Typisches aus Finnland

Finnland: Wald, Seen, Sauna, Moskitos und Rentiere

Und Schlaglöcher und Radarblitzgeräte.
Ersteres ist über ganz Südfinnland verteilt. Speziell wenn man von den Hauptverbindungsstraßen (Autobahnen gibt’s nur ganz wenige, kurze Strecken) auf eine Nebenstraße abbiegt, befindet man sich sofort auf einer Schotterpiste, die es in sich hat. Hier ist Slalomfahren angesagt und trotzdem schafft man es nicht, allen Schlaglöchern auszuweichen. Wenn dann in Lappland auch noch auf Rentiere am Straßenrand geachtet werden muss, die eventuell genau vor dir die Straße überqueren wollen, dann wird’s schwierig die Augen überall zu haben.

Die Radarblitzgeräte konzentrieren sich hauptsächlich auf den Süden Finnlands. Dort aber stehen sie auf den Hauptstrecken ca. alle 2 km, zumindest direkt hinter jeder Geschwindigkeitsbegrenzung. Und die gibt es ständig. In Lappland ist mir noch kein einziges Blitzgerät aufgefallen, aber hier im Norden fährt sowieso niemand die zulässig Höchstgeschwindigkeit, geschweige denn mehr, da die Rentiere hier als natürliche Bremse wirken. Ich selbst bin hier in Lappland mit Tempo 60 unterwegs und habe das Gefühl, ich bin immer noch zu schnell. Ständig die Befürchtung ein Rentier vor dem Kühler zu haben, macht mürbe und auch ein wenig irre. Inzwischen halte ich jede größere Baumwurzel neben der Straße zunächst erst mal für einen Elch oder ein Rentier. Wenn ich dann daran vorbeifahre, bin ich ganz enttäuscht, dass es doch wieder nur ein Stück totes Holz war.

Einen Elch habe ich bisher nur ein einziges Mal neben der Fahrbahn gesehen, Rentiere dafür jede Menge. Sie kommen einem auf der Fahrbahnmitte entgegen, oder quer aus den Seitengräben. Dann laufen sie mitten auf der Straße vor dem Auto her, kilometerweit, schauen ab und zu über die Schulter, ob du noch da bist. Und wenn du dich dann endlich traust, sie zu überholen, laufen sie dir genau in dem Moment quer vors Auto.

Bei meinen Übernachtungsplätzen an diversen Seen war meist ein Grillplatz mit dabei. Die sind hier in Finnland überall Standard, egal ob am Wasser oder im Wald. Meist ein Steinkreis um eine Feuerstelle, umgeben von Baumstämmen als Bänke. Oft aber auch richtige Grillhütten mit einer gemauerten Feuerstelle in der Mitte und rundherum Bänke. Auf einem Grillgestell hängen auch Werkzeuge wie Säge, Axt, Grillstangen oder Holzstöcke, auf die das Grillgut aufgespießt werden kann. In einer zweiten Hütte lagert oft das Brennholz, von der Forstverwaltung wird es aufgefüllt für Wanderer, Besucher und einheimische Fischer. Sogar Streichhölzer sind zu finden. Außerdem gibt es meist etwas abseits ein kleines Toilettenhäuschen, mit sauberem Plumpsklo und WC-Papier (!!!). Das alles kann unentgeltlich benutzt werden (inklusive Brennholz), nichts ist verschlossen. Und es gibt keinen Vandalismus, alles immer top in Ordnung, und das Werkzeug verschwindet auch nicht. Die jeweiligen Benutzer hacken oft sogar für die nächsten Besucher noch Holz und stapeln es sauber in der Feuerstelle. Müll wird natürlich restlos mitgenommen, meist gibt es eine Mülltonne direkt neben der Hütte. Oder sogar mehrere zur sauberen Mülltrennung!

Auf einigen Campingplätzen wurde mir kostenlose Sauna am Morgen von 08:00 – 10:00 angeboten. Für abends musste man reservieren und bezahlen. Sauna am Morgen – das ist hier normal, denn Sauna ist in Finnland kein Feierabendvergnügen, wie bei uns. Sauna gehört zur täglichen Hygiene. Wie Zähneputzen, und das macht man ja auch morgens und abends. Oder direkt nach dem Golfen. In jedem Golfclub gibt es in den Umkleideräumen eine Sauna für die Damen und eine für die Herren.

Die Finnen wiegen nichts ab. Wenn man auf dem Markt 1 kg Kartoffeln möchte, wird man fragend angeschaut. Hier wird alles in Litern verkauft. Die Marktfrauen haben ein Gefäß für 1 Liter und das wird gefüllt, oft mit einem beachtlichen Berg darüber hinaus. Auch die Preise beziehen sich jeweils auf 1 Liter Kartoffeln, oder 1 Liter Erdbeeren. Das war für mich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, da ich keine Ahnung hatte, wieviel 1 Liter Kartoffeln sind.

Das Bezahlen erfolgt hier eigentlich grundsätzlich mit Plastik. Alles, von der Tasse Kaffee angefangen, wird mit Karte bezahlt. Jede Marktfrau, jeder kleine Imbiss oder Kaffeestand hat ein Kartenlesegerät. Wenn jemand tatsächlich mal etwas bar bezahlt, wird der Betrag auf 5 Cent (manchmal sogar auf 10 Cent) aufgerundet. Mit 1 oder 2 Cent Münzen gibt sich der Finne nicht ab. Es gibt zwar wenige Prägungen der finnischen 1 und 2 Cent-Münzen, aber sie haben inzwischen Sammlerwert.

Die größte Plage Finnlands: Moskitos. Im ganzen Land stehen Elch- und Rentier-Warnschilder, aber nirgendwo wird vor den Blutsaugern gewarnt. Gottseidank sind sie nicht überall. Ich habe Gegenden erlebt, die total mückenfrei waren, andere dagegen waren regelrecht verseucht. Nur einmal für 3 Sekunden die Tür zum Ein- oder Aussteigen geöffnet, schon hatte ich ca. 30 Moskitos im Wagen herumschwirren. Und versuch mal beim Fahren einen Moskito, der dich umschwirrt, zu erschlagen. Du wirst sofort zur Verkehrsgefährdung. Aber abends gemütlich im Auto sitzen war kein Problem, solange die Fenster und Türen geschlossen blieben. Beim Kochen hatte ich jedoch das Problem, das der brennende Spirituskocher die Augen stark reizte. Ich musste deshalb beim Kochen immer die Schiebetür etwas öffnen … Danach habe ich dann jeweils wild um mich geschlagen. Sieben auf einen Streich waren kein Problem, denn anders als bei uns, sind die Moskitos hier ziemlich träge und lassen sich gut erwischen. Es ist aber ein ganz schönes Gemetzel. Und die Leichen kann ich dann auch nicht nach draußen entsorgen, denn dafür müsste ich ja wieder eine Tür öffnen …

Im ARKTIKUM in Rovaniemi waren alle Mückenarten sauber aufgespießt auf Nadeln zu bewundern. Sie waren klassifiziert und beschrieben und durch ein Vergrößerungsglas zu betrachten. Das flößt noch mehr Respekt ein vor diesen fiesen kleinen Monstern. Aber es vermittelte auch ein gewisses schadenfreudiges Gefühl der Genugtuung, sie ihrerseits so aufgespießt zu sehen …..

Flucht aus dem Regen

Heute will ich weiter nach Norden fahren bis zum Inari-See. Der Inari-See ist der Inbegriff Lapplands und der größte See Finnlands. Er ist noch größer als die Saima-Seenplatte, auf der ich die Schiffstour von Savonlinna aus unternommen hatte.

In Inari habe ich mir online für Montag eine Rafting-Tour gebucht, die über den ganzen Tag gehen soll, zwischendrin mit Besichtigung einer Goldgräbersiedlung. Laut Meteoblue soll sich bis dahin die Sonne wieder durchsetzen. Im Moment schüttet es jedoch wie aus Kübeln. Die Scheibenwischer laufen auf höchster Stufe und schaffen es trotzdem nicht, die Wassermassen zu beseitigen.

Ich fahre zunächst einmal nur bis Sodankylä. Hier will ich noch Lebensmittel einkaufen und mir Gummistiefel besorgen. Als ich heute Morgen aus dem Auto gestiegen bin, stand ich direkt im Wasser und Schlamm und hatte gleich nasse Füße.

Auf der Fahrt wieder jede Menge Rentiere am Straßenrand, die der Regen nicht zu stören scheint.

Bis ich in Sodankylä alles eingekauft habe ist es bereits mittags. Aber bis Inari habe ich nur ca. 2 Stunden Fahrt, also kein Problem. Unterwegs kommt dann allerdings eine Email von dem Tourguide rein, dass die Raftingtour für morgen abgesagt werden muss, da ich die einzige Teilnehmerin bin, und Minimum 4 Personen sind. Na prima, vielen Dank auch!

Ich beschließe trotzdem bis Inari zu fahren und dort dann in der Touristen-Information zu schauen, was sonst noch angeboten wird oder man hier unternehmen kann

Aber es regnet die gesamt Strecke in Strömen.

Die Temperatur fällt immer weiter. Irgendwann sind wir bei 7,5°C angelangt. Wenn es noch weiter runter geht, kann ich dann vielleicht eine Schneeschuhtour buchen. Bei dem Versuch, die Temperaturanzeige auf dem Tacho zu fotografieren, wird deutlich, wie die Straßen hier aussehen.

In Inari angekommen hat sich an dem strömenden Regen nichts verändert. Die Tundra rechts und links der Straße steht inzwischen komplett unter Wasser, der Boden kann so viel Wasser anscheinend gar nicht mehr aufnehmen.

Ich schaue mir auf dem Laptop mal genau an, wie der Regenverlauf aussieht. Dabei wird deutlich, dass ich hier genau mitten im einem dicken Regengebiet stecke. Circa 200 km nördlich in Richtung Küste ist kein Regen mehr. Deshalb beschließe ich aus diesem Regengebiet zu flüchten. Ich will solange Richtung Nordkap fahren, bis es aufhört zu regnen.

