Und ich muss zugeben, auch etwas stolz, dass ich so vernünftig war. Ich glaube das war das erste Mal, dass bei mir die Vernunft über die Abenteuerlust gesiegt hat. Da muss ich erst 67 Jahre alt werden, bevor ich vernünftig werde! Wenn aber vernünftig = alt bedeutet, dann habe ich jetzt den Beweis: ich bin alt. Verfluchter Mist!!!!
ICH WILL NICHT ALT SEIN!

In gemächlichem Tempo, meinem (neuen) Alter angemessen, schleiche ich zurück zur Fähre. Ein wehmütiger Blick zurück. Nur gut, dass ich keine der geführten Touren zu einem hohen Preis gebucht habe, die ich dann mittendrin hätte aufgeben müssen.

Dass ich den Gletscher nicht erreicht habe, ist allerdings kein so großer Verlust. Ich habe bereits auf genügend vielen Gletschern in unseren Alpen rumgeturnt. Andere Erkenntnisse des Tages schmerzen viel mehr. 🙁

Kystriksveien, Saltstraumen und Salmon Center

Am Morgen geht die Fahrt endlich auf die Fv17, die legendäre Kystriksveien (Küstenstraße). Sie ist eine der schönsten Strecken an der norwegischen Küste. Die reine Strecke von Bodø bis nach Steinkjer (kurz vor Trondheim) beträgt 650 km Aber es gibt unterwegs so viel zu sehen und zu unternehmen, dass man sich mehrere Tage Zeit lassen sollte.

Saltstraumen

Weit muß ich zunächst nicht fahren. Mein erstes Ziel ist der Saltstraumen, die stärkste Gezeitenströmung der Welt. Alle 6 Stunden werden hier ca. 400 Mio Kubikmeter Wasser mit bis zu 37 kmh durch eine Meerenge gepresst. Beim Wechsel von Ebbe auf Flut steht die Strömung für ein paar Minuten still und dann geht die Post in die andere Richtung ab.

Auf Bildern kommt die gewaltige Kraft nur mangelhaft rüber. Wenn man davor steht, kann man sie körperlich spüren.

Salmon Center in Gildeskål

Danach geht die Fahrt entlang der Fv17 weiter Richtung Süden. Ich mache eine kurze Pause auf einem Parkplatz und entdecke dort auf einer Infotafel, dass ich ein paar Kilometer von der Fv17 weg in Gildeskål ein weiteres Salmon Center befindet. Da das in Bodø ja recht enttäuschend war, erhoffe ich mir hier etwas mehr zu sehen und fahre den kurzen Abstecher. Und hier werde ich tatsächlich nicht enttäuscht.

Dieses Salmon Center besteht aus mehreren Gebäuden. Neben der industriellen Lachs-Aquakultur gibt es hier auch eine der Universität angeschlossene Schule für Studium und Forschung von Seafood. Im Haupthaus, dem „Domus pisces“ bekomme ich zunächst eine Führung.

Eine Studentin der Seafood-Schule nimmt sich sehr viel Zeit und erklärt mir die gesamten Prozesse und Aspekte der Lachszucht. Es ist unglaublich wieviel Forschung, Arbeitsprozesse und Aufwand für die Lachszucht notwendig sind. Ich war mehr oder weniger davon ausgegangen, dass man die Lachseier ins Wasser setzt und darauf wartet, bis die Fische groß genug sind, um sie wieder raus zu holen. Die Studentin lacht sich kringelig.

Nachdem ich in diesem Seminarraum alle theoretischen Aspekte der Lachszucht erläutert bekam, gehen wir in das angrenzende Aquarium. Hier oben im Bild rechts sieht man bereits einen Teil davon. Es ist ein rundes Aquarium in dessen Mitte man umringt von Lachsen steht.

Danach geht es zu den sogenannten Lumpfishes (auf deutsch: Seehasen). Sie dienen dazu, die Lachse von Ungeziefer, wie Läusen, zu befreien. Es sind witzige Fische. Sie haben an der Unterseite eine Art Saugnapf, mit dem sie sich auf den Lachsen festsetzen und dann in Ruhe die Läuse abfressen können. Deshalb werden diese Lumpfishes hier ebenfalls gezüchtet. Ich bekomme einen auf die Hand gesetzt und er saugt sich tatsächlich sofort fest. Ein lustiges Gefühl.

Teilweise haben sie richtig schillernde Farben, wie dieses Exemplar in türkisgrün.

Danach geht es raus und sie zeit mir die riesigen runden Käfige der Aquakulturen. Ich hatte sie auf der Fahrt schon des Öfteren gesehen, war mir aber nicht bewusst, was sich darin verbirgt.

Die Seafood-Schule ist in weiteren Gebäuden untergebracht, die mir super gut gefallen haben. So ein Studentenleben gibt’s wohl kaum woanders.

Und natürlich muss ich mir auch noch den Shop anschauen. Aus der Haut der Lachse wird eine Art Leder hergestellt.

Daraus werden alle möglichen Artikel gearbeitet. Es lässt sich genauso wie Leder verarbeiten.

Die Preise für dieses Lachsleder liegen aber weit höher, als für normales Leder. Trotzdem ist es ein gutes Zusatzgeschäft.

Stadtbesichtigung in Bodø

.Das Wetter ist herrlich, strahlend blauer Himmel, Sonne satt und 22°. Die Stadtbesichtigung von Bodø macht Spaß. Es ist ein kleiner, überschaubarer Ort, bei dem der Hafen sicherlich den größten Part hat. Hier im Hafen wimmelt es nur so von Fischerbooten, Fährschiffen und Motor- Segeljachten

Von den Gebäuden her hat Bodø nichts besonderes zu bieten. Interessant fand ich allerdings die Gemälde auf vielen Häusern, die entweder Motive der arktischen Natur zeigen, wie den riesigen Seeadler, oder Gestalten aus den nordischen Mythen.

Humorvolles, wie die Bezeichnung eines Wellness-/Kosmetikladens war auch dabei.

Die Kathedrale von Bodø sieht gewöhnungsbedürftig aus. Das Kirchenschiff gleich eher einer Kaserne. Originell fand ich jedoch den Kirchturm. Er steht separat, ist in der unteren Hälfte offen gebaut und besitzt ein wunderschönes Glockenspiel, das zu jeder vollen Stunde erklingt.

Ich besichtige dann noch das Salmon Center (Lachs-Zentrum). Es ist zwar ein schöne Gebäude, man bekommt dort auch eine ganze Menge an Info, aber keinen lebenden Fisch zu sehen. Schade.

Wanderung auf den Keiservarden

Am Nachmittag unternehme ich noch eine Wanderung auf den Keiservarden. Der Berg zieht sich direkt vom Stadtrand von Bodø knapp 400 m hoch und ist ein genialer Aussichtspunkt.

Die Wanderung beginnt zunächst ganz gemächlich an einem See entlang.

Aber dann geht’s steil bergauf. Schon im Aufstieg bieten sich herrliche Blicke hinunter in den Fjord, in dem gerade ein Schiff der Hurtigruten vorbeizieht.

Und immer wieder tolle Ausblicke.

Nach ca. 1,5 Stunden bin ich oben auf dem „Gipfel“.

Auf einer Art Tisch haben sie alle Berge, Orte, Fjorde etc. gelistet, die in der entsprechenden Richtung zu sehen sind. Der 360° Rundblick erschlägt mich fast.

Der Abstieg den steilen Hang hinunter geht dann sehr viel flotter. Nach gut einer halben Stunde bin ich bereits zurück am Auto. Meine Knie meckern. Solche steilen Abstiege sind Gift. Aber die Aussicht von da oben war es wert.

Für die Übernachtung fahre ich aus Bodø hinaus in Richtung Saltstraumen. Ich finde einen wunderschönen kleinen Parkplatz direkt an einem der Fjorde in einem Naturreservat.

Hier sieht man gut den extremen Tidenhub der Nordsee. Im Moment ist Ebbe, aber am nächsten Morgen bei Flut steht das ganze Gelände unter Wasser.

Viele Schafe grasen in diesem Naturreservat. Sie sind gar nicht scheu und kommen auf unseren Parkplatz und nutzen die Camper als willkommene Schattenspender.

Nachts werde ich geweckt, da das ganze Auto wild wackelt. Eine Herde von Schafen zieht vorbei und rempeln dabei meinen Camper kräftig an. Danach wird’s wieder still bis auf die kleinen Glöckchen, die sie um den Hals tragen. Die bimmeln die ganzer Nacht.

Wanderung im Skjomen-Tal und Weiterfahrt nach Bodø

Nach dem Turnier im Narvik Golfclub bin ich noch für die Nacht dort geblieben. Das Wetter am Montag Morgen ist so toll, dass ich noch nicht gleich nach Bodø weiterfahren will. Ich beschließe, noch etwas weiter in das Skjomen-Tal und die Berge hinein zu fahren, um dort zu wandern.

Wanderung entlang der Sørelva

Es wird eine tolle Wanderung durch spektakuläre Kulissen. Der Fluss Sørelva hat das Tal ausgeprägt, in dem auch der Golfclub liegt. Zu beiden Seiten des Flusses steigen die Felsen steil an. Ich steige bis zu einem Hochplateau hinauf. Tief unter mir höre ich den Fluss rauschen, kann ihn aber nicht sehen. Die Schlucht ist zu tief und steil.

Rundherum Berggipfel auf denen schneebedeckte Gletscher in der Sonne leuchten.

Vor dieser Felswand zieht sich die Schlucht des Flusses entlang. Man kann hier aber gar nicht bis zum Rand gelangen, um hinunter zu schauen. Das Gelände wird zu steil. Nur hören kann ich das Getose des Flusses in der Tiefe.

Hier oben finde ich auch einen ganzen Hang voller Multebeeren, der hochgeschätzten nordischen Spezialität. Das ist wie bei uns mit den Pfifferlingen. Wer ein Plätzchen entdeckt hat, an dem man welche findet, verrät es unter keinen Umständen weiter.

Die restliche Wanderung steige ich dann entlang des Flusslaufes ab. Er wird immer gemäßigter, bis er schließlich in den Fjord einmündet.

Weiterfahrt nach Bodø

Nach der Wanderung nehme ich dann die Weiterfahrt nach Bodø in Angriff. Ein Genuss bei diesem tollen Wetter. Ich muss leider die ungeliebte E6 fahren, es gibt keine Alternative. Aber sie führt zunächst durch Gebirge mit tollen Ausblicken hinunter aufs Meer.

Recht bald muss ich eine Fähre nehmen. Leider habe ich kein Glück und komme auf die erste Fähre nicht drauf. Ich muss die nächste abwarten. Das wird echt hart. Ich bin so müde von dem Wochenende und von der Wanderung, dass ich ständig einschlafe. Ich habe Angst, dass ich die nächste Fähre auch noch verpasse und halte mich krampfhaft mit Kaffee wach.

Nach der Überfahrt überlege ich, nicht mehr weiter zu fahren, sondern direkt hier einen Platz zu suchen, um erst mal auszuschlafen. Die Strecke bis Bodø ist doch noch recht lang. Aber dann helfen die tollen Ausblicke doch über die Müdigkeit hinweg und ich bin wieder wach.

Ich schaffe tatsächlich die Strecke bis kurz vor Bodø. Ich finde einen genialen Übernachtungsplatz direkt an einem Fjord. Hier werde ich einen Tag bleiben und von dem harten Wochenendprogramm regenerieren.

Golf im Narvik Golfclub

Am Donnerstag wurde das Wetter dann tatsächlich besser. Ich kann also die geplante Greenfee-Runde im Narvik Golfclub spielen. Ich hatte bereits gestern per Email eine T-Time reserviert. Es war ein sehr netter Email-Kontakt mit Linda, die dort das Sekretariat managt. Sie hatte versprochen mich in einem Flight mit Mitgliedern zu buchen, da ich nicht so gern alleine spielen wollte.

Als ich ins Clubhaus kam, wurde ich von ihr direkt mit Namen und Handschlag ganz herzlich begrüßt. Sie hatte mich in einem Flight mit Jan und Vego gebucht. Die beiden stellten sich als genauso herzlich und auch lustig heraus. Wir hatten enorm viel Spaß auf der Runde.

Ein traumhaft schöner Platz mit toller Felskulisse rundherum. Aber auch eine Herausforderung. Teilweise recht schmale Fairways. Das Rough rechts und links war Wald, und der Waldboden dicht mit Heidekraut oder Heidelbeersträuchern bedeckt. Keine Chance einen Ball wieder zu finden. Aber ich hatte einen guten Tag und blieb (meist) auf dem Fairway.

Nachdem wir so viel Spaß auf der Runde hatten, überredeten mich die Zwei, doch noch die nächsten Tage zu bleiben, und ein 3-tägiges Senioren-Turnier mitzuspielen. Freitag war eine kostenlose Einspielrunde vorgesehen, Samstag ein Scramble und Abends ein großes Sommerfest mit Barbeque und Livemusik, Sonntags dann noch eine Stableford-Runde.

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage sah genial aus: purer Sonnenschein bei ca. 25 Grad. Also sagte ich zu und habe mich zum Turnier angemeldet.

Für die Einspielrunde am Freitag hat es sich der Präsident nicht nehmen lassen, mit mir zu spielen. Wir hatten allerdings beide keinen guten Tag. Ich habe 6 Bälle verloren, wie viele es bei ihm waren, weiß ich nicht. Wir waren jedenfalls mehr im Wald beim Bällesuchen als auf den Fairways beim Golfspielen.

Bei der Scramble-Runde am Samstag wurden die Paarungen so zusammengestellt, dass die Handicaps ausgeglichen waren. Als Spieler mit dem besten Handicap hatte ich dann natürlich das höchste Handicap als Partner. Aber mit Tove hatte ich eine ganz sympathische und liebe Partnerin. Die beiden „Ladies in Black“ haben immerhin dem 8. Platz erspielt.

Das anschließende Sommerfest war grandios. Erst wurde gegrillt. Ich habe mich an Spare-Ribs satt gegessen, von denen ich schon seit einiger Zeit geträumt hatte, nachdem die Hauptnahrung nur noch aus Fisch bestand.

Danach spielte eine Liveband bis nachts um zwei mit teilweise etwas schrägen Tönen. Hat aber niemanden wirklich gestört. Das Tanzbein wurde fleißig geschwungen.

Ich bin danach noch mit Tove und ihrer Freundin Gerd versackt, zuerst bei Aquavit und dann noch Absinth. Die beiden liegen genau auf meiner Wellenlänge und wir hatten auch vorher bereits den ganzen Abend übers Reisen geredet. Es wurde recht früh bis wir ins Bett kamen.

Um 10:00 war dann am Sonntag bereits wieder Abschlag zu einer Stableford-Runde. Ich habe mich gefreut, als ich gesehen habe, dass ich Gerd (das ist im Norwegischen tatsächlich ein Frauenname) im Flight habe und Tyrid, die allerdings nach 9 Loch aufgeben musste. Aber die restlichen 9 Löcher mit Gerd zusammen waren wieder sehr unterhaltsam.

Das Siegerfoto mit allen, die einen Preis bekommen hatten. Ich habe immerhin am Sonntag den „Nearest to the Pin“ erzielt.

Insgesamt 4 tolle Tage in diesem Golfclub. Die Norweger haben mich so herzlich aufgenommen, dass ich mich vom ersten Moment an willkommen gefühlt habe. Aber der Alkohol-Konsum war mindestens genauso hoch wie die Ballverluste.

Nach dem Ende des Turniers bin ich noch zusammen mit Tove und Gerd zum Fjord gefahren. Wir wollten unbedingt baden. Wir haben eine Stelle mit Kiesstrand gefunden, von dem aus man gut ins Wasser konnte.

Gibt es eine schönere Kulisse zum Baden? Das Wasser war zwar mehr als frisch. Aber wenn man sich erst mal überwunden hatte, war es toll nach den 3 warmen Tagen Golfen.

Narvik im Regen

Die Besichtigung von Narvik fällt leider ins Wasser (wörtlich gemeint). Es schifft den ganzen Tag. Ich mache mich trotzdem auf in die Touristen-Info. Vielleicht gibt es ja irgendetwas spannendes, was man indoors besichtigen kann. Leider ist das Kriegsmuseum das einzige Museum, das Narvik zu bieten hat. Aber darauf habe ich Null Bock.

In den Reiseführern wurde die Fischhalle als sehenswert beschrieben. Dort will ich auf jeden Fall hin. Die „Fiskehallen“ stellen sich als ein einziges kleines Fischgeschäft heraus. Das daran angeschlossene Restaurant ist noch geschlossen.

Also tigere ich einfach etwas durch die Stadt und ignoriere den Regen.

Aber viel gibt es in Narvik nicht anzuschauen. Kein schöner Altstadtkern. Narvik ist eine der wichtigsten Hafenstädte des Nordens, für die der Hafen Industrie bedeutet. Und so sieht auch das Stadtbild aus.

Immerhin kann ich feststellen, wie weit ich von zuhause entfernt bin.

Ein eigentlicher Höhepunkt (auch wieder wörtlich gemeint) ist die Fahrt mit der Seilbahn auf den Narvikfjellet. Speziell im Sommer zu Mitternacht soll der Ausblick von dort oben fantastisch sein und bis auf die Lofoten reichen.

Dort oben, wo ich das rote Kreuz gemalt habe, muss irgendwo die Gipfelstation der Seilbahn liegen. Bei dem Wetter macht dieser Trip nicht viel Sinn, die Aussicht da oben in den Wolken reicht wahrscheinlich gerade mal zwei Meter weit.

Also packe ich meinen Kram zusammen und fahre ein Stück weiter in einen Fjord hinein. Dort am Ende des Fjordes liegt der Narvik Golfclub.

Bei der Fahrt entlang des Fjordes kommt unwillkürlich die Frage auf, wo soll hier sein Golfplatz sein. Rechts der Straße direkt das Wasser. Links ragen wieder steil die Felswände empor. An manchen Stellen haben ein paar Häuser gerade so Platz. Aber ein Golfplatz??

Doch dann zweigt die kleine Straße in ein Flusstal ab. Dieser Fluss hat in Jahrmillionen ein schmales Tal zwischen die Felswände gegraben. Und in diesem Tal zieht sich der Golfplatz entlang des Flusses. Wirklich eine malerische Kulisse mit den steilen Felswänden rechts und links.

Leider hat das auch zur Folge, dass ich hier unten im Tal umgeben von den hohen Bergen keinen Internetempfang habe.

Dafür finde ich recht schnell ein schönes Plätzchen zum Übernachten. Es liegt direkt am Fluss hinter Loch 9.

Eine kleine Grillhütte mit Tischen und Bänken lädt zum Bleiben ein. Im Regen sind sie jedoch für mich leider nutzlos. Aber das Wetter soll in den nächsten Tagen besser werden!!!

Polar Park Arctic Wildlife Center in Bardu

Da die Wanderung zum Målselvfossen nur etwas über 3 Stunden gedauert hat und ich recht früh gestartet bin, ist es erst Mittag. Deshalb will ich heute noch einen zweites Ziel ansteuern: den Polar Park in Bardu. Hier kann man das Arctic Wildlife in seiner natürlichen Umgebung anschauen. Die Tiere des Nordens, wie Elch, Rentier, Hirsch, Luchs, Wolf, Vielfraß, Moschusochse und Bär.

Das Wetter spielt auch immer noch mit. Es ist zwar inzwischen wieder bewölkt, aber noch trocken.

Die Wanderung durch den Wildtierpark ist zwar sehr interessant, aber letztendlich für mich auch bedrückend. Die Tiere hier in den Gehegen zu erleben, ist doch etwas ganz anderes, als in freier Natur ohne Zaun dazwischen. Die einzelnen Gehege sind zwar riesig, so dass man die Tiere fast nicht zu Gesicht bekommt und sie wirklich viel Platz haben. Sie haben jede Menge Möglichkeiten, sich zurückzuziehen, wenn sie mal die Schnauze voll haben von uns gaffenden und fotografierenden Menschen. Aber sie leben in Gefangenschaft, darüber täuscht auch die Größe des Parks und der Gehege nicht hinweg.

Wolf, Luchs und Vielfraß bekomme ich nicht zu sehen. Schade, ich habe noch nie einen lebendigen Vielfraß gesehen. Auch damals in Alaska nicht. Und dort waren sie fast mehr gefürchtet, als Wolf und Bär. Denn sie sind eigentlich nicht so scheu, dafür aber sehr aggressiv, und nehmen mit ihren scharfen Zähnen und Klauen jede Hütte in Nullkommanichts auseinander.

Los ging es mit den Elchen. Der Große, der Chef des Rudels, war sogar recht neugierig und kam bis an den Zaun.

Die Bären taten mir richtig leid. Ich fand, denen hat man es angesehen, wie traurig die Gefangenschaft ist. Einer hat sich dann auch ziemlich schnell davon geschlichen zurück in sein Haus.

Die Hirsche und die Moschusochsen waren beeindruckend in ihrer Größe, aber nur von Ferne und mit dem Zoom zu beobachten.

Für die Rentiere dort sieht das Leben anders aus. Das Gehege ist offen, und kein Rentier war anwesend. Aber während ich weiter laufe, kommt mir eines direkt aus dem Wald entgegen, rennt an mir vorbei und flüchtet zurück in den Schutz seines Geheges.

Insgesamt verlasse ich den Polar Park mit einem mulmigen Gefühl. So nah bekommt man diese Tiere in der freien Wildbahn sicherlich nicht zu sehen. Aber ist es das wert sie einzusperren? Mir selbst habe ich mit dem Besuch dieses Polar Parks keinen Gefallen getan.

Weiterfahrt nach Narvik

Die Tour durch den Polar Park hat zwar auch knapp 3 Stunden gedauert, aber es ist trotzdem erst früher Nachmittag. Deshalb fahre ich noch das Stück bis Narvik. Das ist nicht allzu weit. Und so habe ich für morgen den ganzen Tag in Narvik. Gerade als ich im Auto sitze, fängt es wieder an zu regnen. Schwein gehabt!

Weiterfahrt von den Lofoten aufs norwegische Festland

Ich habe nun 2,5 Tage und 3 Nächte auf dem Campingplatz Sandsletta mit intensivem Nichtstun verbracht: Lesen, Schlafen, Essen, Möven zählen, konzentriertes Löcher in den Fjord gucken.

Na gut, eine Unterbrechung gab’s mit paar Stunden Großputz im Auto. Jetzt blinkt alles wieder und ich fühle mich auch wieder wohl darin. War doch alles ganz schön zugestaubt durch die vielen Schotterpisten.

Ich selbst fühle mich ebenfalls regeneriert und zu neuen Schandtaten bereit. Ich will heute von den Lofoten zurück aufs Festland fahren. Es geht Richtung Nordosten bis in die Provinz Bardu.

Die Fahrt dorthin muss ich zwar eine Zeitlang auf der E6 fahren. Aber auf dem Festland kann ich kann wieder auf Nebenstraßen direkt an der Küste entlang ausweichen. Es ist immer verblüffend. Auf der E6 ein sehr starker Verkehr, der mit konstant 80 kmh dahin rollt. Aber es ist kaum möglich aus dieser Kolonne auszuscheren um anzuhalten und zu Fotografieren. Aber sobald man diese Hauptstrecke verlässt, ist man komplett alleine unterwegs. Kilometerweit weder vor noch hinter mir ein Auto. Ich kann beliebig langsam fahren zum in der Gegend rumschauen. Ich weiß, wer mich kennt, kann das fast nicht glauben. Ist aber tatsächlich so. Oder ich kann auch ganz spontan auf die Bremse latschen, weil ich einen besonders schönen Ausblick entdeckt habe. Auf der E6 würde das ein mittleres Verkehrschaos verursachen.

Und die Ausblicke sind traumhaft, die Fahrt ein echter Genuss. Auch hier ist es sehr bergig. Die Gipfel sind alle so um die 1.000 bis 1.500 m hoch. Klingt nach nicht viel. Aber es geht halt direkt von Meereshöhe hoch. Bei uns in den Alpen ist man bereits auf 1.500 m, wenn ein Berggipfel sich auf 3.000 m hin die Höhe schwingt.

Auf vielen der Gipfel und Hänge liegt noch Schnee. Überall rauschen spektakuläre Wasserfälle daraus in die Tiefe. An manchen Berghängen sind es gleich 5 nebeneinander.

Und ein sehr großer Wasserfall ist auch mein Ziel für heute. Eigentlich hatte ich den Bardufossen im Visier. Aber der wird in jedem Touristenführer, auf Plakaten entlang der Straße und allen Broschüren über das Gebiet angepriesen. Deshalb meine Vermutung: zu viele Touristen dort. Ich suche mir deshalb einen etwas kleineren als Ziel, zu dem auch eine schöne Wanderung führt: den Målselvfossen. Beides sind Wasserfälle der Målselva, der Målselvfossen nur ein Stück weiter flußaufwärts.

Wanderung zum Målselvfossen

Ich finde einen Übernachtungsplatz im Wald direkt in der Nähe vom Ausgangspunkt des Wanderweges. Die ganze Nacht regnet es, aber morgens kommt pünktlich die Sonne heraus und ich mache mich schon recht früh auf die Socken.

Der Wanderweg ist nur ein ganz schmaler Trail, der ständig entlang der Målselva führt. Teilweise fast zugewachsen, zum großen Teil führt er direkt am felsigen Strand entlang, aber auch durch sehr feuchtes mooriges Gelände.

Da alles noch klitschenass ist vom Regen in der Nacht, bin auch ich recht schnell komplett durchweicht. Zum Glück habe ich trotz der noch kühlen Temperaturen eine kurze Hose angezogen. Lange Hosenbeine wären völlig nass geworden. Die neuen Trekkingschuhe müssen die erste Bewährungsprobe bestehen, ob sie wasserdicht sind. Innerhalb kürzester Zeit sind sie zumindest von außen klatschnass. Aber sie bestehen den Test, die Füße bleiben trocken.

Unterwegs immer wieder Angler am Ufer oder im Wasser. Alle paar Hundert Meter (oder noch dichter) steht einer.

Irgendwann treffe ich eine Frau an, die lesend etwas abseits ihres angelnden Mannes sitzt. Sie ist ganz froh über Abwechslung. Wir halten also das übliche Schwätzchen: wer, woher, wohin, wie lange. Dann wage ich zu fragen, warum keiner der Angler einen Eimer neben sich stehen hat für die geangelten Fische. Ich frage, ob ihr Mann noch nichts gefangen hat. Sie vereint und erzählt dann, dass die Männer hier eigentlich Lachse angeln. Gestern hätte einer (!!! von den vielen) einen kleinen Lachs gefangen. Aber heute noch nichts. Sie meinte dann verschmitzt, das wäre „fishing just for the fishing, not for the fish“.

Unterwegs auch hier wieder frei verfügbare Hütten. Besonders faszinierend finde ich immer wieder, wie gut sie sich mit den begrünten Dächern in die Natur integrieren.

Nach circa 1,5 Stunden wird die Strömung immer stärker und der Wasserfall ist bereits zu hören. Und dann kommt er auch in Sicht.

Unglaublich, welche Wassermassen hier durchdonnern. Die Gischt sprüht teilweise meterhoch. Da könnte man stundenlang stehen und zuschauen. Die Wanderung hat sich wirklich gelohnt. Der Bardufossen soll noch größer sein als der Målselvfossen hier. Aber dafür war ich auf der ganzen Wanderung, von den Anglern mal abgesehen, wieder ganz alleine unterwegs und nicht mitten im Getümmel von vielen Touris. 😉

Weiterfahrt zur Spitze der Lofoten

Von Svolvær aus fahre ich weiter die E10 entlang bis zur südwestlichen Spitze der Lofoten (blaue Strecke).

Ich will die gesamten Lofoten gesehen haben, und nicht nur den nordöstlichen Teil. Aber das hätte ich mir sparen können. Der schönste und landschaftlich beeindruckendste Teil ist um Svolvær herum. Hier zieht sich die höchste Bergkette entlang mit den steil ins Meer abfallenden Wänden. Eine absolut wilde und spektakuläre Kulisse.

Weiter zur Südwest-Spitze der Lofoten hin wird das Bergpanorama deutlich gemäßigter. Die Flächen zwischen den Bergen öffnen sich. Hier wird sehr viel Landwirtschaft betrieben, was weiter nordöstlich zwischen den steilen Bergen gar nicht möglich ist.

Und je näher ich der Südwestspitze komme, umso mehr Touristen tauchen auf. Die Hauptfährverbindung auf die Lofoten von Bodø legt hier ganz unten auf den Lofoten in Moskenes an. Und der Großteil der Touristen bleibt hier im Umkreis. Aber es sind Tausende, die hier über die Straße laufen, aus den Restaurants und Souvenirshops quellen … Horror!

Was mich dazu veranlasst, bis nach Å i Lofoten weiterzufahren. Aber hier ist die Straße leider zu Ende und mündet in einem riesigen Parkplatz, der brechend voll ist. Ich fahre deshalb nur die Schleife um den Parkplatz herum und dann direkt wieder retour. Leider gibt es hier unten keine Alternative zur E10, es ist die einzige Straße.

Ich quäle mich also durch die Touristenmassen wieder die E10 zurück. Bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz bleibe ich lange erfolglos. Auch die Einheimischen haben hier wohl ihre negativen Erfahrungen mit dem Touristenmassen. An jedem noch so kleinen Schotterweg steht ein Schild „Privat“, auf jedem Parkplatz ein Schild „No Camping“.

Ich fahre deshalb bis nach Bøstad die E10 zurück. Hier verlasse ich diese Hauptstrecke und biege nach links auf eine Nebenstraße Richtung Eggum ab (rote Strecke auf der Karte oben). Und schon nach wenigen Kilometern sind die Touristenmassen verschwunden und ich bin zurück in der Natur. Und hier einen Übernachtungsplatz zu finden stellt gar kein Problem dar. Ich muss wirklich von diesen Hauptstrecken weg.

Ich finde einen tollen Übernachtungsplatz direkt am Fjord. Später dann noch um Mitternacht die Sonne, die genau bis zum Horizont sinkt und von dort wieder aufsteigt. Die Aufnahme habe ich um 00:15 Uhr gemacht. So dunkel, wie auf dem Foto, ist es allerdings nicht, sondern taghell. Die Kamera macht im Gegenlicht leider die Blende zu.

Am nächsten Tag versuche ich, so weit es geht, von der E10 weg zu kommen (rote Strecken in der Karte oben) auf kleinere Nebenstraßen entlang der Nordseeküste. Viele Möglichkeiten gibt es leider nicht. Den ersten Schlenker lege ich über Vestersand und Kvalnes ein. Dann bin ich wieder zurück auf der E10.

Aber kurz hinter Svolvær kann ich die E10 wieder verlassen und biege nach links auf den Fv888 ab, wieder Richtung Nordseeküste. Als ich in Sandsletta an einem wunderschön gelegenen Campingplatz vorbei komme, beschließe ich spontan, hier ein paar Tage zu bleiben.

Mein Kopf ist absolut voll mit all den vielen Eindrücken und am Limit seiner Aufnahmekapazität. Ich brauche unbedingt ein paar Ruhetage zum Ausspannen, Atemholen und den Kopf wieder frei kriegen für neue Eindrücke. Es liegen noch so tolle Abschnitte vor mir. Wäre schade, wenn das alles an mir vorbei rauscht, weil ich gar nicht mehr aufnahmefähig bin.

Ein weiterer Tag in Svolvær

Da ich erst mittags wieder in die Werkstatt kommen soll für die Reparatur der Standheizung habe ich noch den Vormittag zur Verfügung. Perfekt, um die alten Fischerhütten auf Svinøya anzuschauen.

