Vom Aukštaitija Nationalpark nach Riga

Noch ein Ruhetag im Aukštaitija Nationalpark

Ganz so schnell war ich nicht gewillt, meinen tollen Platz im Wald wieder aufzugeben. Deshalb habe ich hier einen Ruhetag eingelegt und einen ganzen Tag lang nur rumgegammelt. Einfach nur in den Wald geschaut und meiner Gedanken fliegen lassen. Ich genieße die Ruhe und genieße es auch völlig allein zu sein. Kein beklemmendes Gefühl, oder irgend etwas was ich vermissen würde.

Ich bringe mal mein Womo auf Vordermann und schaue, was eventuell repariert werden muss.

Abends sammle ich jede Menge Äste im Wald und lasse bei einem richtig gemütlichen Campfire den Tag ausklingen.

Ich hatte mir beim letzten Einkauf eine Dose mit gerösteten Mandeln gegönnt. Die wird jetzt geöffnet. Leider habe ich den Fehler gemacht, die offene Dose zwischendurch auf dem Waldboden abzustellen. Im Nu ist voll mit Ameisen. Aber dann hatte ich auf die „zündende“ Idee, einen der brennenden Äste in die Dose zu halten. Es hat geholfen. Danach gab’s geröstete Mandeln mit gerösteten Ameisen. Schmeckt, wenn man nicht darüber nachdenkt.

Fahrt nach Riga

Am nächsten Tag mache ich mich dann wieder auf. Ich fühle mich wieder richtig fit und ausgelassen, der Ruhetag hat gut getan. Beim Fahren gröle ich die Hits aus meiner Musiksammlung mit und könnte die ganze Welt umarmen.

Bevor ich mich jedoch so richtig auf den Weg mache, will ich noch einem Tipp von Andrius folgen und mir die alte Holzkirche in Palūšė anschauen. Hier sieht man deutlich, dass die Litauer sich nicht haben unterkriegen lassen und Teile ihrer Religion bewahren konnten. Zuerst haben die Polen versucht, ihnen ihr Pagan-Heidentum auszutreiben und sie zum Christentum zu bekehren. Später kamen die Deutschen mit ihren extremen Ansichten und dann die Russen. Die Russen versuchten dann auch gleich das Christentum wieder bzw. ganz jede Religiosität auszumerzen.

Das Christentum haben die Litauer sich bewahrt, aber immer durchsetzt mit Elementen ihrer Naturreligion. An der Stele vor der Kirche erkennt man viele dieser alten Zeichen, dennoch stellt sie letztendlich das Kreuz dar.

Holzkirch in Palūšė
Holzkirch in Palūšė

Leider war die Kirche verschlossen. Ich hätte gerne einen Blick hinein geworfen.

Fahrt nach Riga

Ich will Litauen jetzt verlassen und als nächstes Ziel Riga in Lettland ansteuern.

Die Fahrt nach Riga gestaltete sich sehr entspannt. Autobahnen gibt es in Litauen nur als Verbindung der ganz großen Städte. Hier draußen im Hinterland gibt es nur kleine Landstraßen. Dafür macht einen der „Wahnsinns-Verkehr“ in beiden Richtungen schier verrückt.

Irgendwann war dann aber auch diese recht gut ausgebaute und einsame Landstraße fertigt und ging in eine einspurige Strecke über. Wenn Autos entgegen kamen mussten beide halt seitwärts in den Schotter ausweichen. Aber es kam ja eh keiner.

Landstraße in Litauen

Und dann in einer der etwas größeren Städte auf der Strecke: ein Baumarkt!! Alla im Paradies!

Baumarkt in Litauen

Hier habe ich irrsinnig lange drin rumgetrödelt. Die Sachen, die ich für die Reparaturen kaufen wollte, hatte ich schnell zusammen. Aber in Bezug auf Baumärkte habe ich wohl einen Gendefekt, da komme ich unter 2 Stunden nicht wieder raus. Ich entdecke immer wieder tausend Sachen, mit denen man was anfangen und basteln könnte …

Unterwegs noch traumhafte Landschaften. Auch mal ganz bunt mit riesigen roten Feldern voll Mohnblumen, oder alles in blau mit Kornblumen.

Mohnfeld in Litauen
Kornblumenfeld in Litauen

Ansonsten ist die Landschaft in Lettland nicht viel anders, als in Litauen. Das Gleiche … nur in Grün. Bei den Wäldern überwiegen hier jetzt deutlich die reinen Birkenwälder. Einen Grenzübergang gab‘ nicht. Irgendwann war man einfach in Lettland.

Einkaufen war ich unterwegs auch noch und erreiche dann recht spät den Campingplatz. Ca. 30 km vor Riga hatte ich mir einen Campingplatz rausgesucht. Er hat den tollen Namen Zanzibara . Ich hatte keine Lust direkt in der Stadt zu übernachten. Gute Entscheidung … der Campingplatz liegt idyllisch und ist fast leer. Die sanitären Anlagen verdienen diesen Namen eigentlich nicht, aber (HURRA !!!) sie haben eine Waschmaschine. Mein ganzes durchgeschwitztes Zeug wandert dort sofort hinein. Heraus kommt alles in blau. Alle Teile, die ehemals weiß war, sind jetzt hellblau, sieht aber auch nicht schlecht aus.