Nachdem ich die Grenze zu Norwegen hinter mir habe, hört es tatsächlich auf zu regnen. Die Wolken hängen aber immer noch ganz tief und die Temperatur fällt weiter. Letztendlich fahre ich bis zum Nordkap durch, dass ich um kurz nach 22:00 erreiche.

Pyhä-Luosto Nationalpark

Es hat die ganze Nacht durch geregnet und auch heute morgen noch nicht aufgehört. Die Wettervorhersage hatte für heute eigentlich einen trockenen Tag angekündigt, aber Petrus hält sich nicht daran.

Gegen Mittag hört es endlich auf zu regnen. Ich nutze diese Regenpause und breche sofort zu meiner geplanten Wanderung auf. Der Pyhä-Luosto Nationalpark besteht im Wesentlichen aus zwei parallel verlaufenden Höhenrücken von etwas über 500 m Höhe mit einer tiefen Schlucht dazwischen. Über den ersten Rücken erstreckt sich ein ausgedehntes Skigebiet. Den zweiten Rücken kann man nur erreichen, wenn man den ersten erklimmt in die Schlucht absteigt und dann auf diesen zweiten hinauf. Ich werde mich mit dem ersten Höhenrücken begnügen.

Der Wanderweg führt zunächst an den Seilbahnen vorbei. Einer der Sessellifte ist sogar in Betrieb und befördert im Sommer Wanderer direkt zum höchsten Punkt. Ich kämpfe ganz kurz mit mir (wirklich nur gaaaanz kurz) und nehme dann den Aufstieg zu Fuß auf dem Wanderweg in Angriff.

Der gesamte Höhenrücken ist quasi ein Felsenmeer. Aber der Ausblick nach unten wird immer besser je höher ich komme.

Langsam aber sicher gewinne ich an Höhe. Die Skipisten sehen im Sommer natürlich nicht so toll aus. Für die Rentiere scheinen sie aber ein willkommener Rastplatz zu sein. Mitten auf der Piste lagert eine ganze Gruppe. Der Zoom zeigt erst richtig, was das bloße Auge kaum erkennen kann.

Nach guten 1,5 Stunden habe ich die 500 Höhenmeter geschafft und bin oben angelangt. Auf dem „Gipfel“ an der Endstation des Sesselliftes steht (natürlich) ein Restaurant. Hier genehmige ich mir einen Kaffee und ganz leckere Waffeln mit Moltebeeren.

Die Moltebeeren wachsen nur hier in den nördlichen Regionen von Finnland. Sie haben eine orange Farbe sind sehr süss und voll mit Vitamin C.

Der Aufstieg hier hoch auf dem Wanderweg war nicht besonders reizvoll, da es ein breiter Schotterweg ist, der auch als Zufahrt zur Bergstation dient. Ich habe keine Lust, diesen „Volkswanderweg“ auch wieder abzusteigen. Deshalb suche ich auf der anderen Seite des Berges nach einer Möglichkeit und finde einen Pfad. Diesem folge ich ein Weile bevor es wirklich abenteuerlich wird.

Es wird immer steiler und Ich brauche meine ganze alpine Erfahrung um hier runter zu kommen.

Da unten in die Schlucht will ich runter. Jetzt vermisse ich wirklich meine Bergstiefel. Die Trekkingschuhe sind diesem Gelände nicht gewachsen und werden ganz schön ramponiert. Aber irgendwie schaffe ich es und treffe dann im unteren Teil auf einen anderen Wanderweg. Dieser ist für Normaltouristen mit Treppen angelegt, um das steile Gelände zu meistern. Ich bin aber auch ganz dankbar dafür.

Die Treppen führen dann bis ganz nach unten in die Schlucht und hier wird es wildromantisch.

Der Wanderweg verläuft in der Schlucht einige Kilometer auf einem Holzsteg, da das ganze Gelände entweder aus Felsbrocken oder aus Wasser besteht. Danach mündet er dann in einen Waldweg quer durch Heidelbeersträucher.

Nach ca. 5 Stunden bin ich wieder zurück am Auto und mein Knie hat die letzten Kilometer heftig protestiert. Als ich das Auto aufschließe fängt es wieder an zu regnen. Das war perfektes Timing!

Um die gröbsten Schäden an den Trekkingschuhen zu beheben, muss jetzt erst mal wieder der russische Superkleber ran.

Morgen will ich dann weiter nach Norden fahren bis zum Inari-See. Dort habe ich mir für übermorgen eine Rafting-Tour gebucht, die über den ganzen Tag gehen soll, zwischendrin mit Besichtigung einer Goldgräbersiedlung. Laut Meteoblue soll sich bis dahin die Sonne wieder durchsetzen.

Weiterfahrt nach Nordlappland

In der Nacht fängt es wieder an zu regnen. Also schlafe ich erst mal gaaaanz lange aus. Das Thermometer zeigt heute nur noch 9,5°C an. Jetzt wird’s langsam eng mit meinen Klamotten. Habe hauptsächlich Sommerklamotten dabei. Egal es geht weiter Richtung Norden.

Mein nächstes Ziel: der Pyhä-Luosto Nationalpark. Ein richtig bergiges Gebiet und ein tolles Wanderparadies.

Zunächst einmal muss ich ca. 30 km Schotterpiste wieder zurück bis zur Hauptverbindungsstraße Richtung Sodankylä. Eine gerade Strecke bis zum Horizont. Man sieht, wie viele Autos einem in einer halben Stunde entgegen kommen werden. Wie so oft hier: Null.

Das Witzige auf diesen langen Nebenstrecken sind die Hausnummern. Das letzte Haus hatte die Hausnummer 4915. Aber so viele Häuser gibt’s hier doch gar nicht!! Meine Frage, wie das zustande kommt, bringt Erleuchtung: Vom Anfang dieser Straße wird die Strecke bis hierher gemessen. Es sind genau 49,15 km. Deshalb bekommt das Haus die Nummer 4915. Und die Häuser liegen hier ja kilometerweit auseinander. Das nächste Haus hat die Nummer 3245, also bei Kilometer 32,45. Siedelt sich hier also irgendwann noch mal jemand zwischendrin an, bekommt er einfach die Entfernung zwischendrin als Hausnummer und es müssen nicht alle umbenannt werden. Es hat außerdem den Vorteil, wer ein Haus sucht, weiß genau, er muss 49,15 km fahren, dann ist er am Ziel. Total simpel und einleuchtend.

Und dann plötzlich jede Menge Rentiere an der Straße. Erst drei sehr stattliche Burschen mit prächtigem Geweih.

Ich dachte, ich mach schnell erst mal ein Foto aus dem Fenster bevor sie im Wald verschwinden. Aber sie lassen sich von mir überhaupt nicht stören, so dass ich in Ruhe näher kommen und ein weiteres Foto machen kann.

Und dann in einer Art großen Sandgrube gleich ein ganzes Rudel. Der Sand bietet ganz guten Schutz vor den Moskitos, die sich lieber im Wald aufhalten. Und die Rentiere sind genauso genervt von diesen Blutsaugern, wie wir Menschen.

So gestaltet sich die Fahrt bis in den Pyhä-Luosto Nationalpark recht abwechslungsreich. Mit max. 80 kmh tuckere ich dahin. Denn außer auf die Schlaglöcher der Piste muss ich nun ständig rechts und links den Waldrand scannen, damit mir nicht eins der Tiere ins Auto läuft. Oft erkennt man sie aufgrund des unauffälligen graubraunen Fells erst in letzter Sekunde.

Im Pyhä-Luosto Nationalpark angekommen versorge ich mich im Touristen-Büro erst mal wieder mit Infos über den Nationalpark. Ich hoffe das Wetter wird die nächsten Tage etwas besser, damit ich ein paar Wanderungen unternehmen kann. Heute hat es noch den ganzen Tag lang geregnet.

Die Moskitos sind hier aber auch bei Regenwetter aktiv und zahlreich. Ständig schwirren sie um einen rum. Aber man härtet tatsächlich ab. Ich lasse sie schwirren und kümmere mich nicht weiter drum. Gestochen werde ich aber auch nur noch selten, oder meine Intensivbehandlungen bei der Moorwanderung zeigt nun doch Wirkung. Es gibt keine großen Quaddeln mehr. Und wenn ich doch mal gestochen werde juckt es 10 Minuten lang tierisch, aber wenn ich mich beherrsche und nicht kratze ist es dann auch schon vorbei. Ich habe schon mehrere Finnen gefragt, was sie gegen die Moskitos machen. Aber die Antwort war immer nur: nichts. Und wenn sie mal gestochen werden, gehen sie in die Sauna.

Da es so kalt ist, trage ich seit ca. 2 Wochen täglich das einzige langärmelige Shirt und den einzigen warmen Pulli. Die restlichen Klamotten, die ich eingepackt habe, sind alle durchweg nur für Temperaturen über 20°C geeignet.

In Pyhätunturi finde ich ein Sportgeschäft und kaufe mir erst mal warme Klamotten. Ein Fleeceshirt und ein warmer Wollpullover bringen jetzt endlich etwas Abwechslung in mein tägliches Outfit.

Ich war auch wieder Lebensmittel einkaufen. Inzwischen kenne ich mich in den K-Markets richtig gut aus. Hier gibt’s jetzt auch den Rentierschinken im normalen Lebensmittelladen, schließlich bin ich jetzt im Rentierland.

Zum Abendessen im neuen blauen Pullover aus reiner Wolle (!!!) gibt es dann gebratene Zucchini mit einem finnischen Räucherkäse und Rentierschinken. Mhmmmm.

Übersicht

Hier die Strecke, die ich inzwischen seit Oulu zurück gelegt habe:

Der Überblick zeigt, dass ich es in Finnland schon recht weit in den Norden geschafft habe.

