Von Oslo wieder nordwärts

Da mir der Süden von Norwegen nicht sonderlich gut gefiel und ich auch keine Lust auf eine Stadtbesichtigung von Oslo mit vielen Menschen und Autos hatte, bin ich wieder nordwärts gefahren nachdem Ihi heute morgen nach Hause geflogen ist.

Der Norden entspricht genau dem, was ich auf dieser Reise gesucht habe. Ganz viel Natur, Ruhe und Einsamkeit. Der Süden ist hier sehr viel dichter besiedelt als der Norden.

Meine Fahrt ging zunächst bis Lillehammer, das ich mir anschauen wollte. Ein hübsches Städtchen, auf dessen Markt ich mir eine ganze Tüte voll Pfifferlingen und jeweils einen Korb voll Heidelbeeren und Himbeeren gekauft habe. Ich freue mich dabei schon auf Abendessen. Aber die Himbeeren schaffen es nicht bis dahin, sie sind nach 15 Minuten bereits alle.

Das Olympia-Zentrum und die Sprungschanzen wollte ich mir dann noch anschauen. Habe aber angesichts der unglaublichen Anzahl von Bussen wieder kehrt gemacht.

Der E6 bin ich dann noch weiter nordwärts bis Ringebu gefolgt und dann nach rechts Richtung schwedischer Grenze abgebogen. Eine kleine Straße, die sich steil in die Berge hinauf zieht auf das Ringebufjellet. Oben angekommen eröffnet sich ein riesiges Hochplateau. Fantastische Blicke rundherum und eine absolut karge und raue Landschaft. Hier will ich für die Nacht bleiben.

Es ist leider etwas bewölkt, so dass man nicht ganz den Fernblick hat, den es bei klarem Wetter verspricht. Aber auch so kann man hunderte von Kilometern schauen, ohne jegliches Zeichen von Zivilisation.

Zum Abendessen gibt’s die frischen Pfifferlinge, gleich eine ganze Pfanne voll!!

Es gibt später eine tolle Atmosphäre als die Sonner untergeht. Allerdings pfeift hier oben (ich bin auf ca. 1.000 m Höhe) ein gewaltiger Wind übers Plateau und lässt die Temperaturen auf ca. 10° sinken. Unten war es heute richtig warm mit meist 25°C. Aber ich will es ja nicht anders ….

Da es mir hier oben in der rauen Einsamkeit so gut gefällt, bleibe ich für einen Ruhetag noch hier und lasse mir den ganzen Tag den Wind um die Ohren pfeifen. Ansonsten nutze ich den Tag, meinen Camper mal wieder auf Vordermann zu bringen und den Blog mit den vergangenenTagen upzudaten.

Übersicht: Die gemeinsame Reise mit Ihi

1. Etappe: Vom Flughafen Trondheim in den Dovrefjell Nationalpark

Ich hatte Ihi am 15.8.in der Nacht um 0:25 am Flughafen Trondheim abgeholt. Nachdem wir im Hotel erst mal ausgeschlafen haben, sind wir am 15.8. bereits die erste Etappe gefahren. Es ging von Trondheim nach Oppdal in den Dovrefell Nationalpark.

Bisher war es für mich die ganze Zeit schwierig gewesen, einerseits zu fahren und auf die Straße zu schauen, außerdem noch die Gegend anzuschauen und andererseits aber auch ein Auge auf die Karte zu haben. Denn mein Navi wollte nie die Routen fahren, die ich raus gesucht hatte, sondern immer nur die größte Straße und kürzeste Strecke. Ich jedoch wollte die kleinsten Straßen und schönsten Strecken. Das war meist nicht identisch.

Deshalb war ich richtig froh, die Navigation ab jetzt meiner Beifahrerin übergeben zu können. Großer Fehler! Ich hatte zwar die Route exakt vorbereitet und sogar schriftlich in meinem Notizbuch aufgelistet. Aber bereits beim ersten Abzweig gelang es uns, einen zweistündigen Umweg einzubauen (pinkfarbene Strecke). Das Vertrauen in die Navigation meiner Beifahrerin sank sofort drastisch.

Insgesamt eine lange, aber sehr abwechslungsreiche und schöne Strecke. Zunächst an der Küste entlang mit Unterbrechungen durch Fähren. Danach Abzweig ins Landesinnere, aber immer noch entlang von Fjorden.

Und dann ging es in die Berge hoch in den Dovrefjell Nationalpark. Hier verbrachten wir die erste Nacht vor Oppdal an einem kleinen See direkt neben einer winzigen Marina. In Oppdal hatten wir für den nächsten Tag die Moschusochsen-Safari gebucht.

Nach der Safari ging es nur noch einige Kilometer weiter bis nach Hjerkinn, wo wir einen schönen Übernachtungsplatz fanden ein paar Hundert Meter entfernt von einem See. Ihi hat es sich nicht nehmen lassen, am nächsten Morgen trotz frostiger Temperaturen im See zu baden.

2. Etappe durch den Geiranger-Fjord

Der Jostedalsbreen Nationalpark war unser nächstes Etappenziel. Auf meinen Wunsch hin haben wir aber nicht die direkte Route dorthin genommen, sondern sind einen großen Bogen gefahren, um den Geiranger-Fjord zu sehen.

Der Geirangerfjord war diesen Umweg auf jeden Fall wert. Da die Etappe dadurch aber ziemlich lang wurde, haben wir sie auf zwei Tage verteilt. Die Übernachtung auf der Hälfte der Strecke war einer der schönsten Plätze. Wieder direkt an einem kleinen See. Rechts und links Berge von denen Wasserfälle herab rauschten. Und wir hatten bereits Sicht auf die Gletscher des Josteldalbreen Nationalparks.