Zum Abendessen gibt es (obwohl ich inzwischen in Lettland bin) nochmal eine litauische Spezialität.

Abendessen in Riga

In Knoblauch geröstete Brotsticks und dazu als Dip eine fette Knoblauch-Käse-Mayonnaise. Klingt komisch … aber saulecker und beides selbstverständlich völlig ohne Kalorien! Dazu wieder meine geliebten grünen Tomaten und noch ein litauisches Bier. Und das ganze draußen im Grünen. Was will man mehr?

Wandertour im Aukštaitija Nationalpark

Der Aukštaitija ist der älteste Nationalpark in Litauen und seit 1960 botanisch-zoologisches Schutzgebiet. Die Vielseitigkeit des Parks ist es wohl, was den Nationalpark früher so bedeutend für den Tourismus machte. Heute hat er für den Tourismus etwas an Bedeutung verloren, da hier zwar viel Natur geboten wird, dafür aber keine größeren Attraktionen. Und genau aus diesem Grund ist er inzwischen zum beliebten Ausflugsgebiet für die Einheimischen geworden.

Karte Aukštaitija Nationalpark

Der Nationalpark ist zwar recht klein, aber mit 126 Seen bietet er reichlich Möglichkeiten für Naturliebhaber. Dazu ist das Gebiet recht hügelig, so dass man von oben immer wieder traumhafte Ausblicke über die Seenlandschaft genießen kann.

Ich hatte mir wieder über die Plattform Getyourguide.de eine Tour gebucht: „Wild Natur Wandern“ . Aufgrund der Vorsaison hatte ich erneut das Glück, die einzige Teilnehmerin zu sein. Der Guide Andrius von der Tour Company Litwildtravel kam morgens pünktlich, um mich direkt auf dem Campingplatz abzuholen. Es sollte eine Wandertour von ca. 4 Stunden werden durch die Seenlandschaft und um mehrere Seen herum

Meine Kamera brauchte ich gar nicht erst im Rucksack verstauen, sondern trug sie die ganze Zeit in der Hand, denn ein toller Ausblick folgte direkt dem nächsten. Ich hab gar nicht mehr aufhören können mit dem Fotografieren.

Wandertour in Aukštaitija Nationalpark
Wandertour in Aukštaitija Nationalpark
Flora im Wandertour in Aukštaitija Nationalpark
Wanderung im Aukštaitija Nationalpark

Kurz vor Mittag bestiegen wir noch einen der Hügel. Richtig steile Treppen führen hier hinauf. Aber oben angekommen ergibt sich ein Rundblick von 360 Grad auf insgesamt 6 Seen.

Wandertour in Aukštaitija Nationalpark
Wandertour in Aukštaitija Nationalpark
Wandertour in Aukštaitija Nationalpark

Hier oben auf dem Plateau des Hügels, steht eine heilige Eiche, sowie ein Stele, die eine Gottheit der alten Pagan-Naturreligion darstellt. Hier soll man einen Stein ablegen verbunden mit einem Wunsch, der dann in Erfüllung geht. Leider hat Andrius zu spät daran gedacht, so dass wir keinen Stein von unten mitgebracht haben. Hier oben ist (wen wunderts) kein einziger mehr zu finden.

Denkal eines Naturgottes

Kurz darauf haben wir dann an einem kleinen See eine Mittagspause eingelegt. Andrius hat ein Campfire entzündet und dann ganz leckeres Gemüse für einen Spieß zusammengestellt.

Picknick bei Wandertour im Aukštaitija Nationalpark
Picknick bei Wandertour im Aukštaitija Nationalpark

Dazu gab’s frisches Brot und einen ganz fetten Speck. Normalerweise gar nicht mein Ding, aber der war so mild und lecker, dass sogar ich mir hiervon mehrfach ein Stück abgehobelt habe. Nach dem Picknick gab’s noch die obligatorische Runde Schwimmen im See und dann ging es weiter.

Wassermühle im Aukštaitija Nationalpark

Zunächst zu einer alten Wassermühle und dann noch weiter zu einem Aussichtsturm, von dem aus wir wieder einen fantastischen Blick rundum hatten. Allerdings erst nachdem wir die ca. 300 Treppenstufen erklommen hatten.

Der Rückweg wurde dann extrem lang. Andrius hatte sich wohl ein wenig verschätzt. Aus den 4 Stunden sind dann 6 geworden und haben mich fast an die Grenze meiner Kondition gebracht. Die Hitze hatte ihr übriges dazu bei getragen, wir hatten fast 30 Grad.

Andrius ist nicht direkt hier aus der Gegend, sondern wohnt in einem kleinen Ort an der Grenze zu Weißrussland. Aber seine Großmutter wohnt hier. Und von ihr hatte er erfahren, dass am Abend in Palūšė eine Strandbar eröffnet wird mit dem Konzert eines litauischen Singer-/Songwriters, den Andrius kannte. Seine Einladung, am Abend dorthin zu kommen, hab ich natürlich gerne angenommen.

Hier hatte ich dann auch endlich einmal die Gelegenheit das nationale Gericht Litauens zu probieren: Šaltibarščiai (hier ist das Rezept). Bisher hatte ich mich noch nicht daran getraut, weil ich es absolut nicht aussprechen und bestellen konnte. Es ist eine kalte Suppe aus Roter Beete (deshalb das tolle Pink), Gurken, Kefir, saurer Sahne und (wie üblich in der litauischen Küche) ganz viel frischem Dill. SUPER LECKER und bei den Temperaturen genau das richtige!!! Ich habe mir später gleich noch einen Becher voll geholt zum Mitnehmen als Mittagessen für den nächsten Tag.