Lappland – Arktikum + Reiten

Arktikum in Rovaniemi

Auch heute spielt das Wetter mit. Es ist zwar weiterhin kalt mit 11°, aber wenigstens regnet es nicht. Heute Vormittag will ich mir zunächst ein Museum anschauen. Das ARKTIKUM in Rovaniemi.

Ein auffälliges Glasgewölbe, das wie ein Finger in Richtung Norden zeigt, ist bereits aus der Ferne zu erkennen. Das Arktikum besteht eigentlich aus zwei Institutionen, dem Provinzmuseum von Lappland, sowie dem Arktischen Zentrum. Es bietet deshalb zum einen Infos über Lappland und die Samische Bevölkerung, sowie zum anderen Infos rund um die Arktis und die gesamten Polargebiete.

Arktikum in Rovaniemi
Arktikum in Rovaniemi
Arktikum in Rovaniemi

Das Gebäude selbst ist bereits faszinierend, aber die Ausstellungen darin noch mehr. Hochinteressante Informationen und mit Hilfe von allen möglichen modernen Medien präsentiert. Da kann sich so manches tröge Museum bei uns eine Scheibe abschneiden.

Im Café des Museums genehmige ich mir noch einen Kaffee und ein süsses Teilchen. Die sind hier in Finnland allesamt super lecker. Beides wird in dem traditionellen Geschirr der Samen serviert.

traditionelles Geschirr Lapplands

Trail Riding in Lapplands Wildnis

Im der Tourismus-Info von Rovaniemi habe ich für heute Nachmittag bei Arctic Nature Trips eine Tour gebucht. Es soll ein Ausritt in die Wildnis etwas nordwestlich von Rovaniemi werden. Mit der Besitzerin Tuulia Tykkyläinen habe ich per Email vereinbart, dass sie mich nicht in Rovaniemi abzuholen braucht, sondern ich direkt mit meinem Auto zu ihr komme.

Kurz nach Rovaniemi kommt dann ein Warnschild auf dem der Elch durch ein Rentier ausgetauscht wurde. Es gilt gleich mal für die nächsten 50 km.

Warnschild Rentiere

Und kurz darauf auch ein echtes neben der Straße. Es sieht etwas gerupft aus, da es noch das Winterfell verliert.

Rentier

In Rattosjärvi (Gemeinde Pello) werde ich schon von Tuulia erwartet. Auf unseren Ausritt wird uns auch Philomene begleitet, eine Schülerin aus Frankreich, die im Moment zum Austausch hier ist.

Ich bekomme die notwendige Ausrüstung mit einem passenden Helm und Stiefeln sowie dicken Socken, da in den Stiefeln noch viel Platz ist.

Auf die Nachfrage von Tuulia, wie meine Reitkenntnisse aussehen, entscheidet sie dann, dass ich Fiksu reiten soll. Er ist bereits 17 Jahre alt und ein ganz braves Pferd, meint Tuulia.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Nachdem wir 3 Pferde von der Weide geholt haben, werden sie gesattelt und dann kann’s losgehen. Wie sich herausstellt ist Fiksu auch ein cleveres Pferd. Er registriert schnell, dass er da jemanden mit wenig Reiterfahrung durch die Gegend schleppt. Ich bin nicht in der Lage ihm klar zu machen, was ich will, deshalb macht er was er will: nämlich langsam laufen.

Tuulia und Philomene sind mit ihren beiden Pferden deutlich schneller und müssen ständig auf mich warten. Aber ich schaffe es nicht Fiksu einen Gang hoch zu schalten.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Es ist trotzdem ein toller Ritt. Zunächst geht es stetig bergauf Wege entlang, dann nur noch ein ganz schmaler Trail, letztendlich geht es in ganz wildes Gelände. Bei der Pause zum Foto machen fressen uns die Mücken auf. Also schnell weiter, beim Reiten ist es besser.

Dann geht es steil bergab durch unwegsames Gelände. Fiksu verweigert, als er durch Schlamm soll, aber irgendwann bringe ich ihn doch dazu. Dann erreichen wir den See, an dem eine kleine Hütte liegt.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Hier will Tuulia eine Pause einlegen. In der Hütte entzündet sie ein Feuer und packt Getränke und Würstchen aus ihrem Rucksack aus. Die Würste grillen wir dann auf Stecken gespießt über dem Feuer. Das Feuer vertreibt auch alle Moskitos aus der Hütte.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Nach der Pause bekomme ich Fanni, das Pferd von Tuulia und sie will Fiksu übernehmen. Fanni ist ein deutlich bewegungsfreudigeres Pferd, dass man eher bremsen mss, sonst galoppiert es den ganzen Weg nachhause. Und mit ihm darf ich jetzt auch ins Wasser. Das liebt er besonders. Philomene und ich sollen ein Stück in den See reiten, dann umdrehen und Tuulia will Fotos von uns machen. Wir dürfen auch in vollem Galopp durchs Wasser reiten. Hier kann ja auch nicht viel passieren. Wenn ich runter falle, werde ich zwar nass, breche mir aber keine Knochen.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Fanni ist kaum zu bremsen, die wilde Begeisterung leuchtet aus ihren Augen. Bei mir auch.

Der Rückweg auf Fanni wird zum Vergnügen. Tuulia reitet Fiksu zunächst nicht, sondern führt ihn an der Leine. Was aber auch deutlich schneller ist. Dann steigt sie doch auf und wir reiten abwechselnd Schritt und dann wieder ein Stück im schnelleren Trott. Ihr gehorcht Fisku und läuft!!

Nachdem wir zurück sind bringen wir die drei Pferde zurück auf die Weide. Ich führe Fiksu, und mit der Weide in Sicht kann er plötzlich doch schneller laufen. Schlawiner!

Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Liebe Tuulia, vielen Dank für einen ganz tollen Nachmittag und ein wunderbares Erlebnis!

Lappland – Golf + Safari

Santa Claus Golf

Der Tag heute in Rovaniemi beginnt mit Sonnenschein. Es hat endlich aufgehört zu regnen. Deshalb geht es direkt zum Golfplatz. Den Santa Claus Golf muss ich gespielt haben. Laut deren Website soll es auf dem Platz viele frei laufende Rentiere geben.

Ein sehr netter und freundlicher Empfang dort. Das Clubhaus ist ein tolles, ganz rustikales Blockhaus. Auch die Inneneinrichtung ist entsprechend rustikal und gefällt mir total.

Santa Claus Golf Clubhaus

Ein wunderschöner Platz. Sehr hügelig, es geht ständig steil bergauf oder runter. Ich halte die ganze Zeit Ausschau nach Rentieren, aber sie lassen sich heute nicht blicken. Spuren von ihnen finden wir viele, aber sie selbst bleiben lieber im Wald. Ich will mein Greenfee zurück.

Santa Claus Golf
Santa Claus Golf

Der Abschlag von Loch 18 (Par 3, 150 m) runter auf das Grün unten zeigt die Höhendifferenzen auf diesem Platz.

Wildlife Safari

Für den Abend habe ich eine Wildlife Safari mit einem örtlichen Anbieter gebucht. Ich soll mich um 21:00 Uhr im Office einfinden, von dort aus starten wir. Ich bin zunächst der einzige Gast, aber wir holen noch 4 weitere Gäste ab.

Zunächst geht es ca. eine Dreiviertelstunde Fahrt aus Rovaniemi hinaus in südwestlicher Richtung und von dort aus dann in den Wald ins Nirgendwo. Wir fahren mit dem Allradfahrzeug die abenteuerlichsten Waldwege ab. Die versprochenen Tiere bekommen wir auch tatsächlich zu Gesicht: Elche, Rentiere, Auerhähne, Rehe, Eulen, Kraniche. Leider ist auf den Fotos nicht viel zu erkennen, die Tiere waren leider jeweils doch recht weit weg. Lediglich per Fernglas waren sie gut zu beobachten.

Wildlife Safari

Da hinten vor dem Waldrand steht ein Elch …. Nur mit extremer Vergrößerung zu erkennen, aber dann wird’s unscharf.

Es war jedoch ein unglaublich schönes Erlebnis die helle Nacht hier oben im Norden zu erleben. Die Sonne ging die ganze Nacht gar nicht unter, sondern blieb knapp über dem Horizont. Das Foto ist um ca. 01:00 Uhr aufgenommen.

Mitternachtssonne in Rovaniemi

Wunderschön wurde es gegen 02:00 Uhr, als Bodennebel aus den Wiesen aufstieg, die von dem ganzen Regen vorher durchnässt waren.

Mitternachtssonne in Rovaniemi

Kurz danach hatten wir eine Reifenpanne. Einer dieser steinigen Waldwege wurde uns zum Verhängnis. Und das hier weitab jeglicher Zivilisation mitten im Nirgendwo. Dachten wir! Aber weit gefehlt. Nach ein paar Telefonaten des Guides war die Sache geklärt. In ca. einer Viertelstunde sollte ein Taxi kommen, dass ihn zu einem anderen Wagen bringt, den der Anbieter in diesem Gebiet stehen hat. Mit dem will er uns dann abholen.

Und tatsächlich ist ein Taxi nach einer Viertelstunde da. Wir wundern uns gewaltig, wo das jetzt mitten in der Nacht mitten in der Wildnis herkommt. Ganz so fern jeder Zivilisation scheinen wir doch nicht zu sein. Und bald darauf ist auch der Guide mit dem anderen Wagen zurück. Der Wagen mit dem kaputten Reifen bleibt einfach dort im Wald stehen.

Ich fahre ja auch dauernd solche Schotterwege. Sobald man von der Hauptverbindungsstraße abbiegt, befindet man sich auf Schotter. Ich kann nur hoffen, dass meine Reifen das aushalten. Ich wüsste nicht, wen ich anrufen muss um so schnell mitten im Wald Hilfe zu bekommen.

Um ca. 04:00 Uhr sind wir in Rovaniemi zurück. Das mit der Wildlife-Sichtung war jetzt nicht soooo atemberaubend. Aber der Rest war Abenteuer pur. Speziell die Sonne mitten in der Nacht zu erleben habe ich bisher nicht geschafft. War immer zu müde und hab gepennt.

