Riga

Stadtbesichtigung

Ich hatte mir über die Plattform Getyourguide.de erneut einen einheimischen Führer für Riga gebucht. Wir sollten uns um 14:00 Uhr an der Freiheitsstatue treffen. Ich bin recht früh nach Riga rein gefahren, da ich dachte auf eigene Faust vorher noch ein bisschen Sightseeing machen zu können.

Der frühe Start war auch gut so, denn der Verkehr zur Stadt rein war ätzend und dauerte viel länger als geplant. Dann fing es auch noch an zu schütten und ein Mordsgewitter verhinderte jegliche Aktivitäten. Außerdem war es tierisch heiß. In der Vorhersage hatten sie zwar nur 29° angesagt, aber auf dem Thermometer in Auto kletterte die Temperatur auf 32°.

Deshalb trödelte ich in dem Einkaufszentrum rum, in dem ich einen Parkplatz nicht allzu weit vom Treffpunkt entfernt gefunden hatte. In einem Supermarkt (nein eigentlich wäre Hypermarkt angebrachter) habe ich dann noch Einkäufe erledigt. Natürlich gehörten wieder die grünen Tomaten dazu, die entwickeln sich zu meinen absoluten Lieblingen. Und ich habe nach vielem Rumfragen auf Englisch, Kopfschütteln oder Nichtverstehen der Verkäuferinnen endlich einen Kaffee-Weißer gefunden. Ich hatte das Problem mit frischer Milch für meinen Kaffee, dass diese durch die schlechten Strassen, Schlaglöcher und das ewige Rütteln jedes mal ganz schnell ihren Zustand geändert hat und zu einer Art Buttermilch wurde. Sie war nicht sauer und schmeckte im Müsli noch einigermaßen. Aber für den Kaffee war sie unbrauchbar. Er blieb schwarz mit einigen weißen Flocken darin. Also musste statt Milch ein Milchpulver her. Und in diesem Hypermarkt habe ich sowas tatsächlich gefunden!!

Das Gewitter hat sich rechtzeitig vor dem Treffen mit dem Guide aufgelöst und die Sonne knallte wieder vom Himmel.

Außer mir nahm noch ein englischer Tourist an der Führung teil. Unser Guide Anna war wieder eine junge Frau, die ausgezeichnet Englisch sprach und uns auf Anhieb sympathisch war.

Universität Riga

Sie führte uns als erstes zu diesem monumentalen Gebäude, der Akademie der Wissenschaften. Hier gibt es im 15. Stock eine Aussichtsplattform, von der aus man einen 360° Blick über Riga hat.

Blick von oben auf Riga

Im Hintergrund der Fernsehturm, vorne ziemlich russisch angehauchte Blockbauten. Es wird in Riga zwar versucht, alles was an Russland erinnert ausmerzen, aber da gibt es noch viel zu tun.

Weitere Blicke von oben. Im rechten Bild sieht man bereits die Markthallen mit den Rundbögen, die wir als nächstes besucht haben. Sie sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und überraschen mit ihren Dimensionen. Die Hallen werden von mehreren Zeppelin-Hangars gebildet, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus Deutschland importiert wurden, um hier Zeppeline zu bauen.

Markthallen in Riga
Markthallen in Riga
Markthallen in Riga

Für jede Produktart gab es eine eigene Halle. Eine riesige Fischhalle, eine für Milch-/Käse-Produkte, eine für Obst/Gemüse, eine für süße Leckereien, für Fleisch …

In der Fischhalle kam ich am geräucherten Lachs nicht vorbei und habe mit ein Stück gekauft. Bei uns hätte ich für dieses Riesenstück sicherlich um die 40 – 50 € bezahlt. Hier waren 6,65 €.

Und dann ging es in die Altstadt mit den riesigen Gebäuden im Jugendstil. Eines schöner als das andere, und fast alle inzwischen wirklich tadellos restauriert. Der Krieg hatte hier sehr viel zerstört, aber vieles ist originalgetreu wieder aufgebaut und steht inzwischen unter UNESCO-Schutz.