3. Etappe – Aufenthalt im Jostedalsbreen Nationalpark

Insgesamt 4 Nächte sind wir im Jostedalsbreen Nationalpark geblieben. Die erste Nacht haben wir noch wild gecampt oberhalb von Gjerde. Von dort haben wir eine tolle Wanderung zu dem Gletscher Fåberstølsbreen unternommen. Am nächsten Tag sind wir dann auf den Campingplatz in Gjerde umgezogen, um Facilities wie Dusche, Waschmaschine, Aufenthaltsraum bei Regen, etc.) nutzen zu können.

Im nahe gelegenen Breheimsenteret haben wir dann für die nächsten Tage zwei Touren mit den ICETROLLS gebucht. Zum einen das Wildwasser-Rafting, und dann noch das Glacier Kayaking + Hiking.
Außerdem hat Ihi alleine noch eine kleine Regenwanderung in Richtung Røykjedalen zum Austesten ihres Tyvek-Anzuges unternommen.

4. Etappe zum Flughafen Oslo

Auch diese Strecke vom Josteldalsbreen Nationalpark bis nach Oslo haben wir wieder in 2 Tage aufgeteilt.

Die Übernachtung hoch oben in den Bergen oberhalb von Gol war der perfekte Abschluss einer tollen gemeinsamen Zeit.

Ihi, tausend Dank an dich, dass du alles so klaglos mitgemacht hast, was ich dir in der kurzen Zeit alles zugemutet habe!!!

Leben im Camper (Gastbeitrag von Ihi)

Wie lebt Alla eigentlich auf 3,5qm? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Inzwischen hab ich viele von Allas Tricks und Kniffen kennen gelernt.

Wichtig I: Alles, aber auch alles hat seinen Platz. Und wird es jemals woanders abgelegt, verbringt man den Abend mit Suchen. Aber alles taucht irgendwann wieder auf, ohne Treppen hoch- und runterlaufen. Und viele Dinge haben mindestens zwei Funktionen.

Wichtig II: Frischwasser auffüllen (auf einem Campingplatz oder auch Friedhof) und Abwasser leeren, sooft möglich .
(Anmerkung von Alla: noch wichtiger ist das Wassersparen!)

Wichtig III: Nur so viel einkaufen, wie man Platz in der Kühlbox und der Lebensmittelbox hat, also nur für 1 oder max. 2 Tage. (Für 2 Pakete Karnelsnurrer musste ich auf den Knien betteln.)
Und dann lecker kochen! Alla hat mich richtig verwöhnt!!

Lachs auf dem Grill

Wichtig IV: Spültücher. Starren vor Dreck, aber helfen Wasser sparen.

Wichtig V: Das Wetter bestimmt das Programm.

Wichtig VI: Boxen-Stopp auf dem Campingplatz.
Duschen, Haare waschen, Wäsche waschen, alles trocken kriegen, Frischwasser auffüllen, Abwasser entsorgen, Pipi-Kanister ausleeren.

Und wenn’s tagelang regnet, dann am besten einen Campingplatz mit Aufenthaltsraum suchen. Oder mit schöner Küche. Da gibt’s dann auch mal Backofenessen, wie z.B. Lasagne.

Bei Schlechtwetter: Blog schreiben.
(Anmerkung Alla: auch bei guten Wetter, man vergisst sonst so schnell die Details.)

(Schöööner Campingplatz bei 3-Tage-Regenwetter – mit solch einer Aussicht auf Wildwasserbach und Berge!)

Schönen Standplatz suchen. Da ist Alla Spezialistin und weiß mit gutem Bauchgefühl genau, worauf man achten sollte und findet traumhafte Plätze immer an einem See. Auch wenn sie manchmal etwas kleiner ausfallen, wie beim letzten. Aber immer herrliche Ruhe mitten in der Natur.

Hier sollten jetzt eigentlich auch noch Fotos davon kommen, was uns Blogleser alle sehr interessiert:
> Wie schläft Alla?
> Wie erledigt sie Geschäfte?

Aber weil ich selbst damit beschäftigt war, kam ich nicht dazu, Fotos davon zu machen 🙁
(Anmerkung von Alla: Gottseidank. Ich will weder bei dem einen, geschweige denn bei dem anderen fotografiert werden.)

Aber sie machte eines von mir:

Und brachte mir dann Kaffee ans Zelt. Mmmh. Himmlisch.

Für die Geschäfte benötigt man idealerweise einen Klappspaten, um im Wald (weit weg vom Lagerplatz) ein kleines Grübchen auszuheben und nach dem Geschäft wieder zuzuschütten. Und ein Feuerutensil, um damit das Klopapier abzubrennen, damit nicht überall weiße Fetzen im Wald liegen – aber nur bei feuchter Witterung abbrennen wg. Waldbrandgefahr!

Und möglichst wenig Nässe ins Auto holen mit einem regennassen Zelt. Also alles vorher trocknen! Mit oben erwähntem Spültuch.

23.8. Fahrt nach Oslo

Der letzte gemeinsame Tag mit Ihi steht an. Für Ihi beginnt er mit einem ersten Blick aus ihrem Zelt auf den See, auf dem noch der Nebel steht.

In der Nacht hat es wieder geregnet, aber bereits beim Frühstück kommt schon die Sonne raus. Wir blinzeln beide in die Helligkeit, die wir gar nicht mehr gewöhnt sind.

Wir machen nach dem Frühstück noch einen Spaziergang rund um den See. Von der anderen Seite des Sees kann man unseren Übernachtungsplatz kaum sehen. Nur die Wagenfarbe verrät uns.

Die restliche Fahrt nach Oslo verläuft unspektakulär. Die Landschaft hier im Süden präsentiert keine Highlights. Wir entschließen uns deshalb, einen etwas südlicheren Bogen zu fahren, der durch Oslo führt. Wir wollen wenigstens beim Durchfahren ein klein wenig von der Stadt sehen.