Auf nach Lappland

Die letzte Nacht in Oulu hat es wieder durchgehend geschifft. Auch am Morgen sieht es nicht besser aus. Das Thermometer ist weiter gefallen und zeigt nur noch 10° C. Das gibt den Ausschlag für die Entscheidung weiter zu fahren. Es geht auf nach Rovaniemi.

Es regnet die ganze Strecke lang in Strömen und auch in Rovaniemi angekommen wird’s nicht besser. Ich fahre in die Innenstadt und ziehe alle Regenklamotten an. Dann mache ich mich auf die Suche nach der Touristen-Information, kann sie aber nicht finden. Statt dessen finde ich das Büro eines Veranstalters für Touren. Dort erkundige ich mich, ob sie mir etwas für die nächsten zwei Tage (laut Wettervorhersage soll es besser werden) anbieten können. Ich buche eine Wildlife Safari für den nächsten Abend, die um 21:00 Uhr losgehen soll.

Die Touristen-Info finde ich dann doch noch. Hier bekomme ich noch so viele Infos, dass ich den ganzen Abend brauche um alles zu lesen. Und ich buche hier noch eine weitere Tour für den übernächsten Tag: eine Trail Riding Adventure Tour. Klingt toll, freue ich mich drauf.

Bei dem Regen weiter durch die Stadt zu laufen macht keinen Sinn. Ich fahre deshalb etwas aus der Stadt hinaus zum Santa Claus Village. Ein „Must see“ in Rovaniemi. Dort überquert man dann auch den Polarkreis.

Santa Claus Village
Santa Claus Village

Einen solchen Touristennepp habe ich selten erlebt. Hier gibt es das offizielle Postamt des Weihnachtsmannes, in dem angeblich alle Briefe an ihn landen. Man kann sich dort auch direkt an einen Tisch setzen und einen Brief an ihn schreiben.

Postamt Santa Claus Village
Postamt Santa Claus Village

Aber ansonsten hat das ganze Village nichts mit Santa Claus zu tun. Außer den 4 Weihnachtsbäumen im Eingang und ständig dudelnder Weihnachtslieder.

Weihnachtsbäume

Der ganze Rest sind ca. 30 Souvenirshops, die alles verkaufen, was kein Mensch braucht: Rentiergeweih als Flaschenöffner oder Kuli; Socken, Mützen und Handschuhe aus 100% Acryl; die billigsten T-Shirts mit riesigen Elchen, Rentieren, Bären oder Finnland-Aufdruck alle „made in Bangladesh“; Softshelljacken mit dem bezeichnenden Logo „-52°“, die aber bestimmt den ersten Regen nicht überstehen; Pullover und Jacken im typischen Design der Samen in 100% Polyester und „made in China“. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Ein paar echt finnische Holzarbeiten sind zu finden. Wie z.B. diese typischen Holztassen mit dem 2-Loch-Henkel. Die bekommt man auf jedem Markt angeboten für ca. 12€. Hier kosten sie dann aber gleich mal 46€.

finnische Holztasse

Außer den Souvenirs gibt’s hier nichts. Keine schönen Dekorationen für den Weihnachtsbaum zum Beispiel, oder anderes Weihnachtliches. Nur billige oder überteuerte Andenken.

Am lustigsten ist es noch eine Gruppe Japaner zu beobachten. Von denen muss sich zunächst jeder einzeln auf dem Polarkreis fotografieren lassen, dann muss die ganze Gruppe gemeinsam sich an der Hand haltend darüber springen. Sie haben einen Mordsspaß dabei, wie die kleinen Kinder.

Polarkreis

Ich hatte den Polarkreis bereits in Alaska überquert. Dort stand mitten im Nirgendwo eine kleine Hütte mit einem Schild daneben „Artic Circle“. Man bekam eine nett gemachte Urkunde und das war’s. Das war mir tausend mal lieber als dieser Touristennepp im Großformat.

Einen Stellplatz für die Übernachtung finde ich dann gleich in der Nähe. Als es spät abends endlich aufhört zu regnen, beginnt die Moskito-Attacke. Tür aufmachen ist nicht mehr möglich, sofort sind sie in Scharen im Auto. Mit denen muss ich jetzt hier in Lappland wohl oder übel zurechtkommen.

Ein weiterer Tag in Oulu

Das Wetter heute sieht immer noch nicht freundlicher aus. Das Thermometer zeigt 12° und der Himmel dunkle Wolken. Trotzdem will ich mir in Oulu noch ein paar weitere Tipps von Heli anschauen. Sie hatte empfohlen, dass ich unbedingt zu der Nallikari Beach sollte. Also steuere ich diese an. Es fängt allerdings heftig an zu regnen. Ich kann mir vorstellen, dass dies ein wirklich schöner Strand ist, wenn die Sonne scheint. Und dann auch viel los ist. Aber im Regen ist hier tote Hose und auch ich drehe ganz schnell wieder um.

Da ich inzwischen gemerkt habe, dass mein Womo auch bei Regen richtig gemütlich sein kann, kuschle ich mich wieder darin ein. Ich will abwarten, ob das Wetter sich nicht eventuell doch noch bessert. Und tatsächlich hört am Nachmittag der Regen auf und ein paar Sonnenstrahlen kommen durch.

Ich mache mich sofort auf und fahre ein Stück nordwärts aus der Stadt heraus zum Virpienimie Golf, um dort eine Runde zu spielen. Gute Entscheidung! Ich bekomme direkt eine Startzeit und plötzlich ist der Himmel blau. Ich erlebe zusammen mit einer finnischen Familie (Mutter, Vater, Tochter) noch eine schöne Runde.

Virpienimie Golf in Oulu

Die ersten 9 Löcher führen durch Wald, sind aber recht breit angelegt.

Die zweiten 9 Löcher gefallen mir eindeutig besser. Sie führen zunächst direkt ans Meer und dann eine Weile am Meer entlang. Wunderschöne Ausblicke!

Virpienimie Golf in Oulu
Virpienimie Golf in Oulu
Virpienimie Golf in Oulu
Virpienimie Golf in Oulu

Nach dem Golfen genieße ich noch die Sauna im Golfclub bevor ich zu meinem Parkplatz für die Nacht zurückfahre.

Oulu

Die Stadtbesichtigung von Oulu steht heute auf meinem Programm. Das Wetter sieht immer noch ziemlich durchwachsen aus. Und es ist saukalt. Wir haben im Moment am Morgen 11° und starken Wind. Ich mache mich trotzdem auf nach Oulu zur Stadtbesichtigung. Warm eingepackt werde ich dem Wetter trotzen. Ich bin bereits um 09:00 h in Oulu, da ich als erstes zu den Kaupahalli (Markthallen) will und dachte, dort geht’s sicher früh los.

Ganz falsch gedacht. Samstag Morgen um 9:00 ist Oulu noch fast ausgestorben. Ich hatte fast Bedenken, dass meine Uhr ganz falsch geht. Die Straßen sind noch völlig ausgestorben, kein Auto in Sicht und alle Geschäfte noch zu.

leere Straßen in Oulu

Es scheint echt noch niemand wach zu sein. An der Touristen-Information hängt auch ein Zettel, dass sie um 11:00 h öffnen. Ich lasse mich jedoch nicht beirren. Ich finde ein Parkhaus in der Nähe der Kaupahalli. Aber auch hier noch gähnende Leere. Trotzdem strebe ich zu Fuß dann zielsicher in Richtung der Markthallen.

Kaupahalli in Oulu

Als ich davor stehe muss ich leider feststellen, dass sie komplett eingezäunt ist. Das wunderschöne Jugendstilgebäude wird zur Zeit restauriert und ist deshalb geschlossen und nicht zugänglich.

Aber der der Marktplatz daneben ist mit wunderschönen alten Salzspeichern umgeben. Diese sind allesamt toll restauriert und zu kleinen Kneipen oder Läden umgebaut.

Marktplatz in Oulu
Marktplatz in Oulu
Marktplatz in Oulu
Marktplatz in Oulu

Bei schönem Sommerwetter ist es sicherlich toll hier draußen zu sitzen und das Marktgeschehen zu beobachten. Bei diesem kalten Wetter und zu dieser „frühen“ Stunde ist allerdings noch niemand auf diese Idee gekommen.

Der Marktplatz selber ist mit vielen kleinen Ständen bebaut. Hier wird hauptsächlich Obst und Gemüse verkauft. Es gibt auch hier viele Essensstände, aber diese sind alle noch verschlossen.

Marktplatz in Oulu
Marktplatz in Oulu

Erdbeeren haben hier im Moment Hauptsaison, aber es sind auch schon die ersten Steinpilze im Angebot. Da hier insgesamt auf dem Markt aber noch so wenig los ist, entscheide ich mich dafür, erstmal einen Stadtbummel zu machen, und dann später so gegen 11:00 nochmals zum Markt zurück zu kommen.

Die Hoffnung, dass dann mehr los ist, zerschlägt sich jedoch um 11:00. Inzwischen hat es auch noch angefangen zu nieseln. Ich bin komplett durchgefroren durch den heftigen, eiskalten Wind. Jetzt noch Regen dazu beeinträchtigt die Stimmung erheblich. Mein Knie schmerzt, die Wanderung gestern + Golfen am Nachmittag war wohl doch zu viel. Deshalb trotte ich etwas geknickt zurück zum Parkhaus, und fahre erst mal aus Oulu raus zurück ans Meer. Diesmal nördlich von Oulu.

aMeer in Oulu

Aber der eiskalte Wind ist so unwirtlich, dass die Wellen ganz gelb schäumen mit dem aufgewühlten Schlamm und sich die Birken im Wind biegen. Nicht sehr gemütlich hier. Ich mummle mich deshalb in meinem Womo ein und mache mir etwas zu Essen, was scharfes mit Chili, das wärmt auch von innen. Erst mal abwarten, wie sich das Wetter entwickelt.