Svinøya Rorbuer

Svinøya ist eine kleine Insel vor dem Festland von Svolvær. Hier gibt es eine Reihe von alten Fischerhütten, die noch im Originalzustand aus dem 19. Jhd. erhalten sind. Die will ich mir anschauen und finde sie auch recht schnell.

Und zusätzlich finde ich noch einen alten Herrn, der einen Schlüssel für eine dieser alten Hütten besitzt. Er freut sich, dass sich jemand dafür interessiert und schließt sie mir auf. Erzählt mir dann auch gleich noch ganz viel aus dem damaligen Leben der Fischer hier.

Es ist stockfinster hier in der Hütte und die Bilder mit Blitz aufgenommen leider nicht so toll. Aber was mir der Herr erzählt ist umso interessanter. Und er er spricht sogar recht gutes Deutsch. Dieser Vorraum (beide Bilder oben) enthielt die gesamte Ausrüstung für Fischereiarbeit.

Gelebt haben die Fischer in diesen zweiten Raum der winzigen Hütten mit 12 Mann. In den beiden unteren Betten (ca. 160 x 100 cm) haben jeweils 2 Mann geschlafen. Das dritte große Bett oben mussten sich 8 Mann teilen..

Und das war Küche + Waschgelegenheit für 12 Mann!

Von diesen Hütten gab es ca. 3.000 auf den Lofoten. Die Fischer kam aus allen Landesteilen ca. Ende Februar mit ihren eigenen kleinen Booten auf die Lofoten gerudert, um hier etwas Geld zu verdienen. Hier versammeln sich die Fischschwärme zu dieser Zeit aus der Barentsee kommend zum Leichen.

Die Industrialisierung der Fischerei hat heute diese kleinen Fischerhütten überflüssig gemacht. Viele davon sind noch gut erhalten und restauriert. Ich hatte schon öfters mal ein Schild gesehen „Robuer to rent“. Ich erfahre jetzt, dass Rorbuer das norwegische Wort für Fischerhütte ist. Das sind also alte restaurierte Fischerhütten, die man zur Übernachtung mieten kann.

Der damalige Besitzer der Fischereirechte und all dieser Fischerhütten, hat natürlich ganz anders gewohnt. Weitaus herrschaftlicher.

Dier Fischer wurden von ihm bezahlt, mussten aber natürlich einen Teil ihres Fanges an ihn abgeben und Miete für die Hütten bezahlen. In seinem Krämerladen gleich gegenüber hat er dann nochmal an den Fischern verdient.

Auch der Laden ist noch originalgetreu aus dem 19. Jhd. erhalten. Heute ist in dem Gebäude von 1828 ein Hotel untergebracht, aber den Laden haben sie im Originalzustand belassen.

Webasto Standheizung

Gegen Mittag mache ich mich dann wieder auf in die Werkstatt, in der ich ja gestern bereits war. Dort verbringe ich dann den Rest des Tages.

Aber letztendlich von Erfolg gekrönt, denn die bekommen die Standheizung wieder in Gang, und zwar ohne das Teil, das angeblich laut Fehlercode kaputt sein sollte. Nach langer Suche per Computerdiagnose und Telefonaten mit Webasto Norwegen haben sie herausgefunden, dass mit der Verkabelung etwas nicht in Ordnung war, und das jetzt repariert.

Bezahlen musste ich überhaupt nichts. Der Chef des Landens meinte, das wäre alles mit Webasto geklärt und ein Garantiefall. Webasto Deutschland rief mich dann ebenfalls nochmals auf dem Handy an und erkundigte sich, ob alles repariert sei und funktionieren würde. Und auch sie haben mir nochmal versichert, dass ich auf keinen Fall etwas bezahlen soll, das ginge auf Garantie. Sowas habe ich noch nie erlebt!Normalerweise muss man bei den Herstellern darum kämpfen, dass sie irgendeine Reparatur als Garantiefall anerkennen. Meist bezahlen sie dann nach langen Diskussionen auch nur die defekten Teile und nicht die Arbeitsstunden. Und hier werde ich jetzt von allen Seiten gebeten, ja nichts zu bezahlen! Verkehrte, aber schöne Welt, und umso besser für mich.

Abends kehre ich wieder zu meinem Übernachtungsplatz zurück, der inzwischen schon fast zum Stammplatz geworden ist. Er liegt ca. 3 km außerhalb von Svolvær direkt an einem kleinen See. Herrlich ruhig in der Nacht. Fast schade, dass ich den morgen verlassen werde, um weiter zu fahren. Zumal auch das Wetter inzwischen besser und vor allem etwas wärmer geworden ist.

Svolvær, Lofoten

Bootstour in den Trollfjord

Svolvær ist einer der Hauptorte der Lofoten. Hier habe ich für heute eine Tour mit einem Schnellboot in den Trollfjord gebucht, bei der auch die Beobachtung von Seeadlern versprochen wird.

Das Boot hat keine Sitze, sondern so eine Art Böcke, auf denen man wie in einem Sattel auf einem Pferd sitzt. Beine rechts und links auf dem Boden, Rückenlehne und eine Stange vor sich zum Festhalten.

Wir werden in dicke Anzüge verpackt, in denen uns augenblicklich der Schweiß ausbricht. Dazu gibt’s noch eine Art Skibrille + dicke Handschuhe. Außerdem werden wir gebeten, alle losen Teile, wie Handtasche, oder anderes im Büro zu lassen und nur die Kamera mitzunehmen und sehr fest zu halten. Dass all das notwendig ist, merken wir dann später draußen.

Zunächst im Hafen, darf der Kapitän noch nicht schnell fahren. An den Fischerhütten geht’s noch mit 4 Knoten vorbei. Aber sobald er aus dem Hafen raus ist, gibt er Gas. Eine Beschleunigung, wie ich sie selten erlebt habe. Wir werden in die Rückenlehne gepresst und uns fliegt fast der Kopf von den Schultern.

In Nullkommanichts hat er auf 75 – 80 Knoten beschleunigt. Das entspricht in etwa 140 Stundenkilometern. Und wer bei Tempo 140 mal versucht eine Hand oder den Kopf aus dem Autofenster zu halten, kann ahnen was hier abging. WAHNSINN!!!

Die Fahrt gleicht einem wilden Ritt auf einem Rodeobock. Wir brauchen wirklich beide Hände um uns festzuhalten, während wir die Wellen abreiten. Echt irre. Allein dafür hat sich der Trip schon gelohnt. Das ist nach meinem Geschmack. Der Kapitän hat selber auch Spaß daran. Er fährt teilweise ein bisschen Zickzack, um sich mit 140 Sachen so richtig in die Kurve legen zu können.

Dann nähern wir uns der Einfahrt in den Trollfjord. Man kann gut erkennen, wie eng diese Einfahrt ist. Trotzdem fahren auch die großen Schiffe der Hurtigrouten hier rein. Das auf dem Bild unten ist nur ein ganz kleiner Segler.

Sehr lang ist der Trollfjord nicht, nur eng. Schnell erreichen wir das Ende des Fjordes.

Eine tolles Bergpanorama rundherum. Die Berge sind so steil, dass sie von der anderen Seite gar nicht zugänglich sind, sondern nur hier vom Meer aus.

Und dann lassen sich auch (wie auf Bestellung) die Seeadler blicken.

Der Kapitän hat frische Fische als Futter dabei, um sie näher ans Boot zu locken.

Ein irres Gefühl, wenn diese riesigen Vögel direkt übers Boot hinweg gleiten. Aber gar nicht so einfach, sie mit der Kamera einzufangen. Viele Bilder, die ich versuche von ihnen zu machen, zeigen nur leeren Himmel. Aber ein paar Mal habe ich Glück und drücke im richtigen Moment auf den Auslöser.

Einfach nur WOW!!!

Und dann geht’s wieder aus dem Fjord hinaus. Es sind noch ein paar andere Schiffe im Fjord, an denen wir mit irrem Tempo vorbeibrausen. Wir werden zum Fotomotiv und die anderen auf den langsamen Dampfern blicken uns neidisch nach.

Circa 2 Stunden waren wir unterwegs und nicht eine Minute davon war ohne hohen Adrenalinspiegel. Wir sind alle total high, als wir zurück sind und kriegen das seelige Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

Technische Probleme

Den Rest des Tages verbringe ich damit, einige technische Probleme zu lösen.

Für meinen Spiritus-Kocher hatte ich mir Spiritusflaschen zum Nachfüllen besorgt. Ich Depp habe den ganzen Liter in den Brenntopf gefüllt, ohne zu überlegen oder zu testen, ob das das richtige Zeug ist, wie sie mir in dem Campingladen beteuert hatten. Als ich mir einen Kaffee kochen will, bringe ich den Kocher nicht zum Brennen. Ich kann machen was ich will, das Zeug brennt nicht. Keine Ahnung, was die mir hier als Spiritus verkauft haben. Wahrscheinlich ist es irgendein Lampenöl.

Raus aus dem Brennertopf bekomme ich es aber auch nicht mehr. Denn der ist mit einem Vlies ausgefüllt, das sich mit der Flüssigkeit vollsaugt. Man kann also den Topf umdrehen, ohne dass etwas heraus läuft.

Ich durchforste das Internet und finde einen Caravan-Händler direkt in Svolvær. Die lachen sich kringelig, als ich ihnen von meinem Problem berichte. Aber nicht böse gemeint, sie sind total nett. Wir haben eine riesen Spaß miteinander und frotzeln nur rum. Irgendwann haben sich alle 5 Mitarbeiter sowohl den Kocher als auch meinen Caddy angeschaut. Sie können es gar nicht fassen, was ich darin alles untergebracht habe. Sonst haben sie es immer nur mit den riesigen Wohnmobil-Schlachtschiffen zu tun.

Die Chefin meinte, wenn ihr Mann (der neben ihr steht) mal tot ist, dann will sie auch so einen kleinen Camper und mit dem um die Welt reisen. Ich rate ihrem Mann, vorsichtig zu sein, falls es heute Abend Pilze im Essen hat. Da lachen sie sich wieder kringelig. Gute Stimmung dort!

Nur helfen können sie mir nicht. Den Topf kann ich wohl wegschmeißen, aber einen neuen haben sie nicht. Dafür haben sie aber einen kleinen Kocher, der mit Gasdosen betrieben wird. Er passt von den Abmessungen genau in meine Kochbox. Also kaufe ich das Ding. Ohne Kaffee morgens läuft nichts!!

Das zweite Problem betrifft die Standheizung. Seit dem Nordkap spinnt sie. Dort war sie ja bereits das erste Mal ausgefallen. Zwischendrin ging sie nach jeweils mehrfachen Versuchen immer mal wieder. Aber seit einiger Zeit ist gar nichts mehr zu machen. Sie bringt immer denselben Fehlercode und schaltet sich wieder ab. Da ich die letzten Nächte doch wieder ganz schön gefroren habe, muss ich mich drum kümmern.

Ich habe seit Tagen Email-Korrespondenz und Telefonate mit dem Bosch-Service in Neumünster, Webasto Deutschland und dann Webasto Norwegen geführt. Bei Bosch hat es etwas länger gedauert, aber sowohl Webasto Deutschland und dann auch Webasto Norwegen haben prompt reagiert. Letztere haben mir nun die Adresse einer Werkstatt in Svolvær genannt. Dort verbringe ich den ganzen Nachmittag. Aber sie brauchen ein spezielles Ersatzteil, das natürlich nicht vorrätig ist. Nach langen Telefonaten wird klar, dass es in ganz Norwegen dieses Teil nicht gibt, sondern es aus Dänemark geordert werden muss. Und das würde circa eine Woche dauern. Äh, gibt’s keine Express-Dienst hier?

Als sich der Feierabend nähert vereinbaren wir, dass sie morgen früh nochmals rum telefonieren und versuchen, das Teil irgendwie schneller zu beschaffen. Ich soll gegen Mittag nochmal vorbei kommen, dann versuchen sie außerdem noch per Computerdiagnose herauszufinden, ob sie das vielleicht auch irgendwie ohne dieses Teil reparieren können.

Toll, eine komplett neue Standheizung! Nur ungefähr 4 oder 5 mal benutzt und schon kaputt. Dachte, Webasto hätte eine bessere Qualität. Aber der Kundenservice stimmt auf jeden Fall. Ganz Webasto Europe kümmert sich inzwischen um mein Problem. 🙂

Lofoten Links Golf

Das Wetter sieht heute endlich mal wieder etwas freundlicher aus. Es ist zwar immer noch kühl, aber nicht mehr ganz so stürmisch wie die letzten Tage. Ich mache mich auf zum Golfplatz in Gimsøy, dem Lofoten Links.

Sie akzeptieren sogar die Golfhäftet-Karte, obwohl sie dort gar nicht gelistet sind. Ich zahle also nur 50% des Greenfees von 950 NOK. Da es jedoch ein echt wilder Links Course ist, verschwinden insgesamt 5 meiner neuen Titleist AVX Bälle im Heidekraut, Moor oder Moos. Wenn ich die 25 € hinzurechne, wird’s doch wieder eine teure Runde. 🙁

Aber grandios! Das ist der erste echte Links Course, den ich spiele und wird ein Abenteuer. Eine wilde Landschaft um die Bahnen herum mit Felsen, Meer, Strand, Heidekraut und viel Moor.

Eigentlich war ich in einem Flight mit zwei Norwegern eingetragen. Aber die beiden tauchen nicht auf, so dass ich alleine auf die Runde muss. Schade.

Gleich das erste Loch ist spektakulär, ein Dogleg nach links um eine Meeresausbuchtung mit Felsstrand herum. Ganz schmales Fairway. Wenn du hier den Ball nicht exakt platzierst, ist gleich mal der erste Abschlag weg. Habe Glück, der Abschlag gelingt.

Aber noch spektakulärer geht’s bei Loch 2 weiter. Ein Par 3 mit 130 m vom Damenabschlag, das zu Recht das „Signature hole“ des Platzes ist. Man spielt auf Meer hinaus auf eine Halbinsel. Zu beiden Seiten der weiße Strand zwischen Abschlag und Grün und rund ums Grün Felsen. Du MUSST das Grün treffen, keinerlei Spielraum, alles andere ist im Meer.

Habe Par gespielt!!! Yippie.

Aber dann gehen die Ballverluste los. Rechts und links der Fairways so wildes Gelände, dass man keinen Ball wiederfindet. Oft auch Moor, dass man eh nicht betreten kann, ohne zu versinken.

Und immer wieder gehen die Schläge Richtung Meer mit grandiosen Ausblicken aufs Meer und die Berge drumherum.

Die Heide und Moorlandschaft zwischen den Fairways ist durchsäht mit eine Vielzahl von Blumen. Das Wollgras, das hier oben in der Tundra überall zu finden ist, aber auch Orchideen wachsen hier. Das Knabenkraut habe ich bereits der Strecke entlang der Straßen schon in Unmengen gesehen. Es wächst hier fast wie Unkraut. Bei uns würde man um jedes einzelne einen Zaun stellen und ein Schild dazu.

Sogar die typisch nordischen Multebeeren finde ich. Da ich jedoch gerade wieder mit Ballsuchen beschäftigt bin (den ich nicht wiederfinde), vergesse ich, sie zu fotografieren.

Im Greenfee enthalten war sogar noch ein Birdie-Book. In diesem zählen Sie jede Menge Superlative auf, deren sie sich rühmen. Finde ich zwar sehr dick aufgetragen, aber ich muss gestehen, dass sie allesamt zutreffend sind.

Mit dem Loch 12, als härtestem Par 3 haben sie auch Recht. 160 m vom Damen-Tee, ganz kleines Grün umgeben von Felsen, wie Loch 2. Ballverlust! 🙁

Insgesamt war der Platz Lofoten Links jeden Cent wert und hat auch alleine riesigen Spaß gemacht.

Weiterfahrt von den Vesterålen auf die Lofoten

Nach der Puffin-Safari in Bleik fahre ich noch am Nachmittag weiter in Richtung Lofoten. Die Küstenstraße bietet landschaftlich immer wieder so tolle Ausblicke, dass ich wieder am liebsten alle 50 m halten würde zum Foto machen.

In Gullesfordbotn leiste ich mir mal wieder einen Campingplatz. Er liegt direkt am Zipfel des Gullesfjord. Ein toller Blick aus dem Auto. Die Sauna habe ich für mich alleine. Himmlisch nach der kalten Bootstour!!

Nach dem Ausschlafen geht die Fahrt am nächsten Morgen weiter auf die Lofoten. Und immer, wenn ich denke, schöner kann die Landschaft nicht werden, komme ich nach einem Tunnel in den nächsten Fjord und werde eines Besseren belehrt. Es geht noch schöner.

Ja, Tanni, ich weiß, das sind schon wieder so viele Landschaftsbilder. Aber ich kann nicht anders. Ich bin so überwältigt. Rechts der Straße steile Berghänge, die direkt ins Meer runter abfallen immer wieder mit spektakulären Wasserfällen. Links der Straße das Meer oder der Fjord mit vielen winzigen Inseln und kleinen Fischerdörfern. Wie soll man da beim Fahren noch auf die Straße schauen???

Die Strecke direkt an der Küste entlang enthält weniger Fähren, als ich befürchtet hatte. Viele der Fjorde sind untertunnelt oder über Brücken verbunden. Und das Tolle ist, keine der Strecken oder Tunnel hat bisher Maut gekostet. Ich hatte mich extra bei der Mautgesellschaft registriert, so dass ich an Mautstationen direkt durchfahren kann. Das Kennzeichen wird automatisch gelesen und anfallende Maut direkt abgebucht. Keine Wartezeiten. Aber die Norweger kassieren für Tunnel nur solange Maut, bis die Baukosten wieder drin sind. Danach wird er mautfrei. Ein tolles Modell.

In Svolvær habe ich zunächst Halt gemacht. Dies ist eine er größeren Städte und zentraler Punkt der Lofoten. Ich finde ein Sportgeschäft und kaufe mir neue Trekkingschuhe, die alten haben endgültig ausgedient. Nach dem Einkaufen suche ich noch einen der vielen Touren-Anbieter auf. Hatte mir im Internet bereits einen rausgesucht, der Bootstouren in den Trollfjord anbietet. Ich kann für übermorgen eine Tour buchen.

Danach geht es noch weiter bis nach Gimsøysand. Hier liegt der 18-Loch Golfplatz „Lofoten Links“. Ich kann mir für morgen eine T-Time reservieren. Ein paar Fotos mache ich schon mal, als ich den Platz anschaue.

Das sieht nach einem echt wilden und rauen, richtigem Links-Course aus. Darauf freue ich mich, obwohl das Greenfee mit 95€ ganz schön happig ist. Aber der erste Eindruck lässt vermuten, dass dieser Platz es wert ist.

Die Fahrt der letzten Tage von den Vesterålen auf die Lofoten:

Inselgruppe Vesterålen

Andenes

Gestern bin ich mit der Fähre von Gryllesfjord in Andenes dem ersten Ort der Vesterålen angekommen. Die Inselgruppe Vesterålen ist die nördliche Fortsetzung der Lofoten. Andenes liegt an ihrer nördlichsten Spitze und ist damit voll der Wucht der Nordsee-Stürme ausgeliefert.

Ein netter kleiner Ort. Typisch für die Vesterålen ist der ganz weiße Strand hier, der an vielen Orten der Inselgruppe zu finden ist.

Für heute hatte ich eine Wal-Safari gebucht. Andenes ist der beste Ort um Wale zu beobachten. Durch einen Tiefseegraben, der dicht bis an die Küste reicht, gelangt sehr kaltes Wasser aus der Tiefe bis vor Andenes. Deshalb tummeln sich viele verschiedene Wal-Arten hier direkt vor der Küste.

Leider spielt das Wetter nicht mit. Es ist viel zu viel Wind und die Brandung entsprechend, so dass die Boote nicht auslaufen können. Ich besuche statt dessen dann das Walmuseum, das zwar eine Fülle an Infos bietet, aber doch keinen Ersatz für eine Walbeobachtung bietet.

Ich könnte das Tour-Voucher gutschreiben lassen für eine Tour morgen. Aber da der Wetterbericht für morgen genauso viel Wind verspricht, macht das wenig Sinn. Ich storniere deshalb. Von der Rezeption bekomme ich noch die Info, dass im Nachbarort Bleik Safaris zur Beobachtung von Papageitauchern (Puffins) angeboten wird. Da die Vogelinsel nicht so weit draußen im Meer liegt, fahren die Boote von Bleik meist auch bei mehr Wind zu dieser Vogelinsel raus. Also gut, das wäre eine Alternative für morgen.

Ich mache mich auf den Weg nach Bleik. Am Ortausgang von Andenes Schafe auf der Starße, diesmal keine Rentiere! Tanni, extra für dich fotografiert.

Kurz vor Bleik komme ich an einem Gelände vorbei, in dem Fahnen stecken, die nach Golf aussehen. Tatsächlich, direkt neben dem weißen Strand zieht sich ein 18-Loch Golfplatz entlang.

Kein Baum, kein Strauch, etwas ungewöhnliche Abschlagplattformen und ein geschlossenes Clubhaus. Kein Mensch weit und breit. Verständlich bei dem Wetter. Aber ob hier jemals tatsächlich Golf gespielt wird?

Puffin-Safari in Bleik

In Bleik erfahre ich dann, dass morgen um 11:00 das erste Boot der Puffin-Safari raus fährt. Ich finde mich rechtzeitig dich vermummt ein und kann auch ohne Anmeldung noch mit.

Der Seegang ist nicht ohne, ich kann verstehen, dass die in Andenes alles gecancelt haben. Wir schaukeln in dem Boot zur Vogelinsel raus, einem spitzen Berg.

Circa 80.000 Puffins (Papageien-Taucher) brüten auf der Insel. Außerdem gibt es zwei Seeadler-Paare, auf deren Speiseplan diese Puffins stehen.

Als wir uns der Vogelinsel näher schwirren unzählige Puffins um uns herum und übers Wasser.

Zwei der Seeadler lassen sich ebenfalls blicken auf der Jagd nach Puffins.

Immer wieder riesige Gruppen von Puffins, die das Boot nicht stört. Sie halten nur Ausschau nach den Adlern, um nicht in deren Fänge zu geraten.

Nachdem das alles so aus der Ferne noch nicht so richtig toll war, versucht der Kapitän das Boot trotz dem hohen Seegang näher an die Felsen zu bringen. Ein waghalsiges Manöver, aber von Erfolg gekrönt. Wir erwischen eine Gruppe von Puffins direkt auf einem Felsvorsprung.

Aber ziemlich schnell muss er das Boot wieder abdrehen, es wird zu gefährlich so dicht an den Felsen. Aber wir alle grinsen glücklich. Jeder hat tolle Bilder schießen können. Und jetzt machen wir halt Aufnahmen von uns gegenseitig.

Ein paar Trottellummen tauchen auf einem Felsplateau auch noch auf.

Und dann schaukeln wir bei heftigem Seegang nach Bleik zurück.

Weiterfahrt von Tromsø nach Andenes

Für die Weiterfahrt von Tromsø nach Andenes habe ich mir eine Strecke herausgesucht, die (soweit möglich) direkt an der Küste entlang führt.

Sie wird als landschaftliche schönste Strecke ausgewiesen und diesem Titel auch voll gerecht. Es ist einfach unglaublich schön. Obwohl die Wolken heute teilweise noch sehr tief hängen und man die Gipfel der Berge gar nicht sehen kann, ist es atemberaubend. Die Berge stürzen hier steil direkt ins Meer ab. Wo immer ein paar Quadratmeter Platz zwischen Steilwand und Meer sind haben sich kleine Fischerdörfchen angesiedelt.

Diese Strecke ist keine Hauptverbindungsroute, sondern nur eine kleine Nebenstraße. Entsprechend schlecht ist ihr Zustand. Schneller als 60 km zu fahren wird zum Höllenritt. Wenn es mich mit 80 km in ein Schlagloch donnert habe ich das Gefühl es zerreißt mir den Wagen. Deshalb schleiche ich mit höchstens 60 km (meist noch weniger) durch die Gegend. Ist aber gerade recht, da ich sowieso so viel schauen muss.

Die meiste Zeit ist die Strecke auch nur einspurig. Es kommen aber alle paarhundert Meter kleine Ausweichbuchten, sodass es nur eng wird, wenn ein Bus oder LKW entgegen kommt. Denn die halten nicht in den Buchten, sondern zwingen dich dazu, ganz nach dem Motto „ich bin größer und stärker, schau wo du bleibst“. Man muss deshalb ständig die Strecke weit voraus abscannen, um beurteilen zu können, reicht es mir zur nächsten Bucht bevor der Bus mich erreicht?

Spektakulär und unheimlich wird es in den Tunneln. Diese sind teilweise mehrere Kilometer lang und nur 3 m breit aus dem Fels genauen. Hier passen definitiv keine 2 Autos nebeneinander. Und es ist stockfinster hier drin. Aber auch hier gibt es Ausweichbuchten, nur erkennt man aufgrund der Dunkelheit nicht so genau, wo sie sind. Abenteuerlich! Teilweise wird’s mir ganz schön mulmig.

Ich habe mal eine der ganz kurzen Unterführungen fotografiert. Ich stehe gerade in einer solchen Ausweichbucht. Die Straße an sich ist nur 3 m breit. So muss man sich aber auch die langen Tunnel vorstellen.

Aber die Ausblicke zwischendrin entschädigen für alles.

Nachteil dieser landschaftlich schönen Strecke ist auch, dass man ständig Fähren braucht. Und das geht auch ganz schön auf den Geldbeutel. Die erste Fährstrecke ist nicht so lang. Sie kostet aber 36€. Die zweite lange Strecke schlägt mit 78€ zu Buche.

Die zweite Fähre vom Gryllenfjord bis nach Andenes ist die längste Fährstrecke und braucht fast 2 Stunden. Hinzu kommt, dass sie nur recht begrenzte Kapazität hat und nur ein Schiff die Strecke hin und her fährt. Das Intervall zwischen den Fähren beträgt also über 4 Stunden. Leider ist die Warteschlange vor der Fähre bereits recht lang. Ich bin um 13:00 Uhr dort und die nächste Fähre geht um 15:00 Uhr. Ich hoffe dort komme ich mit. Leider habe ich Pech, die Schranke macht genau 3 Autos vor mir dicht. Mist! Jetzt heisst es also nochmal 4 Stunden warten bis die Fähre um 19:00 wieder zurück ist.

Aber ich nutze die Zeit, um die letzten Bilder zu bearbeiten und den Blog weiter zu schreiben. Bin froh, dass ich mein eigenes Modem an Bord habe und solche Wartezeiten deshalb gut ausfüllen kann.

Die Ankunft in Andenes auf der Insel Andøya wird also recht spät. Die Überfahrt ist auch nicht so erfreulich. Der Seegang ist recht stark und ich bin kurz davor, die Fische zu füttern. Aber ich bin nicht die Einzige. Neben mir stehen noch weitere Grüngesichtige an der Reling.

Ich suche mir direkt nach der Ankunft einen Parkplatz etwas außerhalb von Andenes zum Übernachten. Abendessen fällt heute aus, ich falle nur noch ins Bett. Die Fahrt war doch super anstrengend trotz der Wartezeit zwischendrin.

Tromsø

Tromsø wird oft als das „Paris des Nordens“ bezeichnet. Aber ich habe die Stadt ganz anders erlebt. Sie hat nichts großstadtmäßiges und mir gerade deshalb so gut gefallen.

Tromsø ist die nördlichste Universitätsstadt der Welt. Und das macht sich auch im Altersdurchschnitt hier bemerkbar. Viele junge Leute und viele, viele Kneipen, in denen speziell im Sommer die Nächte durchgefeiert werden. Auch wenn es recht kühl wird. Die Durchschnittstemperatur liegt hier im Sommer bei 10°C. Ich erfahre von Einheimischen, dass es vor 11 Tagen hier geschneit hat.

Die „kleinste Bar der Welt“ in der Fußgängerzone zwischen hunderten von anderen Kneipen:

Ansonsten besteht das Stadtbild hauptsächlich aus alten wunderschön restaurierten Holzhäusern, die der Stadt ihren Charme verleihen:

Die Stadt Tromsø ist zweigeteilt. Eine Hälfte der Stadt liegt auf dem Festland, die andere Hälfte auf der Insel. Verbunden sind die beiden Teile zum einen über eine imposante Brücke, zum anderen durch einen Tunnel unter dem Fjord durch. Dieser Tunnel ist für mich auch ein Kuriosum, denn er hat mitten drin unter der Erde zwei Kreisel, weil hier noch andere Tunnelröhren reinführen. Einen Kreisel mitten in einem Tunnel hab ich noch nie erlebt.

Auf der anderen Seite von Tromsø sieht man bereits die Eismeerkathedrale. Dort will ich heute Abend hin.

Ein imposanter Bau. Die dreieckige Form erinnert an einen Eisberg. Die Kathedrale ist innen lichtdurchflutet und nicht dunkel, wie sonst alle Kirchen. Die beiden Fronten sind über die gesamte Fläche verglast. Und die seitlichen Rippen sind ebenfalls durch Glasstreifen voneinander abgesetzt. So kann sehr viel Licht in die Kathedrale strömen.

Ich besuche hier heute Abend um 23:00 ein Mittsommernachts-Konzert. Eine Sopranistin singt klassische Stücke von norwegischen Komponisten und auch traditionelle Lieder der Samen. Begleitet wird sie von einem Cellisten und der Orgel. Eine wahnsinnige schöne Stimmung und Akustik in dieser Kathedrale. Es hat sich gelohnt, so lange aufzubleiben, obwohl ich bereits hundemüde war.

Zum Übernachten fahre ich etwas aus Tromsø hinaus in nordwestlicher Richtung und finde einen schönen Parkplatz mit direktem Blick in die Berge.

Weiterfahrt vom Reisa Nationalpark nach Tromsø

Direkt nach der Bootstour bleibt mir noch genügend Zeit für die Weiterfahrt vom Reisa Nationalpark nach Tromsø.

Ich muss zunächst wieder zurück nach Storslett auf die E6. Dieser Hauptverkehrsader folge ich aber nur bis nach Olderdalen. Von dort nehme ich die Fähre nach Lyngseldet. Ich muss auch nicht lange auf die nächste Fähre warten.

Schon von der Anlegestelle der Fähre aus hat man einen ersten Blick auf die Lyngser Alpen. Vom Schiff aus wird der Eindruck immer fantastischer. Man erkennt jetzt deutlich die blau schimmernden Gletscher hoch oben, deren Hänge steil ins Meer runter abfallen.

In Lyngseidet angekommen folge ich dann der Straße am Fjord entlang bis nach Svensby. Eine solch fantastische Landschaft, wie diese Lyngser Alpen habe ich bisher noch nie gesehen, egal in welcher Ecke dieser Welt. Es ist unbeschreiblich schön. Ich muss mich zwingen nicht alle 50 m anzuhalten für ein Foto. Es ist so ergreifend und überwältigend, dass man fast heulen könnte. Ich bin völlig geflashed,

Die Fahrt dauert nicht allzu lange, dann ist man bereits an der nächsten Fähre von Svensby nach Breivikeidet rüber. Die beiden Fähren sind so getaktet, dass man von der einen kommend direkten Anschluss bei der zweiten hat. Genau in dem Moment, als ich bei der zweiten Fähre ankomme. legt diese gerade an. Es geht also direkt weiter.

Die Insel durchquert man dann, bevor es durch einen Tunnel rüber auf die Insel nach Tromsø geht. Inzwischen ist es schon sehr spät geworden und ich suche mir direkt einen Übernachtungsplatz. Ich habe wieder Glück und finde einen ganz kleinen Platz am Wasser mit einem tollen Blick rüber auf Tromsø.

