für heute habe ich im Reisa Nationalpark eine Bootstour auf der Reisaelva zum Mollisfossen Wasserfall gebucht. Pünktlich kurz vor 09:00 taucht ein Auto auf und der Guide Tom begrüßt mich freudestrahlend. Ich bin heute sein einziger Gast. Er macht sich sofort daran, das Boot vorzubereiten. Er hat für morgen eine Buchung von 6 Gästen, die den Reisaelva vom Mollisfossen bis hierher zurück Paddeln wollen. Dazu muss er heute 3 Paddelboote dorthin bringen. Deshalb wurde auch meine Buchung als einziger zahlender Gast akzeptiert. Normalerweise liegt das Minimum bei drei zahlenden Gästen, sonst wird die Tour nicht durchgeführt.
Tom lädt eines der Paddelboote in unser Motorboot, also ein „Boot-im-Boot“. Die anderen beiden werden hinten angebunden und hinterher geschleppt.
Als Sitzgelegenheit im Boot dienen Plastikgartenstühle, bei denen die Beine abgesägt sind. Ich bekomme sogar noch eine warme Häkeldecke als Sitzunterlage!
Die Empfehlung, mich sehr warm anzuziehen habe ich befolgt. Auf dem Wasser und bei dem Fahrtwind soll es recht kalt werden. Der Himmel ist heute sowieso bewölkt und es ist eh nicht sehr warm. Ich ziehe also alles Warme an, was mir zur Verfügung steht (Unterhemd, Poloshirt, Fleecepulli, Wollpullover). Dies 4 Schichten sollten ausreichen.
Außerdem versprühe ich wieder mein Spezialparfum großflächig über den ganzen Körper. Ich habe inzwischen gelernt, dass die Biester auch durch alle Klamotten hindurch stechen.
Dann kann es losgehen. Ich sitze vorne im Boot, Tom sitzt hinten. Durch den Fahrtwind wird es tatsächlich sofort eiskalt. Ich bin schon wieder froh über die Mütze, die ich in Sodankylä noch gekauft hatte und packe sie gleich aus dem Rucksack aus.
Zunächst kommt uns der Reisaelva noch sehr gemächlich als breiter Fluss entgegen. Aber schnell wird er immer enger und damit auch wilder.
Ich bin froh, dass ich hier nicht in einem Paddelboot, sondern in einem Motorboot sitze. Der Ausblick ist fantastisch. Rechts und links steigen die Berge steil aus dem Wasser an. Ständig blitzt ein Wasserfall durch die Bäume durch und stürzt sich in den Reisaelva.
Ich komme gar nicht mehr aus dem Stauen und Fotografieren raus. Nach ca. einer Stunde legt Tom an einem kleinen Ausstieg an. Er will mir eine Besonderheit des Nationalparks zeigen: eine Felsmalerei, die erst vor ein paar Jahren entdeckt wurde.
Auf dem Felsen muss man schon sehr genau hinschauen, um die Zeichnungen erkennen zu können. Es ist noch nichts restauriert. Sie sind noch dabei zu analysieren, aus welcher Zeit die Zeichnungen genau stammen, womit sie gezeichnet wurden und was sie darstellen.
In der Nähe steht auch eine der Hütten des Nationalparks, die für Wanderer als Unterschlupf dient. Der Nationalpark bietet sehr viele Wanderwege für mehrtätige Touren an und diese Hütten stehen jedem zur Verfügung.
Dann geht’s zurück ins Boot und weiter Richtung Mollisfossen. Nach circa einer weiteren Stunde ist er bereits vom Boot aus zu sehen.
Auch hier steht eine Hütte als Unterkunft. Gleich daneben ein Grillplatz.
Während Tom hier ein Feuer macht, laufe ich den kurzen Wanderweg bis zum Mollisfossen.
Direkt davor stehend, kann man ihn gar nicht in seiner gesamten Länge bewundern, dafür ist er einfach zu hoch. Man kann es nur anhand des Getöses erahnen, aus welcher Höhe er hier herunter stürzt. WOW. Ich sitze eine ganze Weile da und lasse das Schauspiel auf mich wirken.
Zurück am Grillplatz hat Tom inzwischen Kaffee über dem Feuer gekocht. Dann trifft noch eine andere Gruppe von vier einheimischen Fischern ein. Die haben den gleich Kaffeepot dabei und hängen ihn dann ebenfalls übers Feuer.
Tom will unbedingt auch noch zum Wasserfall und dort noch Fotos von mir machen. Also laufen wir nochmals hin.
Die Fahrt zurück mit der Strömung wird dann richtig gemütlich. Die Sonne kommt auch stellenweise durch, so dass es nicht mehr ganz so kalt ist.
Unterwegs müssen wir immer wieder langsam fahren, da inzwischen recht viele Angler im Fluss sind. Sie stehen mitten im Wasser und freuen sich wenig über Motorboote, die vorbeirauschen.
Nach circa 5 Stunden sind wir wieder zurück in Bilto. Tom und ich stehen noch fast eine Stunde am Auto und quatschen miteinander. Auf dem Boot war das nur bedingt möglich.
Aber jetzt hier still zu stehen, heißt für die Moskitos „auf zur Attacke“. Mein strenger Duft hat wohl inzwischen auch nachgelassen. Tom und ich werden in alle frei liegenden Hautpartien gestochen. Ich frage ihn, was er dagegen tut. Er erklärt mir, dass er ebenfalls ziemlich empfindlich reagiert mit zum Teil dicken Quaddeln. Aber wer hier lebt, müsse die Moskitos einfach als Teil der Natur akzeptieren. Na toll!
Die meisten der Stiche, die ich abkriege, merke ich fast nicht mehr. Meine Immunisierung scheint tatsächlich erfolgreich zu sein. Ein Stich allerdings mitten auf der Stirn entwickelt sich wieder zur dicken Quaddel. Nach circa einer Stunde hat sich das aber so verteilt, dass ich es kaum noch spüre und man es auch kaum noch sieht. Der tolle Vorteil, es lässt die Falten verschwinden!!! Ich überlege, ob man das nicht patentieren sollte. Man könnte die Moskitos doch vielleicht ebenso wie Flöhe dressieren. Dann könnte man sie gezielt gegen Falten einsetzen. Wäre doch eine Alternative anstatt Botox zu spritzen. Na gut, es juckt etwas und verschwindet nach ein paar Tagen wieder, aber mit ein bisschen Forschung könnte man das doch ausbauen …
Eine tolle Tour, die absolut Lust darauf macht, mehr von diesem Nationalpark zu entdecken … vielleicht zu einer Jahreszeit mit weniger Moskitos. Jetzt fahre ich weiter in Richtung Tromsö.