Nachmittags kommen dann doch noch ein paar Sonnenstrahlen durch und meine Lebensgeister zurück. Wärmer ist es allerdings immer noch nicht. Ich fahre wieder nach Oulu rein und will in die Kesän-Sauna. Die ist ein absolutes Unikum, eine schwimmende Sauna auf einem Floß.

Kesän Sauna in Oulu

Das Bild stammt nicht von mir, das habe ich von der Website kopiert (der Akku meiner Kamera war leer). So schön war das Wetter leider nicht, aber die Sauna bei dem miesen Wetter genau das Richtige.

Wir wurden auf einem schwimmenden Ponton rüber gezogen auf das Floß. Durch den starken Wind und die dadurch recht hohen Wellen hat es auf dem Floß ordentlich geschaukelt.

Die Sauna ist gemischt. Alle bisherigen Saunen hier in Finnland waren strikt nach Geschlechtern getrennt. Mit insgesamt 6 Personen waren wir eine überschaubare Gruppe und hatten einen Riesenspaß. In den Fluss zum Abkühlen ist allerdings keiner von uns. Das war uns allen zu kalt. Einfach in den Wind stellen hat schon zum Abkühlen völlig ausgereicht.

Ein tolles Erlebnis ist diese spezielle Sauna. Und mit nur 5 € mehr als günstig. So hat der Tag in Oulu mich doch noch versöhnlich gestimmt.

Nordkarelien

Regentag in Koli

Gestern Abend bin ich ja bereits im Koli Nationalpark angekommen. Die Waschmaschine hatte ich vor dem Saunagang noch gefüllt und sie war dann nach der Sauna auch fertig mit dem Waschgang. Kurz nachdem ich die Wäsche zum Trocknen draußen aufgehängt hatte, fing es jedoch an zu regnen. Also habe ich alles noch feucht wieder abgehängt. Aber wohin damit? Ich habe es erst mal ordentlich zusammengelegt, damit es nicht zu sehr verkrumpelt und wollte es dann am nächsten Morgen erneut aufhängen.

Aber es schifft die ganze Nacht durch und den ganzen nächsten Tag lang. Ich habe die Wäsche dann einfach im Auto ausgebreitet: übers Lenkrad, auf dem Armaturenbrett, auf dem Fahrer- und Beifahrersitz, über die Kopfstützen. Das gesamte Fahrercockpit wurde zum Wäscheständer. Und dann habe ich die Standheizung auf Volldampf laufen lassen.

Das konnte nicht nur die Wäsche gebrauchen, sondern ich auch. Die Temperatur war auf 11° C gefallen und dazu blies ein heftiger, kalter Wind.

Dauerregen + kalter Wind. Brrrr. Ich habe kurzerhand alle Pläne für heute storniert und mich auf meinen 3,5 m² eingekuschelt. Es wurde ein gemütlicher Tag mit Lesen im Kindle und diverser Reiseführer, surfen im Internet nach Reisetipps und Filme auf Netflix schauen. Als ich dann noch gekocht habe, war die Bude vollends zugedampft. Aber Tür aufmachen war nicht gut, die Moskitos wollten auch aus dem Regen raus und ich hatte innerhalb von 3 Sekunden ca. 20 von den Monstern im Auto.

Da der Wetterbericht für morgen wieder Sonne versprochen hat, mache ich schon mal Pläne für die nächsten Tage.

Koli Nationalpark

Der Koli Nationalpark ist ein recht kleiner Nationalpark (auf der Karte unten rot umrandet) nahe der russischen Grenze und ein tolles Wanderparadies. Mittelpunkt ist natürlich sein „Gipfel“. Der Ukko-Koli ist mit 347 m die höchste Erhebung rundherum. Von oben soll man einen traumhaften Blick über den Pielinen See bis rüber nach Russland haben. Dieser Ausblick gilt den Finnen als nationales Symbol und gehört zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Finnlands.

Auf der zweiten Karte, die ich von der Touristen-Information in Koli erhalten habe, sieht man die vielen Wanderwege. Da der Wetterbericht tatsächlich stimmt und die Sonne rauskommt, starte ich zu meiner geplanten Wanderung hoch auf den Ukko-Koli. Die Temperatur ist mit 12° C zwar immer noch recht frisch, aber es ist wenigstens sonnig und zum Wandern gerade richtig.

Die Wanderung ist traumhaft schön. Der weiße Quarzit säumt die ganze Zeit den Weg. Zuletzt führen jede Menge Treppen ganz auf den Gipfel hinauf. Oben bilden von der Eiszeit blank geschliffene Quarzitblöcke ein Plateau.

Aufstieg zum Ukko-Koli
Aufstieg zum Ukko-Koli
Aufstieg zum Ukko-Koli

Oben angekommen öffnet sich ein atemberaubender Bilderbuchblick. Wasser, Wald und Inseln soweit das Auge reicht. Die Größe des Pielinen Sees steht der des Saimaa Sees in nichts nach. Man kann mit bloßem Auge gar nicht mehr erkennen, bis wohin er sich erstreckt.

Ausblick von Ukko-Koli auf den Pielinen See
Ausblick von Ukko-Koli auf den Pielinen See

Schon bevor man ganz oben angelangt ist, gibt es die ersten tollen Ausblicke.

Ausblick von Ukko-Koli auf den Pielinen See
Ausblick von Ukko-Koli auf den Pielinen See
Ausblick von Ukko-Koli auf den Pielinen See

Irgendwo da drüben ist bereits die Grenze zu Russland.

Knapp unterhalb des Gipfels gibt es ein recht modernes Hotel, das aber hauptsächlich im Winter ausgebucht sein dürfte.

Hotel Ukko-Koli

Denn hier gibt es ein Skigebiet, das sogar mit einer schwarzen Piste aufwarten kann!!

Karte Skigebiet Ukko-Koli

Der Sessellift kommt von der anderen Seite hoch. Von hier oben aus gesehen scheint er direkt im See zu versinken.

Ich erspare meinem maladen Knie den Abstieg unbd nehme eine kleine Zahnradbahn, die vom Hotel nach unten führt. Man kann sie selbst bedienen. Sie kommt auf Knopfdruck und dann funktioniert alles weitere automatisch. Gebaut wurde sie von einer Schweizer Firma aus Thun. Es geht so steil nach unten, dass man sich wie auf einer Achterbahn fühlt.

Der Blick aus der Bahn nach unten … und der Blick zurück nach oben. Hier lässt sich erahnen, wie steil sie gebaut ist.

Nach der Wanderung fahre ich weiter in Richtung Oulu. Ich will auf halber Strecke Station machen, um dort eine Runde Golf zu spielen.

Golf in Vuokatti

Genau auf der Hälfte der Strecke liegt der Golfplatz Katinkulta Golf. Das passt wunderbar. Ich hatte die Runde zwar erst für den nächsten Tag geplant, aber da ich heute so früh los bin, ist es jetzt erst Mittagszeit. Die 150 km habe ich schnell hinter mich gebracht. Und bekomme auch direkt noch eine T-Time um 15:00 h.

Katinkulta Golf
Katinkulta Golf

Ich spiele mit einem netten finnischen Ehepaar aus Helsinki, die in dem riesigen Ressort, zu dem der Golfplatz gehört, ein paar Tage Urlaub machen. Der Kurs führt auf den ersten 9 Löchern ziemlich durch Wald und Heide mit teilweise recht engen Fairways. Auf den zweiten 9 Löchern wird er dann eher zum Links Course entlang eines Sees.

Katinkulta Golf

Wie auf allen bisher gespielten finnischen Golfkursen gibt es ein Halfway-Haus, in dem eine Pause zwingend ist. Hier gibt’s Getränke und was zu futtern.

Katinkulta Golf

Auf den zweiten 9 Löchern laufen wird dann auf einen 4er-Flight auf, der alles aufhält. Ab jetzt ist Warten angesagt. Das Wetter wechselt ständig. Zwischen strahlenden Sonnenschein schieben sich ständig dicke Wolken und augenblicklich wird es jeweils sehr frisch, denn die Temperaturen sind immer noch nicht über 14° gestiegen. Da ich trotzdem mein kurzes Röckle anziehen wollte, friert’s mich beim Warten. Aber eine schöne Runde war es trotzdem.

Weiterfahrt nach Oulu

Eigentlich hatte ich mir hier in der Nähe für nach dem Golf bereits einen Übernachtungsplatz herausgesucht. Aber ich bin noch so hellwach, dass ich erst mal ein Stück weiterfahre. Ich kann dann unterwegs einen anderen Übernachtungsplatz suchen, sobald ich müde werde. Aber ich fahre und fahre und werde nicht müde und fahre letztendlich bis Oulu durch. Da es die ganze Nacht ja hell ist, wird auch diese Fahrt zum Genuss.

Unterwegs habe ich dann endlich nach so vielen Elch-Schildern noch eine Begegnung mit einem echten Elch. Er stand am Straßenrand. Und da ich die Kamera ständig griffbereit auf dem Beifahrersitz liegen habe, ist mir auch ein Foto gelungen, bevor er wieder im Wald verschwunden war.

Er ähnelt stark dem Elch, dessen Warnschilder allgegenwärtig sind, hatte nur leider nicht so ein prächtiges Geweih. Na ja, vielleicht beim nächsten.

Südlich von Oulu ca. 20 km außerhalb der Stadt suche ich mir dann einen Übernachtungsplatz am Meer direkt an einem kleinen Strand. Zum Baden ist es leider heute Nacht viel zu kalt.

Hier nochmal im Überblick die Strecke der letzten Tage:

Karte Savonlinna - Koli - Oulu

Von Savonlinna an der Saimaa Seenplatte ging es zunächst in den Koli Nationalpark, von dort weiter nach Vuokkati zum Golfen und dann bis nach Oulu. Jetzt bin ich also an der Westküste Finnlands.