Das Konzert war dann einfach toll. Der Sänger hatte eine wunderschöne, softe Stimme. Leider waren die Lieder natürlich alle auf Litauisch. Aber Andrius hat mir zum Teil erklärt, worüber er singt und zum anderen war die Atmosphäre sehr speziell. Zum Teil waren es wohl bekannt Lieder, die wirklich sämtliche litauischen Gäste dann inbrünstig und lautstark mitgesungen haben. Zum anderen war die Mischung der Leute lustig. Viele Badegäste der Strandbar waren einfach in ihren Badehosen oder Bikinis sitzen geblieben. Manche der Herren hatten sind wenigstens noch ein Unterhemd übergezogen. Und dann gab es auch welche, die sich richtig aufgestylt in Abendklamotten präsentierten. Aber die Mischung hat niemanden gestört.

Ich habe versucht, eines der Lieder mit dem Handy aufzunehmen. Aber leider ist die Tonqualität total miserabel. Die Stimmung kommt gar nicht richtig rüber. Es war auf jeden Fall ein toller Abend. Und unseren Flüssigkeitsverlust bei der heißen und langen Wanderung haben Andrius und ich mit reichlich Bier wieder ausgeglichen und hatten trotz des Generationenunterschiedes jede Menge Spaß.

Aukštaitija Nationalpark

Fahrt von Vilnius in den Aukštaitija Nationalpark

Von Vilnuis ging die Fahrt dann noch weiter bis in den Aukštaitija Nationalpark, der in der westlichsten Ecke von Litauen liegt, ziemlich nah der Grenze zu Weißrussland.

So bin ich in den zwei Tagen einmal quer durch ganz Litauen gefahren.

Karte der Fahrt zum Aukštaitija Nationalpark

Eine wunderschöne Fahrt durch traumhafte Landschaft. Ganz viel Wald, offene Wiesenflächen und viele See dazwischen und nur ganz wenig Besiedlung kennzeichnen das Landschaftsbild.

Litauische Landschaft

Man fährt hunderte von Kilometern und kommt gerade mal durch 4 kleine Ortschaften, die jeweils nur aus ein paar Holzhäusern bestehen. Häuser aus Stein sind draussen auf dem Land fast nicht mehr zu finden. Der traditionelle Baustil dieser Häuser ist wunderschön.

Litauische Holzhäuser
Litauische Holzhäuser
Litauische Holzhäuser
Litauische Holzhäuser

Im Aukštaitija Nationalpark

Angekommen im Aukštaitija Nationalpark habe ich einen ganz versteckt gelegenen Zeltplatz im Wald gefunden, wieder an einem schönen See gelegen, die Meironys campsite. Hier bin ich komplett alleine und brauche mir den Platz nur mit einer ganze Menge Ameisen teilen.

Der Zeltplatz war mir von der Tour Company empfohlen worden, bei der ich die Wandertour geplant habe. Er ist mitten im Nirgendwo und auf keiner Karte oder einem Campingführer verzeichnet und nur bei den Einheimischen bekannt. Deshalb ist hier auch nichts los und ich habe absolute Ruhe und Abgeschiedenheit. Campingplatz-Facilities wie Strom oder Frischwasser gibt’s hier nicht. Dafür aber ein paar schöne Feuerstellen mit Tisch und Bänken dazu. Ansonsten nur Natur pur. Und das alles kostenlos.

Campingplatz im Aukštaitija Nationalpark

Kaunas und Vilnius

Kaunas

Gestern bin ich vom Nationalpark Zemaitija weiter gefahren zunächst bis nach Kaunas. In einem riesigen Einkaufszentrum wollte ich erstens noch Einkäufe erledigen und zweitens die Parkmöglichkeit nutzen, um die Altstadt zu besichtigen.

Das Einkaufszentrum steht in nichts unseren riesen Shopping Malls nach. Hier ist alles an Marken und Geschäften vertreten, was Rang und Namen hat. Und überall eine Auswahl, die einen schier erschlägt.

Nachdem die Einkäufe erledigt waren, bin ich zu Fuß los. Nach einer Stunde war ich bereits platt, auf Asphalt rumlatschen ist gar nicht mein Ding. Außerdem hatte es fast 30 Grad und ich habe nichts zu Gesicht bekommen, was den Trip oder ein Foto gelohnt hätte.

Nach dem Friseurbesuch

In einem winzigen Friseurladen habe ich mir dann eine Wellness-Auszeit gegönnt mit Haare waschen und föhnen. Nach 2 Minuten waschen hat sie dann ca. eine Dreiviertelstunde geföhnt. Das kam dabei raus.
Meine Begeisterung sieht man mir (glaube ich) an.
Aber wenigstens frisch gewaschene Haare …

Penne Arrabiata

In einem netten italienischen Restaurant habe ich mir Penne Arrabiata gegönnt.
Nach schon wieder Räucherfisch war mir nicht zumute. Zur Penne gab’s noch ein großes Bier. Das litauische Bier ist übrigens sehr gut!! Danach waren die Lebensgeister wieder erwacht.