Fataler Fehler!!! Außer 3 Tunnels, die die Innenstadt entlasten, einem Einkaufszentrum (Ihi wollte unbedingt noch die glutenfreien Kaneelsnurrer zum mit nachhause nehmen) und einer halben Stunde Stau (Freitag Nachmittag) haben wir von Oslo rein gar nichts gesehen. Immerhin haben wir hier Sonne und 25°C, so warm, wie die ganze Zeit noch nicht.

Nachdem wir das von Ihi gebuchte Hotel am Flughafen bezogen und in der Sauna ausgiebig geschwitzt haben, kochen wir unser Abendessen nochmal im Camper. Direkt auf dem Parkplatz vorm Hotel mit Blick auf die Landebahn des Flughafens bauen wir Tisch und Stühle auf. Und werden von nicht wenigen Vorbeifahrenden bestaunt. Ist uns aber völlig egal. Es gibt nochmal eine Lachspfanne mit Sahnesoße und ein Bier dazu (für mich ein Guinness, für Ihi ein glutenfreies!)

Das letzte gemeinsame Foto.

Ihi muss um kurz nach 4 Uhr aufstehen. Ihr Flieger geht bereits um 06:05 Uhr. Trotzdem lässt sie es sich nicht nehmen, den von ihr geplanten Beitrag für meinen Blog „Leben im Camper“ noch im Hotelzimmer bis in die Nacht hinein fertig zu schreiben, bevor sie dann ins Bett fällt.

Morgens um kurz vor 5 Uhr heißt es dann Abschied nehmen. Es war eine tolle Zeit gemeinsam mit Ihi. Ab jetzt muss ich mich wieder mit mir alleine begnügen. Schnüff! 🙁

22.8. Wieder Regenwetter

Da Petrus die Schleusen wieder geöffnet hat, überlegen wir, was wir mit den noch verbleibenden zwei gemeinsamen Tagen anfangen, bevor Ihi wieder in den Flieger steigt.

Eine Wanderung hier im Jostedal ist für mich keine so gute Idee. Mein Knie braucht dringend Erholung. Eine Wanderung in ebenem Gelände wäre noch machbar, also NICHT steil bergauf- und ab, aber die gibt es hier zwischen den Bergen nicht. Deshalb beschließen wir, die restliche Fahrt nach Oslo nicht in einem Stück zu fahren. Wir wollen heute noch einen Teil der Strecke fahren. Dann morgen noch eine (ebene) Wanderung einplanen, und übermorgen den Rest bis nach Oslo zum Flughafen zu fahren.

Deshalb heißt es jetzt, im Regen alles abzubauen, auch das nasse Zelt und auf dem Campingplatz auszuchecken!! Als alles verstaut ist, fahren wir gegen Mittag los. Kaum sind wir unterwegs, hört der Regen auf und die Sonne lässt sich mal wieder blicken.

Da die Straße aus dem Jostedalsbreen Nationalpark hinaus wieder entlang dem Wildwasserbach führt, auf dem die Rafting-Tour stattgefunden hatte, halten wir alle naslang an, um uns nochmal alle Abschnitte der Tour genau anzuschauen. Bei manchem Blick von oben auf das wilde Wasser können wir es gar nicht glauben, dass wir da durch gefahren sind. Weiter unten verwandelt der Bach sich dann in ein harmloses Gewässer, das gemütlich dahinplätschert.

Immer wieder kommen wir an spektakulären Wasserfällen vorbei. Heute sind sie aufgrund des vielen Regens der letzten Tage natürlich voll mit Wasser und besonders schön, wenn sie aus den Wolken heraus talwärts fallen.

Die letzte Fahrt mit einer Fähre über einen Fjord wartet noch auf uns.

Von der großen Route geht dann plötzlich eine kleine Straße ab, die als „historische Route“ ausgeschildert wird. Keine Frage, wir biegen ab!Und das erweist sich als Glück für uns. Denn auf dieser historischen Route liegt die am besten erhaltene Stabkirche Norwegens, die wir so per Zufall entdecken. Die Borgund stavkyrkje aus dem 12. Jhd. wird als die „authentischste“ aller noch erhaltenen 28 norwegischen Stabkirchen bezeichnet und ist das älteste Holzgebäude Europas. Leider sind wir 5 Minuten zu spät, sie ist schon geschlossen. Aber von außen können wir sie zumindest besichtigen.

Wir fahren noch weiter bis kurz nach Gol. Hier führt eine kleine Straße weg von der Hauptstrecke. Es geht steil den Berg hinauf bis auf ca. 1.000 m. Wir finden einen Übernachtungsplatz an einem kleinen See. Auch der Platz ist reichlich klein. Es steht aber ein Tisch mit Bänken dort. Mein Camper passt gerade so quer davor zwischen zwei Felsblöcke und Ihi quetscht ihr Zelt noch zwischen Camper, Felsblock und Tisch.

Bis alles aufgebaut ist, wird es recht spät und schon dunkel. Ihi erhält den Auftrag, sich ums Lagerfeuer zu kümmern. Wir hatten unterwegs in einem Gartencenter einen Sack voll Feuerholz eingekauft. Holz im Wald zu sammeln hätte keinen Sinn gemacht, da alles nass vom Regen ist und nicht brennt, sondern nur qualmt (Erfahrung der letzten Tage).

Zu unserem Erstaunen finden wir einen kleinen Grillofen unter dem Tisch. Der ist perfekt für unseren ebenfalls noch eingekauften riesigen Lachs. Auch darum will Ihi sich kümmern, während ich den Rest des Essens (frisches Gemüse) im Camper koche.

Es wird nochmal ein richtig leckeres Essen. Wir verputzen fast den ganzen, gegrillten Lachs. Es bleibt nur ein kleiner Rest, den Ihi sich am nächsten Tag noch zum Mittagessen gönnt.