Isojärvi Nationalpark und Seenfinnland

Eigentlich wollte ich in Tampere noch den Pirkkala Golf spielen. Aber am Morgen sieht der Himmel und auch der Wetterbericht nicht so richtig toll aus, sondern verspricht Regen. Deshalb entscheide ich mich gegen Golf und fürs Weiterfahren Richtung Jyväskyla.

Gestern Abend habe ich noch lange im Reiseführer und im Internet gestöbert, was auf dieser weiteren Strecke eventuell interessant sein könnte. Dabei bin ich im Internet auf den Isojärvi Nationalpark gestoßen. Da dieser dem Marco-Polo-Reiseführer keine Erwähnung wert war, denke ich mir, dass hier nicht allzu viele Touristen hinfinden, es also genau das richtige für mich ist. Statt Golf wird es also heute eine Wandertour geben.

Die Fahrt geht zunächst Richtung Jyväskyla und ist wunderschön. Eine Autobahn gibt es nicht. Die großen Schnellstraßen sind hier auch nur zweispurig, stellenweise mal dreispurig, um einen LKW überholen zu können. Aber die Landschaft ist so einmalig schön, dass man eh nicht so schnell daran vorbei brausen will.

Die Straße wird rechts und links fast die gesamt Strecke von einem Teppich aus Lupinen gesäumt. Voilette, rosa und weiß mischt sich zu einem wunderbaren Bild vor dem grünen Wald. Und das die ganze Strecke lang. Und zwischendrin immer wieder Seen.

Lupinen am Straßenrand

Auf der Hälfte der Strecke geht es dann ab in südöstlicher Richtung zu dem Isojärvi Nationalpark.

Schotterpiste

Sobald man von der Hauptverkehrsroute abzweigt, befindet man sich auf einer Schotterpiste der übelsten Sorte. Wie Wellblech haben sich hier Querrillen gebildet. Und ich habe noch 30 km vor mir. Danach weiß ich, dass mein Zahnarzt gute Arbeit geleistet hat. Alle Inlays sind noch drin. Ich hoffe, ich habe genauso gute Arbeit beim Möbelbau geleistet. Dies ist eine absolut harte Teststrecke.

Waldweg

Und ich dachte schlimmer kann’s nicht werden. Aber irgendwann besaß die Straße nur noch Waldweg-Charakter. Allen Schlaglöchern ausweichen war nicht mehr möglich. Man konnte nur noch versuchen, die kleinsten zu wählen.

Offroad-Charakter

Im Nationalpark angekommen hatte mein Auto dann endlich den typischen Offroad-Look. Aber der Caddy hat ganz brav alles mitgemacht.

Die 30 km Schotterpiste haben sich gelohnt. Bevor ich zu einer ca. 3-stündigen Wanderung durch unberührte Natur starte, besorge ich mir im Zentrum des Nationalparks einige Infos. Dort gibt es außerdem erst noch einen Kaffee und eine leckere vegetarische Pie, die sie frisch gebacken haben. Dann geht’s los.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Zunächst geht es steil bergauf über Wurzeln und Felsbrocken. Ein Trail ganz nach meinem Geschmack, der mich an meine alpinen Zeiten erinnert, denen ich immer noch nachtrauere.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark
Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Rundherum nichts außer völlig unberührter Natur, die sich selbst überlassen wird. Die 30 km Schotterpiste sind vergessen. Ich bin im Paradies.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Diesen Riesenbrocken hat keiner auf die kleineren Felsbrocken gehievt. Hier hat die Erosion im Laufe der Zeit ein Kuriosum geschaffen. Aber ich merke schnell, dass auch hier im Wald, genau wie bei der Moorwanderung, die Moskitos hungrig auf frische Blutkonserve gewartet haben. Stehen bleiben und fotografieren ist ihr Angriffssignal. Solange man in Bewegung bleibt ist alles gut.

Aber das habe ich bereits in Alaska gelernt. Man sollte sich am Anfang des Sommers mal gründlich von Kopf bis Fuß durchstechen lassen. Dann entwickelt der Körper ein eigenes Antihistamin, so dass der Rest des Sommer entspannt wird. Man wird zwar immer noch gestochen, aber es juckt einen nicht mehr. Die erste Behandlung dieser Art habe ich ja im Moor schon hinter mich gebracht. Vielleicht ist die zweite Behandlung heute dann ja schon ausreichend für den Sommer. Denn die Hauptmoskito-Gebiete im Norden habe ich ja noch vor mir.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark
Wnaderung im Isojärvi Nationalpark
Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Und dann scheint endlich der See tief unter mir durch die Bäume hindurch. Aber es dauert noch etwas bis ich zum See hinunter abgestiegen bin.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark
Wnaderung im Isojärvi Nationalpark
Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Eine Runde Schwimmen hier im See ist die Belohnung, die kann ich mir absolut nicht verkneifen. Leider habe ich keinen Badeanzug in den Rucksack gepackt. Aber ich bin bisher keiner Menschenseele begegnet, also was solls. Ich bade nackt und hoffe, dass nicht ausgerechnet jetzt jemand kommt.

Wnaderung im Isojärvi Nationalpark

Auf dem Rückweg zum Parkplatz finde ich noch Prachtexemplare wie diesen Röhrling. Aber ich lasse sie stehen, da ich für heute Abend ja den Lachs vorgesehen habe, den ich gestern in Tampere in den Kauppahalli gekauft hatte.

Zurück am Auto setzt ein ganz leichter Regen ein. Ich überlegen, wohin die Fahrt weiter gehen soll. Die Entscheidung trifft der Himmel. Der Blick nach oben zeigt mir, dass die Regenwolken aus östlicher Richtung kommen. Das heisst, ich sollte in dieser Richtung fahren, denn dort sind sie ja schon durch, dahinter wird’s bestimmt wieder schön.

Ich nehme mir also meine Karte vor. Die Richtung, die ich ursprünglich geplant hatte, nämlich nach Jyväskyla, würde bedeuten, den Regenwolken genau hinter zu fahren. Also habe ich umdisponiert, schlage die andere Richtung ein und fahre nach Savonlinna.

Die Fahrt war bisher schon traumhaft, aber jetzt komme ich so richtig in das Seengebiet hinein. Sobald ein See aus dem Blickfeld verschwindet, taucht sofort der nächste auf. Und keine kleinen Seen, sie können es alle in der Größe mit dem Bodensee aufnehmen. Wie lächerlich muss Finnen, die Deutschland besuchen, der Hype vorkommen, den wir um unsere paar Seen machen, wie z.B. den Titisee. Der ist winzig klein im Vergleich, wird aber als Touristenattraktion vermarktet bis zum Geht-nicht-mehr.

Stellplatz bei Savonlinna

Kurz vor Savonlinna suche ich mir dann wieder einen Platz zum Übernachten. Natürlich wieder ein einsames Plätzchen an einem See. Wird hier auch eher schwierig einen Platz zu finden, der NICHT an einem See liegt.

In einem kleinen Ort kurz vorher hatte ich noch Kartoffeln eingekauft und Erdbeeren. Dier Erdbeeren hier sind kein Vergleich zu unseren. Sie sind viel kleiner, haben aber dafür das Vierfache an Aroma. Sie schmecken fast so intensiv wie Walderdbeeren. Das Kilo, dass ich gekauft habe, ist inzwischen auf der Fahrt schon vertilgt.

Zum Abendessen gibt es dann Bratkartoffeln mit Rosmarin und den Lachs mit rotem Pfeffer, den ich gestern in Tampere gekauft habe. Der Fisch-Verkäufer dort sprach sehr gut Englisch und es war auch gerade nicht viel los am Stand. Deshalb hatte er ein Schwätzchen mit mir angefangen. Und mir dann noch geraten, den Lachs auf dem Grill warm zu machen, dann würde er noch besser schmecken. Also lege ich ihn zu den Bratkartoffeln in die Pfanne.

Bratkartoffeln mit Lachs

Dazu gibt es noch frische Tomaten, den Schmand mit Dill und Zitrone, sowie ein finnisches Bier. Ein 3-Sterne-Abendessen! Und das Ganze mit Aussicht auf den See.

Meine bisherige Route hat mich also quer durch Südfinnland geführt. Ab jetzt geht es dann nordwärts.

Tampere

Nach einer wunderbar ruhigen Nacht (ohne Elch-Alarm) bin ich voller Tatendrang und gerüstet, mir Tampere anzuschauen. Auf diese Stadt freue ich mich besonders, denn sie wurde mir von meinen finnischen Freunden Heli und Mauri als „the best city in the world“ in ihren Tipps angekündigt. Verständlich, denn es ist die Heimatstadt von Mauri. Heli dagegen hat mir entsprechend ihre Heimatstadt Oulu angepriesen. Aber bis dahin habe ich noch Stück Weg vor mir.

Tampere gefällt mir auf Anhieb wirklich gut. In Mauris Liste mit Tipps stand als erster Punkt ein Besuch der Kauppahalli (Makthallen). Diese strebe ich dann auch als erstes an. Ohne den Tipp von Mauri hätte ich das bestimmt nicht gefunden. Ein eher unscheinbarer Eingang, etwas zurückversetzt von der Strasse in einem Hausdurchgang. Zwei große Holztüren, die nie und nimmer verraten, was sich dahinter verbirgt.

Kauppahalli Tampere

Eine tolle Markthalle öffnet sich. Jede Menge kleiner Stände bieten alles von Schuhen über Obst, Kuchen, Fisch, Brot und Fleisch. Dazwischen jede Menge genauso kleiner Restaurants (der Begriff ist eigentlich viel zu groß) mit meist nur 2 oder 3 Tischen, sowie viele Cafés für die lecker aussehenden Kuchen und süßen Teilchen.

Mauri hatte mir empfohlen, nach „kylmäsavustettu poronliha“ (kalt geräucherter Rentierschinken) Ausschau zu halten. Aussprechen kann ich das nicht, aber es gibt überall Schildchen an der Ware. Und an diesem Stand mit dem riesigen Elchkopf finde ich ihn und kaufe mir 100 g davon.