Und dann kam ich auf die Idee, keine tollen Häuser oder Sehenswürdigkeiten mehr zu fotografieren. Die sind eh in viel besserer Qualität in jedem Reiseführer zu finden. Ich wollte mal ein paar andere Bilder machen, wie sie kein Reiseführer zeigt. Und das hat richtig Spaß gemacht. Hier folgen sie einfach in loser Reihenfolge:

Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas
Kurioses in Kaunas

Vilnius

Von Kaunas bin ich dann spät nachmittags noch bis nach Vilnius weiter gefahren. Ich hatte für Vilnius am nächsten Tag einen einheimischen Guide für 10:00 gebucht.

Wir waren eine Gruppe von 8 Personen (4 Isländer, 3 Amis und ich). Unser Guide Ruta war eine junge Architektur-Studentin, die in Vilnius aufgewachsen ist, und uns ihre Lieblingsplätze zeigen wollte. Sie sprach ausgezeichnetes Englisch, redete aber wie ein Wasserfall, ohne Punkt und Komma und auch ohne Luft zu holen, so dass wir allesamt irgendwann mehr oder weniger abgeschaltet haben. Zudem war es tierisch heiß, so dass wir uns immer wieder ein Schattenplätzchen gesucht haben.

Die Ecken, die sie uns gezeigt hat, waren trotzdem hoch interessant. Sie hat darauf verzichtet, uns die insgesamt 40 (!!) riesigen Kathedralen und Kirchen zu zeigen. Statt dessen hat sie uns in die Altstadt gebracht und uns die ehemals jüdischen oder auch deutschen Viertel gezeigt und viele Stories zu jedem erzählt.

Auch in Vilnius habe ich eher die ungewöhnlichen Dinge fotografiert, statt der üblichen Touristen-Attraktionen.

Kurioses in Vilnius
Kurioses in Vilnius
Kurioses in Vilnius
Kurioses in Vilnius
Kurioses in Vilnius

Hier stehen wir vor einer Mauer, an der sich alle Künstler von Vilnius mit einem Objekt verewigen durften.

Kurioses in Vilnius

Eines der Objekte, bei dem (wie bei vielen dieser Objekte) nicht ganz deutlich wird, was der Künstler uns damit eigentlich sagen wollte …

Kurioses in Vilnius
Ein Friedhof für Klaviere …

Nach einem gemeinsamen Bier war die Tour mittags beendet und wir alle ziemlich erschlagen.

Ich bin dann noch weiter gefahren bis in den Aukštaitija Nationalpark, der in der westlichsten Ecke von Litauen liegt, ziemlich nah der Grenze zu Weißrussland. Hier habe ich für morgen eine Wandertour geplant. Nach so viel Großstadt brauche ich jetzt wieder etwas mehr Natur. Das ist eher mein Ding.

Nationalpark Zemaitija – Kanutour

Über die Online-Plattform www.getyourguide.de hatte ich vor zwei Tagen eine Kanutour im Nationalpark Zemaitija gebucht. Bereits 5 Minuten nach der offiziellen Buchungsbestätigung der Plattform bekam ich bereits eine Email direkt von dem Tourguide Janis. Sehr nett, sehr sympathisch und total bemüht, alles auf meine Wünsche abzustimmen.

Ursprünglich war ja als Treffpunkt eine Tankstelle in Plungè außerhalb des Nationalparks vereinbart gewesen. Nachdem ich ihm jedoch mitgeteilt hatte, dass ich bereits die Nacht im Nationalpark verbracht habe und ihm die Adresse des kleinen Campingplatzes gemailt hatte, bot er sofort an, dass er mich direkt dort abholt.

Pünktlich auf die Minute fuhr ein PKW mit einem Kanu auf dem Dach in den Campingplatz rein. Es stellte sich heraus, dass ich der einzige gebuchte Gast war, die Tour also ganz privat für mich durchgeführt wird.

Kanu von WetWeim

Das ist unser Kanu. Genügend Platz für 2 Personen und jede Menge Gepäck. Ich durfte vorne sitzen und Janis nahm auf der hinteren Bank Platz. Gestartet sind wir direkt ca. 1 km vom Campingplatz entfernt in einem ruhigen Seitenarm des Berzoras See.

Janis, der Tourguide und Inhaber von WetWeim

Und das ist Janis. Mit seiner Firma WetWeim baut er im Winter diese liebevoll gestalteten Kanus. Im Sommer bietet er dann Touren damit an. Super sympathischer Typ und genau meine Wellenlänge. Wir haben uns auf der Tour sehr viel unterhalten (er spricht sehr gut Englisch), aber auch mal schweigsam eine halbe Stunde nur gepaddelt und einfach die Natur genossen. TOLL!!!!

Paddeln auf dem Platelui See
Paddeln auf dem Platelui See
Paddeln auf dem Platelui See
Im Schilf

Vom Berzoras See sind wir über mehre kleine Seitenarme dann in den Platelui See hinüber gepaddelt. Menschenleere Wildnis, lediglich ein paar Fischer sassen frühmorgens in ihren Booten.

Paddeln wird anstrengend
Im Schilf

Zeitweise wurde das Paddel schon recht anstrengend, da ich diese Bewegungsart ja auch gar nicht gewohnt bin. Speziell mitten durchs Schilf, war das Vorwärtskommen mühsamer.