Danach genießen wir einen Abend am Lagerfeuer mit Bier, aufsteigendem Nebel über dem Wasser (gespenstisch schön) und einem Meer von hunderttausend Sternen über uns am klaren Himmel. Der aufgehende Mond hinter dem See macht die Szenerie dann vollends perfekt.

Lagerfeuerromantik pur und eine unvergesslicher Abend!!!

Irgendwann zwischen 1 und 2 Uhr nachts ist dann der letzte Holzscheit verbrannt, das Bier alle und wir kuscheln uns ins kalte Bett, bzw. Schlafsack. Ihi bekommt noch meine Trinkflasche mit heißem Wasser gefüllt als Wärmflasche mit.

21.8. Kayaking + Glacier Hiking im Jostedalsbreen Nationalpark

Der Wetterbericht hatte für den heutigen Tag einigermaßen gutes Wetter versprochen. Deshalb haben wir uns für heute eine besondere Tour bei den ICETROLLS gebucht: eine Kombination aus einer Kajak-Paddeltour auf dem Gletschersee Styggevatnet verbunden mit einer Wanderung auf dem Gletscher Austdalsbreen.

Das Wetter sieht tatsächlich freundlich aus. Es hat endlich aufgehört zu regnen und wir können unser Frühstück draußen genießen. Ihi hat sich zum Frühstück und als Stärkung für die bevorstehende Tour die Reste vom Abendessen aufgewärmt und futtert direkt aus dem großen Topf.

Dann fahren wir zum vereinbarten Treffpunkt für die Tour und von dort aus nochmal ca. eine halbe Stunde weiter das Tal nach hinten rein und in die Berge hoch. Hier der Blick von oben zurück.

Hier oben auf ca. 1.200 m Höhe liegt der Gletschersee, der als Stausee zur Energiegewinnung ausgebaut ist. Deshalb führt auch eine Strasse bequem bis hinauf.

Wir werden zunächst wieder mit allem notwendigen Material ausgerüstet: Schwimmwesten, Spritzwasserschürze, Neopren-Handschuhe und Paddel.

Danach werden wir auf die Zweier-Kajaks verteilt und bekommen erst mal eine Einweisung, wie alles funktioniert.

Und dann geht’s aufs Wasser des Styggevatnet-See und das Paddeln los.

Nach circa einer Stunde Paddeln kommt dann endlich der Gletscher Austdalsbreen in Sicht, der direkt bis in den See reicht.

Das mobilisiert nochmal alle Kräfte und wir kommen ihm schnell näher.

Nach einer weiteren halben Stunde haben wir den Gletscher dann erreicht. In gebührendem Abstand gehen wir an Land. Der Gletscher kalbt hier direkt in den See und die Gefahr und Höhe einer dadurch ausgelösten Flutwelle ist nicht zu unterschätzen.

An Land bekommen wir weitere Ausrüstung, wie den Klettergurt fürs Anseilen, sowie Steigeisen. Ihi ist ganz begeistert, zum ersten Mal Steigeisen an den Füßen zu haben.

Und dann geht die Tour als Seilschaft über den Gletscher los.

Der Guide lässt uns immer wieder in spektakuläre Spalten oder Gletschermühlen (wie im Bild unten) hinein schauen. Das Blau des Eises ist atemberaubend schön.

Gut gesichert durch den Rest der Seilschaft darf jeder dicht an eine Spalte heran und auch für Action-Fotos ist genug Zeit.

Nach circa 2 Stunden auf dem Gletscher steigen wir wieder zu den Kajaks hinunter vom Gletscher ab.

Der Paddel-Rückweg mit den Kajaks über den See erscheint uns deutlich länger als der Hinweg. Ihi spürt Muskeln in ihren Oberarmen, die sie bisher noch nicht kannte. Bei mir streiken die Knie aufgrund der ungewohnten Sitzposition im Kajak. Aber wir schaffen auch die 1,5 Stunden Rückweg mit vereinten Kräften.

Zurück auf dem Campingplatz überfällt uns ein dermaßen riesiger Hunger, dass die eigentlich geplante Dusche storniert wird. Wir machen uns sofort auf in die Küche. Da wir hier einen Ofen zur Verfügung haben, habe ich mir eine Lasagne gewünscht mit einer gaaaaaaanz dicken, fetten Schicht Käse überbacken.

Video-Lasagne

20.8. Rafting-Tour im Jostedal

Für heute ist viel Regen angesagt. Also hat Alla das einzig Vernünftige geplant und uns eine Rafting-Tour bei den ICETROLLS gebucht, da es bei einer Rafting-Tour so nass wird, dass Regen von oben keine Rolle mehr spielt.

Die Rafting-Tour erfolgt auf dem Wildwasserbach, der von oben aus den Bergen und aus den Gletschern kommt.

Zunächst gilt es, Neopren-Klamotten anzu“ziehen“; Alla und ich erhalten bereits nasse Neopren-Schuhe, sodass unsere Füße sofort nass und kalt sind. Aber: „You will get wet feet anyway!“. Es wird sich herausstellen, dass nasse Füße nicht unser vordergründiges Problem sein sollten.

Der Gletscherbach hat kuschelige 6 Grad, die Tour erhält Wildwasser-Klassifizierung III. Gemeinsam mit Franzosen, Niederländern, Israelis, Schweden machen wir uns in 2 Booten mit 2 Guides aus England und Neuseeland bereit.

Zunächst geht es gemütlich dahin, aber dann nimmt das Abenteuer seinen Lauf.

Klick hier, um die gesamten Bilder der Tour anzuschauen.