Kauppahalli Tampere

Den gibt’s dann zum Abendessen zusammen mit einem runden, dunklen finnischen Brot, dass ich auch hier in der Markthalle bekomme. Dazu habe ich mir noch eine Fenchelknolle einen Apfel und eine Birne gekauft. Daraus wird ein leckerer Salat. In einem Supermarkt besorge ich mir noch Schmand mit Dill und Zitrone. Zusammen mit einem finnischen Bier das absolut perfekte, typisch finnische Abendessen.

Rentierschinken

Aber das ist viel zu weit vorgegriffen. Erst mal habe ich Hunger auf ein Mittagessen. In einem dieser winzigen Restaurants (oder besser gesagt Essensstände) bestelle ich mir einen Salat mit geräuchertem Lachs. Suuuuper lecker. Sorry, aber die Eigenart der Finnen, die Vokale zu verdoppeln und dann gaaaanz lang auszusprechen, steckt an. Getränke wie Wasser, Saft, Kaffee oder Tee gibt’s zum Essen kostenlos zum Selbstbedienen dazu.

Da der geräucherte Lachs so lecker war, such ich gleich noch einen Fischstand. Die haben eine riesige Auswahl an geräuchertem Lachs. Ich entscheide mich für ein Stück mit rotem Pfeffer.

Danach mache ich, schwer bepackt vom Einkauf in den Kauppahalli, noch einen Rundgang durch die Stadt. Und um 15:00 Uhr öffnet dann die öffentliche Sauna ihre Pforten. Auch die ein Tipp von Mauri. Die „Rauhanniemen kansankylpylä“ sind bereits 1929 gebaut worden und seitdem unverändert. Man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt.

Sauna in Tampere

Die Sauna liegt nicht weit vom Zentrum entfernt und direkt an einem, See. Sie ist rund ums Jahr geöffnet, im Winter werden dann Löcher ins Eis des Sees geschlagen zum Baden.

Drinnen darf ich (verständlicherweise) nicht fotografieren. Die Finnen scheinen insgesamt etwas prüde zu sein. Überall habe ich auch in den bisherigen Saunen einen Badeanzug tragen müssen. Nackt saunen ist nicht erwünscht. Finde ich etwas blöd, muss mich aber anpassen.

Danach bin ich ziemlich hungrig und geschafft von dem Programm. Aber immerhin habe ich es einen ganzen Tag in der Stadt ausgehalten!!! Das spricht deutlich für Tampere.

Zum Schlafen fahre ich etwas aus der Stadt hinaus und finde direkt wieder einen tollen Platz an einem See ganz für mich alleine.

See bei Tampere
See bei Tampere

Frisch gebadet bin ich ja gerade erst von der Sauna, deshalb gibt es heute kein Bad im See, wie sonst üblich. Zum Abendessen tische ich dann den leckeren Rentierschinken auf. Er ähnelt etwas dem Bündnerfleisch, ist aber deutlich kräftiger und herzhafter im Geschmack.

Kiitos Mauri !!!
Deine Tipps für Tampere waren Gold wert.

Turku

Weiterfahrt nach Turku

Nach der Driving Range im Ruukigolf fahre ich dann noch weiter westlich Richtung Turku. Als mir kurz vor Turko dann bereits die Augen zufallen und ich einen Schlafplatz suche, sehe ich ein Hinweisschild zu einem Golfplatz. Ich biege direkt auf den Parkplatz ab. Mal schauen, was das für ein Platz ist, das hatte ich bei dem schnellen Abbiegen nicht mitbekommen. Er heißt Archipelagia Golf. Toller Name. Leider ist er bei Golfhäftet nicht gelistet, sodass ich hier keine Vergünstigung bekommen kann. Ich schaue ihn mir trotzdem an. Aber es ist bereits alles geschlossen. Der Website kann ich entnehmen, dass morgen kein Turnier ist und das Greenfee bei 55 € (inklusive Sauna!) liegt. OK, akzeptabel. Ich bleibe zum Übernachten direkt auf dem Parkplatz des Golfplatzes stehen. Ist eh keine Mensch mehr da.

Als am Sonntagmorgen um 09:00 morgens das Büro öffnet, habe ich schon eine Stunde Putten und Chippen hinter mir. Ich kriege gleich um 09:20 noch einen Platz in einem Flight mit 3 Finnen. Wie sich während der Gespräche auf der Runde herausstellt, spielen sie alle 3 in einer finnischen Eishockey-Mannschaft und waren gerade 4 Tage mit der Mannschaft in Hamburg. Und von Hamburg begeistert!

Archipelagia Golf
Archipelagia Golf

Wieder ein sehr schöner Platz und eine lustige Runde. Ich genieße anschließend noch einen Saunagang sowie das Duschen und Haarewaschen. Sie haben sogar einen Fön, so dass ich danach endlich mal wieder ordentlich gestylt ausschaue.

Turku

Es ist bereits Nachmittag, aber ich will mir noch Turku anschauen. Ich habe nur noch eine gute halbe Stunde zu fahren. Die Stadt gefällt mir auf Anhieb. Die lockere Atmosphäre der Universitätsstadt sagt mir zu. Speziell rund um den Fluss Aura spielt sich das Leben ab. Neben jeder Menge alter und historischer Schiffe, gibt es dann auch noch den Kai mit den modernen Segelschiffen.

Hafen Turku
Hafen Turku
Hafen Turku
Hafen Turku

Das Stadtbild wird überwiegend durch bunte Holzhäuser geprägt. Natürlich gibt es auch die modernen Hochhäuser und große Wohnblocks. Aber der überwiegende Teil ist niedrig und in diesem typischen Stil und allesamt grün, gelb, blau oder rosa gestrichen.

Turku
Turku
Turku

Da es Sonntagabend ist, hat alles geschlossen. Auch die Ausflugsdampfer im Hafen fahren nicht mehr. Ich hätte gerne eine Fahrt in die Schären mit einem der alten Dampfer unternommen. Ich überlege, ob ich deswegen noch einen Tag bleiben soll, entscheide mich dann aber doch zum Weiterfahren Richtung Tampere.

Ganz schaffe ich die Strecke nicht mehr. Mir fallen wieder die Augen zu. So viel und so gut, wie ich in meinem Womo schlafe, scheint es fast, als hätte ich jahrelangen schlechten Schlaf aufzuholen. Die Helligkeit stört mich nicht im Geringsten. Ich falle meist bereits um 22:00 Uhr um und schlafe bis um 08:00 Uhr durch. Schaffe ich zuhause nie!

Als mich also die Müdigkeit wieder übermannt, fahre ich von der Schnellstraße ab … und finde direkt wieder einen See. Ein kleines bisschen Suchen und ich habe erneut ein traumhaftes Plätzchen ganz für mich alleine.

See bei Tampere
See bei Tampere

Aus dem Wald nebenan dringen merkwürdige Geräusche. Klingt wie ein Mix aus Grunzen und Schnarchen. Ich hoffe mich knutscht heute Nacht kein Elch. Die „Achtung Elche“-Warnschilder tauchen inzwischen sehr regelmäßig am Straßenrand auf, sobald die Straße auch nur ein paar hundert Meter durch Wald geht. Gesehen habe ich hier aber noch keinen.

Pech in Tammisaari

Ich bleibe noch einen weiteren Tag auf dem Campingplatz in Tammisaari. Nach der Golfrunde im Eke Golf hatte ich mich auf ein Mittsommerfest gefreut. Aber leider gab es hier in der Gegend kein größeres, bzw. öffentliches Fest. Hier sind sehr viele Mökkis (das sind die Wochenendhäuschen der Finnen). Und dort wird privat gefeiert, wie mir meine Flightpartner erklärt hatten.

Auf dem Campingplatz trafen sich zwar auch zu später Stunde viele der Camper. Da der Campingplatz aber nur von Finnen besetzt war, habe ich mich darunter etwas verloren gefühlt, da nur Finnisch gesprochen wurde. Blumenkränze, Tanz, Musik und Gesang (wie eigentlich von mir erwartet) gab es nicht, sondern nur jede Menge Bier.

Da der allgemeine Treffpunkt ein Grillplatz war, der direkt hinter meinem Auto lag, wurde es mir irgendwann ungemütlich und ich bin auf einen anderen Stellplatz umgezogen. Da ich außerdem keine Lust auf nächtlichen Besuch von einem besoffenen Finnen hatte, habe ich mein Auto verschlossen und geschlafen.

In Finnland heißt es aber: „Wer in der Mittsommernacht schläft, hat ein Jahr lang Pech.“ Ich war wahrscheinlich die Einzige, die tatsächlich geschlafen hat. Das Pech erwischt mich dann auch direkt am Morgen. Nach dem Frühstück wollte ich auf das WC des Campingplatzes, steige aus dem Auto aus und mache die Schiebetür zu. In dem Moment in dem ich das zweite Klicken höre, wird mir klar, dass ich jetzt ein größeres Problem habe. Da ich gestern Abend die Türen verschlossen hatte, aber die Schiebetür zwecks Luft etwas offen gelassen hatte, ging sie auch heute morgen auf. Aber nachdem ich sie dann zugeworfen habe, war das Auto nun komplett verschlossen … und der Schlüssel im Auto. Ich hätte kotzen können, obwohl ich gestern Abend nicht mitgesoffen hatte.

Eine Stunde lang telefoniert das Mädchens an der Rezeption erfolglos. Sie konnte niemanden erreichen, der mir hätte helfen können. Alles geschlossen heute nach der Mittsommernacht. Selbst bei der Polizei! Ich sehe mich gedanklich bereits eine Scheibe einschlagen.