Unberührte Natur
Paddeln auf dem Platelui See

Die Ausblicke in die unberührte Natur rundherum haben aber für alles entschädigt. Ein unglaubliche Ruhe und Entspannung breitet sich aus. Das Paddeln wird richtig zur Meditation.

Anlegen zur Nittagspause

Zum Mittagspicknick haben wir dann auf einer der vielen kleinen Inseln im See Halt gemacht. Und Janis hat dann ein großes Picknick aufgefahren mit Tisch, Stühlen, Wein und vielen liebevoll zusammengestellten Leckereien.

Großes Picknick

Ein Bad im See habe ich mir natürlich auch gegönnt. Aber das Wasser war saukalt. Janis hat erklärt, dass die Seen sehr tief sind (ca. 80 m) und Strömungen immer wieder die tieferen Wasserschichten nach oben bringen, die natürlich mehr als frisch sind.

Paddeln auf dem Platelui See

Nach der Mittagspause ging es weiter. Und Janis hat dann mit einer Drohne Bilder von oben aufgenommen.

Paddeln auf dem Platelui See

Als miniwinziger Punkt sind wir im unteren See zu erkennen.

Paddeln auf dem Platelui See

Hier fliegt die Drohne direkt über uns hinweg. Man hatte fast das Gefühl, den Kopf einziehen zu müssen.

Paddeln auf dem Platelui See
Paddeln auf dem Platelui See

Das Verstecken im Schilf gelang nicht. Von oben sind wir immer noch gut zu erkennen.

Paddeln auf dem Platelui See

Janis hatte dann den Vorschlag gemacht, dass wir auf dem Rückweg meinen Campingplatz ansteuern und er mich direkt dort absetzt. Denn das war auch für ihn neu und für mich nochmal eine ganz andere Perspektive des Campingplatzes vom Wasser aus.

Ein Super Tag an dem wirklich alles gestimmt hat. Janis hat sich total nach meinen Wünschen gerichtet und mir wirklich ein perfektes Erlebnis beschert.

Ačiū, Janis!!!!

Nationalpark Zemaitija

Die Landschaft ändert sich sehr rasch, sobald man die City von Klaipeda verlassen hat. Viel weites, flaches, grünes Land, beherrscht von Landwirtschaft. Es geht von Klaipeda aus in nordöstlicher Richtung zum Nationalpark Zemaitija,

Karte Fahrt Klaipeda - Nationalpark Zemaitija
Storchennest

Unterwegs fallen die vielen Storchnester auf. Auf fast jedem Strommast ist eins montiert und viele davon sind besetzt. Zum großen Teil sogar mit Nachwuchs.

Ich hatte mir vor zwei Tagen für diesen Nationalpark eine Paddeltour gebucht auf der Plattform „Get your Guide“. Bereits 5 Minuten nach der bestätigten Buchung bekam ich bereits eine private Email von dem Guide. Er wollte wissen, in welchem Hotel er mich abholen kann, was ich mitnehmen soll, etc. Super Service, sehr nett und freundlich!!

Als ich ihm erklärt habe, dass im Womo unterwegs bin, haben wir als Treffpunkt am 5.6. um 10:00 Uhr eine Tankstelle in Plungè verabredet. Er meinte dort könnte ich das Auto problemlos stehen lassen. Und freies Übernachten sei im Nationalpark sehr schwierig.

Karte Nationalpark Zemaitija

Ich war jedoch bereits am frühen Nachmittag dort. Auf dieser Tankstelle so lange auszuharren und zu übernachten, fand ich nicht so prickelnd. Also beschloss ich, schon mal in den Nationalpark reinzufahren. Und das hat sich gelohnt.

Berzoras See
Berzoras See
Berzoras See

Immer mehr Seen tauchen zwischen den Bäumen auf und lassen mich ständig anhalten, um ein Foto zu machen. Ich kann gar nicht genug kriegen, von diesen tollen Ausblicken.

Campingplatz Witches Homestead arcs

Und dann taucht am Berzoras See plötzlich ein ganz kleines Schild „Camping“ auf. Eine enge Einfahrt, ich bin mir nicht sicher, ob ich rein fahren darf. Aber dann sehe ich einen größeren Camper und sonst nur leere Wiesen. Ich darf mir den Platz frei wählen, soviel habe ich jedenfalls von dem Besitzer verstanden. Auch er spricht nur Litauisch.

Campingplatz Witches Homestead arcs
Campingplatz Witches Homestead arcs

Aber hej …. was für ein idyllischer Ort!. Direkt an eine See gelegen und absolut nichts los. Den Namen des Campingplatzes kann ich nicht ganz nachvollziehen: Witches Homestead arcs.

Habe meine eigene kleine Grillhütte neben meinem Auto. Dort richte ich mir mein Abendessen mit dem Räucherfisch her.

Internationales Abendessen

Es wird ein total internationales Essen. Aus Litauen stammen der Räucherfisch, die grünen Tomaten und die Erdbeeren (war unterwegs noch einkaufen). Dazu gibt es deutsches Schwarzbrot, Butter aus Irland und einen Sauvignon-Blanc aus Chile. Und die alte Frau am Fischstand hatte Recht. Auch der zweite Fisch ist super lecker.