Nachtrag zur Rafting-Tour

Zwei Tage später fahren wir wieder aus dem Jostedal hinaus. Da die Straße ständig entlang dem Wildwasserbach führt, schauen wir uns die Rafting-Strecke und speziell die wilden Abschnitte nochmals genau von außen an. Hier noch der Kommentar von Ihi dazu:

19.8. Regen

Regen, Regen, Regen.

Was machen wir eigentlich immer mit dem klitschnassen Zelt?

Wir haben uns da eine Technik einfallen lassen: Erst Außenzelt vom nur feuchten Innenzelt lösen, vorsichtig abnehmen, beiseite legen, Innenzelt schnell im Regen verpacken und ins Auto legen. Dann Außenzelt zu zweit anfassen und schütteln. Dabei fliegen tausende Regentropfen weg und fallen genau wieder aufs Zelt drauf. Also: Schütteln und schnell mit Zelt 2m wegrennen. Schütteln und wieder schnell wegrennen. So springen und hüpfen wir unseren morgendlichen Regentanz und beten dabei, dass bald die Sonne wieder scheinen möge.

Dann nasses Zelt in Plastiktüte stopfen, Schlafsack auf Allas Bett auslegen, dreckigen Zeltstock hinterm Bett verstauen. Allas Camper ist inzwischen auch schon feucht. Dann Kaffeekochen, uns im feuchten, Dunstnebel gemütlich im Camper frühstücken. Wir sehen uns kaum im Camper-Nebel.

Ab zum Campingplatz. Kochen, Pitahefebrot backen, Raftingtour buchen, ausruhen.

Nachmittags geh ich wandern, während Alla ihr Gleichgewicht sucht. Ich stapfe im Regen auf der Straße und teste fröhlich mein Ultralight (138gr für 8€) Regenequipment – den Asbestanzug. Resultat: befriedigend-akzeptabel. Ja, die Leute gucken und modisch muss man sich das trauen, da ist Optimierungspotenzial…. aber im Wanderrucksack wiegt das Ding ein halbes Kilo weniger als eine GoreTexJacke… Hose bleibt trocken, Schultern unterem Rucksack nass, Rücken vom Schweiß feucht.

Abends schreibe ich meinen ersten Gastbeitrag für Allas Blog.

Allas Freund SEO meckert: dem automatischen Suchmaschinen-Optimier-Algorithmus-Checker gefällt mein Schreibstil nicht. Er behauptet, auf der Fletscher-Schreibstil-Skala bis Hundert erhielte ich nur 51,5 und außerdem seien 31,7% meiner Sätze zu lang, und 42,3 % meiner Wörter enthielten zu viele Silben. Ich solle kürzere Sätze, kürzere Wörter, kürzere Absätze und mehr Konjugationen nutzen. Ich bitte um Feedback – was denkt ihr?

Alla schaltet SEO jetzt erstmal weg.

18.8. Weiterfahrt in den Jostedalsbreen Nationalpark

Morgens gibt’s Hefezopf glutenfrei mit Milchkaffee, bevor wir im Regen losfahren. Türkise Flüsse begleiten uns, an Fjorden verkaufen Bauern Plommer (Pflaumen) und an der nächsten Kurve geht es wieder hinauf bis zum nächsten Gletscher.

Wir fahren hinter einem Wohnmobil aus China (Korea, Japan , ?) her (über welche Strecke sind die nach Norwegen gelangt??).

So langsam nähern wir uns dem Jostedalsbreen Nationalpark und die ersten Gletscher kommen in Sicht. Alla muss ständig anhalten, weil Ihi Fotos machen will.

Plommer futternd erreichen wir am Fuße von Kontinentaleuropas größtem Gletscher das „Glacier and Climate Center“. Endlich lerne ich, wie Gletscherspalten entstehen. Wenn wir mit CO2 so weiter machen, gibt es in 2100 keine (KEINE! NULL!) Gletscher mehr in Europa. Das sind nur 80 Jahre. Woher soll dann das Wasser kommen? Dann sehen wir uns einen 360-Grad-Film mit Gletscher-Helikopter-Flug an, woraufhin Allas Gleichgewichtsorgan streikt.

Im Jostedal angekommen schauen wir uns zunächst einmal den schön gelegenen Campingplatz an, dann uns beide, und entscheiden einstimmig, das Tal noch weiter hinein bzw. hinauf zu fahren und finden einen wunderbaren Platz ganz oben.

Während ich mein klitschnasses Zelt zum Trocknen aufstelle sammelt uns Alla das 3-Sterne-Steinpilz-Abendessen zusammen.

Erste Gletscherwanderung zum Fåberstølsbreen im Jostedal

Wir wandern im niederen Gestrüpp los, füllen stetig unsere Wasserflaschen im Gletscherbach, klettern über Steine und Felsen und ich freue mich, meinen ersten Gletscher anfassen zu dürfen.

Wir wandern den reißender werdenden Gletscherfluss hinauf und passieren viele Seitenbäche, alles strömt hinab (Norwegisches Motto: „you will get wet feet anyway“).

Leider kommen wir nicht an den Gletscher ran. Wir versuchen alles, aber sogar Alla gibt auf – die Flüsse sind zu reißend, wir kommen nicht rüber.

Wir steigen ab, es beginnt zu regnen. Und hört tagelang nicht mehr auf.

Am Auto kocht Alla Steinpilznudeln, und wir essen erstmals im Auto.

Ich schlafe gut und lange im Regen. Morgens um 10 Uhr krieg ich Alla kaum aus dem Bett. Das Gleichgewichtsorgan spinnt noch. Sagt sie.