Barocke Gebäude in Riga
Barocke Gebäude in Riga
Barocke Gebäude in Riga
Barocke Gebäude in Riga

Das nächste Bild zeigt die drei ältesten Häuser von Riga, liebevoll „Die 3 Brüder“ genannt. Sie haben sämtliche Kriege und Bomben unbeschadet überstanden.

3 Brothers in Riga

Zum Abschluss führte uns Anna in ein Viertel, in dem eine kleine Brauerei neben der anderen steht. Lettland gehört zu den Biertrinker-Nationen und die Vielfalt der Biere übersteigt alles, was in Deutschland geboten wird. Zu jeder Brauerei gehört auch eine kleine Kneipe, in der man das Bier kosten kann. Die kleine Brauerei, in der wir gelandet sind, hatte alleine schon 14 verschiedene Biere im Angebot, vom ganz leichtem hellen bis hin zu dunklen ganz heftigen mit über 17% Alkohol. Dazu gab’s, wie in Litauen auch, die leckeren gerösteten Brotsticks.

Ich war komplett erledigt. Bei 32° durch eine Stadt latschen, ist wirklich nicht mein Ding. Da kann die Stadt noch so toll sein und noch so viel bieten, ein Platz in der Natur an einem See ist mir tausend mal lieber.

Ich hatte für den nächsten Tag eine T-time im Ozo-Golfclub gebucht, der mitten in Riga liegt. Deshalb hatte ich eigentlich geplant, irgendwo in Riga zu übernachten, um am nächsten Morgen nicht wieder so weit in die Stadt fahren zu müssen.

Aber so fertig wie ich nach dem Stadtbesichtigungstag war, hatte ich gar keine Lust mehr auf Golf am nächsten Tag. Deshalb habe ich sowohl die T-time als auch die Übernachtung in Riga gecancelt, und bin aus Riga wieder hinaus zurück zu dem Campingplatz der letzten Nacht gefahren.

Hier draußen, konnte ich endlich wieder atmen und habe mir dann den Lachs zusammen mit der Knoblauch-Käse-Mayo und einem lettischen Bier schmecken lassen. Der Lachs ist ein Gedicht. Ich glaube, so zarten Lachs habe ich noch nie gegessen. Er zergeht auf der Zunge.

Abendessen mit Lachs

Beim Abendessen habe ich dann den wilden Entschluss gefasst, auf weitere ausgedehnte Stadtbesichtigungen zu verzichten. Das mag vielleicht manch einer nicht verstehen, aber es gibt mir nichts, lauter Gebäude, Trubel und Verkehr anzuschauen. Da mag die Stadt noch so viele tolle Sehenswürdigkeiten bieten. Ich hatte bereits am Morgen, als ich nach Riga hinein gefahren bin, nur einen Gedanken: „Ich will hier wieder raus“.

Deshalb habe ich auch meinen Plan von Helsinki aus eine Fähre für eine 3-Tage-Besichtigung von St. Petersburg zu buchen, jetzt erst mal in Frage gestellt. Ich weiß noch nicht, ob ich mir das wirklich antun werde, obwohl ich St. Petersburg ja unbedingt sehen wollte.

Eine Antwort auf „Riga“

  1. Hallo Alla,
    ja, Riga ist eine traumhaft schöne Stadt. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass das bei 32°C nicht wirklich Spaß macht. Vom Jugendstilviertel waren wir damals auch sehr angetan. Uns hat nur geschmerzt, dass unser Guide erzählte, dass die meisten dieser schön restaurierten Häuser in der Hand von russischen Oligarchen sind. Eine 4-Zimmer Wohnung ist nicht unter einer Million zu bekommen. Und unser Aufenthalt dort isch schon 10 Jahre her.
    LG, Gudrun

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