Der größere Camper, den ich beim Hineinfahren gesehen hatte, gehört einem Schweizer Ehepaar. Ihnen biete ich gleich erst mal etwas von meinem Räucherfisch an, da ich nicht vorhabe, jetzt 14 Tage lang jeden Abend das gleiche zu essen. Sie freuen sich und laden mich sofort ein, nach dem Essen doch auf einen Wein rüber zu kommen.

Es wird ein toller Abend. Die beiden sind super nett und aufgeschlossen und bereits viel und weit gereist. Der Gesprächsstoff geht uns jedenfalls bis weit nach Mitternacht nicht aus.

Da es seit 2 Tagen schlagartig warm geworden ist, sind auch die Moskitos erwacht. Die Jagdsaison ist eröffnet.

Moskitos sind erwacht

Aber irgendwie scheinen die Viecher noch nicht ganz wach zu sein. Oder sie brauchen erst mal einen ordentlichen Blut-Cocktail um auf Touren zu kommen. Sie sind erstens noch sehr langsam und lassen sich problemlos mit der Hand fangen. Und wie man sieht, sind sie auch noch ziemlich blöd. Statt 1 cm nebendran die nackte Haut anzuzapfen, versucht sich dieses Exemplar erfolglos bei mir durch 2 Lagen dicken Jeansstoff zu bohren und lässt sich dabei auch noch in aller Ruhe fotografieren… !!!???

Ich fürchte, das wird sich im Laufe der nächsten Tage ändern!

Kurische Nehrung, Große Düne

Heute war Abfahrt in Richtung Nationalpark Zemaitija, ca. eine Stunde Fahrt von Klaipeda in nordöstlicher Richtung. Aber zunächst musste ich ja erst mal die ca. 100 km die gesamt Nehrung wieder nordwärts zurück zur Fähre fahren.

Auf halbem Weg dorthin habe ich dann noch die große Düne besichtigt, die ich mit dem Fahrrad nicht erreicht hatte.

Wanderung zur Düne

Es war eine tolle Wanderung zu dieser Düne hinauf. Hier sieht man sie in der Ferne am Horizont. Seit gestern ist es schlagartig warm geworden. Heute zeigt das Thermometer 28 Grad.

befestigter Pfad zur Düne

Der Weg hinauf ist zum großen Teil mit Planken befestigt. Die Horde von Touristen, die dort in der Hauptsaison unterwegs ist, würde viel zu viel Sand abtragen.

Wirklich erstaunlich ist, wie genügsam manchen Pflanzen sind. Mit anscheinend keinerlei Ansprüchen auf nahrhafte Erde wachsen sie hier im reinen Sand.

Große Düne

Ganz schön anstrengend bis ganz hinauf. Die Sonne brennt und rundherum Wüste. Man fühlt sich fast wie in der Sahara.

Große Düne

Aber irgendwann ist es geschafft und das obligatorische Gipfelfoto musste natürlich sein. Hinter mir der Blick Richtung Süden auf die Küste hinunter lässt erahnen, wie hoch die Düne tatsächlich ist.

Große Düne

Der Gipfelblick in die andere Richtung nordwärts.

Nach dem Abstieg hieß es dann erst mal Gas geben Richtung Fähre aufs Festland.

Fischerhütte

In den Orten unterwegs immer wieder wunderschöne Fischerhäuser in dem typischen Blau.

Räucherfisch

Durch meine Kokelei im Womo und den wunderbar würzigen Duft, der sich dabei entwickelt hatte, habe ich richtig Lust auf geräucherten Fisch bekommen und danach Ausschau gehalten. In einem der Orte habe ich dann einen kleinen Stand mit Räucherfisch entdeckt. Die alte Frau sprach leider nur Litauisch, sodass ich nicht verstanden habe, welche Fische sie da alle im Angebot hatte. Sie sahen alle gleich lecker aus. Ich habe mich dann einfach aufgrund der Optik für den Fisch oben im Bild entschieden. Er hätte 3 € gekostet. Irgendwie war der Frau dieses Geschäft jedoch zu wenig. Sie hat lange auf mich eingeschwätzt (in Litauisch) und mir den unteren goldgelben in den höchsten Tönen angepriesen. Der wäre wirklich super lecker!! So viel habe ich verstanden. Er sieht ja auch toll aus. Aber ich habe vehement abgelehnt, was soll ich für mich alleine mit so viel Räucherfisch. Aber sie hat nicht aufgeben, ich dagegen irgendwann doch. Sieg für sie auf ganzer Linie. Ich habe jetzt Räucherfisch im Gepäck für die nächsten 14 Tage. Ich kriege das Riesenpaket fast nicht in die Kühlbox.

Und dann gings endlich auf die Fähre nach Klaipeda zurück auf Festland. Eine Besichtigung von Klaipeda habe ich mir erspart, die Stadt soll auch keine so tollen Attraktionen bieten. Statt dessen bin ich auf die Autobahn A1 und Richtung Nationalpark Zemaitije gerauscht.

Kurische Nehrung, Fahrrad- und Schiffstour

Am dritten Tag habe ich mir ein Fahrrad gemietet, um einen Teil der Halbinsel abzuradeln. Ich wollte auf jeden Fall die große Düne sehen und auch sonst noch etwas mehr von der Natur, als man vom Auto aus zu Gesicht bekommt.