17.8. Highlight Geiranger Fjord

Zunächst Weiterfahrt von Hjkerkinn Richtung Geiranger Fjord

Weil der Aufstieg zu den Ochsen schweißtreibend war, begann ich den Tag mit einem Bad im kalten See. Mach ich so schnell nicht wieder! Alla reichte mir zwar erfahrenerweise Badeschuhe, Handtuch, trockene Klamotten und letztlich 2 Paar dicke Socken an, wusste aber anscheinend schon, dass man noch Stunden später friert! Heizung volle Pulle an – ich fror, sie schwitzte. Und nein, die Schuhe waren noch nicht wieder trocken geworden. Aber die vorbeiziehende Landschaft genossen wir beide! Es regnete den ganzen Tag, außer, wenn wir Sonne brauchten: Für ein wunderbares Mittagessen in einer von Norwegens aufwändig hergerichteten Picknickhütten an der Straße und als wir den Geiranger Fjord (guckst du Norwegen-Reiseführer – siehst du Geiranger-Fjord!) erreichten.

Zwischendurch passierten wir einen Gletscher, türkise Flüsse, hopsten auf Felsen, erwogen eine Rafting-Tour (was sollen wir sonst machen im Regen?).

Stabkirche Fossbergom

Alla hatte Route und Highlights perfekt ausgetüftelt. Zunächst wollten wir 2 Schwestern mal gemütlich shoppen gehen. Wir wählten uns dafür einen Outdoor-Laden. Ich probierte Goretex-Schuhe und Alla kaufte sich – ihr ahnt es: Ein, nein zwei Paar echt gute Wollsocken. (Ich habe ihre ja jetzt ständig in Beschlag!)

Wir gelangten dann zur ältesten Stabkirche Norwegens aus dem 12. Jahrhundert,

Fähre durch den Geiranger Fjord

Alla entschied, dass wir den Geiranger-Fjord NUR bei Sonne befahren dürften. Doch kaum kamen wir hin, war die Fähre abfahrbereit und nahm nur noch ein Auto mit – unseres! Und kaum waren auf dem Schiff, kam die Sonne raus! Eine atemberaubende Schifffahrt! Genau wie auch die Autofahrt. Es wechseln hier Meereshöhe mit alpenartigen Gletschern ab und dann wieder Meer mit mildem Klima und Aprikosenanbau – auf 8km.

Unser Wasser war leer. Alla besorgte uns neues. Wo macht sie das?

Abends fand uns Alla einen traumhaft schönen Platz – wir folgten einem türkisen Wildwasserbach und landeten an einem türkisfarbenen See, mit Blick auf Wasserfälle und Gletscher.

Alla kochte Lachspfanne mit Bratkartoffeln (auf 1 Herdplatte!!) und ich konnte wählen zwischen 4 Sorten glutenfreiem Bier, die wir in einem beliebigen Provinzsupermarkt kaufen konnten.

Dann erlaubte mir Alla erstmals abwaschen. Es gelte, so wenig Wasser wie möglich zu verwenden, denn das Trinkwasser sei knapp: „Ihi! Lass das Spüli dran am Teller, das erledigt das Handtuch!“

Abends renne ich jetzt immer eine Runde vor dem Einschlafen, damit mir warm wird,bevor ich ins Zelt krieche. Nachts regnete es wieder, aber ich schlafe gut und liebe es, mich in den Schlafsack zu kuscheln und den Geräuschen zu lauschen.

Abenteuer mit meiner großen Schwester – Gastbeitrag

15.-16.8. Fahrt von Trondheim in den Dovrefjell-Nationalpark

Nachdem Alla mich nachts um 1 am Flughafen Trondheim abholte, gabs im Hotel das beste und umfangreichste Frühstück, dass ich jemals erlebt und gegessen habe.

Zunächst gingen wir einkaufen. Meine Sorge, ich müsste in Norwegen darben, löste sich im Angesicht Unmengen glutenfreier Regale, Gefriertruhen, Zimtschnecken mit Vanillecreme (Kanelsnurrer med Vaniljekrem) und 3 Sorten Bier auf!!!! Alles glutenfrei! Ich bin im Paradies gelandet!!!

Dann fuhren wir los. Vertrauensvoll übergab Alla mir die Funktion der CoPilotin, was mir die Möglichkeit bot, Allas wohlausgearbeitete, im Fahrtenbuch im Voraus notierte Routenführung um 2 Std und einige Umwege zu verlängern.
Wir sahen Wald, Seen, Fjorde und erwischten dann eine Fähre bei wunderschönem Wetter in Halsa, wo wir ein spärliches Mittagessen einnahmen, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen.

Unterwegs stiegen barfuß in einen eiskalten Fluss, wo ich schon zelten wollte direkt an der Straße, aber dann erläuterte mir Alla, wie sie Übernachtungsplätze auswählte und wir fanden dank ihrer Erfahrung einen wunderschönen am See, der weit entfernt von Straßen und absolut still war, außer dem einschläfernden Glockengeläut vieler Schafe, die dort frei herum wandern – Detlie und ihre beiden Lämmer begleiteten uns bei unserem Abendspaziergang und leckten uns die Hände.
Wir stießen mit Bier No1 an (glutenfri er den også) und dann kochte sie mit ausgeklügeltem System auf 1 Herdplatte sterneverdächtig Scampi mit jungen Erbsenschoten, Karotten, Tomaten.
Mit Seeblick und Abendsonne. Herrlich.

Glutenfri er den også!

Allas Camper ist mega gut sortiert, organisiert, jeder Handgriff sitzt, die Küchenschere schneidet besser als unsere zu hause, und Alla hat sogar einen Campingstuhl für mich!!
Dann flickten wir mein Zelt („Ihi, nicht so sparsam mit dem Silikon, hau drauf das Zeug!“) und Alla übergab mir das von ihr für mich handgeschnitzte und hunderte Kilometer transportierte Zeltgestänge und die im Baumarkt für mich besorgten Stahlnägel, denn der SecurityCheck hatte im Interesse der Sicherheit der internationalen Luftfahrt meine Heringe einkassiert (nachts regnete es; Zelt blieb dicht. )

Frühstück in der Sonne war vielversprechend: Morgens Karnelsnurrer med Vanilljekrem (glutenfri er den også).