Ein kleiner Schotterweg führt zu diesem Platz. Als ich komme, fährt gerade ein russischer Camper von diesem Platz weg. Es steht dort ein Schild, dass Parken von 03:00 bis 06:00 Uhr nicht erlaubt ist. Aber wer soll denn schon hier ausserhalb von Tromsø mitten in der Nacht zum K0ntrollieren vorbei kommen. Ich ignoriere das Schild. Die Russen hat dieses Schild wohl gestört. Aber kurz darauf tauchen sie wieder auf und ärgern sich jetzt wahrscheinlich sehr, dass ich nun den Platz blockiere. Für mehr als ein Auto ist es hier zu eng. Tja, mein Glück, euer Pech, dass ihr so lange überlegt habt. Es kam wirklich niemand in der Nacht zur Kontrolle vorbei.

Bootstour im Reisa Nationalpark

für heute habe ich im Reisa Nationalpark eine Bootstour auf der Reisaelva zum Mollisfossen Wasserfall gebucht. Pünktlich kurz vor 09:00 taucht ein Auto auf und der Guide Tom begrüßt mich freudestrahlend. Ich bin heute sein einziger Gast. Er macht sich sofort daran, das Boot vorzubereiten. Er hat für morgen eine Buchung von 6 Gästen, die den Reisaelva vom Mollisfossen bis hierher zurück Paddeln wollen. Dazu muss er heute 3 Paddelboote dorthin bringen. Deshalb wurde auch meine Buchung als einziger zahlender Gast akzeptiert. Normalerweise liegt das Minimum bei drei zahlenden Gästen, sonst wird die Tour nicht durchgeführt.

Tom lädt eines der Paddelboote in unser Motorboot, also ein „Boot-im-Boot“. Die anderen beiden werden hinten angebunden und hinterher geschleppt.

Als Sitzgelegenheit im Boot dienen Plastikgartenstühle, bei denen die Beine abgesägt sind. Ich bekomme sogar noch eine warme Häkeldecke als Sitzunterlage!

Die Empfehlung, mich sehr warm anzuziehen habe ich befolgt. Auf dem Wasser und bei dem Fahrtwind soll es recht kalt werden. Der Himmel ist heute sowieso bewölkt und es ist eh nicht sehr warm. Ich ziehe also alles Warme an, was mir zur Verfügung steht (Unterhemd, Poloshirt, Fleecepulli, Wollpullover). Dies 4 Schichten sollten ausreichen.

Außerdem versprühe ich wieder mein Spezialparfum großflächig über den ganzen Körper. Ich habe inzwischen gelernt, dass die Biester auch durch alle Klamotten hindurch stechen.

Dann kann es losgehen. Ich sitze vorne im Boot, Tom sitzt hinten. Durch den Fahrtwind wird es tatsächlich sofort eiskalt. Ich bin schon wieder froh über die Mütze, die ich in Sodankylä noch gekauft hatte und packe sie gleich aus dem Rucksack aus.

Zunächst kommt uns der Reisaelva noch sehr gemächlich als breiter Fluss entgegen. Aber schnell wird er immer enger und damit auch wilder.

Ich bin froh, dass ich hier nicht in einem Paddelboot, sondern in einem Motorboot sitze. Der Ausblick ist fantastisch. Rechts und links steigen die Berge steil aus dem Wasser an. Ständig blitzt ein Wasserfall durch die Bäume durch und stürzt sich in den Reisaelva.

Ich komme gar nicht mehr aus dem Stauen und Fotografieren raus. Nach ca. einer Stunde legt Tom an einem kleinen Ausstieg an. Er will mir eine Besonderheit des Nationalparks zeigen: eine Felsmalerei, die erst vor ein paar Jahren entdeckt wurde.

Auf dem Felsen muss man schon sehr genau hinschauen, um die Zeichnungen erkennen zu können. Es ist noch nichts restauriert. Sie sind noch dabei zu analysieren, aus welcher Zeit die Zeichnungen genau stammen, womit sie gezeichnet wurden und was sie darstellen.

In der Nähe steht auch eine der Hütten des Nationalparks, die für Wanderer als Unterschlupf dient. Der Nationalpark bietet sehr viele Wanderwege für mehrtätige Touren an und diese Hütten stehen jedem zur Verfügung.

Dann geht’s zurück ins Boot und weiter Richtung Mollisfossen. Nach circa einer weiteren Stunde ist er bereits vom Boot aus zu sehen.

Auch hier steht eine Hütte als Unterkunft. Gleich daneben ein Grillplatz.

Während Tom hier ein Feuer macht, laufe ich den kurzen Wanderweg bis zum Mollisfossen.

Direkt davor stehend, kann man ihn gar nicht in seiner gesamten Länge bewundern, dafür ist er einfach zu hoch. Man kann es nur anhand des Getöses erahnen, aus welcher Höhe er hier herunter stürzt. WOW. Ich sitze eine ganze Weile da und lasse das Schauspiel auf mich wirken.

Zurück am Grillplatz hat Tom inzwischen Kaffee über dem Feuer gekocht. Dann trifft noch eine andere Gruppe von vier einheimischen Fischern ein. Die haben den gleich Kaffeepot dabei und hängen ihn dann ebenfalls übers Feuer.

Tom will unbedingt auch noch zum Wasserfall und dort noch Fotos von mir machen. Also laufen wir nochmals hin.

Die Fahrt zurück mit der Strömung wird dann richtig gemütlich. Die Sonne kommt auch stellenweise durch, so dass es nicht mehr ganz so kalt ist.

Unterwegs müssen wir immer wieder langsam fahren, da inzwischen recht viele Angler im Fluss sind. Sie stehen mitten im Wasser und freuen sich wenig über Motorboote, die vorbeirauschen.

Nach circa 5 Stunden sind wir wieder zurück in Bilto. Tom und ich stehen noch fast eine Stunde am Auto und quatschen miteinander. Auf dem Boot war das nur bedingt möglich.

Aber jetzt hier still zu stehen, heißt für die Moskitos „auf zur Attacke“. Mein strenger Duft hat wohl inzwischen auch nachgelassen. Tom und ich werden in alle frei liegenden Hautpartien gestochen. Ich frage ihn, was er dagegen tut. Er erklärt mir, dass er ebenfalls ziemlich empfindlich reagiert mit zum Teil dicken Quaddeln. Aber wer hier lebt, müsse die Moskitos einfach als Teil der Natur akzeptieren. Na toll!

Die meisten der Stiche, die ich abkriege, merke ich fast nicht mehr. Meine Immunisierung scheint tatsächlich erfolgreich zu sein. Ein Stich allerdings mitten auf der Stirn entwickelt sich wieder zur dicken Quaddel. Nach circa einer Stunde hat sich das aber so verteilt, dass ich es kaum noch spüre und man es auch kaum noch sieht. Der tolle Vorteil, es lässt die Falten verschwinden!!! Ich überlege, ob man das nicht patentieren sollte. Man könnte die Moskitos doch vielleicht ebenso wie Flöhe dressieren. Dann könnte man sie gezielt gegen Falten einsetzen. Wäre doch eine Alternative anstatt Botox zu spritzen. Na gut, es juckt etwas und verschwindet nach ein paar Tagen wieder, aber mit ein bisschen Forschung könnte man das doch ausbauen …

Eine tolle Tour, die absolut Lust darauf macht, mehr von diesem Nationalpark zu entdecken … vielleicht zu einer Jahreszeit mit weniger Moskitos. Jetzt fahre ich weiter in Richtung Tromsö.

Altafjord + Reisa Nationalpark

Camping Altafjord

Die 2 Tage ausruhen im Campingplatz Altafjord haben gut getan und mich wieder hergestellt. Sie haben mir aber auch gezeigt, dass Campingplätze wirklich nicht meine Welt sind. Die großen Campingmobile stehen hier dicht an dicht (wir näheren uns der Hauptsaison), du bekommst alle Gespräche der Nachbarn mit (es ist sehr viel Deutsch darunter), die Streiterei der Ehepaare und in der Nacht auch das Schnarchkonzert. Ich will hier weg wieder in freier Natur übernachten und nur das Wasser rauschen und die Vögel zwitschern hören.

Reisa Nationalpark

Ich habe als nächstes Ziel den Reisa Nationalpark gewählt. Er wird von Otto-Normal-Tourist nicht angefahren, da er weg von der Hauptstrecke führt. Es geht in Storslett von der Küstenstraße E6 ab ins Landesinnere, obwohl man es hier oben in dem schmalen Streifen von Norwegen eigentlich gar nicht so bezeichnen kann.

Der Reisa Nationalpark ist ein tolles Wandergebiet. Der Park zieht sich entlang des Flusses Reisaelva. Rechts und links des Flusses steigen Berge steil nach oben an.

Die Fahrt dorthin zunächst bis Storslett führt entlang der Küste. Es ist fast 20° warm geworden und der Himmel strahlt blitzeblank in blau. Ich bin erneut fasziniert von der Fjordlandschaft.

Im Reisa Nationalpark angekommen steuere ich zunächst einmal das Nationalparkzentrum an, um mich mit Infos zu versorgen. Ich bin der einzige Gast und eine willkommene Abwechselung für den Park Ranger. Er überfällt mich sofort mit einer Unmenge an Infos und Vorschlägen für Touren, will genau wissen woher ich komme, wohin ich noch fahre und offeriert mir erst mal einen Kaffee.

Dann zeigt er mir stolz das Nationalparkzentrum. Es besteht aus mehreren Hütten, die man mieten kann, einem Info-Haus und einer Sauna.

Reisa Nationalpark Zentrum
Reisa Nationalpark Zentrum
Reisa Nationalpark Zentrum

Alles super schön angelegt. Hier könnte man es aushalten, gäbe es hier nicht Myriaden von Moskitos!!! Deshalb verabschiede ich mich nach dem Kaffee recht schnell.

Ich greife aber einen seiner Vorschläge auf für eine Wanderung zum Sarafossen. Das norwegische Wort Fossen bedeutet Wasserfall. Und davon soll es in diesem Tal entlang der Reisaelva Unmengen geben.

Ich finde den Parkplatz zum Einstieg in diesen Wanderweg. Bevor ich losgehe, lege ich erst einmal eine ordentliche Portion des Parfums der Duftnote „No Bite“ auf. Ein ziemlicher strenger Duft … aber wenn’s hilft?! Ich sprühe großzügig von Kopf bis Fuß. Lange Hosen und langärmeliges Shirt sind sowieso notwendig, da sich die Sonne wieder hinter Wollen versteckt und die Temperatur eher auf der kühlen Seite ist. So kann es also gut geschützt losgehen.

Der Weg ist gut beschildert und leicht zu finden. Er steigt aber sofort super steil an. Nach circa 2 Stunden habe ich den höchsten Punkt erreicht. Hier gibt es tatsächlich ein Gipfelbuch. Ich bin sogar bereits der zweite Eintrag heute, also nicht ganz alleine hier!

Auch hier oben wieder ein toller gepflegter Grillplatz.

Grillplatz am Sarafossen

Hören kann ich den Wassergfall Sarafossen bereits. Und als ich um einen Felsvorsprung herum laufe, wird mir fast schwindeling.

Sarafossen

Der Wasserfall stürzt hier senkrecht in die Tiefe und vor meinem Standplatz geht es ebenfalls senkrecht hinunter. Wer hier nicht schwindelfrei ist, hat schlechte Karten.

Aber noch fantastischer ist der Ausblick von einem Plateau auf der anderen Seite. Von hier kann man über das Tal der Reisaelva hinweg blicken. In der Ferne sehe ich mein Ziel für morgen: der Mollisfossen. Einer der größten Wasserfälle hier im Gebiet.

Ausblick auf Reisaelva und Mollisfossen

Die Sohlen meiner Trekkingschuhe, die ich mit dem russischen Superkleber repariert hatte, halten auch dem Abstieg wieder stand.

Für Morgen habe ich eine Bootstour auf der Reisaelva vom Eingang des Nationalparks bis zum Mollisfossen gebucht. Der Treffpunkt soll Morgen früh um 09:00 in Bilto sein. Also steuere ich das heute schon mal an und hoffe, dass ich dort über Nacht bleiben kann.

Ich finde einen kiesigen Bootsstrand vor, an dem ca. 20 Boote liegen. Davor ein Schotterparkplatz. Hier kann ich problemlos übernachten. Allerdings habe ich bei jedem Türöffnen zum Aus- oder Einsteigen sofort einen ganzen Schwarm Moskitos im Auto. Nachdem ich alle Moskitos aus dem Wagen vertrieben oder erschlagen habe, öffne ich keine Türen mehr, um in der Nacht Ruhe vor den Biestern zu haben.

Fjorde und Rentiere

Nachdem ich das Nordkap mehr oder weniger NICHT gesehen habe, hoffe ich, dass ich bald aus der dicken Nebelsuppe raus bin. Ich muss zunächst dieselbe Strecke zurückfahren bis Olderfjord. Und auch heute Morgen bekomme ich davon nicht viel zu Gesicht, sondern stochere im Schritttempo durch den Nebel vorwärts.

Und dann endlich bin ich aus dem Nebel raus. Sonne, strahlend blauer Himmel – ich kann es gar nicht fassen. Jetzt wird die Szenerie grandios. Ich muss ständig anhalten, da die Ausblicke einer nach dem anderen fantastisch sind. Ich bin restlos begeistert und überwältigt. Von Bildern kennt man solche Fjorde ja schon, aber das in natura zu erleben, ist etwas ganz anderes.

Leider muss ich auch ständig anhalten, weil ich ca. alle 5 km ein WC brauche. Mir hat etwas auf den Magen geschlagen. Ob es die kalte, schlaflose Nacht war, das Essen oder vielleicht das Wasser? Egal, mir geht’s auf jeden Fall nicht gut. Fotos muss ich trotzdem machen. Leider sind Stellen mit den faszinierenden Ausblicken und die Parkplätze mit WC an unterschiedlichen Orten, so dass ich doppelt häufig anhalten muss.

Plötzlich werde ich von mehreren entgegenkommenden Autos angeblinkt. Ich kontrolliere, ob ich vielleicht kein Licht anhabe (Pflicht hier), oder etwas anderes an meinem Auto nicht stimmt. Aber kurz darauf wird es mir klar: Rentiere. Zwei stehen mitten auf der Fahrbahn und eine ganze Herde hinter der Leitplanke. Die beiden trollen sich zum anderen Straßenrand und machen die Fahrbahn frei. Aber da fällt einem der anderen ein, dass er ja den beiden folgen könnte und springt über die Leitplanke. Und als wäre das ein Kommando für die restlichen gewesen, folgen jetzt dann einer nach dem anderen.

Dann haben es endlich alle geschafft. Auf der weiteren Fahrt passiert es noch mehrmals, dass entgegenkommende Autos blinken und kurz darauf dann Rentiere in Sicht sind. Finde ich toll, dass man sich hier gegenseitig auf diese Weise warnt. Das war leider in Finnland nicht der Fall. Obwohl das auch daran gelegen haben kann, dass mir dort gar kein anderes Auto entgegen kam.

Mir geht’s immer schlechter und ich beschließe, mir einen Campingplatz zu suchen und mich dort ein paar Tage auszuruhen. Der letzte Campingplatz ist bereits 2 Wochen her. Ich habe die letzte Zeit nur noch in freier Natur gestanden. Ich brauche dringend wieder eine Waschmaschine.

Die Entscheidung, hier zu bleiben, war gut. Das Immodium hatte zwar schnell den gewünschten Erfolg, aber ich habe Gliederschmerzen und will nur im Bett bleiben. Der Tag ist allerdings traumhaft schön. Strahlender Sonnenschein und fast 20°C. Der Campingplatz liegt wunderschön direkt an einem Fjord. Auf dem Berg hinter dem Campingplatz liegt immer noch Schnee.

Ich hatte gestern meinen Kleiderschrank aufgeräumt und alle Sommersachen verpackt und in den Staukisten untergebracht, damit ich Platz für die warmen Wintersachen habe. Jetzt kann ich das alles wieder auspacken. Ansonsten verbringe ich den Tag mit Wäschewaschen und einem Großputz des Autos innen. Von außen hätte er es auch nötig, aber da schau ich lieber mal nach einer Waschanlage, von Hand habe ich dazu gar keine Lust.

Typisches aus Finnland

Finnland: Wald, Seen, Sauna, Moskitos und Rentiere

Und Schlaglöcher und Radarblitzgeräte.
Ersteres ist über ganz Südfinnland verteilt. Speziell wenn man von den Hauptverbindungsstraßen (Autobahnen gibt’s nur ganz wenige, kurze Strecken) auf eine Nebenstraße abbiegt, befindet man sich sofort auf einer Schotterpiste, die es in sich hat. Hier ist Slalomfahren angesagt und trotzdem schafft man es nicht, allen Schlaglöchern auszuweichen. Wenn dann in Lappland auch noch auf Rentiere am Straßenrand geachtet werden muss, die eventuell genau vor dir die Straße überqueren wollen, dann wird’s schwierig die Augen überall zu haben.

Die Radarblitzgeräte konzentrieren sich hauptsächlich auf den Süden Finnlands. Dort aber stehen sie auf den Hauptstrecken ca. alle 2 km, zumindest direkt hinter jeder Geschwindigkeitsbegrenzung. Und die gibt es ständig. In Lappland ist mir noch kein einziges Blitzgerät aufgefallen, aber hier im Norden fährt sowieso niemand die zulässig Höchstgeschwindigkeit, geschweige denn mehr, da die Rentiere hier als natürliche Bremse wirken. Ich selbst bin hier in Lappland mit Tempo 60 unterwegs und habe das Gefühl, ich bin immer noch zu schnell. Ständig die Befürchtung ein Rentier vor dem Kühler zu haben, macht mürbe und auch ein wenig irre. Inzwischen halte ich jede größere Baumwurzel neben der Straße zunächst erst mal für einen Elch oder ein Rentier. Wenn ich dann daran vorbeifahre, bin ich ganz enttäuscht, dass es doch wieder nur ein Stück totes Holz war.

Einen Elch habe ich bisher nur ein einziges Mal neben der Fahrbahn gesehen, Rentiere dafür jede Menge. Sie kommen einem auf der Fahrbahnmitte entgegen, oder quer aus den Seitengräben. Dann laufen sie mitten auf der Straße vor dem Auto her, kilometerweit, schauen ab und zu über die Schulter, ob du noch da bist. Und wenn du dich dann endlich traust, sie zu überholen, laufen sie dir genau in dem Moment quer vors Auto.

Bei meinen Übernachtungsplätzen an diversen Seen war meist ein Grillplatz mit dabei. Die sind hier in Finnland überall Standard, egal ob am Wasser oder im Wald. Meist ein Steinkreis um eine Feuerstelle, umgeben von Baumstämmen als Bänke. Oft aber auch richtige Grillhütten mit einer gemauerten Feuerstelle in der Mitte und rundherum Bänke. Auf einem Grillgestell hängen auch Werkzeuge wie Säge, Axt, Grillstangen oder Holzstöcke, auf die das Grillgut aufgespießt werden kann. In einer zweiten Hütte lagert oft das Brennholz, von der Forstverwaltung wird es aufgefüllt für Wanderer, Besucher und einheimische Fischer. Sogar Streichhölzer sind zu finden. Außerdem gibt es meist etwas abseits ein kleines Toilettenhäuschen, mit sauberem Plumpsklo und WC-Papier (!!!). Das alles kann unentgeltlich benutzt werden (inklusive Brennholz), nichts ist verschlossen. Und es gibt keinen Vandalismus, alles immer top in Ordnung, und das Werkzeug verschwindet auch nicht. Die jeweiligen Benutzer hacken oft sogar für die nächsten Besucher noch Holz und stapeln es sauber in der Feuerstelle. Müll wird natürlich restlos mitgenommen, meist gibt es eine Mülltonne direkt neben der Hütte. Oder sogar mehrere zur sauberen Mülltrennung!

Auf einigen Campingplätzen wurde mir kostenlose Sauna am Morgen von 08:00 – 10:00 angeboten. Für abends musste man reservieren und bezahlen. Sauna am Morgen – das ist hier normal, denn Sauna ist in Finnland kein Feierabendvergnügen, wie bei uns. Sauna gehört zur täglichen Hygiene. Wie Zähneputzen, und das macht man ja auch morgens und abends. Oder direkt nach dem Golfen. In jedem Golfclub gibt es in den Umkleideräumen eine Sauna für die Damen und eine für die Herren.

Die Finnen wiegen nichts ab. Wenn man auf dem Markt 1 kg Kartoffeln möchte, wird man fragend angeschaut. Hier wird alles in Litern verkauft. Die Marktfrauen haben ein Gefäß für 1 Liter und das wird gefüllt, oft mit einem beachtlichen Berg darüber hinaus. Auch die Preise beziehen sich jeweils auf 1 Liter Kartoffeln, oder 1 Liter Erdbeeren. Das war für mich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, da ich keine Ahnung hatte, wieviel 1 Liter Kartoffeln sind.

Das Bezahlen erfolgt hier eigentlich grundsätzlich mit Plastik. Alles, von der Tasse Kaffee angefangen, wird mit Karte bezahlt. Jede Marktfrau, jeder kleine Imbiss oder Kaffeestand hat ein Kartenlesegerät. Wenn jemand tatsächlich mal etwas bar bezahlt, wird der Betrag auf 5 Cent (manchmal sogar auf 10 Cent) aufgerundet. Mit 1 oder 2 Cent Münzen gibt sich der Finne nicht ab. Es gibt zwar wenige Prägungen der finnischen 1 und 2 Cent-Münzen, aber sie haben inzwischen Sammlerwert.

Die größte Plage Finnlands: Moskitos. Im ganzen Land stehen Elch- und Rentier-Warnschilder, aber nirgendwo wird vor den Blutsaugern gewarnt. Gottseidank sind sie nicht überall. Ich habe Gegenden erlebt, die total mückenfrei waren, andere dagegen waren regelrecht verseucht. Nur einmal für 3 Sekunden die Tür zum Ein- oder Aussteigen geöffnet, schon hatte ich ca. 30 Moskitos im Wagen herumschwirren. Und versuch mal beim Fahren einen Moskito, der dich umschwirrt, zu erschlagen. Du wirst sofort zur Verkehrsgefährdung. Aber abends gemütlich im Auto sitzen war kein Problem, solange die Fenster und Türen geschlossen blieben. Beim Kochen hatte ich jedoch das Problem, das der brennende Spirituskocher die Augen stark reizte. Ich musste deshalb beim Kochen immer die Schiebetür etwas öffnen … Danach habe ich dann jeweils wild um mich geschlagen. Sieben auf einen Streich waren kein Problem, denn anders als bei uns, sind die Moskitos hier ziemlich träge und lassen sich gut erwischen. Es ist aber ein ganz schönes Gemetzel. Und die Leichen kann ich dann auch nicht nach draußen entsorgen, denn dafür müsste ich ja wieder eine Tür öffnen …

Im ARKTIKUM in Rovaniemi waren alle Mückenarten sauber aufgespießt auf Nadeln zu bewundern. Sie waren klassifiziert und beschrieben und durch ein Vergrößerungsglas zu betrachten. Das flößt noch mehr Respekt ein vor diesen fiesen kleinen Monstern. Aber es vermittelte auch ein gewisses schadenfreudiges Gefühl der Genugtuung, sie ihrerseits so aufgespießt zu sehen …..

Nordkap

Die Fahrt gestern Abend von Lappland bis zum Nordkap war zwar anstrengend, aber ich bin froh, dem Regen entkommen zu sein. In Norwegen ist es zwar trocken, aber dunkle Wolken hängen auch hier noch rundherum am Himmel.

Aber selbst bei dieser etwas trüben Stimmung begeistert mich die Landschaft. Die Fahrt entlang des Porsangen Fjord ist fantastisch. Immer wieder tolle Blicke über den Fjord lassen mich ständig anhalten zum Foto machen. Auch wenn die Bilder wegen des trüben Himmels etwas dunkel werden, ich bin fasziniert.

Rundherum auf den Hängen liegt überall noch Schnee und die Temperatur sinkt ständig weiter in den Keller. Und dann bin ich plötzlich drin in den Wolken und sehe die Hand vor Augen nicht mehr. Sichtweite keine 20 m. Das Vorwärtskommen wird schwierig. Ich fahre im Schritttempo. Hinter mir reihen sich langsam einige Fahrzeug in einer Schlange auf. Keiner hat Lust mich zu überholen und das Stochern im Nebel zu übernehmen. Die sind alle froh den Lichtern des Vordermannes folgen zu können. Ich habe niemanden vor mir und leider die A-Karte gezogen. Ich überlege, nicht mehr weiter zu fahren und hier irgendwo zu übernachten. Aber in diesem dicken Nebel ist es unmöglich eine Stelle dafür zu finden. Man kann überhaupt nicht erkennen, was neben der Straße ist. Es hilft nur die Flucht an vorne.

Irgendwann taucht aus dem Nebel dann die Einfahrtsschranke zum Nordkap auf. Ich habe es tatsächlich geschafft. Sie wollen 285 NOK (ca. 30 EUR) für 24 Stunden Parkerlaubnis. Ich finde in der dicken Suppe den Parkplatz fast nicht. Langes Suchen nach der besten Ecke ist nicht. Zusätzlich zu dem dicken Nebel bläst ein heftiger Sturm, so dass man gar nicht aus dem Auto aussteigen mag. Die Temperatur liegt inzwischen um 22:00 Uhr bei 4°C. Zusammen mit dem Wind fühlt es sich noch kälter an. Ich bin heilfroh, mir den dicken Wollpullover gekauft zu haben.

Ich hatte die verwegene Hoffnung, hier einmal die Mittsommersonne beobachten zu können, die nachts nicht unter den Horizont versinkt. Bisher war immer irgendwelches Gelände oder Wald dazwischen, sodass man das zwar wusste, aber nicht sehen konnte. Und hier am Nordkap ist keine Gelände mehr bis zum Horizont dazwischen. Aber nun nichts als dicker Nebel und Sturm.

Hundemüde von der anstrengenden Nebel-Fahrt kuschel ich mich deshalb sofort ins Bett. Die Standheizung läuft auf vollen Touren, aber trotzdem wird’s nicht so richtig warm. Der Wind wird immer stärker und weitet sich zum Sturm aus. Er rüttelt und zerrt an meinem Auto, dass es im Wind schwankt, wie ein Schiff auf hoher See im Sturm. Das Pfeifen des Windes ist inzwischen in ein Brüllen übergegangen. Mir wird angst und bange. Ich habe Visionen, dass dieser Sturm mich über irgendeinen Abhang oder eine Klippe schiebt und ich ins Meer stürze. Bei dem dicken Nebel habe ich überhaupt nicht mehr sehen können, wo ich eigentlich parke. Stehe ich vielleicht an einem solchen Abhang?

An Schlaf ist jedenfalls überhaupt nicht zu denken. Der Sturm macht mir Angst und ich friere wie ein Schneider. Es ist schweinekalt. Ich stehe um 4:00 wieder auf und mache mir einen Kaffee. Ich ziehe alles Warme an, was ich dabei habe. Dann mache ich mich auf, und will mich umschauen. Dabei stelle ich fest, die nächsten Wohnmobile stehen nur 15 m von mir entfernt, aber ich konnte sie nicht sehen. Ich taste mich bis zum Haus des Nordkaps vor, aber hier ist alles noch verschlossen. Also zurück zum Auto, ich hoffe, ich finde es wieder. Der Sturm bläst so stark, dass es mich fast umweht.

Dann kuschel ich mich mit allen dicken Klamotten noch an, wieder ins Bett. Zu allem Unglück streikt jetzt auch noch die Standheizung. Sie bringt eine Fehlermeldung mit einem Fehlercode. Leider sind jedoch in der Kurzanleitung, die ich nur mitgenommen habe, keine Fehlercodes aufgelistet. Also keine Ahnung, was ihr nicht passt. Ich versuche es etwas später noch mehrmals, aber immer der gleiche Fehler. Und dann, oh Wunder, plötzlich geht sie wieder nachdem ist mittlerweile zu Eis erstarrt bin.

Um 9:00 mache ich einen erneuten Versuch und jetzt ist das Nordkap-aus offen. Es hat jede Menge Cafés, Souvenirshops (na klar) und einige merkwürdige Ausstellungen. Ich gelange über die Terrasse nach draussen und kämpfe mich durch den Sturm und den Nebel in der Richtung vorwärts, wo ich das Symbol des Nordkaps, die Weltkugel vermute. Ich finde sie.

Wo das Meer ist? Keine Ahnung. Rundherum nur Nebel. Das Brüllen des Sturms ist auch so laut, dass man keine Brandung hören kann. Also ganz schnell die obligatorischen Fotos erledigen und dann wieder rein ins Warme. Die Finger frieren beim Foto machen fast ab. Handschuhe hatte ich mir keine gekauft. Wenigstens eine Mütze hatte ich mir noch geleistet und über die bin ich nun heilfroh.

So, das war das Nordkap bei 71°10’21“.

Schnell wieder zurück zum Auto und Weiterfahren. Heizungsgebläse auf Volldampf und wieder auftauen.

Flucht aus dem Regen

Heute will ich weiter nach Norden fahren bis zum Inari-See. Der Inari-See ist der Inbegriff Lapplands und der größte See Finnlands. Er ist noch größer als die Saima-Seenplatte, auf der ich die Schiffstour von Savonlinna aus unternommen hatte.

In Inari habe ich mir online für Montag eine Rafting-Tour gebucht, die über den ganzen Tag gehen soll, zwischendrin mit Besichtigung einer Goldgräbersiedlung. Laut Meteoblue soll sich bis dahin die Sonne wieder durchsetzen. Im Moment schüttet es jedoch wie aus Kübeln. Die Scheibenwischer laufen auf höchster Stufe und schaffen es trotzdem nicht, die Wassermassen zu beseitigen.

Ich fahre zunächst einmal nur bis Sodankylä. Hier will ich noch Lebensmittel einkaufen und mir Gummistiefel besorgen. Als ich heute Morgen aus dem Auto gestiegen bin, stand ich direkt im Wasser und Schlamm und hatte gleich nasse Füße.

Auf der Fahrt wieder jede Menge Rentiere am Straßenrand, die der Regen nicht zu stören scheint.

Bis ich in Sodankylä alles eingekauft habe ist es bereits mittags. Aber bis Inari habe ich nur ca. 2 Stunden Fahrt, also kein Problem. Unterwegs kommt dann allerdings eine Email von dem Tourguide rein, dass die Raftingtour für morgen abgesagt werden muss, da ich die einzige Teilnehmerin bin, und Minimum 4 Personen sind. Na prima, vielen Dank auch!

Ich beschließe trotzdem bis Inari zu fahren und dort dann in der Touristen-Information zu schauen, was sonst noch angeboten wird oder man hier unternehmen kann

Aber es regnet die gesamt Strecke in Strömen.

Die Temperatur fällt immer weiter. Irgendwann sind wir bei 7,5°C angelangt. Wenn es noch weiter runter geht, kann ich dann vielleicht eine Schneeschuhtour buchen. Bei dem Versuch, die Temperaturanzeige auf dem Tacho zu fotografieren, wird deutlich, wie die Straßen hier aussehen.

In Inari angekommen hat sich an dem strömenden Regen nichts verändert. Die Tundra rechts und links der Straße steht inzwischen komplett unter Wasser, der Boden kann so viel Wasser anscheinend gar nicht mehr aufnehmen.