Das Fahrrad vom Campingplatz gemietet, war ein ziemlich einfaches und schweres. Keine Gangschaltung, es gab nur einen Gang. Bei ca. 2 Prozent Steigung hatte ich das Gefühl mir platzen die Oberschenkel und bei 3 Prozent half nur noch Absteigen und schieben.
Der gesamte Waldboden ist mit Heidelbeersträuchern bedeckt. Bin dafür leider zur falschen Jahreszeit hier.

Waldwege

Aber das Radeln durch wunderschöne Wälder hat entschädigt und ich habe tatsächlich ca. 30 km durchgehalten. Allerdings war der rechte Oberschenkel noch den Rest des Tages bretthart. Die Wälder auf der gesamte Nehrung bestehen aus Pinien und Birken, stets mit einem wunderschönen Saum aus gelbem Ginster. Einfach traumhaft um dieser Jahreszeit.

Bronze-Statue auf einer Düne

Bis zu der großen Düne auf der Hälfte der Insel habe ich es dann doch nicht geschafft. Dafür auf eine der kleineren. Hier stand die witzige Bronze-Figur eines Mannes, der dem Wind trotzt.

Befestigung der Dünen

Die Dünen sind allesamt stark von Erosion bedroht und deshalb so gut es geht befestigt. Die Kurische Nehrung fürchtet um ihre Wahrzeichen!!

Küste des Kurischen Haffs

Mittags habe ich eine Rast direkt am Haff eingelegt in einer kleinen Fischerhütte mit Sitz in der ersten Reihe.

Fischsuppe zum Lunch

Zum Lunch gab’s hier eine Fischsuppe, serviert einfach in einer große Tasse und super lecker. Wieder viel frischer Dill und Knoblauch …

Historischer Kurenkahn

Nachmittags habe ich noch eine Schiffstour mit einem der alten Kurenkähne unternommen. Sie fahren zu der südlichen Großen Düne hinaus, die sich über die Grenze bis in den russischen Teil zieht.

Diese „Kurenas“ sind Kopien der historischen Fischerboote, von denen es bis vor dem Krieg hunderte auf der Nehrung gab. Charakteristisch sind die Kurenwimpel, die sie früher auf dem Mast trugen und damit ihren Heimathafen anzeigten. Heute stehen sie überall auf der Nehrung als Wahrzeichen am Straßenrand und geben ein hübsches Bild ab.

Kurenwimpel in Nida
Kurenwimpel in Nida

Und dann kam endlich die legendäre Düne in Sicht, ca. einen Kilometer lang und etwa 90 m hoch. Na ja, viel Sand halt …

Große Düne auf der Kurischen Nehrung
Große Düne auf der Kurischen Nehrung
Große Düne auf der Kurischen Nehrung

Aufpassen muss der Kapitän bei der Runde, dass er dem russischen Hoheitsgebiet auf dem Wasser nicht zu nahe kommt. Es patroullieren regelmäßig russische Polizeischiffe, die genau kontrollieren, dass niemand auch nur ein paar Zentimeter zu nahe kommt.

Kurische Nehrung, Nida

Nach den Änderungsarbeiten am Wohnmobil bin ich in den Ort Nida gelaufen. Fußmarsch vom Campingplatz nur ca. eine halbe Stunde. Der Ort liegt an dem Küstenstreifen zum Kurischen Haff hin.

Fischerhäuser in Nida
Tuk-Tuk in Nida

Wunderschöne pitoreske Fischerhäuser in dem typischen Blau der Nehrung gehören ebenso zum Stadtbild wie die witzigen Tuk-Tuks.

Der Besuch des Thomas-Mann-Hauses gehört natürlich zum Muss in Nida.

Zum Abendessen war ich dann in einem der vielen kleinen Fischrestaurants. Gebackener Zander serviert mit einem dicken, sahnigen Schmand mit ganz viel Knoblauch und Dill. Gut, dass ich den Camper für mich alleine habe.

Änderungen am Wohnmobil

Eine kleine Änderungen am Wohnmobil ist erforderlich. In den bisherigen Nächten hat sich herausgestellt, dass das Bett breiter ist, als ich es brauche. Ich hatte für das Bett ja 90 cm eingeplant mit den beiden Matratzenteilen 60 und 30 cm. Aber erstens habe ich dann im ausgezogenen Zustand kaum noch Bewegungsspielraum im Wagen. Und zweitens brauche ich diese Breite gar nicht. Und die Überdecke ist ebenfalls viel zu groß und schwer. Mit ihr kämpfe ich jede Nacht, sie gewinnt immer.

Deshalb habe ich nach der Ankunft auf dem Campingplatz in Nidden (ganz unten auf der kurischen Nehrung) erst mal einen Basteltag eingelegt. Das 30 cm breite Matratzenteil habe ich halbiert auf 15 cm. Das ergibt zusammen mit dem Hauptmatratzenteil von 60 cm ein Bett von 75 cm Breite. Das reicht mir voll und ganz. Von der Überdecke habe ich dann gleich 20 cm abgeschnitten und in einer Nähstunde den Rand neu versäubert.

Hab alle Mülleimer auf dem Campingplatz genutzt und das ganze überschüsse Material (Schaumstoff + Polsterstoff) zu entsorgen.

angekokelte Abdeckung

Und dann gab es noch eine Änderung. Die Unterseite der aufklappbaren Kocherabdeckung war ja bisher in einem langweiligen, eintönigen weiss. Da habe ich ein bisschen Muster und Farbe reingebracht. Nach dem Kochen hatte ich den Regler der Flamme nicht ganz komplett geschlossen. Der Kocher brannte mit einer winzigen Flamme weiter, die jedoch nicht zu sehen war und mir deshalb auch nicht auffiel.