Moschusochsen im Dovrefjell-Nationalpark

Dann gings ab in den Nationalpark wo uns ein Guide eine Wandertour anbot, um echte Moschusochsen zu suchen. „We will walk through many rivers – so don’t care about jumping from stone to stone – you will get wet feet anyway!“.

Die Wanderung war anstrengend, die Szenerie gewaltig, solche Landschaft und Pflanzenwuchs hab ich noch nie gesehen, wir sahen Moschusochsen von Ferne:

Und dann arbeiteten wir uns an sie heran: „If I say Go Back – you all go back immediately!”). Er sagte in 2 Situationen: Go back now! Es war beeindruckend. Die Viecher wiegen 400kg und rennen 60km/h. Menschen wiegen 64kg und rennen 11km/h.

Magnus hat sogar heißen Tee und Kaffee für die Gruppe auf 1300m hinaufgeschleppt und Zimtschnecken. Und ich meine Karneelsnurrer.

Nach 6 Std am Berg stiegen wir wieder ins Auto und suchten uns einen neuen Schlafplatz. Fanden einen sehr schönen, der umgeben war von fetten Birkenröhrlingen, machten Lagerfeuer gegen ein paar Moskitos und Abendessen (Rentiersalami, Senfheringe, Käse und Sesamknäckebrot, gebratener Birkenröhrling) und hatten es gut. Pünktlich zur Nacht regnet es.

Die Tage waren schon super!!

Bergbaustadt Røros

Die Bergbaustadt Røros aus dem 17. Jahrhundert ist ein Weltkulturerbe der UNESCO. Von etwa 100 alten Holzhäusern der Bergarbeiter sind ca. 80 unter Denkmalschutz gestellt. Sie sind noch heute originalgetreu erhalten und werden zum größten Teil noch bewohnt.

Ich liebe solche historischen Anwesen und Freilichtmuseen. Deshalb nehme ich den doch recht weiten Abstecher von Trondheim nach Røros auf mich.

Die Fahrt ist wieder zum Genießen. Die Landschaft hier im Trøndelag zeigt sich inzwischen in vielen Gelbtönen. Die riesigen reifen Getreidefelder vermitteln schon den ersten Eindruck von Herbst. Und natürlich immer wieder wunderschöne Wasserfälle entlang der Strecke..

Zur Mittagszeit bin ich in Røros. Und bin total begeistert. Man fühlt sich in dieser Stadt tatsächlich in vergangene Jahrhunderte zurück versetzt. Hier ist die Zeit stehen geblieben.

Das alte Bergwerk ist inzwischen zu einem Museum umfunktioniert. Leider ist es Samstag Abend bereits geschlossen. Aber die alten Häuser der Stadt waren eh das was ich sehen wollte und wofür sich die Fahrt hier her absolut gelohnt hat.

Einige etwas größere Holzhäuser gibt es ebenfalls. In einem davon residiert ganz nobel die Polizei.

In einem der vielen Restaurants leiste ich mir ein Abendessen. Essen gehen ist in Norwegen sehr teuer, deshalb koche ich meist selbst in meinem Camper. Aber ich habe auf einer der Speisekarten einen Rentier-Burger entdeckt. Rentierschinken hatte ich ja schon in Tampere in Finnland probiert. Der war sehr lecker. Aber als dieser Rentier-Burger dann serviert wird, verströmt er einen unglaublich starken Wild-/Stallgeruch, so dass man glaubt mitten in einer riesigen wilden Herde zu stehen. Und so schmeckt er auch. Genießbar, aber brauche ich nicht noch einmal.

Nach einer Übernachtung etwas außerhalb der Stadt mache ich mich am nächsten Morgen auf die Rückfahrt nach Trondheim. Dafür wähle ich eine andere Strecke als auf der Hinfahrt, damit ich noch etwas mehr von der Region Trøndelag sehen kann.

Nach Trondheim will ich zurück, da meine Schwester Ihi hierher fliegt. Ich werde sie am Flughafen in Trondheim abholen. Sie will eine Woche lang zusammen mit mir reisen. Sie bringt ihr Zelt mit, so dass sie nachts im Zelt schlafen kann, und tagsüber mit mir mitfährt. Von Oslo aus fliegt sie dann wieder nachhause. Ich freue mich riesig auf ihren „Besuch“ und die gemeinsame Zeit.

Trondheim

Das Wetter ist mir in letzter Zeit nicht allzu wohl gesonnen. Auch heute hängen wieder dunkle Wolken am Himmel. Aber eine Stadtbesichtigung von Trondheim will ich trotzdem unternehmen.

Ein Bummel durchs Zentrum vermittelt den Eindruck einer sehr lässigen Universitätsstadt, die aber auch tolle alte Gebäude zeigt.

Der Altstadtkern hingegen besteht ausschließlich aus Holzhäusern und engen Gassen.

Ich schlendere durch die Stadt, bis ich am Fischmarkt ein kleines interessantes Boot entdecke. Es ist ein historisches Fischerboot, das wunderschön restauriert ist.

Beim näheren Anschauen taucht der, bzw. zu meiner Überraschung die Captain aus der Kajüte auf. Eine junge hübsche Frau, die so gar nichts mit einem typischen Seebären zu tun hat, aber dennoch stolze Besitzerin dieses Bootes und Captain mit Leib und Seele ist.

Sie bietet eine Bootstour für eine etwas andere Art der Stadtbesichtigung an mit der Perspektive vom Wasser aus. Da sie in einer halben Stunde wieder starten will, buche ich sofort einen Platz bei ihr.

Wir werden alle mit neongrünen Schwimmwesten versorgt. Das erste Highlight, das wir ansteuern, sind die alten Häuser am Bakklandet. Die wohl am meisten fotografierten Motive in Trondheim.