Ich schaue mir auf dem Laptop mal genau an, wie der Regenverlauf aussieht. Dabei wird deutlich, dass ich hier genau mitten im einem dicken Regengebiet stecke. Circa 200 km nördlich in Richtung Küste ist kein Regen mehr. Deshalb beschließe ich aus diesem Regengebiet zu flüchten. Ich will solange Richtung Nordkap fahren, bis es aufhört zu regnen.

Nachdem ich die Grenze zu Norwegen hinter mir habe, hört es tatsächlich auf zu regnen. Die Wolken hängen aber immer noch ganz tief und die Temperatur fällt weiter. Letztendlich fahre ich bis zum Nordkap durch, dass ich um kurz nach 22:00 erreiche.

Pyhä-Luosto Nationalpark

Es hat die ganze Nacht durch geregnet und auch heute morgen noch nicht aufgehört. Die Wettervorhersage hatte für heute eigentlich einen trockenen Tag angekündigt, aber Petrus hält sich nicht daran.

Gegen Mittag hört es endlich auf zu regnen. Ich nutze diese Regenpause und breche sofort zu meiner geplanten Wanderung auf. Der Pyhä-Luosto Nationalpark besteht im Wesentlichen aus zwei parallel verlaufenden Höhenrücken von etwas über 500 m Höhe mit einer tiefen Schlucht dazwischen. Über den ersten Rücken erstreckt sich ein ausgedehntes Skigebiet. Den zweiten Rücken kann man nur erreichen, wenn man den ersten erklimmt in die Schlucht absteigt und dann auf diesen zweiten hinauf. Ich werde mich mit dem ersten Höhenrücken begnügen.

Der Wanderweg führt zunächst an den Seilbahnen vorbei. Einer der Sessellifte ist sogar in Betrieb und befördert im Sommer Wanderer direkt zum höchsten Punkt. Ich kämpfe ganz kurz mit mir (wirklich nur gaaaanz kurz) und nehme dann den Aufstieg zu Fuß auf dem Wanderweg in Angriff.

Der gesamte Höhenrücken ist quasi ein Felsenmeer. Aber der Ausblick nach unten wird immer besser je höher ich komme.

Langsam aber sicher gewinne ich an Höhe. Die Skipisten sehen im Sommer natürlich nicht so toll aus. Für die Rentiere scheinen sie aber ein willkommener Rastplatz zu sein. Mitten auf der Piste lagert eine ganze Gruppe. Der Zoom zeigt erst richtig, was das bloße Auge kaum erkennen kann.

Nach guten 1,5 Stunden habe ich die 500 Höhenmeter geschafft und bin oben angelangt. Auf dem „Gipfel“ an der Endstation des Sesselliftes steht (natürlich) ein Restaurant. Hier genehmige ich mir einen Kaffee und ganz leckere Waffeln mit Moltebeeren.

Die Moltebeeren wachsen nur hier in den nördlichen Regionen von Finnland. Sie haben eine orange Farbe sind sehr süss und voll mit Vitamin C.

Der Aufstieg hier hoch auf dem Wanderweg war nicht besonders reizvoll, da es ein breiter Schotterweg ist, der auch als Zufahrt zur Bergstation dient. Ich habe keine Lust, diesen „Volkswanderweg“ auch wieder abzusteigen. Deshalb suche ich auf der anderen Seite des Berges nach einer Möglichkeit und finde einen Pfad. Diesem folge ich ein Weile bevor es wirklich abenteuerlich wird.

Es wird immer steiler und Ich brauche meine ganze alpine Erfahrung um hier runter zu kommen.

Da unten in die Schlucht will ich runter. Jetzt vermisse ich wirklich meine Bergstiefel. Die Trekkingschuhe sind diesem Gelände nicht gewachsen und werden ganz schön ramponiert. Aber irgendwie schaffe ich es und treffe dann im unteren Teil auf einen anderen Wanderweg. Dieser ist für Normaltouristen mit Treppen angelegt, um das steile Gelände zu meistern. Ich bin aber auch ganz dankbar dafür.

Die Treppen führen dann bis ganz nach unten in die Schlucht und hier wird es wildromantisch.

Der Wanderweg verläuft in der Schlucht einige Kilometer auf einem Holzsteg, da das ganze Gelände entweder aus Felsbrocken oder aus Wasser besteht. Danach mündet er dann in einen Waldweg quer durch Heidelbeersträucher.

Nach ca. 5 Stunden bin ich wieder zurück am Auto und mein Knie hat die letzten Kilometer heftig protestiert. Als ich das Auto aufschließe fängt es wieder an zu regnen. Das war perfektes Timing!

Um die gröbsten Schäden an den Trekkingschuhen zu beheben, muss jetzt erst mal wieder der russische Superkleber ran.

Morgen will ich dann weiter nach Norden fahren bis zum Inari-See. Dort habe ich mir für übermorgen eine Rafting-Tour gebucht, die über den ganzen Tag gehen soll, zwischendrin mit Besichtigung einer Goldgräbersiedlung. Laut Meteoblue soll sich bis dahin die Sonne wieder durchsetzen.

Weiterfahrt nach Nordlappland

In der Nacht fängt es wieder an zu regnen. Also schlafe ich erst mal gaaaanz lange aus. Das Thermometer zeigt heute nur noch 9,5°C an. Jetzt wird’s langsam eng mit meinen Klamotten. Habe hauptsächlich Sommerklamotten dabei. Egal es geht weiter Richtung Norden.

Mein nächstes Ziel: der Pyhä-Luosto Nationalpark. Ein richtig bergiges Gebiet und ein tolles Wanderparadies.

Zunächst einmal muss ich ca. 30 km Schotterpiste wieder zurück bis zur Hauptverbindungsstraße Richtung Sodankylä. Eine gerade Strecke bis zum Horizont. Man sieht, wie viele Autos einem in einer halben Stunde entgegen kommen werden. Wie so oft hier: Null.

Das Witzige auf diesen langen Nebenstrecken sind die Hausnummern. Das letzte Haus hatte die Hausnummer 4915. Aber so viele Häuser gibt’s hier doch gar nicht!! Meine Frage, wie das zustande kommt, bringt Erleuchtung: Vom Anfang dieser Straße wird die Strecke bis hierher gemessen. Es sind genau 49,15 km. Deshalb bekommt das Haus die Nummer 4915. Und die Häuser liegen hier ja kilometerweit auseinander. Das nächste Haus hat die Nummer 3245, also bei Kilometer 32,45. Siedelt sich hier also irgendwann noch mal jemand zwischendrin an, bekommt er einfach die Entfernung zwischendrin als Hausnummer und es müssen nicht alle umbenannt werden. Es hat außerdem den Vorteil, wer ein Haus sucht, weiß genau, er muss 49,15 km fahren, dann ist er am Ziel. Total simpel und einleuchtend.

Und dann plötzlich jede Menge Rentiere an der Straße. Erst drei sehr stattliche Burschen mit prächtigem Geweih.

Ich dachte, ich mach schnell erst mal ein Foto aus dem Fenster bevor sie im Wald verschwinden. Aber sie lassen sich von mir überhaupt nicht stören, so dass ich in Ruhe näher kommen und ein weiteres Foto machen kann.

Und dann in einer Art großen Sandgrube gleich ein ganzes Rudel. Der Sand bietet ganz guten Schutz vor den Moskitos, die sich lieber im Wald aufhalten. Und die Rentiere sind genauso genervt von diesen Blutsaugern, wie wir Menschen.

So gestaltet sich die Fahrt bis in den Pyhä-Luosto Nationalpark recht abwechslungsreich. Mit max. 80 kmh tuckere ich dahin. Denn außer auf die Schlaglöcher der Piste muss ich nun ständig rechts und links den Waldrand scannen, damit mir nicht eins der Tiere ins Auto läuft. Oft erkennt man sie aufgrund des unauffälligen graubraunen Fells erst in letzter Sekunde.

Im Pyhä-Luosto Nationalpark angekommen versorge ich mich im Touristen-Büro erst mal wieder mit Infos über den Nationalpark. Ich hoffe das Wetter wird die nächsten Tage etwas besser, damit ich ein paar Wanderungen unternehmen kann. Heute hat es noch den ganzen Tag lang geregnet.

Die Moskitos sind hier aber auch bei Regenwetter aktiv und zahlreich. Ständig schwirren sie um einen rum. Aber man härtet tatsächlich ab. Ich lasse sie schwirren und kümmere mich nicht weiter drum. Gestochen werde ich aber auch nur noch selten, oder meine Intensivbehandlungen bei der Moorwanderung zeigt nun doch Wirkung. Es gibt keine großen Quaddeln mehr. Und wenn ich doch mal gestochen werde juckt es 10 Minuten lang tierisch, aber wenn ich mich beherrsche und nicht kratze ist es dann auch schon vorbei. Ich habe schon mehrere Finnen gefragt, was sie gegen die Moskitos machen. Aber die Antwort war immer nur: nichts. Und wenn sie mal gestochen werden, gehen sie in die Sauna.

Da es so kalt ist, trage ich seit ca. 2 Wochen täglich das einzige langärmelige Shirt und den einzigen warmen Pulli. Die restlichen Klamotten, die ich eingepackt habe, sind alle durchweg nur für Temperaturen über 20°C geeignet.

In Pyhätunturi finde ich ein Sportgeschäft und kaufe mir erst mal warme Klamotten. Ein Fleeceshirt und ein warmer Wollpullover bringen jetzt endlich etwas Abwechslung in mein tägliches Outfit.

Ich war auch wieder Lebensmittel einkaufen. Inzwischen kenne ich mich in den K-Markets richtig gut aus. Hier gibt’s jetzt auch den Rentierschinken im normalen Lebensmittelladen, schließlich bin ich jetzt im Rentierland.

Zum Abendessen im neuen blauen Pullover aus reiner Wolle (!!!) gibt es dann gebratene Zucchini mit einem finnischen Räucherkäse und Rentierschinken. Mhmmmm.

Übersicht

Hier die Strecke, die ich inzwischen seit Oulu zurück gelegt habe:

Der Überblick zeigt, dass ich es in Finnland schon recht weit in den Norden geschafft habe.

Lappland – Arktikum + Reiten

Arktikum in Rovaniemi

Auch heute spielt das Wetter mit. Es ist zwar weiterhin kalt mit 11°, aber wenigstens regnet es nicht. Heute Vormittag will ich mir zunächst ein Museum anschauen. Das ARKTIKUM in Rovaniemi.

Ein auffälliges Glasgewölbe, das wie ein Finger in Richtung Norden zeigt, ist bereits aus der Ferne zu erkennen. Das Arktikum besteht eigentlich aus zwei Institutionen, dem Provinzmuseum von Lappland, sowie dem Arktischen Zentrum. Es bietet deshalb zum einen Infos über Lappland und die Samische Bevölkerung, sowie zum anderen Infos rund um die Arktis und die gesamten Polargebiete.

Arktikum in Rovaniemi
Arktikum in Rovaniemi
Arktikum in Rovaniemi

Das Gebäude selbst ist bereits faszinierend, aber die Ausstellungen darin noch mehr. Hochinteressante Informationen und mit Hilfe von allen möglichen modernen Medien präsentiert. Da kann sich so manches tröge Museum bei uns eine Scheibe abschneiden.

Im Café des Museums genehmige ich mir noch einen Kaffee und ein süsses Teilchen. Die sind hier in Finnland allesamt super lecker. Beides wird in dem traditionellen Geschirr der Samen serviert.

traditionelles Geschirr Lapplands

Trail Riding in Lapplands Wildnis

Im der Tourismus-Info von Rovaniemi habe ich für heute Nachmittag bei Arctic Nature Trips eine Tour gebucht. Es soll ein Ausritt in die Wildnis etwas nordwestlich von Rovaniemi werden. Mit der Besitzerin Tuulia Tykkyläinen habe ich per Email vereinbart, dass sie mich nicht in Rovaniemi abzuholen braucht, sondern ich direkt mit meinem Auto zu ihr komme.

Kurz nach Rovaniemi kommt dann ein Warnschild auf dem der Elch durch ein Rentier ausgetauscht wurde. Es gilt gleich mal für die nächsten 50 km.

Warnschild Rentiere

Und kurz darauf auch ein echtes neben der Straße. Es sieht etwas gerupft aus, da es noch das Winterfell verliert.

Rentier

In Rattosjärvi (Gemeinde Pello) werde ich schon von Tuulia erwartet. Auf unseren Ausritt wird uns auch Philomene begleitet, eine Schülerin aus Frankreich, die im Moment zum Austausch hier ist.

Ich bekomme die notwendige Ausrüstung mit einem passenden Helm und Stiefeln sowie dicken Socken, da in den Stiefeln noch viel Platz ist.

Auf die Nachfrage von Tuulia, wie meine Reitkenntnisse aussehen, entscheidet sie dann, dass ich Fiksu reiten soll. Er ist bereits 17 Jahre alt und ein ganz braves Pferd, meint Tuulia.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Nachdem wir 3 Pferde von der Weide geholt haben, werden sie gesattelt und dann kann’s losgehen. Wie sich herausstellt ist Fiksu auch ein cleveres Pferd. Er registriert schnell, dass er da jemanden mit wenig Reiterfahrung durch die Gegend schleppt. Ich bin nicht in der Lage ihm klar zu machen, was ich will, deshalb macht er was er will: nämlich langsam laufen.

Tuulia und Philomene sind mit ihren beiden Pferden deutlich schneller und müssen ständig auf mich warten. Aber ich schaffe es nicht Fiksu einen Gang hoch zu schalten.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Es ist trotzdem ein toller Ritt. Zunächst geht es stetig bergauf Wege entlang, dann nur noch ein ganz schmaler Trail, letztendlich geht es in ganz wildes Gelände. Bei der Pause zum Foto machen fressen uns die Mücken auf. Also schnell weiter, beim Reiten ist es besser.

Dann geht es steil bergab durch unwegsames Gelände. Fiksu verweigert, als er durch Schlamm soll, aber irgendwann bringe ich ihn doch dazu. Dann erreichen wir den See, an dem eine kleine Hütte liegt.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Hier will Tuulia eine Pause einlegen. In der Hütte entzündet sie ein Feuer und packt Getränke und Würstchen aus ihrem Rucksack aus. Die Würste grillen wir dann auf Stecken gespießt über dem Feuer. Das Feuer vertreibt auch alle Moskitos aus der Hütte.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Nach der Pause bekomme ich Fanni, das Pferd von Tuulia und sie will Fiksu übernehmen. Fanni ist ein deutlich bewegungsfreudigeres Pferd, dass man eher bremsen mss, sonst galoppiert es den ganzen Weg nachhause. Und mit ihm darf ich jetzt auch ins Wasser. Das liebt er besonders. Philomene und ich sollen ein Stück in den See reiten, dann umdrehen und Tuulia will Fotos von uns machen. Wir dürfen auch in vollem Galopp durchs Wasser reiten. Hier kann ja auch nicht viel passieren. Wenn ich runter falle, werde ich zwar nass, breche mir aber keine Knochen.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Fanni ist kaum zu bremsen, die wilde Begeisterung leuchtet aus ihren Augen. Bei mir auch.

Der Rückweg auf Fanni wird zum Vergnügen. Tuulia reitet Fiksu zunächst nicht, sondern führt ihn an der Leine. Was aber auch deutlich schneller ist. Dann steigt sie doch auf und wir reiten abwechselnd Schritt und dann wieder ein Stück im schnelleren Trott. Ihr gehorcht Fisku und läuft!!

Nachdem wir zurück sind bringen wir die drei Pferde zurück auf die Weide. Ich führe Fiksu, und mit der Weide in Sicht kann er plötzlich doch schneller laufen. Schlawiner!

Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Liebe Tuulia, vielen Dank für einen ganz tollen Nachmittag und ein wunderbares Erlebnis!

Lappland – Golf + Safari

Santa Claus Golf

Der Tag heute in Rovaniemi beginnt mit Sonnenschein. Es hat endlich aufgehört zu regnen. Deshalb geht es direkt zum Golfplatz. Den Santa Claus Golf muss ich gespielt haben. Laut deren Website soll es auf dem Platz viele frei laufende Rentiere geben.

Ein sehr netter und freundlicher Empfang dort. Das Clubhaus ist ein tolles, ganz rustikales Blockhaus. Auch die Inneneinrichtung ist entsprechend rustikal und gefällt mir total.

Santa Claus Golf Clubhaus

Ein wunderschöner Platz. Sehr hügelig, es geht ständig steil bergauf oder runter. Ich halte die ganze Zeit Ausschau nach Rentieren, aber sie lassen sich heute nicht blicken. Spuren von ihnen finden wir viele, aber sie selbst bleiben lieber im Wald. Ich will mein Greenfee zurück.

Santa Claus Golf
Santa Claus Golf

Der Abschlag von Loch 18 (Par 3, 150 m) runter auf das Grün unten zeigt die Höhendifferenzen auf diesem Platz.

Wildlife Safari

Für den Abend habe ich eine Wildlife Safari mit einem örtlichen Anbieter gebucht. Ich soll mich um 21:00 Uhr im Office einfinden, von dort aus starten wir. Ich bin zunächst der einzige Gast, aber wir holen noch 4 weitere Gäste ab.

Zunächst geht es ca. eine Dreiviertelstunde Fahrt aus Rovaniemi hinaus in südwestlicher Richtung und von dort aus dann in den Wald ins Nirgendwo. Wir fahren mit dem Allradfahrzeug die abenteuerlichsten Waldwege ab. Die versprochenen Tiere bekommen wir auch tatsächlich zu Gesicht: Elche, Rentiere, Auerhähne, Rehe, Eulen, Kraniche. Leider ist auf den Fotos nicht viel zu erkennen, die Tiere waren leider jeweils doch recht weit weg. Lediglich per Fernglas waren sie gut zu beobachten.

Wildlife Safari

Da hinten vor dem Waldrand steht ein Elch …. Nur mit extremer Vergrößerung zu erkennen, aber dann wird’s unscharf.

Es war jedoch ein unglaublich schönes Erlebnis die helle Nacht hier oben im Norden zu erleben. Die Sonne ging die ganze Nacht gar nicht unter, sondern blieb knapp über dem Horizont. Das Foto ist um ca. 01:00 Uhr aufgenommen.

Mitternachtssonne in Rovaniemi

Wunderschön wurde es gegen 02:00 Uhr, als Bodennebel aus den Wiesen aufstieg, die von dem ganzen Regen vorher durchnässt waren.

Mitternachtssonne in Rovaniemi

Kurz danach hatten wir eine Reifenpanne. Einer dieser steinigen Waldwege wurde uns zum Verhängnis. Und das hier weitab jeglicher Zivilisation mitten im Nirgendwo. Dachten wir! Aber weit gefehlt. Nach ein paar Telefonaten des Guides war die Sache geklärt. In ca. einer Viertelstunde sollte ein Taxi kommen, dass ihn zu einem anderen Wagen bringt, den der Anbieter in diesem Gebiet stehen hat. Mit dem will er uns dann abholen.

Und tatsächlich ist ein Taxi nach einer Viertelstunde da. Wir wundern uns gewaltig, wo das jetzt mitten in der Nacht mitten in der Wildnis herkommt. Ganz so fern jeder Zivilisation scheinen wir doch nicht zu sein. Und bald darauf ist auch der Guide mit dem anderen Wagen zurück. Der Wagen mit dem kaputten Reifen bleibt einfach dort im Wald stehen.

Ich fahre ja auch dauernd solche Schotterwege. Sobald man von der Hauptverbindungsstraße abbiegt, befindet man sich auf Schotter. Ich kann nur hoffen, dass meine Reifen das aushalten. Ich wüsste nicht, wen ich anrufen muss um so schnell mitten im Wald Hilfe zu bekommen.

Um ca. 04:00 Uhr sind wir in Rovaniemi zurück. Das mit der Wildlife-Sichtung war jetzt nicht soooo atemberaubend. Aber der Rest war Abenteuer pur. Speziell die Sonne mitten in der Nacht zu erleben habe ich bisher nicht geschafft. War immer zu müde und hab gepennt.

Auf nach Lappland

Die letzte Nacht in Oulu hat es wieder durchgehend geschifft. Auch am Morgen sieht es nicht besser aus. Das Thermometer ist weiter gefallen und zeigt nur noch 10° C. Das gibt den Ausschlag für die Entscheidung weiter zu fahren. Es geht auf nach Rovaniemi.

Es regnet die ganze Strecke lang in Strömen und auch in Rovaniemi angekommen wird’s nicht besser. Ich fahre in die Innenstadt und ziehe alle Regenklamotten an. Dann mache ich mich auf die Suche nach der Touristen-Information, kann sie aber nicht finden. Statt dessen finde ich das Büro eines Veranstalters für Touren. Dort erkundige ich mich, ob sie mir etwas für die nächsten zwei Tage (laut Wettervorhersage soll es besser werden) anbieten können. Ich buche eine Wildlife Safari für den nächsten Abend, die um 21:00 Uhr losgehen soll.

Die Touristen-Info finde ich dann doch noch. Hier bekomme ich noch so viele Infos, dass ich den ganzen Abend brauche um alles zu lesen. Und ich buche hier noch eine weitere Tour für den übernächsten Tag: eine Trail Riding Adventure Tour. Klingt toll, freue ich mich drauf.

Bei dem Regen weiter durch die Stadt zu laufen macht keinen Sinn. Ich fahre deshalb etwas aus der Stadt hinaus zum Santa Claus Village. Ein „Must see“ in Rovaniemi. Dort überquert man dann auch den Polarkreis.

Santa Claus Village
Santa Claus Village

Einen solchen Touristennepp habe ich selten erlebt. Hier gibt es das offizielle Postamt des Weihnachtsmannes, in dem angeblich alle Briefe an ihn landen. Man kann sich dort auch direkt an einen Tisch setzen und einen Brief an ihn schreiben.

Postamt Santa Claus Village
Postamt Santa Claus Village

Aber ansonsten hat das ganze Village nichts mit Santa Claus zu tun. Außer den 4 Weihnachtsbäumen im Eingang und ständig dudelnder Weihnachtslieder.

Weihnachtsbäume

Der ganze Rest sind ca. 30 Souvenirshops, die alles verkaufen, was kein Mensch braucht: Rentiergeweih als Flaschenöffner oder Kuli; Socken, Mützen und Handschuhe aus 100% Acryl; die billigsten T-Shirts mit riesigen Elchen, Rentieren, Bären oder Finnland-Aufdruck alle „made in Bangladesh“; Softshelljacken mit dem bezeichnenden Logo „-52°“, die aber bestimmt den ersten Regen nicht überstehen; Pullover und Jacken im typischen Design der Samen in 100% Polyester und „made in China“. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Ein paar echt finnische Holzarbeiten sind zu finden. Wie z.B. diese typischen Holztassen mit dem 2-Loch-Henkel. Die bekommt man auf jedem Markt angeboten für ca. 12€. Hier kosten sie dann aber gleich mal 46€.

finnische Holztasse

Außer den Souvenirs gibt’s hier nichts. Keine schönen Dekorationen für den Weihnachtsbaum zum Beispiel, oder anderes Weihnachtliches. Nur billige oder überteuerte Andenken.

Am lustigsten ist es noch eine Gruppe Japaner zu beobachten. Von denen muss sich zunächst jeder einzeln auf dem Polarkreis fotografieren lassen, dann muss die ganze Gruppe gemeinsam sich an der Hand haltend darüber springen. Sie haben einen Mordsspaß dabei, wie die kleinen Kinder.

Polarkreis

Ich hatte den Polarkreis bereits in Alaska überquert. Dort stand mitten im Nirgendwo eine kleine Hütte mit einem Schild daneben „Artic Circle“. Man bekam eine nett gemachte Urkunde und das war’s. Das war mir tausend mal lieber als dieser Touristennepp im Großformat.

Einen Stellplatz für die Übernachtung finde ich dann gleich in der Nähe. Als es spät abends endlich aufhört zu regnen, beginnt die Moskito-Attacke. Tür aufmachen ist nicht mehr möglich, sofort sind sie in Scharen im Auto. Mit denen muss ich jetzt hier in Lappland wohl oder übel zurechtkommen.

Ein weiterer Tag in Oulu

Das Wetter heute sieht immer noch nicht freundlicher aus. Das Thermometer zeigt 12° und der Himmel dunkle Wolken. Trotzdem will ich mir in Oulu noch ein paar weitere Tipps von Heli anschauen. Sie hatte empfohlen, dass ich unbedingt zu der Nallikari Beach sollte. Also steuere ich diese an. Es fängt allerdings heftig an zu regnen. Ich kann mir vorstellen, dass dies ein wirklich schöner Strand ist, wenn die Sonne scheint. Und dann auch viel los ist. Aber im Regen ist hier tote Hose und auch ich drehe ganz schnell wieder um.

Da ich inzwischen gemerkt habe, dass mein Womo auch bei Regen richtig gemütlich sein kann, kuschle ich mich wieder darin ein. Ich will abwarten, ob das Wetter sich nicht eventuell doch noch bessert. Und tatsächlich hört am Nachmittag der Regen auf und ein paar Sonnenstrahlen kommen durch.

Ich mache mich sofort auf und fahre ein Stück nordwärts aus der Stadt heraus zum Virpienimie Golf, um dort eine Runde zu spielen. Gute Entscheidung! Ich bekomme direkt eine Startzeit und plötzlich ist der Himmel blau. Ich erlebe zusammen mit einer finnischen Familie (Mutter, Vater, Tochter) noch eine schöne Runde.

Virpienimie Golf in Oulu

Die ersten 9 Löcher führen durch Wald, sind aber recht breit angelegt.

Die zweiten 9 Löcher gefallen mir eindeutig besser. Sie führen zunächst direkt ans Meer und dann eine Weile am Meer entlang. Wunderschöne Ausblicke!

Virpienimie Golf in Oulu
Virpienimie Golf in Oulu
Virpienimie Golf in Oulu
Virpienimie Golf in Oulu

Nach dem Golfen genieße ich noch die Sauna im Golfclub bevor ich zu meinem Parkplatz für die Nacht zurückfahre.

Oulu

Die Stadtbesichtigung von Oulu steht heute auf meinem Programm. Das Wetter sieht immer noch ziemlich durchwachsen aus. Und es ist saukalt. Wir haben im Moment am Morgen 11° und starken Wind. Ich mache mich trotzdem auf nach Oulu zur Stadtbesichtigung. Warm eingepackt werde ich dem Wetter trotzen. Ich bin bereits um 09:00 h in Oulu, da ich als erstes zu den Kaupahalli (Markthallen) will und dachte, dort geht’s sicher früh los.

Ganz falsch gedacht. Samstag Morgen um 9:00 ist Oulu noch fast ausgestorben. Ich hatte fast Bedenken, dass meine Uhr ganz falsch geht. Die Straßen sind noch völlig ausgestorben, kein Auto in Sicht und alle Geschäfte noch zu.

leere Straßen in Oulu

Es scheint echt noch niemand wach zu sein. An der Touristen-Information hängt auch ein Zettel, dass sie um 11:00 h öffnen. Ich lasse mich jedoch nicht beirren. Ich finde ein Parkhaus in der Nähe der Kaupahalli. Aber auch hier noch gähnende Leere. Trotzdem strebe ich zu Fuß dann zielsicher in Richtung der Markthallen.

Kaupahalli in Oulu

Als ich davor stehe muss ich leider feststellen, dass sie komplett eingezäunt ist. Das wunderschöne Jugendstilgebäude wird zur Zeit restauriert und ist deshalb geschlossen und nicht zugänglich.

Aber der der Marktplatz daneben ist mit wunderschönen alten Salzspeichern umgeben. Diese sind allesamt toll restauriert und zu kleinen Kneipen oder Läden umgebaut.

Marktplatz in Oulu
Marktplatz in Oulu
Marktplatz in Oulu
Marktplatz in Oulu

Bei schönem Sommerwetter ist es sicherlich toll hier draußen zu sitzen und das Marktgeschehen zu beobachten. Bei diesem kalten Wetter und zu dieser „frühen“ Stunde ist allerdings noch niemand auf diese Idee gekommen.

Der Marktplatz selber ist mit vielen kleinen Ständen bebaut. Hier wird hauptsächlich Obst und Gemüse verkauft. Es gibt auch hier viele Essensstände, aber diese sind alle noch verschlossen.

Marktplatz in Oulu
Marktplatz in Oulu

Erdbeeren haben hier im Moment Hauptsaison, aber es sind auch schon die ersten Steinpilze im Angebot. Da hier insgesamt auf dem Markt aber noch so wenig los ist, entscheide ich mich dafür, erstmal einen Stadtbummel zu machen, und dann später so gegen 11:00 nochmals zum Markt zurück zu kommen.

Die Hoffnung, dass dann mehr los ist, zerschlägt sich jedoch um 11:00. Inzwischen hat es auch noch angefangen zu nieseln. Ich bin komplett durchgefroren durch den heftigen, eiskalten Wind. Jetzt noch Regen dazu beeinträchtigt die Stimmung erheblich. Mein Knie schmerzt, die Wanderung gestern + Golfen am Nachmittag war wohl doch zu viel. Deshalb trotte ich etwas geknickt zurück zum Parkhaus, und fahre erst mal aus Oulu raus zurück ans Meer. Diesmal nördlich von Oulu.

aMeer in Oulu

Aber der eiskalte Wind ist so unwirtlich, dass die Wellen ganz gelb schäumen mit dem aufgewühlten Schlamm und sich die Birken im Wind biegen. Nicht sehr gemütlich hier. Ich mummle mich deshalb in meinem Womo ein und mache mir etwas zu Essen, was scharfes mit Chili, das wärmt auch von innen. Erst mal abwarten, wie sich das Wetter entwickelt.

Nachmittags kommen dann doch noch ein paar Sonnenstrahlen durch und meine Lebensgeister zurück. Wärmer ist es allerdings immer noch nicht. Ich fahre wieder nach Oulu rein und will in die Kesän-Sauna. Die ist ein absolutes Unikum, eine schwimmende Sauna auf einem Floß.

Kesän Sauna in Oulu

Das Bild stammt nicht von mir, das habe ich von der Website kopiert (der Akku meiner Kamera war leer). So schön war das Wetter leider nicht, aber die Sauna bei dem miesen Wetter genau das Richtige.

Wir wurden auf einem schwimmenden Ponton rüber gezogen auf das Floß. Durch den starken Wind und die dadurch recht hohen Wellen hat es auf dem Floß ordentlich geschaukelt.

Die Sauna ist gemischt. Alle bisherigen Saunen hier in Finnland waren strikt nach Geschlechtern getrennt. Mit insgesamt 6 Personen waren wir eine überschaubare Gruppe und hatten einen Riesenspaß. In den Fluss zum Abkühlen ist allerdings keiner von uns. Das war uns allen zu kalt. Einfach in den Wind stellen hat schon zum Abkühlen völlig ausgereicht.

Ein tolles Erlebnis ist diese spezielle Sauna. Und mit nur 5 € mehr als günstig. So hat der Tag in Oulu mich doch noch versöhnlich gestimmt.

Nordkarelien

Regentag in Koli

Gestern Abend bin ich ja bereits im Koli Nationalpark angekommen. Die Waschmaschine hatte ich vor dem Saunagang noch gefüllt und sie war dann nach der Sauna auch fertig mit dem Waschgang. Kurz nachdem ich die Wäsche zum Trocknen draußen aufgehängt hatte, fing es jedoch an zu regnen. Also habe ich alles noch feucht wieder abgehängt. Aber wohin damit? Ich habe es erst mal ordentlich zusammengelegt, damit es nicht zu sehr verkrumpelt und wollte es dann am nächsten Morgen erneut aufhängen.