Ich habe dann irgendwann die Klappe über dem Kocher wieder geschlossen. Nach einer Weile fing es ganz würzig an zu riechen. Ich dachte meiner Nachbarn hätten etwas ganz Leckeres auf dem Grill. Es roch wirklich gut!! Ich wollte schon rüber gehen und mal schauern, was auf dem Grill liegt. Aber dann kamen dicke Rauchwolken unter der Abdeckung hervor und dann brach Panik aus.

Ich habe gleich ein nasses Handtuch drauf geworfen und konnte so schlimmeres verhindern. Jetzt ist die Unterseite der Klappe jedenfalls nicht mehr so langweilig. Sie ist leicht angekokelt und hat Charakter!

Mir war ja schon bei der Planung des WoMos klar, dass die Kombination Alla + offenes Feuer im Auto große Risiken birgt. Aber jetzt hab ich den Gau schon hinter mir und kann den Rest der Tour entspannt kochen.

Kurische Nehrung

Karte Kurische Nehrung, Litauen

Die Kurische Nehrung ist eine 98 km lange Halbinsel, teilweise nur 380 m breit und im Jahr 2000 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Nehrung trennt das Kurische Haff von der Ostsee.

Seit 1945 gehören die nördlichen 52 km zu Litauen und die südlichen 46 km zur russischen Exklave Kaliningrad.

Nach der ersten Nacht auf einem Parkplatz bin ich dann morgens zu dem reservierten Campingplatz in Nida (Nidden) ganz im Süden der Nehrung gefahren. Nidden ist der letzte Ort vor der russischen Grenze.

Er liegt wunderschön mitten in einem Pinienwald. Sämtliche Stellplätze sind deshalb schön schattig und man kriegt von den Nachbarn nicht viel mit. Hier will ich ein paar Tage bleiben.

Große Besichtigungstouren habe ich heute nicht mehr vor. Ich brauche erst mal einen Ruhetag.

Die Zeit heute will ich nutzen für ein paar kleine Änderungen am Wohnmobil.

Ankunft in Litauen

Die Überfahrt mit der zweiten Fähre von Trelleborg (Schweden) nach Klaipeda (Litauen) war laaaang, Abfahrt um 05:00 und Ankunft um 23:00, und langweilig. Aber es war bei der Buchung eh Kabinenpflicht gewesen. So habe ich die meiste Zeit der Überfahrt verschlafen. Es fehlten mir ja auch die 2 Nächte davor.

Bei der Ankunft der Fähre war es schon stockdunkel. Trotzdem habe ich die kleine Fähre für die Überfahrt auf die Kurische Nehrung gleich gefunden. Und um 24:00 Uhr ging tatsächlich auch noch eine Fähre.

Smiltyne Yachtclub

Für die erste Nacht hatte ich mir wegen der späten Ankunft direkt in Smiltyne Yachtclub einen Campingplatz reserviert. Auf dem Foto sah er wirklich toll aus und Sie hatten mir versichert, die Rezeption sei rund um die Uhr geöffnet, die späte Ankunft also kein Problem. Leider war niemand zu finden. Es dröhnte nur unglaublich laute Musik aus der Disco.

Ein junger Mann riet mir dann doch einfach auf dem Parkplatz stehen zu bleiben für die Nacht. War mir gerade recht. Ich war derartig müde und durch den Wind, dass ich gar keine Lust mehr auf große Aktionen hatte. Innerhalb von 5 Minuten lag ich im Bett und stand 10 Minuten später wieder senkrecht. Eine Gruppe junger Leute hatte sich um einen Sportwagen neben mir versammelt und die Musikanlage des Wagens bis zum Anschlag aufgedreht. Der neueste Litauische Rapp dröhnte über den ganzen Club und machte der Disco Konkurrenz. Bei mir im Auto vibrierte jedes Besteckteil in den Schränken und wahrscheinlich hat sich jede einzelne Schraube gelockert.

Aus Angst mich mit einer Gruppe alkoholisierter Jugendlicher anzulegen, habe ich mich erst mal ruhig verhalten. Ich hoffte, sie wollten einander vielleicht nur ihre tolle Musikanlage vorführen und der Spuk wäre dann nach 10 Minuten vorbei. Leider hat er über eine Stunde gedauert. Inzwischen war es 03:00 Uhr. Ich habe noch eine Weile gewartet, aber als alles ruhig blieb, dann doch die Flucht gewagt.

Mitten im Naturschutzgebiet (das betrifft die gesamte Halbinsel) ist überall Parken verboten. Aber irgendwann habe ich dann doch noch einen Parkplatz gefunden, auf dem kein Verbotsschild stand. Als ich um 06:00 Geräusche vernahm und aus dem Fenster lugte, stand ein Polizei-Auto neben mir. Ich war gespannt, was sie mir zum Frühstück präsentieren würden. Aber immer noch total übernächtigt, habe ich rumgedreht und weiter geschlafen. Als ich um 09:00 wieder aufgewacht bin, waren sie verschwunden. Wahrscheinlich waren auch die Polizisten einfach nur müde.

Meine Ankunft in Litauen, glich einem Fehlstart. Es kann also nur besser werden.