Irgendwann kommt dann jedoch der Chef dazu. Nach nur einem Telefonat hat er Jemanden, der bereit ist, in ca. 1 Stunde zu kommen. Der Chef erklärt mir, das wäre ein Handwerker, der so ziemlich alles repariert. Er will das Schloss aufbohren. Für mich auch eine Horrorvorstellung, den Wagen nicht mehr verschließen zu können und dann mehrere Tage in Turku verbringen zu müssen, um eine neue Schließanlage einbauen zu lassen. Aber, na gut, wenn’s nicht anders geht. Ich habe ALLES im Auto, Portemonnaie, Handy, Pass … Ich hab gar nichts ausser den Klamotten die ich trage,

Nach der guten Stunde taucht ein VW-Bus auf mit einem alten Mann am Steuer. Als er aussteigt, zeit sich dass er wirklich dürre, schmächtig und uralt ist. Dafür hat er einen imposanten Schnauzbart, der jedem Walross Konkurrenz macht. Als Opa jedoch seinen VW-Bus hinten öffnet, kommt eine moderne, voll ausgestattete Werkstatt zutage, total aufgeräumt und sauber. Ich bin beeindruckt.

Der Opa macht sich sofort an die Arbeit und stemmt die Fahrertür oben einen Spalt breit auf. Dann führt er geschickt einen Draht ein und hat ihn sogar recht schnell um den Türgriff gebogen. Der Hebel lässt sich zwar betätigen, aber die Tür geht nicht auf. Das hätte ich ihm zwar vorher sagen können, aber er spricht leider kein Englisch und die Verständigung ist schwierig. Leider ist der Caddy so konstruiert, dass bei verschlossenen Türen, sich diese auch von innen per Hebel nicht öffnen lassen. Man muß die Türen über den Schlüssel öffnen. Fand ich bisher schon blöd, jetzt wird’s zum richtigen Problem.

Inzwischen sind wir zur Attraktion auf dem Campingplatz geworden. Eine größere Menge Zuschauer hat sich rund um mein Auto versammelt. Opa schwitzt. Aber man sieht ihm an, dass ihn der Ehrgeiz gepackt hat. Außerdem weiß er vom Chef, dass ich ihn nur bezahlen kann, wenn er das Auto aufkriegt. Denn alles ist im Auto, auch das Portemonnaie.

Dann sieht er den Schlüssel in der Mittelkonsole zwischen den Sitzen liegen. Also bastelt er einen anderen Draht und will damit versuchen, den Schlüssel zu angeln. Circa eine halbe Stunde Geduldspiel, er bekommt ihn nicht an den Haken. Ist auch schwierig mit dem Draht, der durch den engen Türspalt und um mehrere Ecken bewegt werden muss. Der Schweiß tropft nur so, aber er gibt nicht auf. Und irgendwann hängt der Schlüssel am Haken. Opa legt ihn vorsichtig auf dem Sitz ab und versucht dann, mit dem Draht die „Tür auf“-Taste zu drücken. Geht nicht. Also noch einen anderen dickeren Draht basteln, wieder entsprechend zurechtbiegen und erneut versuchen.

Und dann schafft er es, die Lichter leuchten auf, und die Türen lassen sich öffnen. Sämtliche Zuschauer brechen in Jubel aus und klatschen Opa begeistert Beifall. Opa selbst freut sich am meisten und strahlt von einem Ohr zum anderen. 70 € will er dann dafür und ich finde, die hat er sich redlich verdient. Als ich ihn dann noch zu einem „iso olut“ = großes Bier (dafür reicht mein Finnisch) einlade, strahlt er noch mehr, obwohl das schon fast nicht mehr möglich war.

Wir sitzen dann auf der Terrasse beim Bier. Sein Schnauzbart wird bei jedem Schluck nass, aber ein Wisch mit dem Ärmel bringt das wieder in Ordnung. Viel zu sagen haben wir aus aufgrund der Sprachdifferenzen nicht, aber Opa lacht die ganze Zeit und ist glücklich. Ich auch. Keine Scheibe eingeschlagen, kein Schloss aufgebohrt! Lediglich ein paar Kratzer am Türrahmen, aber wen interessiert das schon.

Ruukkigolf

Leider ist meine Pechsträhne an diesem Tag noch nicht zu Ende. Für heute hatte ich mir ja noch eine Runde Golf auf dem Ruukkigolf vorgenommen. Der Anruf gestern hat ergeben, dass sie keine Reservierungen vornehmen, sondern das Motto lautet: kommen und spielen.

Durch die Aktion „Auto aufbrechen“ ist es zwar schon Nachmittag geworden, aber ich will mir den Tag durch die Aktion nicht verderben lassen. Ich fahre also die halbe Stunde zu diesem Platz. Leider hatte die Dame gestern vergessen zu erwähnen, dass heute der Platz mit einem Turnier belegt ist. Ich kann frühestens in ca. 3 Stunden auf den Platz. So lange will ich dann doch nicht warten und kaufe mir statt dessen 2 Token für die Driving Range und haue eine Stunde lang Bälle raus.

Ankunft in Helsinki

Inzwischen hat mich die Fähre von Tallinn nach Helsinki gebracht. Meinen Plan, von hier aus einen 3-Tage-Trip nach St. Petersburg zu unternehmen, habe ich nun endgültig aufgegeben. In Tallinn habe ich erlebt, welche Menschenmassen die Kreuzfahrtschiffe in die Stadt bringen. Und das wird jetzt zur Mittsommerwende in St. Petersburg noch deutlich mehr sein. Dafür hätte ich etwas früher hier sein müssen. Jetzt im Moment ist in St. Petersburg absolute Hochsaison. Und solche Menschenmassen wie in Tallinn brauche ich nicht nochmal.

Helsinki wollte ich mir eigentlich näher anschauen. Die Fähre kam mittags an, also genug Zeit. Aber nachdem ich fast eine Stunde durch Helsinki geirrt bin auf der Suche nach einem Parkplatz war ich wieder etwas genervt. Mein Navi hat total gesponnen und mich ständig z.B. in Sackgassen geschickt. Einmal stand ich mitten im Busbahnhof, und zwar entgegen der Fahrtrichtung. Erst haben alle Busse mich angeblinkt und gehupt. JAA, danke, als ob ich nicht selbst gemerkt hätte, dass ich hier falsch bin!!! Rückwärts raus ging aber auch nicht mehr, deshalb hab ich mich stur gestellt: ICH WILL HIER DURCH!

Und dann waren sie plötzlich ganz freundlich und haben mir per Handzeichen klar gemacht, wie ich wieder hier raus kommen und mit ihren dicken Bussen sogar Platz gemacht, damit ich (immer noch entgegen der Fahrtrichtung) zwischen ihnen durch fahren konnte. Na also, geht doch. Danke!!

An der nächsten Kreuzung schickt mein Navi mich geradeaus. Dicke Betonboller sperren allerdings diese Fahrtrichtung als Fußgängerzone ab. Ich biege rechts ab, Kommentar meines Navis: „Sie sind von der Route abgewichen“. Nachdem ich diesen Satz gefühlte 100 mal vorgehalten bekomme, bin ich genervt von Susi. Ich will nur noch aus Helsinki raus. Auf der Suche nach Schildern, die mich in die richtige Richtung führen, habe ich dann auch noch eine rote Ampel übersehen. Auf einer mehrspurigen Straße stehe ich plötzlich mitten auf dem Zebrastreifen in einem Strom von Fußgängern, die für ihren Übergang grünes Licht hatten. Also musste ich wohl rot gehabt haben. Aber statt zu meckern oder mich zu beschimpfen lachen sie mich an. Ein Polizist, der mich sofort verhaftet, taucht auch nicht auf. Mal schauen, ob es irgendwo geblitzt hat und ein Strafzettel nach hause kommt.

Weiterfahrt südwestlich die Küste entlang

Und dann habe ich es irgendwann geschafft, die Autobahn in westlicher Richtung nach Turko zu finden und gebe Gas. Am Stadtrand sehe ich dann rechts von der Autobahn einen Baumarkt liegen. Noch dazu einen deutschen der Kette BAUHAUS. Leider bin ich an der Ausfahrt schon vorbei. Aber an der nächsten Ausfahrt drehe ich rum und fahre zurück. Ein Baumarkt ist jetzt genau das richtige, um mich von dem Adrenalinpegel wieder runter zu holen. Statt Besichtigung von Helsinki, gibt’s die Besichtigung eines finnischen Baumarkts. Meine Ausrede: Ich brauche ja noch eine neue 12V-Steckdose, da ich in Tallinn ja eine geschrottet hatte. Leider gab es in diesem Baumarkt keine Abteilung für Auto-Zubehör und deshalb auch keine passende Steckdose. Aber nach dem Baumarkt geht’s mir besser.

Von Helsinki aus folge ich der Küste in südwestlicher Richtung. In Tammisaari mache ich halt. Hier liegt ein schöner Campingplatz direkt an einem See. Dort angekommen kann ich mir auch gleich noch die Sauna für 19:00 h reservieren. Die Saunahütte liegt direkt am Strand. Einfach toll, zwischen den Saunagängen in den See springen zu können.

Heute habe ich dann endlich mal die Golfschläger ausgepackt. Circa 5 Minuten entfernt liegt der 18-Loch-Platz Eke Golf. Ein traumhaft schöner Platz. Sehr hügelig, aber gerade deshalb hat man von vielen Stellen des Platzes aus einen tollen Blick über die wunderschöne Anlage mit den vielen Seen.

Clubhaus Eke-Golf
Eke-Golf
Eke-Golf
Eke-Golf
Clubhaus Eke-Golf

Dank der Golfhäftet-Karte bezahle ich gerade mal 15,- € für die Runde. Das finnische Ehepaar mit denen ich gespielt habe, sprachen beide sehr gut Englisch und waren total symphatisch, so dass es eine tolle Runde wurde. Und hinterher gab’s noch ein großes Bier für jeden.

Für morgen habe ich gleich nochmal Golf gebucht im Ruukkigolf. Der Platz liegt auch nur eine halbe Stunde entfernt.

Insgesamt werde ich es jetzt in Finnland etwas ruhiger angehen lassen. Im Baltikum war so viel auf engem Raum anzuschauen und zu unternehmen. Hier in Finnland sind die Strecken doch sehr viel weiter und ich werde sicherlich öfter mal gleich mehrere Tage an einem Platz bleiben.