Aber es schifft die ganze Nacht durch und den ganzen nächsten Tag lang. Ich habe die Wäsche dann einfach im Auto ausgebreitet: übers Lenkrad, auf dem Armaturenbrett, auf dem Fahrer- und Beifahrersitz, über die Kopfstützen. Das gesamte Fahrercockpit wurde zum Wäscheständer. Und dann habe ich die Standheizung auf Volldampf laufen lassen.

Das konnte nicht nur die Wäsche gebrauchen, sondern ich auch. Die Temperatur war auf 11° C gefallen und dazu blies ein heftiger, kalter Wind.

Dauerregen + kalter Wind. Brrrr. Ich habe kurzerhand alle Pläne für heute storniert und mich auf meinen 3,5 m² eingekuschelt. Es wurde ein gemütlicher Tag mit Lesen im Kindle und diverser Reiseführer, surfen im Internet nach Reisetipps und Filme auf Netflix schauen. Als ich dann noch gekocht habe, war die Bude vollends zugedampft. Aber Tür aufmachen war nicht gut, die Moskitos wollten auch aus dem Regen raus und ich hatte innerhalb von 3 Sekunden ca. 20 von den Monstern im Auto.

Da der Wetterbericht für morgen wieder Sonne versprochen hat, mache ich schon mal Pläne für die nächsten Tage.

Koli Nationalpark

Der Koli Nationalpark ist ein recht kleiner Nationalpark (auf der Karte unten rot umrandet) nahe der russischen Grenze und ein tolles Wanderparadies. Mittelpunkt ist natürlich sein „Gipfel“. Der Ukko-Koli ist mit 347 m die höchste Erhebung rundherum. Von oben soll man einen traumhaften Blick über den Pielinen See bis rüber nach Russland haben. Dieser Ausblick gilt den Finnen als nationales Symbol und gehört zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Finnlands.

Auf der zweiten Karte, die ich von der Touristen-Information in Koli erhalten habe, sieht man die vielen Wanderwege. Da der Wetterbericht tatsächlich stimmt und die Sonne rauskommt, starte ich zu meiner geplanten Wanderung hoch auf den Ukko-Koli. Die Temperatur ist mit 12° C zwar immer noch recht frisch, aber es ist wenigstens sonnig und zum Wandern gerade richtig.

Die Wanderung ist traumhaft schön. Der weiße Quarzit säumt die ganze Zeit den Weg. Zuletzt führen jede Menge Treppen ganz auf den Gipfel hinauf. Oben bilden von der Eiszeit blank geschliffene Quarzitblöcke ein Plateau.

Aufstieg zum Ukko-Koli
Aufstieg zum Ukko-Koli
Aufstieg zum Ukko-Koli

Oben angekommen öffnet sich ein atemberaubender Bilderbuchblick. Wasser, Wald und Inseln soweit das Auge reicht. Die Größe des Pielinen Sees steht der des Saimaa Sees in nichts nach. Man kann mit bloßem Auge gar nicht mehr erkennen, bis wohin er sich erstreckt.

Ausblick von Ukko-Koli auf den Pielinen See
Ausblick von Ukko-Koli auf den Pielinen See

Schon bevor man ganz oben angelangt ist, gibt es die ersten tollen Ausblicke.

Ausblick von Ukko-Koli auf den Pielinen See
Ausblick von Ukko-Koli auf den Pielinen See
Ausblick von Ukko-Koli auf den Pielinen See

Irgendwo da drüben ist bereits die Grenze zu Russland.

Knapp unterhalb des Gipfels gibt es ein recht modernes Hotel, das aber hauptsächlich im Winter ausgebucht sein dürfte.

Hotel Ukko-Koli

Denn hier gibt es ein Skigebiet, das sogar mit einer schwarzen Piste aufwarten kann!!

Karte Skigebiet Ukko-Koli

Der Sessellift kommt von der anderen Seite hoch. Von hier oben aus gesehen scheint er direkt im See zu versinken.

Ich erspare meinem maladen Knie den Abstieg unbd nehme eine kleine Zahnradbahn, die vom Hotel nach unten führt. Man kann sie selbst bedienen. Sie kommt auf Knopfdruck und dann funktioniert alles weitere automatisch. Gebaut wurde sie von einer Schweizer Firma aus Thun. Es geht so steil nach unten, dass man sich wie auf einer Achterbahn fühlt.

Der Blick aus der Bahn nach unten … und der Blick zurück nach oben. Hier lässt sich erahnen, wie steil sie gebaut ist.

Nach der Wanderung fahre ich weiter in Richtung Oulu. Ich will auf halber Strecke Station machen, um dort eine Runde Golf zu spielen.

Golf in Vuokatti

Genau auf der Hälfte der Strecke liegt der Golfplatz Katinkulta Golf. Das passt wunderbar. Ich hatte die Runde zwar erst für den nächsten Tag geplant, aber da ich heute so früh los bin, ist es jetzt erst Mittagszeit. Die 150 km habe ich schnell hinter mich gebracht. Und bekomme auch direkt noch eine T-Time um 15:00 h.

Katinkulta Golf
Katinkulta Golf

Ich spiele mit einem netten finnischen Ehepaar aus Helsinki, die in dem riesigen Ressort, zu dem der Golfplatz gehört, ein paar Tage Urlaub machen. Der Kurs führt auf den ersten 9 Löchern ziemlich durch Wald und Heide mit teilweise recht engen Fairways. Auf den zweiten 9 Löchern wird er dann eher zum Links Course entlang eines Sees.

Katinkulta Golf

Wie auf allen bisher gespielten finnischen Golfkursen gibt es ein Halfway-Haus, in dem eine Pause zwingend ist. Hier gibt’s Getränke und was zu futtern.

Katinkulta Golf

Auf den zweiten 9 Löchern laufen wird dann auf einen 4er-Flight auf, der alles aufhält. Ab jetzt ist Warten angesagt. Das Wetter wechselt ständig. Zwischen strahlenden Sonnenschein schieben sich ständig dicke Wolken und augenblicklich wird es jeweils sehr frisch, denn die Temperaturen sind immer noch nicht über 14° gestiegen. Da ich trotzdem mein kurzes Röckle anziehen wollte, friert’s mich beim Warten. Aber eine schöne Runde war es trotzdem.

Weiterfahrt nach Oulu

Eigentlich hatte ich mir hier in der Nähe für nach dem Golf bereits einen Übernachtungsplatz herausgesucht. Aber ich bin noch so hellwach, dass ich erst mal ein Stück weiterfahre. Ich kann dann unterwegs einen anderen Übernachtungsplatz suchen, sobald ich müde werde. Aber ich fahre und fahre und werde nicht müde und fahre letztendlich bis Oulu durch. Da es die ganze Nacht ja hell ist, wird auch diese Fahrt zum Genuss.

Unterwegs habe ich dann endlich nach so vielen Elch-Schildern noch eine Begegnung mit einem echten Elch. Er stand am Straßenrand. Und da ich die Kamera ständig griffbereit auf dem Beifahrersitz liegen habe, ist mir auch ein Foto gelungen, bevor er wieder im Wald verschwunden war.

Er ähnelt stark dem Elch, dessen Warnschilder allgegenwärtig sind, hatte nur leider nicht so ein prächtiges Geweih. Na ja, vielleicht beim nächsten.

Südlich von Oulu ca. 20 km außerhalb der Stadt suche ich mir dann einen Übernachtungsplatz am Meer direkt an einem kleinen Strand. Zum Baden ist es leider heute Nacht viel zu kalt.

Hier nochmal im Überblick die Strecke der letzten Tage:

Karte Savonlinna - Koli - Oulu

Von Savonlinna an der Saimaa Seenplatte ging es zunächst in den Koli Nationalpark, von dort weiter nach Vuokkati zum Golfen und dann bis nach Oulu. Jetzt bin ich also an der Westküste Finnlands.

Isojärvi Nationalpark und Seenfinnland

Eigentlich wollte ich in Tampere noch den Pirkkala Golf spielen. Aber am Morgen sieht der Himmel und auch der Wetterbericht nicht so richtig toll aus, sondern verspricht Regen. Deshalb entscheide ich mich gegen Golf und fürs Weiterfahren Richtung Jyväskyla.

Gestern Abend habe ich noch lange im Reiseführer und im Internet gestöbert, was auf dieser weiteren Strecke eventuell interessant sein könnte. Dabei bin ich im Internet auf den Isojärvi Nationalpark gestoßen. Da dieser dem Marco-Polo-Reiseführer keine Erwähnung wert war, denke ich mir, dass hier nicht allzu viele Touristen hinfinden, es also genau das richtige für mich ist. Statt Golf wird es also heute eine Wandertour geben.

Die Fahrt geht zunächst Richtung Jyväskyla und ist wunderschön. Eine Autobahn gibt es nicht. Die großen Schnellstraßen sind hier auch nur zweispurig, stellenweise mal dreispurig, um einen LKW überholen zu können. Aber die Landschaft ist so einmalig schön, dass man eh nicht so schnell daran vorbei brausen will.

Die Straße wird rechts und links fast die gesamt Strecke von einem Teppich aus Lupinen gesäumt. Voilette, rosa und weiß mischt sich zu einem wunderbaren Bild vor dem grünen Wald. Und das die ganze Strecke lang. Und zwischendrin immer wieder Seen.

Lupinen am Straßenrand

Auf der Hälfte der Strecke geht es dann ab in südöstlicher Richtung zu dem Isojärvi Nationalpark.

Schotterpiste

Sobald man von der Hauptverkehrsroute abzweigt, befindet man sich auf einer Schotterpiste der übelsten Sorte. Wie Wellblech haben sich hier Querrillen gebildet. Und ich habe noch 30 km vor mir. Danach weiß ich, dass mein Zahnarzt gute Arbeit geleistet hat. Alle Inlays sind noch drin. Ich hoffe, ich habe genauso gute Arbeit beim Möbelbau geleistet. Dies ist eine absolut harte Teststrecke.

Waldweg

Und ich dachte schlimmer kann’s nicht werden. Aber irgendwann besaß die Straße nur noch Waldweg-Charakter. Allen Schlaglöchern ausweichen war nicht mehr möglich. Man konnte nur noch versuchen, die kleinsten zu wählen.

Offroad-Charakter

Im Nationalpark angekommen hatte mein Auto dann endlich den typischen Offroad-Look. Aber der Caddy hat ganz brav alles mitgemacht.

Die 30 km Schotterpiste haben sich gelohnt. Bevor ich zu einer ca. 3-stündigen Wanderung durch unberührte Natur starte, besorge ich mir im Zentrum des Nationalparks einige Infos. Dort gibt es außerdem erst noch einen Kaffee und eine leckere vegetarische Pie, die sie frisch gebacken haben. Dann geht’s los.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Zunächst geht es steil bergauf über Wurzeln und Felsbrocken. Ein Trail ganz nach meinem Geschmack, der mich an meine alpinen Zeiten erinnert, denen ich immer noch nachtrauere.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark
Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Rundherum nichts außer völlig unberührter Natur, die sich selbst überlassen wird. Die 30 km Schotterpiste sind vergessen. Ich bin im Paradies.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Diesen Riesenbrocken hat keiner auf die kleineren Felsbrocken gehievt. Hier hat die Erosion im Laufe der Zeit ein Kuriosum geschaffen. Aber ich merke schnell, dass auch hier im Wald, genau wie bei der Moorwanderung, die Moskitos hungrig auf frische Blutkonserve gewartet haben. Stehen bleiben und fotografieren ist ihr Angriffssignal. Solange man in Bewegung bleibt ist alles gut.

Aber das habe ich bereits in Alaska gelernt. Man sollte sich am Anfang des Sommers mal gründlich von Kopf bis Fuß durchstechen lassen. Dann entwickelt der Körper ein eigenes Antihistamin, so dass der Rest des Sommer entspannt wird. Man wird zwar immer noch gestochen, aber es juckt einen nicht mehr. Die erste Behandlung dieser Art habe ich ja im Moor schon hinter mich gebracht. Vielleicht ist die zweite Behandlung heute dann ja schon ausreichend für den Sommer. Denn die Hauptmoskito-Gebiete im Norden habe ich ja noch vor mir.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark
Wnaderung im Isojärvi Nationalpark
Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Und dann scheint endlich der See tief unter mir durch die Bäume hindurch. Aber es dauert noch etwas bis ich zum See hinunter abgestiegen bin.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark
Wnaderung im Isojärvi Nationalpark
Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Eine Runde Schwimmen hier im See ist die Belohnung, die kann ich mir absolut nicht verkneifen. Leider habe ich keinen Badeanzug in den Rucksack gepackt. Aber ich bin bisher keiner Menschenseele begegnet, also was solls. Ich bade nackt und hoffe, dass nicht ausgerechnet jetzt jemand kommt.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Auf dem Rückweg zum Parkplatz finde ich noch Prachtexemplare wie diesen Röhrling. Aber ich lasse sie stehen, da ich für heute Abend ja den Lachs vorgesehen habe, den ich gestern in Tampere in den Kauppahalli gekauft hatte.

Zurück am Auto setzt ein ganz leichter Regen ein. Ich überlegen, wohin die Fahrt weiter gehen soll. Die Entscheidung trifft der Himmel. Der Blick nach oben zeigt mir, dass die Regenwolken aus östlicher Richtung kommen. Das heisst, ich sollte in dieser Richtung fahren, denn dort sind sie ja schon durch, dahinter wird’s bestimmt wieder schön.

Ich nehme mir also meine Karte vor. Die Richtung, die ich ursprünglich geplant hatte, nämlich nach Jyväskyla, würde bedeuten, den Regenwolken genau hinter zu fahren. Also habe ich umdisponiert, schlage die andere Richtung ein und fahre nach Savonlinna.

Die Fahrt war bisher schon traumhaft, aber jetzt komme ich so richtig in das Seengebiet hinein. Sobald ein See aus dem Blickfeld verschwindet, taucht sofort der nächste auf. Und keine kleinen Seen, sie können es alle in der Größe mit dem Bodensee aufnehmen. Wie lächerlich muss Finnen, die Deutschland besuchen, der Hype vorkommen, den wir um unsere paar Seen machen, wie z.B. den Titisee. Der ist winzig klein im Vergleich, wird aber als Touristenattraktion vermarktet bis zum Geht-nicht-mehr.

Stellplatz bei Savonlinna

Kurz vor Savonlinna suche ich mir dann wieder einen Platz zum Übernachten. Natürlich wieder ein einsames Plätzchen an einem See. Wird hier auch eher schwierig einen Platz zu finden, der NICHT an einem See liegt.

In einem kleinen Ort kurz vorher hatte ich noch Kartoffeln eingekauft und Erdbeeren. Dier Erdbeeren hier sind kein Vergleich zu unseren. Sie sind viel kleiner, haben aber dafür das Vierfache an Aroma. Sie schmecken fast so intensiv wie Walderdbeeren. Das Kilo, dass ich gekauft habe, ist inzwischen auf der Fahrt schon vertilgt.

Zum Abendessen gibt es dann Bratkartoffeln mit Rosmarin und den Lachs mit rotem Pfeffer, den ich gestern in Tampere gekauft habe. Der Fisch-Verkäufer dort sprach sehr gut Englisch und es war auch gerade nicht viel los am Stand. Deshalb hatte er ein Schwätzchen mit mir angefangen. Und mir dann noch geraten, den Lachs auf dem Grill warm zu machen, dann würde er noch besser schmecken. Also lege ich ihn zu den Bratkartoffeln in die Pfanne.

Bratkartoffeln mit Lachs

Dazu gibt es noch frische Tomaten, den Schmand mit Dill und Zitrone, sowie ein finnisches Bier. Ein 3-Sterne-Abendessen! Und das Ganze mit Aussicht auf den See.

Meine bisherige Route hat mich also quer durch Südfinnland geführt. Ab jetzt geht es dann nordwärts.

Tampere

Nach einer wunderbar ruhigen Nacht (ohne Elch-Alarm) bin ich voller Tatendrang und gerüstet, mir Tampere anzuschauen. Auf diese Stadt freue ich mich besonders, denn sie wurde mir von meinen finnischen Freunden Heli und Mauri als „the best city in the world“ in ihren Tipps angekündigt. Verständlich, denn es ist die Heimatstadt von Mauri. Heli dagegen hat mir entsprechend ihre Heimatstadt Oulu angepriesen. Aber bis dahin habe ich noch Stück Weg vor mir.

Tampere gefällt mir auf Anhieb wirklich gut. In Mauris Liste mit Tipps stand als erster Punkt ein Besuch der Kauppahalli (Makthallen). Diese strebe ich dann auch als erstes an. Ohne den Tipp von Mauri hätte ich das bestimmt nicht gefunden. Ein eher unscheinbarer Eingang, etwas zurückversetzt von der Strasse in einem Hausdurchgang. Zwei große Holztüren, die nie und nimmer verraten, was sich dahinter verbirgt.

Kauppahalli Tampere

Eine tolle Markthalle öffnet sich. Jede Menge kleiner Stände bieten alles von Schuhen über Obst, Kuchen, Fisch, Brot und Fleisch. Dazwischen jede Menge genauso kleiner Restaurants (der Begriff ist eigentlich viel zu groß) mit meist nur 2 oder 3 Tischen, sowie viele Cafés für die lecker aussehenden Kuchen und süßen Teilchen.

Mauri hatte mir empfohlen, nach „kylmäsavustettu poronliha“ (kalt geräucherter Rentierschinken) Ausschau zu halten. Aussprechen kann ich das nicht, aber es gibt überall Schildchen an der Ware. Und an diesem Stand mit dem riesigen Elchkopf finde ich ihn und kaufe mir 100 g davon.

Kauppahalli Tampere

Den gibt’s dann zum Abendessen zusammen mit einem runden, dunklen finnischen Brot, dass ich auch hier in der Markthalle bekomme. Dazu habe ich mir noch eine Fenchelknolle einen Apfel und eine Birne gekauft. Daraus wird ein leckerer Salat. In einem Supermarkt besorge ich mir noch Schmand mit Dill und Zitrone. Zusammen mit einem finnischen Bier das absolut perfekte, typisch finnische Abendessen.

Rentierschinken

Aber das ist viel zu weit vorgegriffen. Erst mal habe ich Hunger auf ein Mittagessen. In einem dieser winzigen Restaurants (oder besser gesagt Essensstände) bestelle ich mir einen Salat mit geräuchertem Lachs. Suuuuper lecker. Sorry, aber die Eigenart der Finnen, die Vokale zu verdoppeln und dann gaaaanz lang auszusprechen, steckt an. Getränke wie Wasser, Saft, Kaffee oder Tee gibt’s zum Essen kostenlos zum Selbstbedienen dazu.

Da der geräucherte Lachs so lecker war, such ich gleich noch einen Fischstand. Die haben eine riesige Auswahl an geräuchertem Lachs. Ich entscheide mich für ein Stück mit rotem Pfeffer.

Danach mache ich, schwer bepackt vom Einkauf in den Kauppahalli, noch einen Rundgang durch die Stadt. Und um 15:00 Uhr öffnet dann die öffentliche Sauna ihre Pforten. Auch die ein Tipp von Mauri. Die „Rauhanniemen kansankylpylä“ sind bereits 1929 gebaut worden und seitdem unverändert. Man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt.

Sauna in Tampere

Die Sauna liegt nicht weit vom Zentrum entfernt und direkt an einem, See. Sie ist rund ums Jahr geöffnet, im Winter werden dann Löcher ins Eis des Sees geschlagen zum Baden.

Drinnen darf ich (verständlicherweise) nicht fotografieren. Die Finnen scheinen insgesamt etwas prüde zu sein. Überall habe ich auch in den bisherigen Saunen einen Badeanzug tragen müssen. Nackt saunen ist nicht erwünscht. Finde ich etwas blöd, muss mich aber anpassen.

Danach bin ich ziemlich hungrig und geschafft von dem Programm. Aber immerhin habe ich es einen ganzen Tag in der Stadt ausgehalten!!! Das spricht deutlich für Tampere.

Zum Schlafen fahre ich etwas aus der Stadt hinaus und finde direkt wieder einen tollen Platz an einem See ganz für mich alleine.

See bei Tampere
See bei Tampere

Frisch gebadet bin ich ja gerade erst von der Sauna, deshalb gibt es heute kein Bad im See, wie sonst üblich. Zum Abendessen tische ich dann den leckeren Rentierschinken auf. Er ähnelt etwas dem Bündnerfleisch, ist aber deutlich kräftiger und herzhafter im Geschmack.

Kiitos Mauri !!!
Deine Tipps für Tampere waren Gold wert.

Turku

Weiterfahrt nach Turku

Nach der Driving Range im Ruukigolf fahre ich dann noch weiter westlich Richtung Turku. Als mir kurz vor Turko dann bereits die Augen zufallen und ich einen Schlafplatz suche, sehe ich ein Hinweisschild zu einem Golfplatz. Ich biege direkt auf den Parkplatz ab. Mal schauen, was das für ein Platz ist, das hatte ich bei dem schnellen Abbiegen nicht mitbekommen. Er heißt Archipelagia Golf. Toller Name. Leider ist er bei Golfhäftet nicht gelistet, sodass ich hier keine Vergünstigung bekommen kann. Ich schaue ihn mir trotzdem an. Aber es ist bereits alles geschlossen. Der Website kann ich entnehmen, dass morgen kein Turnier ist und das Greenfee bei 55 € (inklusive Sauna!) liegt. OK, akzeptabel. Ich bleibe zum Übernachten direkt auf dem Parkplatz des Golfplatzes stehen. Ist eh keine Mensch mehr da.

Als am Sonntagmorgen um 09:00 morgens das Büro öffnet, habe ich schon eine Stunde Putten und Chippen hinter mir. Ich kriege gleich um 09:20 noch einen Platz in einem Flight mit 3 Finnen. Wie sich während der Gespräche auf der Runde herausstellt, spielen sie alle 3 in einer finnischen Eishockey-Mannschaft und waren gerade 4 Tage mit der Mannschaft in Hamburg. Und von Hamburg begeistert!

Archipelagia Golf
Archipelagia Golf

Wieder ein sehr schöner Platz und eine lustige Runde. Ich genieße anschließend noch einen Saunagang sowie das Duschen und Haarewaschen. Sie haben sogar einen Fön, so dass ich danach endlich mal wieder ordentlich gestylt ausschaue.

Turku

Es ist bereits Nachmittag, aber ich will mir noch Turku anschauen. Ich habe nur noch eine gute halbe Stunde zu fahren. Die Stadt gefällt mir auf Anhieb. Die lockere Atmosphäre der Universitätsstadt sagt mir zu. Speziell rund um den Fluss Aura spielt sich das Leben ab. Neben jeder Menge alter und historischer Schiffe, gibt es dann auch noch den Kai mit den modernen Segelschiffen.

Hafen Turku
Hafen Turku
Hafen Turku
Hafen Turku

Das Stadtbild wird überwiegend durch bunte Holzhäuser geprägt. Natürlich gibt es auch die modernen Hochhäuser und große Wohnblocks. Aber der überwiegende Teil ist niedrig und in diesem typischen Stil und allesamt grün, gelb, blau oder rosa gestrichen.

Turku
Turku
Turku

Da es Sonntagabend ist, hat alles geschlossen. Auch die Ausflugsdampfer im Hafen fahren nicht mehr. Ich hätte gerne eine Fahrt in die Schären mit einem der alten Dampfer unternommen. Ich überlege, ob ich deswegen noch einen Tag bleiben soll, entscheide mich dann aber doch zum Weiterfahren Richtung Tampere.

Ganz schaffe ich die Strecke nicht mehr. Mir fallen wieder die Augen zu. So viel und so gut, wie ich in meinem Womo schlafe, scheint es fast, als hätte ich jahrelangen schlechten Schlaf aufzuholen. Die Helligkeit stört mich nicht im Geringsten. Ich falle meist bereits um 22:00 Uhr um und schlafe bis um 08:00 Uhr durch. Schaffe ich zuhause nie!

Als mich also die Müdigkeit wieder übermannt, fahre ich von der Schnellstraße ab … und finde direkt wieder einen See. Ein kleines bisschen Suchen und ich habe erneut ein traumhaftes Plätzchen ganz für mich alleine.

See bei Tampere
See bei Tampere

Aus dem Wald nebenan dringen merkwürdige Geräusche. Klingt wie ein Mix aus Grunzen und Schnarchen. Ich hoffe mich knutscht heute Nacht kein Elch. Die „Achtung Elche“-Warnschilder tauchen inzwischen sehr regelmäßig am Straßenrand auf, sobald die Straße auch nur ein paar hundert Meter durch Wald geht. Gesehen habe ich hier aber noch keinen.

Pech in Tammisaari

Ich bleibe noch einen weiteren Tag auf dem Campingplatz in Tammisaari. Nach der Golfrunde im Eke Golf hatte ich mich auf ein Mittsommerfest gefreut. Aber leider gab es hier in der Gegend kein größeres, bzw. öffentliches Fest. Hier sind sehr viele Mökkis (das sind die Wochenendhäuschen der Finnen). Und dort wird privat gefeiert, wie mir meine Flightpartner erklärt hatten.

Auf dem Campingplatz trafen sich zwar auch zu später Stunde viele der Camper. Da der Campingplatz aber nur von Finnen besetzt war, habe ich mich darunter etwas verloren gefühlt, da nur Finnisch gesprochen wurde. Blumenkränze, Tanz, Musik und Gesang (wie eigentlich von mir erwartet) gab es nicht, sondern nur jede Menge Bier.

Da der allgemeine Treffpunkt ein Grillplatz war, der direkt hinter meinem Auto lag, wurde es mir irgendwann ungemütlich und ich bin auf einen anderen Stellplatz umgezogen. Da ich außerdem keine Lust auf nächtlichen Besuch von einem besoffenen Finnen hatte, habe ich mein Auto verschlossen und geschlafen.

In Finnland heißt es aber: „Wer in der Mittsommernacht schläft, hat ein Jahr lang Pech.“ Ich war wahrscheinlich die Einzige, die tatsächlich geschlafen hat. Das Pech erwischt mich dann auch direkt am Morgen. Nach dem Frühstück wollte ich auf das WC des Campingplatzes, steige aus dem Auto aus und mache die Schiebetür zu. In dem Moment in dem ich das zweite Klicken höre, wird mir klar, dass ich jetzt ein größeres Problem habe. Da ich gestern Abend die Türen verschlossen hatte, aber die Schiebetür zwecks Luft etwas offen gelassen hatte, ging sie auch heute morgen auf. Aber nachdem ich sie dann zugeworfen habe, war das Auto nun komplett verschlossen … und der Schlüssel im Auto. Ich hätte kotzen können, obwohl ich gestern Abend nicht mitgesoffen hatte.

Eine Stunde lang telefoniert das Mädchens an der Rezeption erfolglos. Sie konnte niemanden erreichen, der mir hätte helfen können. Alles geschlossen heute nach der Mittsommernacht. Selbst bei der Polizei! Ich sehe mich gedanklich bereits eine Scheibe einschlagen.

Irgendwann kommt dann jedoch der Chef dazu. Nach nur einem Telefonat hat er Jemanden, der bereit ist, in ca. 1 Stunde zu kommen. Der Chef erklärt mir, das wäre ein Handwerker, der so ziemlich alles repariert. Er will das Schloss aufbohren. Für mich auch eine Horrorvorstellung, den Wagen nicht mehr verschließen zu können und dann mehrere Tage in Turku verbringen zu müssen, um eine neue Schließanlage einbauen zu lassen. Aber, na gut, wenn’s nicht anders geht. Ich habe ALLES im Auto, Portemonnaie, Handy, Pass … Ich hab gar nichts ausser den Klamotten die ich trage,

Nach der guten Stunde taucht ein VW-Bus auf mit einem alten Mann am Steuer. Als er aussteigt, zeit sich dass er wirklich dürre, schmächtig und uralt ist. Dafür hat er einen imposanten Schnauzbart, der jedem Walross Konkurrenz macht. Als Opa jedoch seinen VW-Bus hinten öffnet, kommt eine moderne, voll ausgestattete Werkstatt zutage, total aufgeräumt und sauber. Ich bin beeindruckt.

Der Opa macht sich sofort an die Arbeit und stemmt die Fahrertür oben einen Spalt breit auf. Dann führt er geschickt einen Draht ein und hat ihn sogar recht schnell um den Türgriff gebogen. Der Hebel lässt sich zwar betätigen, aber die Tür geht nicht auf. Das hätte ich ihm zwar vorher sagen können, aber er spricht leider kein Englisch und die Verständigung ist schwierig. Leider ist der Caddy so konstruiert, dass bei verschlossenen Türen, sich diese auch von innen per Hebel nicht öffnen lassen. Man muß die Türen über den Schlüssel öffnen. Fand ich bisher schon blöd, jetzt wird’s zum richtigen Problem.

Inzwischen sind wir zur Attraktion auf dem Campingplatz geworden. Eine größere Menge Zuschauer hat sich rund um mein Auto versammelt. Opa schwitzt. Aber man sieht ihm an, dass ihn der Ehrgeiz gepackt hat. Außerdem weiß er vom Chef, dass ich ihn nur bezahlen kann, wenn er das Auto aufkriegt. Denn alles ist im Auto, auch das Portemonnaie.

Dann sieht er den Schlüssel in der Mittelkonsole zwischen den Sitzen liegen. Also bastelt er einen anderen Draht und will damit versuchen, den Schlüssel zu angeln. Circa eine halbe Stunde Geduldspiel, er bekommt ihn nicht an den Haken. Ist auch schwierig mit dem Draht, der durch den engen Türspalt und um mehrere Ecken bewegt werden muss. Der Schweiß tropft nur so, aber er gibt nicht auf. Und irgendwann hängt der Schlüssel am Haken. Opa legt ihn vorsichtig auf dem Sitz ab und versucht dann, mit dem Draht die „Tür auf“-Taste zu drücken. Geht nicht. Also noch einen anderen dickeren Draht basteln, wieder entsprechend zurechtbiegen und erneut versuchen.

Und dann schafft er es, die Lichter leuchten auf, und die Türen lassen sich öffnen. Sämtliche Zuschauer brechen in Jubel aus und klatschen Opa begeistert Beifall. Opa selbst freut sich am meisten und strahlt von einem Ohr zum anderen. 70 € will er dann dafür und ich finde, die hat er sich redlich verdient. Als ich ihn dann noch zu einem „iso olut“ = großes Bier (dafür reicht mein Finnisch) einlade, strahlt er noch mehr, obwohl das schon fast nicht mehr möglich war.

Wir sitzen dann auf der Terrasse beim Bier. Sein Schnauzbart wird bei jedem Schluck nass, aber ein Wisch mit dem Ärmel bringt das wieder in Ordnung. Viel zu sagen haben wir aus aufgrund der Sprachdifferenzen nicht, aber Opa lacht die ganze Zeit und ist glücklich. Ich auch. Keine Scheibe eingeschlagen, kein Schloss aufgebohrt! Lediglich ein paar Kratzer am Türrahmen, aber wen interessiert das schon.

Ruukkigolf

Leider ist meine Pechsträhne an diesem Tag noch nicht zu Ende. Für heute hatte ich mir ja noch eine Runde Golf auf dem Ruukkigolf vorgenommen. Der Anruf gestern hat ergeben, dass sie keine Reservierungen vornehmen, sondern das Motto lautet: kommen und spielen.

Durch die Aktion „Auto aufbrechen“ ist es zwar schon Nachmittag geworden, aber ich will mir den Tag durch die Aktion nicht verderben lassen. Ich fahre also die halbe Stunde zu diesem Platz. Leider hatte die Dame gestern vergessen zu erwähnen, dass heute der Platz mit einem Turnier belegt ist. Ich kann frühestens in ca. 3 Stunden auf den Platz. So lange will ich dann doch nicht warten und kaufe mir statt dessen 2 Token für die Driving Range und haue eine Stunde lang Bälle raus.

Ankunft in Helsinki

Inzwischen hat mich die Fähre von Tallinn nach Helsinki gebracht. Meinen Plan, von hier aus einen 3-Tage-Trip nach St. Petersburg zu unternehmen, habe ich nun endgültig aufgegeben. In Tallinn habe ich erlebt, welche Menschenmassen die Kreuzfahrtschiffe in die Stadt bringen. Und das wird jetzt zur Mittsommerwende in St. Petersburg noch deutlich mehr sein. Dafür hätte ich etwas früher hier sein müssen. Jetzt im Moment ist in St. Petersburg absolute Hochsaison. Und solche Menschenmassen wie in Tallinn brauche ich nicht nochmal.

Helsinki wollte ich mir eigentlich näher anschauen. Die Fähre kam mittags an, also genug Zeit. Aber nachdem ich fast eine Stunde durch Helsinki geirrt bin auf der Suche nach einem Parkplatz war ich wieder etwas genervt. Mein Navi hat total gesponnen und mich ständig z.B. in Sackgassen geschickt. Einmal stand ich mitten im Busbahnhof, und zwar entgegen der Fahrtrichtung. Erst haben alle Busse mich angeblinkt und gehupt. JAA, danke, als ob ich nicht selbst gemerkt hätte, dass ich hier falsch bin!!! Rückwärts raus ging aber auch nicht mehr, deshalb hab ich mich stur gestellt: ICH WILL HIER DURCH!

Und dann waren sie plötzlich ganz freundlich und haben mir per Handzeichen klar gemacht, wie ich wieder hier raus kommen und mit ihren dicken Bussen sogar Platz gemacht, damit ich (immer noch entgegen der Fahrtrichtung) zwischen ihnen durch fahren konnte. Na also, geht doch. Danke!!

An der nächsten Kreuzung schickt mein Navi mich geradeaus. Dicke Betonboller sperren allerdings diese Fahrtrichtung als Fußgängerzone ab. Ich biege rechts ab, Kommentar meines Navis: „Sie sind von der Route abgewichen“. Nachdem ich diesen Satz gefühlte 100 mal vorgehalten bekomme, bin ich genervt von Susi. Ich will nur noch aus Helsinki raus. Auf der Suche nach Schildern, die mich in die richtige Richtung führen, habe ich dann auch noch eine rote Ampel übersehen. Auf einer mehrspurigen Straße stehe ich plötzlich mitten auf dem Zebrastreifen in einem Strom von Fußgängern, die für ihren Übergang grünes Licht hatten. Also musste ich wohl rot gehabt haben. Aber statt zu meckern oder mich zu beschimpfen lachen sie mich an. Ein Polizist, der mich sofort verhaftet, taucht auch nicht auf. Mal schauen, ob es irgendwo geblitzt hat und ein Strafzettel nach hause kommt.

Weiterfahrt südwestlich die Küste entlang

Und dann habe ich es irgendwann geschafft, die Autobahn in westlicher Richtung nach Turko zu finden und gebe Gas. Am Stadtrand sehe ich dann rechts von der Autobahn einen Baumarkt liegen. Noch dazu einen deutschen der Kette BAUHAUS. Leider bin ich an der Ausfahrt schon vorbei. Aber an der nächsten Ausfahrt drehe ich rum und fahre zurück. Ein Baumarkt ist jetzt genau das richtige, um mich von dem Adrenalinpegel wieder runter zu holen. Statt Besichtigung von Helsinki, gibt’s die Besichtigung eines finnischen Baumarkts. Meine Ausrede: Ich brauche ja noch eine neue 12V-Steckdose, da ich in Tallinn ja eine geschrottet hatte. Leider gab es in diesem Baumarkt keine Abteilung für Auto-Zubehör und deshalb auch keine passende Steckdose. Aber nach dem Baumarkt geht’s mir besser.

Von Helsinki aus folge ich der Küste in südwestlicher Richtung. In Tammisaari mache ich halt. Hier liegt ein schöner Campingplatz direkt an einem See. Dort angekommen kann ich mir auch gleich noch die Sauna für 19:00 h reservieren. Die Saunahütte liegt direkt am Strand. Einfach toll, zwischen den Saunagängen in den See springen zu können.

Heute habe ich dann endlich mal die Golfschläger ausgepackt. Circa 5 Minuten entfernt liegt der 18-Loch-Platz Eke Golf. Ein traumhaft schöner Platz. Sehr hügelig, aber gerade deshalb hat man von vielen Stellen des Platzes aus einen tollen Blick über die wunderschöne Anlage mit den vielen Seen.

Clubhaus Eke-Golf
Eke-Golf
Eke-Golf
Eke-Golf
Clubhaus Eke-Golf

Dank der Golfhäftet-Karte bezahle ich gerade mal 15,- € für die Runde. Das finnische Ehepaar mit denen ich gespielt habe, sprachen beide sehr gut Englisch und waren total symphatisch, so dass es eine tolle Runde wurde. Und hinterher gab’s noch ein großes Bier für jeden.

Für morgen habe ich gleich nochmal Golf gebucht im Ruukkigolf. Der Platz liegt auch nur eine halbe Stunde entfernt.

Insgesamt werde ich es jetzt in Finnland etwas ruhiger angehen lassen. Im Baltikum war so viel auf engem Raum anzuschauen und zu unternehmen. Hier in Finnland sind die Strecken doch sehr viel weiter und ich werde sicherlich öfter mal gleich mehrere Tage an einem Platz bleiben.

Resümee zum Baltikum

Nachdem ich das gesamte Baltikum nun durchquert habe, wird es Zeit für ein Resümee. Die drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland waren faszinierend. Sie sind auf jeden Fall einen weiteren Urlaub wert. Mit ihrer teilweise noch völlig unberührten Natur sind sie definitiv etwas für Outdoor-Fans. Beim nächsten Urlaub hier werde ich mehrtägige Fahrrad-, Wander- oder Paddeltouren planen mit Übernachtungen im Zelt. Dafür bieten sich hier unzählige Möglichkeiten und Nationalparks mit tausenden von Seen an.

Die baltischen Länder sind touristisch noch nicht so überlaufen und erschlossen, wie andere Gebiete. Inzwischen bin ich ja in Finnland gelandet. Hier sind die Campingplätze voll besetzt. In den drei baltischen Ländern war ich oft allein, oder mit nur wenigen anderen Touristen auf einem Platz.

Was mir in allen drei baltischen Ländern besonders angenehm aufgefallen ist, war die absolute Sauberkeit. Egal ob es sich um öffentliche Toiletten oder den Straßenrand der Autobahn handelt. Nirgends liegt auch nur ein Stück Abfall herum. Ganz typisch war eine Beobachtung auf der Insel Kuressaare. Dort sass ich in einem Café am Marktplatz und beobachtete, dass jemandem ein Papiertaschentuch aus der Hosentasche fiel. Es dauerte keine zwei Minuten bis eine Frau sich bückte, um das Papiertaschentuch aufzuheben und zu entsorgen. Bei uns käme wohl kaum einer auf die Idee, ein benutztes Papiertaschentuch mitten in der Stadt aufzuheben.

Aber auch die Touristen nehmen sich ein gutes Beispiel daran. Ich habe ja auf vielen Parkplätzen frei übernachtet, wo es keine Campingaufsicht gab. Aber auch dort lag nirgendwo auch nur eine leere Plastikflasche, Bierdose, Papier oder Tüte herum. Jeder hat seinen Müll wieder mitgenommen um ihn sorgfältig zu entsorgen. Warum funktioniert das bei uns nicht?

Toll fand ich in Estland auch die Internet-Versorgung. Es gibt freies Internet für jeden und überall. Die kleinen blau-weißen Schilder mit dem @-Zeichen gehören hier selbst im kleinsten Dorf zum Straßenbild. Die Informationstechnologie ist speziell in Estland auf dem allerhöchsten Niveau. Die jungen Esten schreiben ihr Land gerne als E-Stonia und sind ständig an neuen Entwicklungen interessiert. Z.B. Skype wurde von zwei jungen Esten erfunden. Selbst Parkgebühren werden in Estland nur noch per Handy bezahlt. Hier wirft keiner mehr irgendwo Münzen ein.

Aber genau das macht die baltischen Länder auch so faszinierend. Einerseits der hohe technische Standard, andererseits das hohe Traditionsbewusstsein und das Bemühen die alten Tradition zu bewahren und zu leben.

Hiiumaa – Tallinn

Fähre und Fahrt nach Tallinn

Nach so viel Kultur und Geschichte auf Hiiuma bin ich abends noch zur Fähre, die mich aufs Festland zurückbringen soll. Sie geht wieder erst recht spät. Ich vertreibe mir das Warten mit dem Update des Blogs.

Dann endlich ist sie aus der Gegenrichtung im Anmarsch. Ich finde es immer wieder faszinierend, wenn diese Fähren ihre riesige Klappe an der Front öffnen. Es sieht dann aus wie ein aufgerissenes Haifischmaul.

Die Überfahrt ist mit 1,5 Std. recht weit. Die Hinfahrt von Virtsu auf die Insel Saaremaa war halb so lang, dafür aber doppelt so teuer. Auf diesen nicht so oft touristisch genutzten Fährstrecken sind Preise deutlich niedriger. Bei der Ankunft in Happsalu fährt man direkt am dortigen Bahnhof vorbei. So etwas tolles hab ich selten gesehen. Er wurde einst extra für den Zaren gebaut und so sieht er auch aus. Fantastisch! Obwohl es bereits 22:00 Uhr ist und ich noch ca. 1 Stunde Fahrt vor mir habe, muss ich anhalten und mir das anschauen.

Bahnhof Happsalu
Bahnhof Happsalu
Bahnhof Happsalu

Vor dem Bahnhof stehen eine ganze Reihe alter Lokomotiven. Auch die sind top in Schuss und absolut sehenswert.

Alte Lok in Happsalu

Ich fahre noch ein Stück weiter die Küste entlang nordwärts. Dort hatte ich mir bereits einen tollen Campingplatz mit Restaurant und Duschen rausgesucht. Mich plagt ein tierischer Hunger nach dem langen Tag auf Hiiuma und ich bekomme in dem Camping-Restaurant tatsächlich so spät noch einen leckeren gegrillten Lachs. Unter der Dusche am nächsten Morgen kann ich dann endlich mal wieder Haare waschen! Diesmal ohne einheimische Fönwelle.

Tallinn

Frisch geduscht geht es dann auf nach Tallinn. Ich habe mich dazu durchgerungen, Tallinn wenigstens einen halben Tag Stadtbesichtigung zu widmen. In Tallinn finde ich sogar recht schnell ein Parkhaus und das auch noch direkt bei der Altstadt. So ein tolles Parkhaus habe ich noch nie gesehen. Super modern ausgestattet, aber das Ambiente wie in einem alten Kloster mit dicken Steinmauern, kleinen Strahlern um die Mauern zu beleuchten, unglaublich viel Platz zwischen den Reihen.

Aus dem Parkhaus kommend bin ich direkt an der Stadtmauer. Hier ist gar nicht so viel los, wie ich befürchtet hatte. Noch nicht!

Stadtmauer Tallinn

Kurz darauf bin ich mitten drin in der Altstadt. Hier stehen die „3 Schwestern“, die ältesten original erhaltenen Häuser in Tallinn. Sie sind das Pendant zu den „3 Brüdern“ in Riga.

3 Schwestern in Tallinn

Und plötzlich nimmt die Anzahl der Touristen schlagartig zu. Zwei riesige Kreuzfahrtschiffe haben angelegt und fluten die Stadt mit ihren Passagieren.

Tallinn
Tallinn
Tallinn

Es werden immer mehr, man wird im Getümmel bald nur noch vorwärts geschoben. Als kein Bild mit weniger als 100 Personen darauf mehr möglich ist, flüchte ich aus der Menge in das Restaurant „Pfeffersack“. Es ist ein historisches Gebäude der Hanse. Und Pfeffersäcke war die (etwas abfällige) Bezeichnung der damaligen Kaufmannsleute, ebenso wie übrigens in Hamburg.

Restaurant Pfeffersack in Tallinn

Ein richtig gutes Restaurant mit Bedienungen in alter Tracht und traditioneller estnischer Küche. Hier drin war es angenehm ruhig, die ganzen Kreuzfahrer bekommen ja reichlich Essen auf dem Schiff. Und nach meiner Mittagspause wurde es auch schlagartig wieder ruhig in der Stadt. Die Kreuzfahrer hatten wohl nur 3 Stunden Landgang und mussten zurück aufs Schiff.

Stadttor von Tallinn
Pferdekutsche in Tallinn

In solch einer Pferdekutschen lässt sich die Altstadt von Tallinn bequem besichtigen. Außerdem wurden Fahrten durch die Altstadt mit einer Fahrrad-Rickscha angeboten. Auf meine Nachfrage nach dem Preis für die Altstadttour wurden mir 50,- € genannt!!! Ich habe dankend abgelehnt.

Ich habe mir danach einen Schlafplatz direkt am Stadtrand gesucht, da ich am nächsten Morgen schon um 6:00 wieder am Hafen sein musste für den Check-in zur Fähre nach Helsinki. Den restlichen Abend nutze ich wieder für den Blog. Dabei überfordere ich wohl eine Steckdose. An ihr hing das Modem, sowie das Notebook zum Aufladen. Und am Notebook hing noch die Kamera zum Übertragen der Bilder. Das Ganze 3 Stunden lang. Und dann war plötzlich alles zappenduster …

Hiiumaa – Mihkli Musuem

Nach der Leuchtturm-Rallye auf Hiiumaa habe ich dann per Zufall noch das Mihkli Museum gefunden. Es ist eine Art Freilichtmuseum und zeigt einen typischen Bauernhof Hiiumaas aus dem 18. Jahrhundert. Und das spannende daran ist, dass sie keinerlei Gebäude oder Gegenstände zusammentragen mussten. Der gesamte Hofkomplex mit allem, was sich im Laufe von 8 Generationen angesammelt hatte, wurde so wie er war belassen.

Mihkli Museum, Ahnentafel

Die Ahnentafel zeigt den Schweden Mihkli Simmer, der sich hier 1791 niedergelassen und einen Bauernhof im typischen Stil der Insel Hiiumaa errichtet hat. Solch ein Bauernhof umfasste damals mehrere Gebäude. Ausser dem Wohnhaus gab es diverse Zweck-Gebäude, wie Stall, Vorratshaus, Kleiderhaus, Frischhalte-Keller, Sauna/Waschhaus.

Mihkli Museum, gesamter Bauernhof
Mihkli Museum, Wohnhaus

Das Herzstück und größte Gebäude ist das Wohnhaus. Hier werde ich sehr freundlich von einer Dame empfangen, die dann versucht, mir alles zu erklären. Sie ist wohl auch eine Nachfahrin, aber in der wievielten Generation konnte ich nicht herausfinden, dafür war ihr Englisch nicht ausreichend.

Mihkli Museum, Nachfahrin

Sie bat mich dann noch, mich ins Gästebuch einzutragen. Der letzte Eintrag war 2 Tage her, der davor 3 Wochen. Schade dass solche traditionellen Schätze nicht mehr Aufmerksamkeit erhalten und gefördert werden.

Die Wohnstube – hier wurde gegessen und über dem Ofen in der Ecke geschlafen. Links an die Wohnstube war direkt der Stall angeschlossen. Man konnte so die Wärme der Tiere auch für die Wohnstube nutzen. In dem recht großen Stall wurden einige Kühe, Schafe, ein Schwein und Hühner gehalten.

Mihkli Museum, Kleiderkammer

In diesem Gebäude war links die Kleiderkammer untergebracht und rechts wurde die Wäsche gewaschen. Da im Wohnhaus grundsätzlich nur mit dem Holzofen geheizt wurde, roch die Kleidung ständig nach Rauch. Deshalb war es notwendig, die Kleidung in einem separaten Gebäude entfernt vom Wohnhaus aufzubewahren.

Mihkli Museum, Vorratskammer

In einem weiteren zweigeteilten kleineren Gebäude wurde die Essens- und Getränke-Vorräte gelagert, die nicht gekühlt werden mussten.

Mihkli Museum, Frischhaltekeller

Alles was gekühlt werden musste, kam in diesen begrünten Keller. Er ist tief in die Erde gebaut und die Wände unten mit Steinen gemauert. Die Begrünung des Daches half dabei, die Temperatur im Inneren niedrig zu halten.

Mihkli Museum, Jugendzimmer + Werkzeugschuppen

In diesem Gebäude gab es an der Stirnseite ein „Jugendzimmer“. Hier schliefen die Heranwachsenden, sobald es nicht mehr so kalt war und hatten hier etwas mehr Privatsphäre als im Wohnhaus. Dahinter schließt sich der Werkzeugschuppen an.

Mihkli Museum, Bade/Saunahaus

Dieses ganz schwarz geräucherte Haus ist das Bade- und Sauna-Haus. Hier erfolgte nicht nur die Körperhygiene, sondern es wurden auch die medizinischen Versorgungen hier vorgenommen, Kinder zur Welt gebracht und Tote bis zur Beerdigung aufgebahrt.

Alles in allem ein hochinteressanter Gebäude-Komplex, im dem man sich tatsächlich in die damalige Zeit zurück versetzt fühlt. Solche Freilichtmuseen liebe ich. Hier kann man wirklich nachfühlen, wie hart das Bauernleben damals war. Ich bin noch stundenlang danach erfüllt von diesen Eindrücken.

Hiiumaa – Leuchtturm-Rallye

Eine Leuchtturm-Rallye auf Hiiumaa?? Das klingt vielleicht etwas abwegig er langweilig, ist es aber keineswegs. Ich fand es richtig spannend und interessant …

Hiiumaa ist sehr viel kleiner als Saaremaa und liegt nördlich von ihr. Die Insel ist also noch mehr der rauen See ausgesetzt und für die Schiffe, die von hoher See kommen, die erste Landzunge auf die sie treffen. Die Wahrzeichen dieser Insel sind deshalb ihre Leuchttürme. Die will ich mir also heute anschauen.

1. Leuchtturm: Kopu Tuletorn

Der erste Leuchtturm, direkt in der Nähe meines Schlafplatzes, ist der Kopu Tuletorn. Er steht auf der nordwestlichen Ecke der Insel. Aber merkwürdigerweise steht er nicht direkt am Meer, sondern etwas vom Meer entfernt. Er wurde um 15010 als erster Leuchtturm der Insel gebaut auf Anforderung der Hanse, die ein sicheres Orientierungszeichen für ihre Seefahrer brauchte.

Kopu Tuletorn

Ein mächtiger Bau m it einem dicken steinernen, stabilen Sockel. Dieser Sockel stellt in früheren Zeiten den gesamten Leuchtturm dar. Er hatte eine hölzerne Außentreppe und ein offenes, ständig bewachtes Feuer. Erst sehr viel später wurde der obere Teil aufgebaut, der Turm damit weiter erhöht und die Treppe dann ins Innere verlegt.

Kopu Tuletorn
Kopu Tuletorn
Kopu Tuletorn

Im Inneren führt nun eine enge Treppe mit ganz niedriger Durchgangshöhe ganz steil nach oben. Die Treppenstufen sind ca. 50 cm hoch und der Aufstieg kostet richtig Kraft. Nach dem ersten gerade Stück geht es dann als Wendeltreppe um enge Kurven. Auch wenn der Bau von außen so riesig ist, im Inneren ist alles eng.

Kopu Tuletorn
Kopu Tuletorn
Kopu Tuletorn

Endlich oben angekommen bietet sich ein fanstatischer Rundumblick. Hier oben bekommt man einen ganz guten Eindruck, wieviel Wald die Insel bedeckt. Waren es auf dem Festland von Estland eher Birkenwälder, stehen auf der Insel Saaremaa und auch hier auf Hiiumaa fast ausschließlich Kiefern- und Pinienwälder.

2. Leuchtturm: Ristna Tuletorn

Die Rallye geht weiter zum nächsten Leuchtturm, dem Ristna Tuletorn. Er steht sozusagen an vorderster Front ganz am nordwestlichsten Zipfel der Insel. Er steht im Gegensatz zum ersten direkt ganz nahe an der Küste und hat einen ganz anderen Charakter. Der erste war aus Stein, dieser hier ist komplett aus Metall. Die einzelnen Metallteile wurden 1874 aus Paris geliefert.

Ristna Tuletorn
Ristna Tuletorn

Eine Metalltreppen führt um den schmalen Kern des schlanken Turms nach oben. Beim Hinuntersteigen dieser engen Wendeltreppe wird man fast schwindelig.

Ristna Tuletorn
Ristna Tuletorn

Auf halber Höhe hat sie dann doch noch etwas Holz abbekommen. Hier ist eine wunderschöne Plattform eingebaut. Aber es geht noch weiter hinauf. Und oben angekommen wieder das herrliche Panorama aus Wald und Meer.

Ristna Tuletorn
Ristna Tuletorn
Ristna Tuletorn
Ristna Tuletorn

3. Leuchtturm: Tahkuna Tuletorn

Jetzt geht die Fahrt wieder ein Stück zurück und dann die Küste entlang bis zur nördlichsten Spitze. Schon von weitem sieht man den Takhuna Tuletorn.

Tahkuna Tuletorn

Der Tahkuna ist schmal und elegant wie der Ristna, aber blendend weiß und deutlich höher als sein roter Bruder.

Tahkuna Tuletorn
Tahkuna Tuletorn

Eine bequeme Treppe führt über mehrere Plattformen nach oben. Das Interieur ist teilweise richtig elegant gestaltet. Die Metallteile des Turms wurden zusammen mit denen von Rista gleichzeitig in Paris geordert. In diesem Turm hier erkennt man den Paris Chic. Oben angekommen bietet sich der inzwischen schon gewohnte Ausblick.

Tahkuna Tuletorn
Tahkuna Tuletorn
Tahkuna Tuletorn

Von oben ist zu erkennen, dass auf der Landspitze vor dem Leuchtturm ein Mahnmal mit einer frei hängenden Glocke steht. Durch die spezielle Konstruktion fängt die Glocke bei Sturm wie von Geisterhand selbstständig an zu läuten. Sie soll an das Unglück von 1994 erinnern, als die Fähre Estonia auf dem Weg von Tallin nach Stockholm sank. 852 Menschen kamen dabei ums Leben, darunter viele Kinder. 95 Leichen konnten geborgen werden, den Rest hat das Meer begraben.

Mahnmal für das Fährunglück der Estonia
Mahnmal für das Fährunglück der Estonia

Diese Stelle hier, ist der Punkt auf Land, der der Stelle auf dem Meer am nächsten kommt, wo die Estonia versank.

Nach so viel Leuchtturm brauche ich dringend mal eine Toilette. Ich frage beim Leuchtturmwärter nach. Er schaut mich an, als wäre ich nicht ganz bei Verstand und erklärt mir dann, ich wäre doch direkt daran vorbei gelaufen. Ja, jetzt wo er es sagt, kann ich die Zeichen dieses Schildes auch deuten. Ich komme mir tatsächlich blöd vor. Und um die Ecke herum steht dann da auch tatsächlich das Toiletten-Häuschen.

Saaremaa – Kliff Panga

Heute schaue ich mir auf einer Wanderung entlang der Klippen von Panga die raue Seite Saaremaas an. Nämlich die der offenen See und dem Wind ausgesetzte Nordwestküste. An derem nördlichsten Ende liegen die Klippen von Panga. Diese Klippen gehören zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Insel, entsprechend groß ist der Parkplatz. Dieser ist aber wieder nur mit wenigen Autos besetzt.

Die Klippen sind das höchste und längste Kliff der westlichen Inseln Estlands. Leider kommt man nicht hinunter an den Strand. Es geht aber ein wunderschöner Waldweg oben an den Klippen entlang.

Klippen von Panga

Teilweise geht es ganz direkt am Abhang entlang. Wer da nicht schwindelfrei ist, hat schlechte Karten. Man blickt überall senkrecht 30 m in die Tiefe.

Klippen von Panga
Klippen von Panga

An einige wenigen Stellen ist ein Kletter-Abstieg auf eine etwas tiefere Ebene möglich. Selbst ich muss hier dann mal den Foto wegpacken, um beide Hände zum Klettern nutzen zu können. Irgendwelche Sicherungen? Fehlanzeige. Wer ausrutscht landet 30 m tiefer auf dem steinigen Strand. Die Unvernunft und Abenteuerlust siegt mal wieder …. ich kann’s nicht lassen!

Klippen von Panga
Klippen von Panga

Insgesamt eine traumhafte Wanderung mit tollen Panorama-Ausblicken. Der obere Weg ist wunderschön angelegt, und der ganze Wald leuchtet im strahlenden Pink des Storchschnabels.

Storchschnabel

Nach der Wanderung geht die Fahrt weiter in Richtung Fähre zur Nachbarinsel Hiiumaa. Auf dem Weg dorthin kommt man immer wieder an den Vorbereitungen für das Mittsommernachtsfest vorbei. Riesige Scheiterhaufen werden für das Feuer vorbereitet und Tribünen für die Musiker installiert. Das Mittsommernachtsfest ist in Estland das wichtigste Fest des Jahres und wird hier in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni gefeiert.

Ich habe mir jedoch inzwischen für den 20.6. die Fähre von Tallinn nach Helsinki reserviert. Ich werde Mittsommer also in Finnland feiern.

Auf die Fähre muss ich etwas warten. Sie geht erst um 20:00 Uhr von Saaremaa nach Hiiumaa hinüber. Die Überfahrt dauert dann noch einmal ca. 1 Stunde.

Die Suche nach einem Schlafplatz auf Hiiumaa gestaltet sich dank der neuen App wieder einfach. Der Weg dorthin stellt mein Auto aber arg auf die Probe. Ein Schotterweg kilometerweit durch den Wald, mit deutlicher, grasbewachsener Erhöhung in der Mitte. Ich hoffe, meine Bodenfreiheit reicht überall aus und ich setze nicht irgendwo hier mitten im Nirgendwo das Auto auf. Der Weg wird immer enger, die Äste der Bäume streifen mich rechts und links. Alles im Auto scheppert und vibriert. Am meisten beansprucht werden auf dieser Tour ganz sicher die Stoßdämpfer. Nach der Tour (oder vielleicht schon vorher) brauche ich sicher neue. Für die Wege, die ich bisher eingeschlagen habe, wäre ein Geländewagen mit Allrad sicherlich besser geeignet.

Aber irgendwann öffnet sich der Wald und ich gelange an einem traumhaften Platz. Er hat weit auseinander liegende Parkmöglichkeiten, einige Feuer-/Grillstellen, liegt mitten im schattigen Wald, aber trotzdem direkt am Meer.

Schlafplatz auf Hiiumaa

Saaremaa – Ruinen, Moor und Kuressaare

Das Wetter verspricht für heute für Saaremaa einen tollen Tag mit Sonne und angenehmen 25°. Ich springe vor dem Frühstück erst mal kurz ins Meer. Es geht hier ziemlich flach rein und es gibt keinerlei Brandung. Herrlich! Danach bin ich voller Tatendrang und will die Insel erkunden.

Saaremaa, sowie auch die Nachbarinseln Hiiuma, Muhu, Kihnu und Vormsi waren in der Sowjetzeit Sperrgebiet und durften nur mit Sondergenehmigung betreten werden. Nicht einmal die einheimischen Fischer durften auf das Meer hinaus fahren. Erst seit der Unabhängigkeit 1991 entwickelt sich hier in kleinen Schritten touristische Infrastruktur. Aber die Uhr tickt hier immer noch langsamer als auf dem Festland. Einsame Strände und viel Natur – und genau deshalb bin ich hier.

Ordensburg von Maasilinn

Ganz nah von meinen Stellplatz hier in der geschützten Meerenge zwischen den beiden Inseln Muhu und Saaremaa errichteten die Ritter eines deutschen Ordens nach der Eroberung der Insel Saaremaa eine starke Festung. Die geschützte Bucht vor der Burg diente den Ordensrittern als Hafen. Überall im Baltikum stößt man immer wieder auf solche deutschen Spuren.

Vom Parkplatz läuft man an der Bucht entlang zum ehemaligen Hafenbecken der Festung. Auf einem vorgelagerten Inselchen kreischen hunderte von Möven mit Schwänen und Enten um die Wette. Ein Höllenlärm!

Ordensburg Maasilinn

Dann steige ich auf den Hügel hinauf zur Burgruine.

Ordensburg Maasilinn
Ordensburg Maasilinn

Der obere Teil ist weitgehend zerstört. Die Steinbrocken liegen wild durcheinander, sind aber durch eine Dachkonstruktion vor der weiteren Zerstörung geschützt. Eine abenteuerliche Treppe führt in den Keller der Burg und hier erwartet denjenigen, der diesen Abstieg wagt, eine wahre Überraschung.

Ordensburg Maasilinn

Die Gewölbe hier unten sind stockdunkel. Beim Betreten leuchten durch einen Bewegungsmelder jedoch augenblicklich einige kleine Lampen auf. Ich erschrecke mich total. Zusätzlich flattern mir noch aufgeschreckte Fledermäuse um den Kopf. Da ich komplett alleine bin auf dieser Burgruine wird’s mir richtig gruselig.

Ordensburg Maasilinn
Ordensburg Maasilinn

So hell wie auf dem Bild wurde es erst durch den Blitz der Kamera. Es war wirklich stockfinster trotz der kleinen Lampen. Ich habe nicht mehr gesehen, ob vor mir auf dem Boden Steine zum drüber stolpern (kann ich gut) liegen, oder man sich oben an irgendetwas den Kopf anschlägt.
Aber der Abstieg hier runter hat sich wirklich gelohnt. Dennoch ich bin froh, als ich wieder Sonnenlicht sehe.

Ordensburg Maasilinn

Was wäre ein Orden ohne die Tradition des Bierbrauens? Hier in Estland ist das Bierbrauen genauso alt und weit verbreitet, wie in Lettland und Litauen.

Wanderung im Koigi Moor

Ich mache mich weiter auf die Fahrt quer durch die Insel in Richtung Kuressaare, dem Hauptort. Auf halber Strecke komme ich am Koigi Moor vorbei, auf dem eine Wanderung auf befestigten Stegen durch das Moor möglich ist. Da ich noch nie eine Moorwanderung unternommen habe, nutze ich die Gelegenheit. Wie so oft, bin ich abseits der gängigen Touristenpfade der einzige Mensch hier und völlig allein mit der Natur.

Koigi Moor

Der Rundweg ist mit ca. 2 Std. an der Infotafel angegeben. Da es heute nicht so heiß ist, eine gute Strecke. Der Weg führt vom Parkplatz weg zunächst durch ein wildromantisches Waldstück. Aber Stehenbleiben zum Fotografieren ist KEINE gute Idee. Sofort überfällt mich ein Schwarm Moskitos. Solange ich in Bewegung bleibe, ist alles gut, aber Stehenbleiben ist nicht gut. Nach diesem ersten Foto habe ich es zwar kapiert, mache aber trotzdem noch weitere Fotos.

Der Waldboden ist hier entweder komplett mit Heidelbeersträuchern oder mit Maiglöckchen bedeckt (oder beidem) – aber für beides leider die falsche Zeit

Dann geht es ins Moor. Zunächst ist es noch ein schön angelegter Pfad durch niedriges Gehölz. Hurra, die Moskitos sind im Wald geblieben!! Der Pfad ist mit Rindenmulch bedeckt, aber man spürt bereits, dass man sich im Moor befindet. Der Untergrund federt weich bei jedem Schritt.

Koigi Moor
Koigi Moor

Ein Holzturm bietet eine grandiose Sicht über das Moor. Von ihm aus kann man bereits erkennen, dass der weitere Pfad bis zum Pikkjärv Moorsee nun auf Holzbohlen verläuft.

Koigi Moor
Koigi Moor

Auf dem Steg zu bleiben ist ratsam. Rechts und links ist feuchtes Moorgelände und oft gar nicht erkennbar, ob der Untergrund fest ist oder sumpfig.

Koigi Moor

Der Moorsee sieht wunderschön aus mit seinem dunklen, fast schwarzen Wasser auf dem die Blätter der Seerosen hell leuchten.

Koigi Moor

Der weitere Weg führt um den ganzen See herum. Ab hier wird er zu einem schmalen Pfad aus Lochblechen, die auf alten Reifen liegen. Man muss höllisch aufpassen nicht die Balance zu verlieren. Der gesamte Steg wippt und schwankt bei jedem Schritt, wenn sich die Reifen unter meinem Gewicht schmatzend ins nasse Moor drücken. Eine einfallsreiche und abenteuerliche Konstruktion, aber ich habe einen Heidenspaß.

Koigi Moor

Nachdem ich den gesamten See auf diesen Lochblechen umrundet habe, geht es zurück in den Wald, wo ich bereits wieder von den blutrünstigen Monstern erwartet werde.

Orchidee

Ich pfeife allerdings auf die Monster, als ich eine Orchidee entdecke. Ich muss das Foto mit dicken Quaddeln an den Beinen bezahlen.

Zurück am Parkplatz springe ich auf der Flucht vor den Monstern nur noch ins Auto und fahre erst mal ein Stück aus dem Wald heraus, bevor ich mir Zeit nehme, die Wanderschuhe auszuziehen und wieder in die Sandalen zu schlüpfen. Außerdem gibt’s auf alle Stiche erst mal eine Runde Fenistil, das ich mir bereits in Riga besorgt hatte. Dicke Quaddeln gibt’s trotzdem. Abends sehe ich dann so aus:

Kuressaare

Nach dem Moor geht es weiter quer durch die Insel in die südwestliche Ecke zur Inselhauptstadt Kuressaare. Früher hieß dieser Ort Arensburg und diese Bezeichnung findet sich immer noch in vielen Häuser- und Hotelnamen wieder. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Bischofsburg Kuressaare linnus. Aber erstens hatte ich heute schon Ruinen und außerdem besichtigen alle anderen Touristen genau das, also brauche ich nicht auch noch da hin.

Ich schlendere statt dessen durch diesen liebenswert beschaulichen Ort, der sich inzwischen zu einem Wellness-Kurort entwickelt hat. Wunderhübsche Häuser, alle mit höchstens 2 Stockwerken und jeder Menge gemütlicher Lokale, sowie einer kleinen Basilika beherrschen das Stadtbild.

Kurresaare
Kurresaare
Kurresaare
Kurresaare
Kurresaare

Es ist zwar Sonntag, aber einige ganz kleine Stände des ansonsten großen Marktes sind trotzdem besetzt. Ich suche nach ein paar warmen Socken, denn an den letzten Abenden sass ich doch mit kalten Füssen da. Und warme Socken hatte ich nicht eingepackt. Außerdem ist Saaremaa für seine Stricksachen bekannt, die mit traditionellen Mustern von Hand gestrickt werden. Ich finde recht schnell ein Paar, das mir gut gefällt. Schöne weiche Wolle, die überhaupt nicht kratzt. Kurz darauf finde ich noch ein weiteres Paar, dass mir noch besser gefällt. Jetzt besitze ich also zwei Paar warme Socken und für den Rest der Tour wird’s sicher keine kalten Füße mehr geben.

Inzwischen war ich unglaublich hungrig geworden. Ein tolles Abendessen habe ich mir dann in der alten holländischen Windmühle Veski Trahter gegönnt. In dieser historischen Windmühle von 1899 gibt es auf vier Etagen verteilt traditionelle, herzhafte estnische Gerichte. Für mich gab es als Vorspeise einen überbackenen Ziegenkäse mit Honig, Salat und Pinienkernen. Als Hauptgang habe ich dann die gefüllten Kartoffeln probiert. Sie sind sowohl in Estland als auch Lettland ein Nationalgericht. Große Kartoffeln werden mit allem, was die Küche gerade so hergibt, gefüllt und dann im Ofen gebacken. Meine waren mit Pfifferlingen, Steinpilzen und Rauchfleisch und einer cremigen Sauce gefüllt. Beide Gerichte super lecker und das Ambiente in dieser Mühle unbezahlbar.

Windmühlen-Restaurant in Kuressaare

Danach war ich so müde, dass ich dringend einen Schlafplatz ansteuern wollte. Dank der neuen App habe ich sofort etwas gefunden an der Westküste von Saaremaa, direkt am felsigen Strand, ganz allein!

An der Westküste von Saaremaa
An der Westküste von Saaremaa

Fahrt von Lettland nach Estland

Das Wetter hat sich auf angenehme 22° reduziert, die weitere Fahrt in Richtung Estland wird dadurch sehr angenehm.

Auf der Fahrt entdecke ich bereits nach kurzer Zeit eine Art Insel in einem See mit kleinen Holzhäusern. Das muss ich mir näher anschauen.

Inselsiedlung Āraiši

Archäologischer Park Araisi

Eine sehr nette Dame auf dem Parkplatz an dem See Araisi erklärt mir, dass es sich um eine Lettgallische Inselsiedlung aus dem 9. – 10. Jahrhundert handelt. Sie haben sie erst kürzlich entdeckt und sind im Moment dabei, die gesamte Siedlung anhand der Funde zu rekonstruieren. In Kürze wird es fertig und offiziell als „Archäologischer Park Āraiši“ eröffnet.
Ausser der Inselsiedlung gibt es noch zwei weitere Bereich, so dass sich die gesamte Anlage in 3 Teile aus verschiedenen Zeiten gliedert:

  • Mädcheninsel mit den Rekonstruktionen von Behausungen aus der Stein-, Bronze- und jüngeren Eisenzeit
  • Inselsiedlung Āraiši mit lettgallischen Pfahlbauten aus dem 9. – 10. Jahrhundert
  • Burgruine des Livonischen Ritterordens (14. – 17. Jahrhundert)

Einen detaillierten Prospekt gibt es noch nicht, aber sie haben schon mal ein provisorisches Infoblatt in einigen Sprachen (sogar auf Deutsch) erstellt.

Ich bin total begeistert von der Freundlichkeit der Dame und nach einer Spende von 2 € darf ich die Anlage besichtigen. Ich nehme mir erst mal die Burgruine eines Livonischen Ritterordens (14. – 17. Jh.) vor, denn ich hoffe, von dort oben vielleicht einen guten Überblick zu haben.

Burgruine des Livonischen Ritterordens

Das mit dem Überblick war leider nichts und viel von der Burg ist auch noch nicht rekonstruiert. Aber sie sind fleißig am ausbuddeln und haben doch schon einige Teile wieder hergestellt.

Dach geht es über einen Holzsteg auf die Inselsiedlung. Sie besteht aus einer Rundholzplattform, die auf einer Sandbank errichtet ist. Die Siedlung umfasst insgesamt 16 Häuser. Vor jedem der Häuser gibt es direkt neben dem Durchstieg ins Innere einen Wirtschaftsanbau/Stall.

Inselsiedlung Araisi
Inselsiedlung Araisi
Inselsiedlung Araisi

Alles ganz niedrig (man muss ständig den Kopf einziehen) und nur ganz enge „Gassen“ zwischen den Häusern. Interessant aber auch die Details, wie z.B. die Konstruktion der Dachaufhängung mit Astgabeln und integrierter Dachrinne aus einem ausgehöhlten Stamm.

Inselsiedlung Araisi
Inselsiedlung Araisi

Im Inneren der Häuser gut zu erkennen, die diversen Werkzeuge oder der Backofen in der Mitte. All diese Funde lassen auf unterschiedlichen Berufe der Bewohner schließen, wie Bäcker, Schmied und Imker.

Inselsiedlung Araisi

Die ersten Einwohner am Āraiši See haben sich bereits in der Steinzeit hier angesiedelt. In einem kleinen Birkenwald wurden einige Behausungen rekonstruiert, wie sie aus der Steinzeit und der Bronzezeit bekannt sind, sowie einen Erdofen.

Bronze- und Steinzeit-Siedlung
Bronze- und Steinzeit-Siedlung
Bronze- und Steinzeit-Siedlung
Bronze- und Steinzeit-Siedlung
Erdofen aus der Bronze- und Steinzeit-Siedlung
Bronze- und Steinzeit-Siedlung

WOW, ich bin fast erschlagen von soviel Geschichte, aber auch total begeistert, dass ich das entdeckt habe.

Weitere Fahrt

Die weitere Fahrt gestaltet sich dann ganz gemütlich. Ich will bis Pärnu fahren und mir dann dort einen Campingplatz suchen.

Auf der Fahrt entdecke ich immer wieder Gehöfte, bei denen man das Gefühl hat, hier ist die Zeit stehen geblieben. 14. Jh. oder doch Gegenwart?

Altes Gehöft in Lettland

Kurz darauf passiere ich die Grenze zu Estland. Die Landschaft verändert sich etwas. Ausgedehnte, wunderschöne Birkenwälder beherrschen das Bild. Ansonsten ändert sich nicht viel. Die gleiche dünne Besiedlung und der gleiche Baustil wie in Lettland und Litauen. Lediglich die Sprache unterscheidet sich drastisch vom Litauischen und Lettischen. Die Estnische Sprache ist mehr mit dem Finnisch verwandt. Viele, viele Vokale (meist gleich doppelt). Muss mich mal schlau machen, wie man sie ausspricht.

Bereits am frühen Nachmittag bin ich dann in Pärnu und weiß nicht so recht, was ich hier soll. Deshalb beschließe ich, bis auf die Insel Saaremaa weiter zu fahren. Hier soll alles noch etwas urwüchsiger, noch einsamer sein als auf dem Festland. Zu sowjetischer Zeit war Saaremaa militärisches Sperrgebiet. Erst seit dem Abzug der Besatzer wurde die Insel frei zugänglich.

Ich fahre also bis nach Virtsu weiter, um dort die Fähre auf die Insel Saaremaa zu nehmen. Ich habe Glück und muss nur 10 Minuten warten, dann bin ich auf der Fähre.

Fähre vom Festland nach Saaremaa

Die Fähre bringt uns nur auf die Insel Muhu rüber. Von dort geht es wieder mit dem Auto weiter und über eine Landbrücke dann auf die Insel Saaremaa weiter.

Da es nun doch schon Abend geworden ist, fahre ich auf Saaremaa angekommen, nur noch kurz die Küste nach Nordosten hoch, um mir einen Schlafplatz zu suchen. Ich fahre direkt an der Küste klang und finde irgendwann einen kleinen Schotterweg, der als Stichstraße zum Meer führt. Hier finde ich einen kleinen Parkplatz vor, der mir einen Schattenplatz unter Bäumen direkt am Wasser bietet. Ein weiteres Wohnmobil steht hier ebenfalls wild. Also stelle ich mich dazu.

Stellplatz und Lagerfeuer auf Saareema

Der Besitzer des anderen Wohnmobils ist ebenfalls ein Alleinreisender. Er kommt rüber und bringt Stuhl und Rotwein mit. Wir machen uns dann zusammen ein Lagerfeuer und quatschen bis um 2 Uhr nachts über hochphilosophische Themen wie Schicksal, Einfluß der Sterne und selbstbestimmtes Handeln (die ersten beiden Punkte sind von ihm, ich vertrete den letzten). Ich bekomme von ihm noch eine tolle App empfohlen, die genau solche wilden Stellplätze, wie diesen hier, auflistet. Die lade ich mir gleich am nächsten Morgen hoch.

Sonnenuntergang auf Saareema
Sonnenuntergang auf Saareema

Nach dem Sonnenuntergang um ca. 23:00 Uhr bleibt es für den Rest der Nacht bei diesem einzigartigen Dämmerlicht.

Die heutige Strecke:

Kanutour auf der Gauja

Gestern bei der Ankunft auf dem Campingplatz hatte ich mich gleich für eine Kanutour auf der Gauja angemeldet. Das Wetter spielt heute richtig schön mit. Gestern Abend war es sehr frisch geworden und ein heftiger Wind machte es draußen etwas ungemütlich. Aber heute scheint wieder sie Sonne vom blauen Himmel. Perfekt für die Kanutour.

Um 10:00 Uhr sollte ich an der Rezeption sein. Sehr erfreut war ich dann, dass ich nicht alleine war. Es war noch ein deutsches Ehepaar aus Künzelsau dabei. Die beiden waren mir auf Anhieb sympathisch. Kurz darauf kam noch ein weiteres Ehepaar hinzu, so dass wir zu fünft waren.

Wir wurden dann allesamt zusammen mit den Kanus verladen und vom Chef des Campingplatzes an den Start bei Cesis gebracht.

Kanutour auf der Gauja

Es wurde vereinbart, dass wir bis nach Ligatne die Gauja runter paddeln und dort bei der Fähre an Land gehen. Dann sollten wir den Chef kurz anrufen, damit er uns dann dort wieder abholen kann.

Und ruck-zuck gings auch schon los. Die Gauja ist ein recht breiter Fluß, der gemächlich in vielen Windungen dahin fließt. Er hat einige kleinere Stromschnellen darin, die aber keine große Herausforderung darstellen. Man paddelt also (eigentlich) recht gemütlich vor sich hin.

Kanutour auf der Gauja
Sandsteinfelsen entlang der Gauja

Die beiden Ehepaare hatten jeweils einer 2er-Kanu erhalten. Für mich gab’s ein kleineres Einzelkanu. Und mit dem war ich deutlich langsamer als die beiden anderen Kanus. Ich habe gepaddelt wie wild, hatte aber keine Chance mit den anderen beiden Booten mitzuhalten, die über doppelte Paddelkraft verfügten. Nach kurzer Zeit waren sie auf und davon. Ich habe es dann aufgegeben mitzuhalten, um die Zeit unterwegs auch mal für Fotos der tollen Sandsteinfelsen entlang des Ufers nutzen zu können.

Sandsteinfelsen entlang der Gauja
Sandsteinfelsen entlang der Gauja
Sandsteinfelsen entlang der Gauja

Für eine Mittagspause hatten meine Mitpaddler dann auf einer Sandbank Rast gemacht, um auf mich zu warten. Ich bin danach etwas früher aufgebrochen, so dass ich ein bisschen Vorsprung genießen konnte, ohne ständig das Gefühl zu haben, mich beeilen zu müssen, damit sie nicht so lange warten müssen.

Sandsteinfelsen entlang der Gauja

Immer wieder traumhafte Felsen unterwegs, sowie viel ursprünglicher, naturbelassener Wald.

Anlegestelle bei der Fähre in Ligatne

Und dann haben wir nach ca. 3 Stunden den vereinbarten Ausstiegspunkt an der Fähre in Ligatne erreicht. Ein kurzes Telefonat mit dem Chef und kurze Zeit später war er mit seinem Bus auch schon da, um uns wieder aufzusammeln.

Seilzugfähre in Ligatne

Die Fähre in Ligatne ist eine der letzten Seilzugfähren im Baltikum. Sie ist aus zwei aneinander befestigten Booten gebaut, auf denen ein Deck aus Holzlatten liegt. Sie kann bis zu 3 PKWs transportieren und wird an einem über den Fluss gespannten Seil gehalten. Den Antrieb der Fähre übernimmt die Strömung. Super simple Konstruktion, super effektiv.

Abendessen im Gutshof Ungurmuiza

Mit dem Ehepaar aus Künzelsau habe ich dann nachmittags noch eine Fahrradtour unternommen. Wir wollten zum Essen zu dem Gutshof Ungurmuiza radeln. Der Hinweg wurde unfreiwillig etwas länger, da wir einmal falsch abgebogen sind. Aber gefunden haben wir es, etwas später als geplant, dann doch noch.

Gutshof Ungurmuiza

Der Gutshof Ungurmuiza wurde 1756 von einem Deutschen hier ganz aus Holz in einem barocken Stil erbaut. Er ist wunderbar erhalten und wird im Moment zum Museum umfunktioniert. Die Chefin lädt uns sofort ein, doch reinzukommen und uns das Haus anzuschauen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Beeindruckend und wunderschön. An den alten Holzwänden sind noch die Originalmalereien erhalten.

Gutshof Ungurmuiza

Auf Nachfrage gestattet sie uns dann auch noch, unsere Fahrräder auf der überdachten Terrasse hinter dem Haus abzustellen. Der Himmel zeigt inzwischen ziemlich drohende, dunkle Gewitterwolken, und wir wollten ungern nach dem Essen auf komplett nasse Räder steigen müssen.

Hinter dem Gutshof befindet sich das Restaurant. Ebenfalls ein wunderschönes Gebäude. Der kleine, gemütliche Gastraum weist dann nur insgesamt 5 Tische auf. Aber alles sehr nobel, ohne überzogen zu sein … ein tolles Ambiente.

Gutshof Ungurmuiza
Gutshof Ungurmuiza

Die Gerichte, die hier angeboten werden, sind ausschließlich mit regionalen Zutaten von den Bauernhöfen der Umgebung und werden nach den alten Rezepten des Gutshofes gekocht. Es hat wunderbar geschmeckt und wird zu einem ganz tollen Abend.

Als wir uns für den Heimweg dann wieder auf die Räder schwingen, setzt doch noch der Regen ein. Zwar nicht sehr stark, aber es reicht, um komplett nass zu werden. Die Blitze und der Donner sind noch etwas entfernt, kommen aber näher. Wir erreichen den Campingplatz gerade noch rechtzeitig, bevor das Gewitter sich über uns austobt. Fast die ganze Nacht schüttet es wie aus Kübeln, blitzt und donnert. Wir haben also noch richtig Glück gehabt.

Fahrt von Riga in den Gauja Nationalpark

Endlich sind die Temperaturen auf angenehme 22° gesunken. Gerade richtig für die Fahrt von Riga weiter in nordöstlicher Richtung in den Gauja Nationalpark.

arte Fahrt von Riga in den Gauja Nationalpark

Der Gauja Nationalpark ist der größte und älteste Nationalpark Lettlands. Benannt ist er nach dem Fluss Gauja, der sich durch den gesamten Nationalpark zieht. Der Nationalpark ist aber keine reine Wildnis, sondern in den drei kleinen Städten Sigulda, Cesis und Valmiera stark touristisch orientiert. Aber die kann ich ja umfahren … 😉

Kurz hinter Sigulda komme ich an der riesigen Trutzburg Turaida hoch über der Gauja vorbei. Die will ich mir schauen.

Burg Turaida

Bevor man die Burg erreicht kommt man beim Aufstieg auf den Hügel an einer kleinen alten Holzkirche vorbei, die zur Burg gehört. Sie besticht durch ihre Schlichtheit, sowohl von außen, als auch in ihrem Innenraum.

Die Burg thront hoch über dem Fluss Gauja auf einem Hügel. Sie war nicht nur ein strategischer Verteidigungpunkt, sondern spielte auch eine wichtige Rolle in der Welt der lettischen Sagen und Legenden.

Burg Turaida
Burg Turaida
Burg Turaida

Auf den dicken Wehrturm führt innen eine Wendeltreppe bis ganz hinauf. Der Aufstieg wird dann mit einem grandiosen Blick hinunter in den Burghof und über die Gauja belohnt.

Auf der weiteren Fahrt komme ich kurz danach noch an einem kleinen Freilichtmuseum vorbei. Es zeigt in einem alten lettischen Hof mit seinen Nebengebäuden, wie das typische Leben früher in Lettland aussah. Für so etwas bin ich immer zu haben und schwenke sofort auf den Parkplatz ein.

Der Bauernhof stammt aus dem 18. Jahrhundert. Hinter dem Haus befindet sich noch der alte Brunnen.

alter lettischer Bauernhof

Außerdem gehört ein kleines Bade-/Sauna-Häuschen dazu. Die Sauna im Inneren sah schon damals so aus, wie heute auch noch. Dekoriert sind dort auch all die Bündel aus Birkenzweigen und teilweise aromatischen Kräutern, mit denen man sich während des Saunagangs selbst oder gegenseitig geschlagen hat, um die Durchblutung zu fördern. Kleine Verkaufsstände mit solchen Bündeln habe ich auf der Fahrt mehrfach gesehen. Auch heute gehört das in Lettland unbedingt zu einem Saunabesuch dazu. Leider war es in dem Saunahäuschen zu dunkel zum Fotografieren und mit Blitz zu arbeiten nicht erlaubt.

Saunahäuschen

Direkt neben dem Teich gab es noch den Fisch-Keller. Darin befanden sich einzelne Becken, die mit Wasser aus dem Teich gespeist wurden und in denen Fische lebend frisch gehalten werden konnten. Einen Kühlschrank gab es ja noch nicht.

Die Fahrt ging dann noch bis zum Raiskuma See. In Raiskums hatte ich mir den Apalkalns Campingplatz herausgesucht. Und ich bin begeistert. Er liegt (wie sollte es anders sein?) wieder mal direkt am See, ist superschön und weitläufig angelegt. Ich habe wie üblich die freie Platzwahl mit eigener Feuerstelle und Grill und eigenem Tisch mit Bänken.

Campingplatz Apalkalns

Restlos begeistert bin ich dann noch von den Facilities: super modern total gepflegt und sauber. Separater Pavillon mit Küche. Separate sanitäre Häuser mit WC, Duschen, großen Spülen, Waschmaschine und Trockner. Und es gibt sogar einen Fön. Ich kann endlich mal wieder Haare waschen!

Abgerundet wird das ganze mit einem Verleih von Kanus und Fahrrädern. In die Rezeption ist auch noch ein kleiner Shop integriert, in dem man die notwendigsten Dinge kaufen kann. Wie z.B. eine Flasche des örtlichen Biers. Die Größe der Flasche (1 Liter) zeigt, wie gerne die Letten Bier trinken. Ich fühle mich zuhause … eine der Flaschen mit dem dunklen Bier gehört sofort mir.

Lettisches Bier

Ruhetag ausserhalb von Riga

Nach der anstrengenden Stadtbesichtigung, war mir nach einem Ruhetag zumute. Außerdem standen ja ein paar Reparaturen am Auto an. Dafür war dieser Tag gerade recht.

Alle Organizer-Taschen für den ganzen Kleinkram, den man ständig zur Hand haben sollte, hatte ich mit selbstklebendem Klettband („extra strong“) an den Seitenwänden ringsherum aufgehängt. Bei den extremen Temperaturen der letzten Tage gab es oft weit über 40° tagsüber im abgestellten Wagen. Die hohen Temperaturen haben nicht nur mich, sondern auch diesen Extra-Strong-Kleber geschafft. Die Klettbänder lösten sich eines nach dem anderen ab.

In dem litauischen Baumarkt habe ich einen russischen Superkleber gefunden, der Temperaturen von -40° bis +110° aushalten soll.

Russischer Superkleber
Klettstreifen wieder befestigt

Damit habe ich die Klettstreifen dann erneut an den Wänden befestigt. Mal schauen, ob der Kleber hält was er verspricht. Dieses Mal habe ich die Klettstreifen und viel schräger angebracht. So passt sich der Organizer besser dem Rahmenabsatz an.

Die Organizer hängen jetzt jedenfalls erstmal wieder an ihrem Platz.

Der Organizer hängt wieder

Bezüglich des Spiegels auf der Innentür des Kleiderschranks hatte ich schon beim Ausbau nach einer anderen Lösung gesucht. In deutschen Baumärkten hatte ich jedoch nirgends einen Spiegel gefunden, der von den Abmessungen gepasst hätte. Deshalb hatte ich mir mit einer Spiegelfolie beholfen. Aber erstens gab diese Folie nur ein recht verzerrtes Bild von mir wieder und zweitens musste ich immer etwas um die Ecke gucken, da die Schranktür nicht ganz aufgeht.

In dem litauischen Baumarkt habe ich dann einen Spiegel entdeckt, der genau die Breite hat, die passt. Er besitzt allerdings ringsherum eine Verzierung aus zwei Reihen Steinchen aus Straß. Aber ich habe aufgehört wählerisch zu sein, es war mir egal. Dieses Bling-Bling nehme ich jetzt einfach mal hin und montiere mir den Spiegel auf der Außenseite der Schranktür. So kann ich mir bequem davor sitzend und unverzerrt die Haar kämmen.

Spiegel mit Bling-Bling

Ist er nicht wunderschön? 😉

Danach habe ich mich dann noch ausgiebig in meine Reiseführer vertieft um Pläne für die weitere Fahrt zu schmieden. Ziemlich schnell kristallisierte sich dann der Gauja Nationalpark heraus, der mir so viel Natur versprach, wie ich wahrscheinlich gar nicht konsumieren kann.

Riga

Stadtbesichtigung

Ich hatte mir über die Plattform Getyourguide.de erneut einen einheimischen Führer für Riga gebucht. Wir sollten uns um 14:00 Uhr an der Freiheitsstatue treffen. Ich bin recht früh nach Riga rein gefahren, da ich dachte auf eigene Faust vorher noch ein bisschen Sightseeing machen zu können.

Der frühe Start war auch gut so, denn der Verkehr zur Stadt rein war ätzend und dauerte viel länger als geplant. Dann fing es auch noch an zu schütten und ein Mordsgewitter verhinderte jegliche Aktivitäten. Außerdem war es tierisch heiß. In der Vorhersage hatten sie zwar nur 29° angesagt, aber auf dem Thermometer in Auto kletterte die Temperatur auf 32°.

Deshalb trödelte ich in dem Einkaufszentrum rum, in dem ich einen Parkplatz nicht allzu weit vom Treffpunkt entfernt gefunden hatte. In einem Supermarkt (nein eigentlich wäre Hypermarkt angebrachter) habe ich dann noch Einkäufe erledigt. Natürlich gehörten wieder die grünen Tomaten dazu, die entwickeln sich zu meinen absoluten Lieblingen. Und ich habe nach vielem Rumfragen auf Englisch, Kopfschütteln oder Nichtverstehen der Verkäuferinnen endlich einen Kaffee-Weißer gefunden. Ich hatte das Problem mit frischer Milch für meinen Kaffee, dass diese durch die schlechten Strassen, Schlaglöcher und das ewige Rütteln jedes mal ganz schnell ihren Zustand geändert hat und zu einer Art Buttermilch wurde. Sie war nicht sauer und schmeckte im Müsli noch einigermaßen. Aber für den Kaffee war sie unbrauchbar. Er blieb schwarz mit einigen weißen Flocken darin. Also musste statt Milch ein Milchpulver her. Und in diesem Hypermarkt habe ich sowas tatsächlich gefunden!!

Das Gewitter hat sich rechtzeitig vor dem Treffen mit dem Guide aufgelöst und die Sonne knallte wieder vom Himmel.

Außer mir nahm noch ein englischer Tourist an der Führung teil. Unser Guide Anna war wieder eine junge Frau, die ausgezeichnet Englisch sprach und uns auf Anhieb sympathisch war.

Universität Riga

Sie führte uns als erstes zu diesem monumentalen Gebäude, der Akademie der Wissenschaften. Hier gibt es im 15. Stock eine Aussichtsplattform, von der aus man einen 360° Blick über Riga hat.

Blick von oben auf Riga

Im Hintergrund der Fernsehturm, vorne ziemlich russisch angehauchte Blockbauten. Es wird in Riga zwar versucht, alles was an Russland erinnert ausmerzen, aber da gibt es noch viel zu tun.

Weitere Blicke von oben. Im rechten Bild sieht man bereits die Markthallen mit den Rundbögen, die wir als nächstes besucht haben. Sie sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und überraschen mit ihren Dimensionen. Die Hallen werden von mehreren Zeppelin-Hangars gebildet, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus Deutschland importiert wurden, um hier Zeppeline zu bauen.

Markthallen in Riga
Markthallen in Riga
Markthallen in Riga

Für jede Produktart gab es eine eigene Halle. Eine riesige Fischhalle, eine für Milch-/Käse-Produkte, eine für Obst/Gemüse, eine für süße Leckereien, für Fleisch …

In der Fischhalle kam ich am geräucherten Lachs nicht vorbei und habe mit ein Stück gekauft. Bei uns hätte ich für dieses Riesenstück sicherlich um die 40 – 50 € bezahlt. Hier waren 6,65 €.

Und dann ging es in die Altstadt mit den riesigen Gebäuden im Jugendstil. Eines schöner als das andere, und fast alle inzwischen wirklich tadellos restauriert. Der Krieg hatte hier sehr viel zerstört, aber vieles ist originalgetreu wieder aufgebaut und steht inzwischen unter UNESCO-Schutz.

Barocke Gebäude in Riga
Barocke Gebäude in Riga
Barocke Gebäude in Riga
Barocke Gebäude in Riga

Das nächste Bild zeigt die drei ältesten Häuser von Riga, liebevoll „Die 3 Brüder“ genannt. Sie haben sämtliche Kriege und Bomben unbeschadet überstanden.

3 Brothers in Riga

Zum Abschluss führte uns Anna in ein Viertel, in dem eine kleine Brauerei neben der anderen steht. Lettland gehört zu den Biertrinker-Nationen und die Vielfalt der Biere übersteigt alles, was in Deutschland geboten wird. Zu jeder Brauerei gehört auch eine kleine Kneipe, in der man das Bier kosten kann. Die kleine Brauerei, in der wir gelandet sind, hatte alleine schon 14 verschiedene Biere im Angebot, vom ganz leichtem hellen bis hin zu dunklen ganz heftigen mit über 17% Alkohol. Dazu gab’s, wie in Litauen auch, die leckeren gerösteten Brotsticks.

Ich war komplett erledigt. Bei 32° durch eine Stadt latschen, ist wirklich nicht mein Ding. Da kann die Stadt noch so toll sein und noch so viel bieten, ein Platz in der Natur an einem See ist mir tausend mal lieber.

Ich hatte für den nächsten Tag eine T-time im Ozo-Golfclub gebucht, der mitten in Riga liegt. Deshalb hatte ich eigentlich geplant, irgendwo in Riga zu übernachten, um am nächsten Morgen nicht wieder so weit in die Stadt fahren zu müssen.

Aber so fertig wie ich nach dem Stadtbesichtigungstag war, hatte ich gar keine Lust mehr auf Golf am nächsten Tag. Deshalb habe ich sowohl die T-time als auch die Übernachtung in Riga gecancelt, und bin aus Riga wieder hinaus zurück zu dem Campingplatz der letzten Nacht gefahren.

Hier draußen, konnte ich endlich wieder atmen und habe mir dann den Lachs zusammen mit der Knoblauch-Käse-Mayo und einem lettischen Bier schmecken lassen. Der Lachs ist ein Gedicht. Ich glaube, so zarten Lachs habe ich noch nie gegessen. Er zergeht auf der Zunge.

Abendessen mit Lachs

Beim Abendessen habe ich dann den wilden Entschluss gefasst, auf weitere ausgedehnte Stadtbesichtigungen zu verzichten. Das mag vielleicht manch einer nicht verstehen, aber es gibt mir nichts, lauter Gebäude, Trubel und Verkehr anzuschauen. Da mag die Stadt noch so viele tolle Sehenswürdigkeiten bieten. Ich hatte bereits am Morgen, als ich nach Riga hinein gefahren bin, nur einen Gedanken: „Ich will hier wieder raus“.

Deshalb habe ich auch meinen Plan von Helsinki aus eine Fähre für eine 3-Tage-Besichtigung von St. Petersburg zu buchen, jetzt erst mal in Frage gestellt. Ich weiß noch nicht, ob ich mir das wirklich antun werde, obwohl ich St. Petersburg ja unbedingt sehen wollte.

Vom Aukštaitija Nationalpark nach Riga

Noch ein Ruhetag im Aukštaitija Nationalpark

Ganz so schnell war ich nicht gewillt, meinen tollen Platz im Wald wieder aufzugeben. Deshalb habe ich hier einen Ruhetag eingelegt und einen ganzen Tag lang nur rumgegammelt. Einfach nur in den Wald geschaut und meiner Gedanken fliegen lassen. Ich genieße die Ruhe und genieße es auch völlig allein zu sein. Kein beklemmendes Gefühl, oder irgend etwas was ich vermissen würde.

Ich bringe mal mein Womo auf Vordermann und schaue, was eventuell repariert werden muss.

Abends sammle ich jede Menge Äste im Wald und lasse bei einem richtig gemütlichen Campfire den Tag ausklingen.

Ich hatte mir beim letzten Einkauf eine Dose mit gerösteten Mandeln gegönnt. Die wird jetzt geöffnet. Leider habe ich den Fehler gemacht, die offene Dose zwischendurch auf dem Waldboden abzustellen. Im Nu ist voll mit Ameisen. Aber dann hatte ich auf die „zündende“ Idee, einen der brennenden Äste in die Dose zu halten. Es hat geholfen. Danach gab’s geröstete Mandeln mit gerösteten Ameisen. Schmeckt, wenn man nicht darüber nachdenkt.

Fahrt nach Riga

Am nächsten Tag mache ich mich dann wieder auf. Ich fühle mich wieder richtig fit und ausgelassen, der Ruhetag hat gut getan. Beim Fahren gröle ich die Hits aus meiner Musiksammlung mit und könnte die ganze Welt umarmen.

Bevor ich mich jedoch so richtig auf den Weg mache, will ich noch einem Tipp von Andrius folgen und mir die alte Holzkirche in Palūšė anschauen. Hier sieht man deutlich, dass die Litauer sich nicht haben unterkriegen lassen und Teile ihrer Religion bewahren konnten. Zuerst haben die Polen versucht, ihnen ihr Pagan-Heidentum auszutreiben und sie zum Christentum zu bekehren. Später kamen die Deutschen mit ihren extremen Ansichten und dann die Russen. Die Russen versuchten dann auch gleich das Christentum wieder bzw. ganz jede Religiosität auszumerzen.

Das Christentum haben die Litauer sich bewahrt, aber immer durchsetzt mit Elementen ihrer Naturreligion. An der Stele vor der Kirche erkennt man viele dieser alten Zeichen, dennoch stellt sie letztendlich das Kreuz dar.

Holzkirch in Palūšė
Holzkirch in Palūšė

Leider war die Kirche verschlossen. Ich hätte gerne einen Blick hinein geworfen.

Fahrt nach Riga

Ich will Litauen jetzt verlassen und als nächstes Ziel Riga in Lettland ansteuern.

Die Fahrt nach Riga gestaltete sich sehr entspannt. Autobahnen gibt es in Litauen nur als Verbindung der ganz großen Städte. Hier draußen im Hinterland gibt es nur kleine Landstraßen. Dafür macht einen der „Wahnsinns-Verkehr“ in beiden Richtungen schier verrückt.

Irgendwann war dann aber auch diese recht gut ausgebaute und einsame Landstraße fertigt und ging in eine einspurige Strecke über. Wenn Autos entgegen kamen mussten beide halt seitwärts in den Schotter ausweichen. Aber es kam ja eh keiner.

Landstraße in Litauen

Und dann in einer der etwas größeren Städte auf der Strecke: ein Baumarkt!! Alla im Paradies!

Baumarkt in Litauen

Hier habe ich irrsinnig lange drin rumgetrödelt. Die Sachen, die ich für die Reparaturen kaufen wollte, hatte ich schnell zusammen. Aber in Bezug auf Baumärkte habe ich wohl einen Gendefekt, da komme ich unter 2 Stunden nicht wieder raus. Ich entdecke immer wieder tausend Sachen, mit denen man was anfangen und basteln könnte …

Unterwegs noch traumhafte Landschaften. Auch mal ganz bunt mit riesigen roten Feldern voll Mohnblumen, oder alles in blau mit Kornblumen.

Mohnfeld in Litauen
Kornblumenfeld in Litauen

Ansonsten ist die Landschaft in Lettland nicht viel anders, als in Litauen. Das Gleiche … nur in Grün. Bei den Wäldern überwiegen hier jetzt deutlich die reinen Birkenwälder. Einen Grenzübergang gab‘ nicht. Irgendwann war man einfach in Lettland.

Einkaufen war ich unterwegs auch noch und erreiche dann recht spät den Campingplatz. Ca. 30 km vor Riga hatte ich mir einen Campingplatz rausgesucht. Er hat den tollen Namen Zanzibara . Ich hatte keine Lust direkt in der Stadt zu übernachten. Gute Entscheidung … der Campingplatz liegt idyllisch und ist fast leer. Die sanitären Anlagen verdienen diesen Namen eigentlich nicht, aber (HURRA !!!) sie haben eine Waschmaschine. Mein ganzes durchgeschwitztes Zeug wandert dort sofort hinein. Heraus kommt alles in blau. Alle Teile, die ehemals weiß war, sind jetzt hellblau, sieht aber auch nicht schlecht aus.

Zum Abendessen gibt es (obwohl ich inzwischen in Lettland bin) nochmal eine litauische Spezialität.

Abendessen in Riga

In Knoblauch geröstete Brotsticks und dazu als Dip eine fette Knoblauch-Käse-Mayonnaise. Klingt komisch … aber saulecker und beides selbstverständlich völlig ohne Kalorien! Dazu wieder meine geliebten grünen Tomaten und noch ein litauisches Bier. Und das ganze draußen im Grünen. Was will man mehr?

Wandertour im Aukštaitija Nationalpark

Der Aukštaitija ist der älteste Nationalpark in Litauen und seit 1960 botanisch-zoologisches Schutzgebiet. Die Vielseitigkeit des Parks ist es wohl, was den Nationalpark früher so bedeutend für den Tourismus machte. Heute hat er für den Tourismus etwas an Bedeutung verloren, da hier zwar viel Natur geboten wird, dafür aber keine größeren Attraktionen. Und genau aus diesem Grund ist er inzwischen zum beliebten Ausflugsgebiet für die Einheimischen geworden.

Karte Aukštaitija Nationalpark

Der Nationalpark ist zwar recht klein, aber mit 126 Seen bietet er reichlich Möglichkeiten für Naturliebhaber. Dazu ist das Gebiet recht hügelig, so dass man von oben immer wieder traumhafte Ausblicke über die Seenlandschaft genießen kann.

Ich hatte mir wieder über die Plattform Getyourguide.de eine Tour gebucht: „Wild Natur Wandern“ . Aufgrund der Vorsaison hatte ich erneut das Glück, die einzige Teilnehmerin zu sein. Der Guide Andrius von der Tour Company Litwildtravel kam morgens pünktlich, um mich direkt auf dem Campingplatz abzuholen. Es sollte eine Wandertour von ca. 4 Stunden werden durch die Seenlandschaft und um mehrere Seen herum

Meine Kamera brauchte ich gar nicht erst im Rucksack verstauen, sondern trug sie die ganze Zeit in der Hand, denn ein toller Ausblick folgte direkt dem nächsten. Ich hab gar nicht mehr aufhören können mit dem Fotografieren.

Wandertour in Aukštaitija Nationalpark
Wandertour in Aukštaitija Nationalpark
Flora im Wandertour in Aukštaitija Nationalpark
Wanderung im Aukštaitija Nationalpark

Kurz vor Mittag bestiegen wir noch einen der Hügel. Richtig steile Treppen führen hier hinauf. Aber oben angekommen ergibt sich ein Rundblick von 360 Grad auf insgesamt 6 Seen.

Wandertour in Aukštaitija Nationalpark
Wandertour in Aukštaitija Nationalpark
Wandertour in Aukštaitija Nationalpark

Hier oben auf dem Plateau des Hügels, steht eine heilige Eiche, sowie ein Stele, die eine Gottheit der alten Pagan-Naturreligion darstellt. Hier soll man einen Stein ablegen verbunden mit einem Wunsch, der dann in Erfüllung geht. Leider hat Andrius zu spät daran gedacht, so dass wir keinen Stein von unten mitgebracht haben. Hier oben ist (wen wunderts) kein einziger mehr zu finden.

Denkal eines Naturgottes

Kurz darauf haben wir dann an einem kleinen See eine Mittagspause eingelegt. Andrius hat ein Campfire entzündet und dann ganz leckeres Gemüse für einen Spieß zusammengestellt.

Picknick bei Wandertour im Aukštaitija Nationalpark
Picknick bei Wandertour im Aukštaitija Nationalpark

Dazu gab’s frisches Brot und einen ganz fetten Speck. Normalerweise gar nicht mein Ding, aber der war so mild und lecker, dass sogar ich mir hiervon mehrfach ein Stück abgehobelt habe. Nach dem Picknick gab’s noch die obligatorische Runde Schwimmen im See und dann ging es weiter.

Wassermühle im Aukštaitija Nationalpark

Zunächst zu einer alten Wassermühle und dann noch weiter zu einem Aussichtsturm, von dem aus wir wieder einen fantastischen Blick rundum hatten. Allerdings erst nachdem wir die ca. 300 Treppenstufen erklommen hatten.

Der Rückweg wurde dann extrem lang. Andrius hatte sich wohl ein wenig verschätzt. Aus den 4 Stunden sind dann 6 geworden und haben mich fast an die Grenze meiner Kondition gebracht. Die Hitze hatte ihr übriges dazu bei getragen, wir hatten fast 30 Grad.

Andrius ist nicht direkt hier aus der Gegend, sondern wohnt in einem kleinen Ort an der Grenze zu Weißrussland. Aber seine Großmutter wohnt hier. Und von ihr hatte er erfahren, dass am Abend in Palūšė eine Strandbar eröffnet wird mit dem Konzert eines litauischen Singer-/Songwriters, den Andrius kannte. Seine Einladung, am Abend dorthin zu kommen, hab ich natürlich gerne angenommen.

Hier hatte ich dann auch endlich einmal die Gelegenheit das nationale Gericht Litauens zu probieren: Šaltibarščiai (hier ist das Rezept). Bisher hatte ich mich noch nicht daran getraut, weil ich es absolut nicht aussprechen und bestellen konnte. Es ist eine kalte Suppe aus Roter Beete (deshalb das tolle Pink), Gurken, Kefir, saurer Sahne und (wie üblich in der litauischen Küche) ganz viel frischem Dill. SUPER LECKER und bei den Temperaturen genau das richtige!!! Ich habe mir später gleich noch einen Becher voll geholt zum Mitnehmen als Mittagessen für den nächsten Tag.

Das Konzert war dann einfach toll. Der Sänger hatte eine wunderschöne, softe Stimme. Leider waren die Lieder natürlich alle auf Litauisch. Aber Andrius hat mir zum Teil erklärt, worüber er singt und zum anderen war die Atmosphäre sehr speziell. Zum Teil waren es wohl bekannt Lieder, die wirklich sämtliche litauischen Gäste dann inbrünstig und lautstark mitgesungen haben. Zum anderen war die Mischung der Leute lustig. Viele Badegäste der Strandbar waren einfach in ihren Badehosen oder Bikinis sitzen geblieben. Manche der Herren hatten sind wenigstens noch ein Unterhemd übergezogen. Und dann gab es auch welche, die sich richtig aufgestylt in Abendklamotten präsentierten. Aber die Mischung hat niemanden gestört.

Ich habe versucht, eines der Lieder mit dem Handy aufzunehmen. Aber leider ist die Tonqualität total miserabel. Die Stimmung kommt gar nicht richtig rüber. Es war auf jeden Fall ein toller Abend. Und unseren Flüssigkeitsverlust bei der heißen und langen Wanderung haben Andrius und ich mit reichlich Bier wieder ausgeglichen und hatten trotz des Generationenunterschiedes jede Menge Spaß.

Aukštaitija Nationalpark

Fahrt von Vilnius in den Aukštaitija Nationalpark

Von Vilnuis ging die Fahrt dann noch weiter bis in den Aukštaitija Nationalpark, der in der westlichsten Ecke von Litauen liegt, ziemlich nah der Grenze zu Weißrussland.

So bin ich in den zwei Tagen einmal quer durch ganz Litauen gefahren.

Karte der Fahrt zum Aukštaitija Nationalpark

Eine wunderschöne Fahrt durch traumhafte Landschaft. Ganz viel Wald, offene Wiesenflächen und viele See dazwischen und nur ganz wenig Besiedlung kennzeichnen das Landschaftsbild.

Litauische Landschaft

Man fährt hunderte von Kilometern und kommt gerade mal durch 4 kleine Ortschaften, die jeweils nur aus ein paar Holzhäusern bestehen. Häuser aus Stein sind draussen auf dem Land fast nicht mehr zu finden. Der traditionelle Baustil dieser Häuser ist wunderschön.

Litauische Holzhäuser
Litauische Holzhäuser
Litauische Holzhäuser
Litauische Holzhäuser

Im Aukštaitija Nationalpark

Angekommen im Aukštaitija Nationalpark habe ich einen ganz versteckt gelegenen Zeltplatz im Wald gefunden, wieder an einem schönen See gelegen, die Meironys campsite. Hier bin ich komplett alleine und brauche mir den Platz nur mit einer ganze Menge Ameisen teilen.

Der Zeltplatz war mir von der Tour Company empfohlen worden, bei der ich die Wandertour geplant habe. Er ist mitten im Nirgendwo und auf keiner Karte oder einem Campingführer verzeichnet und nur bei den Einheimischen bekannt. Deshalb ist hier auch nichts los und ich habe absolute Ruhe und Abgeschiedenheit. Campingplatz-Facilities wie Strom oder Frischwasser gibt’s hier nicht. Dafür aber ein paar schöne Feuerstellen mit Tisch und Bänken dazu. Ansonsten nur Natur pur. Und das alles kostenlos.

Campingplatz im Aukštaitija Nationalpark

Kaunas und Vilnius

Kaunas

Gestern bin ich vom Nationalpark Zemaitija weiter gefahren zunächst bis nach Kaunas. In einem riesigen Einkaufszentrum wollte ich erstens noch Einkäufe erledigen und zweitens die Parkmöglichkeit nutzen, um die Altstadt zu besichtigen.

Das Einkaufszentrum steht in nichts unseren riesen Shopping Malls nach. Hier ist alles an Marken und Geschäften vertreten, was Rang und Namen hat. Und überall eine Auswahl, die einen schier erschlägt.

Nachdem die Einkäufe erledigt waren, bin ich zu Fuß los. Nach einer Stunde war ich bereits platt, auf Asphalt rumlatschen ist gar nicht mein Ding. Außerdem hatte es fast 30 Grad und ich habe nichts zu Gesicht bekommen, was den Trip oder ein Foto gelohnt hätte.

Nach dem Friseurbesuch

In einem winzigen Friseurladen habe ich mir dann eine Wellness-Auszeit gegönnt mit Haare waschen und föhnen. Nach 2 Minuten waschen hat sie dann ca. eine Dreiviertelstunde geföhnt. Das kam dabei raus.
Meine Begeisterung sieht man mir (glaube ich) an.
Aber wenigstens frisch gewaschene Haare …

Penne Arrabiata

In einem netten italienischen Restaurant habe ich mir Penne Arrabiata gegönnt.
Nach schon wieder Räucherfisch war mir nicht zumute. Zur Penne gab’s noch ein großes Bier. Das litauische Bier ist übrigens sehr gut!! Danach waren die Lebensgeister wieder erwacht.

Und dann kam ich auf die Idee, keine tollen Häuser oder Sehenswürdigkeiten mehr zu fotografieren. Die sind eh in viel besserer Qualität in jedem Reiseführer zu finden. Ich wollte mal ein paar andere Bilder machen, wie sie kein Reiseführer zeigt. Und das hat richtig Spaß gemacht. Hier folgen sie einfach in loser Reihenfolge:

Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas

Vilnius

Von Kaunas bin ich dann spät nachmittags noch bis nach Vilnius weiter gefahren. Ich hatte für Vilnius am nächsten Tag einen einheimischen Guide für 10:00 gebucht.

Wir waren eine Gruppe von 8 Personen (4 Isländer, 3 Amis und ich). Unser Guide Ruta war eine junge Architektur-Studentin, die in Vilnius aufgewachsen ist, und uns ihre Lieblingsplätze zeigen wollte. Sie sprach ausgezeichnetes Englisch, redete aber wie ein Wasserfall, ohne Punkt und Komma und auch ohne Luft zu holen, so dass wir allesamt irgendwann mehr oder weniger abgeschaltet haben. Zudem war es tierisch heiß, so dass wir uns immer wieder ein Schattenplätzchen gesucht haben.

Die Ecken, die sie uns gezeigt hat, waren trotzdem hoch interessant. Sie hat darauf verzichtet, uns die insgesamt 40 (!!) riesigen Kathedralen und Kirchen zu zeigen. Statt dessen hat sie uns in die Altstadt gebracht und uns die ehemals jüdischen oder auch deutschen Viertel gezeigt und viele Stories zu jedem erzählt.

Auch in Vilnius habe ich eher die ungewöhnlichen Dinge fotografiert, statt der üblichen Touristen-Attraktionen.

Kurioses in Vilnius
Kurioses in Vilnius
Kurioses in Vilnius
Kurioses in Vilnius
Kurioses in Vilnius

Hier stehen wir vor einer Mauer, an der sich alle Künstler von Vilnius mit einem Objekt verewigen durften.

Kurioses in Vilnius

Eines der Objekte, bei dem (wie bei vielen dieser Objekte) nicht ganz deutlich wird, was der Künstler uns damit eigentlich sagen wollte …

Kurioses in Vilnius
Ein Friedhof für Klaviere …

Nach einem gemeinsamen Bier war die Tour mittags beendet und wir alle ziemlich erschlagen.

Ich bin dann noch weiter gefahren bis in den Aukštaitija Nationalpark, der in der westlichsten Ecke von Litauen liegt, ziemlich nah der Grenze zu Weißrussland. Hier habe ich für morgen eine Wandertour geplant. Nach so viel Großstadt brauche ich jetzt wieder etwas mehr Natur. Das ist eher mein Ding.

Nationalpark Zemaitija – Kanutour

Über die Online-Plattform www.getyourguide.de hatte ich vor zwei Tagen eine Kanutour im Nationalpark Zemaitija gebucht. Bereits 5 Minuten nach der offiziellen Buchungsbestätigung der Plattform bekam ich bereits eine Email direkt von dem Tourguide Janis. Sehr nett, sehr sympathisch und total bemüht, alles auf meine Wünsche abzustimmen.

Ursprünglich war ja als Treffpunkt eine Tankstelle in Plungè außerhalb des Nationalparks vereinbart gewesen. Nachdem ich ihm jedoch mitgeteilt hatte, dass ich bereits die Nacht im Nationalpark verbracht habe und ihm die Adresse des kleinen Campingplatzes gemailt hatte, bot er sofort an, dass er mich direkt dort abholt.

Pünktlich auf die Minute fuhr ein PKW mit einem Kanu auf dem Dach in den Campingplatz rein. Es stellte sich heraus, dass ich der einzige gebuchte Gast war, die Tour also ganz privat für mich durchgeführt wird.

Kanu von WetWeim

Das ist unser Kanu. Genügend Platz für 2 Personen und jede Menge Gepäck. Ich durfte vorne sitzen und Janis nahm auf der hinteren Bank Platz. Gestartet sind wir direkt ca. 1 km vom Campingplatz entfernt in einem ruhigen Seitenarm des Berzoras See.

Janis, der Tourguide und Inhaber von WetWeim

Und das ist Janis. Mit seiner Firma WetWeim baut er im Winter diese liebevoll gestalteten Kanus. Im Sommer bietet er dann Touren damit an. Super sympathischer Typ und genau meine Wellenlänge. Wir haben uns auf der Tour sehr viel unterhalten (er spricht sehr gut Englisch), aber auch mal schweigsam eine halbe Stunde nur gepaddelt und einfach die Natur genossen. TOLL!!!!

Paddeln auf dem Platelui See
Paddeln auf dem Platelui See
Paddeln auf dem Platelui See
Im Schilf

Vom Berzoras See sind wir über mehre kleine Seitenarme dann in den Platelui See hinüber gepaddelt. Menschenleere Wildnis, lediglich ein paar Fischer sassen frühmorgens in ihren Booten.

Paddeln wird anstrengend
Im Schilf

Zeitweise wurde das Paddel schon recht anstrengend, da ich diese Bewegungsart ja auch gar nicht gewohnt bin. Speziell mitten durchs Schilf, war das Vorwärtskommen mühsamer.

Unberührte Natur
Paddeln auf dem Platelui See

Die Ausblicke in die unberührte Natur rundherum haben aber für alles entschädigt. Ein unglaubliche Ruhe und Entspannung breitet sich aus. Das Paddeln wird richtig zur Meditation.

Anlegen zur Nittagspause

Zum Mittagspicknick haben wir dann auf einer der vielen kleinen Inseln im See Halt gemacht. Und Janis hat dann ein großes Picknick aufgefahren mit Tisch, Stühlen, Wein und vielen liebevoll zusammengestellten Leckereien.

Großes Picknick

Ein Bad im See habe ich mir natürlich auch gegönnt. Aber das Wasser war saukalt. Janis hat erklärt, dass die Seen sehr tief sind (ca. 80 m) und Strömungen immer wieder die tieferen Wasserschichten nach oben bringen, die natürlich mehr als frisch sind.

Paddeln auf dem Platelui See

Nach der Mittagspause ging es weiter. Und Janis hat dann mit einer Drohne Bilder von oben aufgenommen.

Paddeln auf dem Platelui See

Als miniwinziger Punkt sind wir im unteren See zu erkennen.

Paddeln auf dem Platelui See

Hier fliegt die Drohne direkt über uns hinweg. Man hatte fast das Gefühl, den Kopf einziehen zu müssen.

Paddeln auf dem Platelui See
Paddeln auf dem Platelui See

Das Verstecken im Schilf gelang nicht. Von oben sind wir immer noch gut zu erkennen.

Paddeln auf dem Platelui See

Janis hatte dann den Vorschlag gemacht, dass wir auf dem Rückweg meinen Campingplatz ansteuern und er mich direkt dort absetzt. Denn das war auch für ihn neu und für mich nochmal eine ganz andere Perspektive des Campingplatzes vom Wasser aus.

Ein Super Tag an dem wirklich alles gestimmt hat. Janis hat sich total nach meinen Wünschen gerichtet und mir wirklich ein perfektes Erlebnis beschert.

Ačiū, Janis!!!!

Nationalpark Zemaitija

Die Landschaft ändert sich sehr rasch, sobald man die City von Klaipeda verlassen hat. Viel weites, flaches, grünes Land, beherrscht von Landwirtschaft. Es geht von Klaipeda aus in nordöstlicher Richtung zum Nationalpark Zemaitija,

Karte Fahrt Klaipeda - Nationalpark Zemaitija
Storchennest

Unterwegs fallen die vielen Storchnester auf. Auf fast jedem Strommast ist eins montiert und viele davon sind besetzt. Zum großen Teil sogar mit Nachwuchs.

Ich hatte mir vor zwei Tagen für diesen Nationalpark eine Paddeltour gebucht auf der Plattform „Get your Guide“. Bereits 5 Minuten nach der bestätigten Buchung bekam ich bereits eine private Email von dem Guide. Er wollte wissen, in welchem Hotel er mich abholen kann, was ich mitnehmen soll, etc. Super Service, sehr nett und freundlich!!

Als ich ihm erklärt habe, dass im Womo unterwegs bin, haben wir als Treffpunkt am 5.6. um 10:00 Uhr eine Tankstelle in Plungè verabredet. Er meinte dort könnte ich das Auto problemlos stehen lassen. Und freies Übernachten sei im Nationalpark sehr schwierig.

Karte Nationalpark Zemaitija

Ich war jedoch bereits am frühen Nachmittag dort. Auf dieser Tankstelle so lange auszuharren und zu übernachten, fand ich nicht so prickelnd. Also beschloss ich, schon mal in den Nationalpark reinzufahren. Und das hat sich gelohnt.

Berzoras See
Berzoras See
Berzoras See

Immer mehr Seen tauchen zwischen den Bäumen auf und lassen mich ständig anhalten, um ein Foto zu machen. Ich kann gar nicht genug kriegen, von diesen tollen Ausblicken.

Campingplatz Witches Homestead arcs

Und dann taucht am Berzoras See plötzlich ein ganz kleines Schild „Camping“ auf. Eine enge Einfahrt, ich bin mir nicht sicher, ob ich rein fahren darf. Aber dann sehe ich einen größeren Camper und sonst nur leere Wiesen. Ich darf mir den Platz frei wählen, soviel habe ich jedenfalls von dem Besitzer verstanden. Auch er spricht nur Litauisch.

Campingplatz Witches Homestead arcs
Campingplatz Witches Homestead arcs

Aber hej …. was für ein idyllischer Ort!. Direkt an eine See gelegen und absolut nichts los. Den Namen des Campingplatzes kann ich nicht ganz nachvollziehen: Witches Homestead arcs.

Habe meine eigene kleine Grillhütte neben meinem Auto. Dort richte ich mir mein Abendessen mit dem Räucherfisch her.

Internationales Abendessen

Es wird ein total internationales Essen. Aus Litauen stammen der Räucherfisch, die grünen Tomaten und die Erdbeeren (war unterwegs noch einkaufen). Dazu gibt es deutsches Schwarzbrot, Butter aus Irland und einen Sauvignon-Blanc aus Chile. Und die alte Frau am Fischstand hatte Recht. Auch der zweite Fisch ist super lecker.

Der größere Camper, den ich beim Hineinfahren gesehen hatte, gehört einem Schweizer Ehepaar. Ihnen biete ich gleich erst mal etwas von meinem Räucherfisch an, da ich nicht vorhabe, jetzt 14 Tage lang jeden Abend das gleiche zu essen. Sie freuen sich und laden mich sofort ein, nach dem Essen doch auf einen Wein rüber zu kommen.

Es wird ein toller Abend. Die beiden sind super nett und aufgeschlossen und bereits viel und weit gereist. Der Gesprächsstoff geht uns jedenfalls bis weit nach Mitternacht nicht aus.

Da es seit 2 Tagen schlagartig warm geworden ist, sind auch die Moskitos erwacht. Die Jagdsaison ist eröffnet.

Moskitos sind erwacht

Aber irgendwie scheinen die Viecher noch nicht ganz wach zu sein. Oder sie brauchen erst mal einen ordentlichen Blut-Cocktail um auf Touren zu kommen. Sie sind erstens noch sehr langsam und lassen sich problemlos mit der Hand fangen. Und wie man sieht, sind sie auch noch ziemlich blöd. Statt 1 cm nebendran die nackte Haut anzuzapfen, versucht sich dieses Exemplar erfolglos bei mir durch 2 Lagen dicken Jeansstoff zu bohren und lässt sich dabei auch noch in aller Ruhe fotografieren… !!!???

Ich fürchte, das wird sich im Laufe der nächsten Tage ändern!

Kurische Nehrung, Große Düne

Heute war Abfahrt in Richtung Nationalpark Zemaitija, ca. eine Stunde Fahrt von Klaipeda in nordöstlicher Richtung. Aber zunächst musste ich ja erst mal die ca. 100 km die gesamt Nehrung wieder nordwärts zurück zur Fähre fahren.

Auf halbem Weg dorthin habe ich dann noch die große Düne besichtigt, die ich mit dem Fahrrad nicht erreicht hatte.

Wanderung zur Düne

Es war eine tolle Wanderung zu dieser Düne hinauf. Hier sieht man sie in der Ferne am Horizont. Seit gestern ist es schlagartig warm geworden. Heute zeigt das Thermometer 28 Grad.

befestigter Pfad zur Düne

Der Weg hinauf ist zum großen Teil mit Planken befestigt. Die Horde von Touristen, die dort in der Hauptsaison unterwegs ist, würde viel zu viel Sand abtragen.

Wirklich erstaunlich ist, wie genügsam manchen Pflanzen sind. Mit anscheinend keinerlei Ansprüchen auf nahrhafte Erde wachsen sie hier im reinen Sand.

Große Düne

Ganz schön anstrengend bis ganz hinauf. Die Sonne brennt und rundherum Wüste. Man fühlt sich fast wie in der Sahara.

Große Düne

Aber irgendwann ist es geschafft und das obligatorische Gipfelfoto musste natürlich sein. Hinter mir der Blick Richtung Süden auf die Küste hinunter lässt erahnen, wie hoch die Düne tatsächlich ist.

Große Düne

Der Gipfelblick in die andere Richtung nordwärts.

Nach dem Abstieg hieß es dann erst mal Gas geben Richtung Fähre aufs Festland.

Fischerhütte

In den Orten unterwegs immer wieder wunderschöne Fischerhäuser in dem typischen Blau.

Räucherfisch

Durch meine Kokelei im Womo und den wunderbar würzigen Duft, der sich dabei entwickelt hatte, habe ich richtig Lust auf geräucherten Fisch bekommen und danach Ausschau gehalten. In einem der Orte habe ich dann einen kleinen Stand mit Räucherfisch entdeckt. Die alte Frau sprach leider nur Litauisch, sodass ich nicht verstanden habe, welche Fische sie da alle im Angebot hatte. Sie sahen alle gleich lecker aus. Ich habe mich dann einfach aufgrund der Optik für den Fisch oben im Bild entschieden. Er hätte 3 € gekostet. Irgendwie war der Frau dieses Geschäft jedoch zu wenig. Sie hat lange auf mich eingeschwätzt (in Litauisch) und mir den unteren goldgelben in den höchsten Tönen angepriesen. Der wäre wirklich super lecker!! So viel habe ich verstanden. Er sieht ja auch toll aus. Aber ich habe vehement abgelehnt, was soll ich für mich alleine mit so viel Räucherfisch. Aber sie hat nicht aufgeben, ich dagegen irgendwann doch. Sieg für sie auf ganzer Linie. Ich habe jetzt Räucherfisch im Gepäck für die nächsten 14 Tage. Ich kriege das Riesenpaket fast nicht in die Kühlbox.

Und dann gings endlich auf die Fähre nach Klaipeda zurück auf Festland. Eine Besichtigung von Klaipeda habe ich mir erspart, die Stadt soll auch keine so tollen Attraktionen bieten. Statt dessen bin ich auf die Autobahn A1 und Richtung Nationalpark Zemaitije gerauscht.

Kurische Nehrung, Fahrrad- und Schiffstour

Am dritten Tag habe ich mir ein Fahrrad gemietet, um einen Teil der Halbinsel abzuradeln. Ich wollte auf jeden Fall die große Düne sehen und auch sonst noch etwas mehr von der Natur, als man vom Auto aus zu Gesicht bekommt.

Das Fahrrad vom Campingplatz gemietet, war ein ziemlich einfaches und schweres. Keine Gangschaltung, es gab nur einen Gang. Bei ca. 2 Prozent Steigung hatte ich das Gefühl mir platzen die Oberschenkel und bei 3 Prozent half nur noch Absteigen und schieben.
Der gesamte Waldboden ist mit Heidelbeerstr