Danach geht es unter der Gamle Bybro (Altstadt-Brücke) hindurch. Sie stammt aus dem 17. Jhd. mit 2 schönen Torbögen.

Von überall her wird uns zugewunken, egal ob wir unter Brücken durchfahren, an Häusern oder Cafés entlang. Die Stimmung hier in dieser Stadt ist total lässig und heiter.

Dann geht’s raus aus dem Hafen aufs offene Meer. Hier liegt auf einer kleinen Insel die Festung Munkholmen. Ihren Namen (norw. Munk = deutsch Affe) verdankt sie den Mönchen, die diese Festung erbaut und dort auf der Insel Affen angesiedelt hatten.

Da inzwischen ein leichter Regen eingesetzt hat, verteilt die Captain Regenponchos, die wir überziehen können. Danach wird’s dann gruselig, denn wir fahren zurück in den Hafen zu einer Reihe alter deutscher (!!!) Bunker.

Unter die Bunker kann man mit dem Boot hineinfahren. Sie dienten den deutschen U-Booten als Deckung. Hier unten ist es stockfinster und der Boden der Bunker hängt nur knapp über unseren Köpfen. Zum Gruseln hier unten!

Auch wenn wir zum Schluss noch Regen abbekommen haben, war es doch eine interessante Tour, nicht zuletzt durch die engagierte Captain und das historische kleine Boot.

Stiklestad Golfclub in Verdal

Obwohl es die ganze Nacht durchgeregnet hat, sieht es heute Morgen etwas besser aus. Zumindest ist es trocken. Ich hatte für heute eine Runde Golf im Stiklestad Golfclub geplant und bereits die Nacht auf dem Parkplatz davor in meinem Camper verbracht.

Ein Blick auf die Wettervorhersage zeigt, dass der Regen vermutlich durch ist und es sogar am Nachmittag etwas sonnig werden soll. Ich trödel deshalb etwas rum, und melde mich dann im Sekretariat für eine 18-Loch-Runde mittags an.

Es ist ein wunderschöner Platz, der leider einige braune Stellen aufweist. Dafür aber mit schönen Ausblicken auf den Fjord und sehr gepflegten Fairways und Grüns richtigen Golfgenuss bietet.

Am Nachmittag lässt sich tatsächlich die Sonne wieder einmal blicken und es wird richtig warm.

Nach der Golfrunde fahre ich noch ein Stück bis kurz vor Trondheim. Dort finde ich direkt neben einem kleinen Hafen einen großen Schotter-Parkplatz auf dem ich direkt am Wasser übernachten kann.

Außer mir steht hier noch ein VW Caddy. Nach einem leckeren Abendessen (wieder mal Lachs), gehe ich rüber. Ich bin neugierig, denn einen Caddy als Camper ausgebaut, habe ich bisher keinen gesehen.

Der Besitzer ist ein junger Bursche ca. Mitte 20. Er war genauso neugierig und wollte auch schon zu mir kommen. Er ist begeistert, dass ich mich dafür interessiere, wie er seinen Camper ausgebaut hat. Es stellt sich heraus, dass er ebenfalls alles selbst ausgebaut hat und sich unsere beiden Ausbauten total ähneln. Er will natürlich auch meinen Ausbau anschauen. Wir begutachten und erklären in beiden Autos jedes Detail, überlegen, was wir gut finden, welche Lösungen es gibt für Dinge, die uns stören. Wir fachsimplen über 5 Stunden lang. Natürlich werden auch die Reisepläne erörtert und Tipps für die weitere Tour ausgetauscht. Er fährt von Süd nach Nord und ich ja in die umgekehrte Richtung. So haben wir beide die Strecke bereits hinter uns, die der andere noch vor sich hat.

Es macht totalen Spaß und wir merken gar nicht wie die Zeit vergeht. Plötzlich ist es weit nach Mitternacht und bereits dunkel geworden. Dieser Austausch mit einem Gleichgesinnten über Generationen hinweg war toll.

Von Vega zurück auf den Kystriksveien

Das Wetter sieht heute morgen etwas freundlicher aus. Ich will heute die Insel Vega wieder verlassen und zurück aufs Festland und den Kystriksveien Fv17.

Ich nehme von Vega aus eine Fähre, die mich nicht wieder nach Tjøtta zurückbringt, sondern ein Stück weiter südlich in Horn anlegt. Von dort sind es nur ein paar Kilometer auf der Fv17 bis nach Brønnøysund, wo ich mir ein Bauernhof anschauen will.

Hildurs Urterarium

Dieser Bauernhof umfasst ein Café, ein Restaurant und das Herzstück, einen großen Garten, in dem regionales Gemüse und Kräuter angepflanzt sind. Die Küche des Cafés und Restaurants verwendet hauptsächlich diese eigenen Produkte.

Der Garten ist unglaublich liebevoll angelegt. Jedes einzelne Kraut, alle essbaren Blüten und Gemüsesorten sind in separaten Beeten angelegt und alles mit Tafeln beschriftet. Oft sogar noch mit einem QR-Code, so dass man sich weitere Infos einholen kann.

Das Café hat urgemütliche Sitzgelegenheiten draußen im Schatten eines Baumes. Alle Bänke sind mit Schaffellen ausgelegt. Hier genieße ich einen Kaffee und einen leckeren Kuchen.

Das dazugehörige Restaurant soll eine sehr gehobene Küche mit traditionellen Gerichten und den eigenen Produkten bieten. Leider ist es jetzt noch geschlossen, es öffnet nur abends und vorherige Reservierung ist unbedingt nötig. Aber auch von außen sieht es schon sehr urig und gemütlich aus.

Danach fahre ich die Fv17 noch einem Stück weiter und mache dann einen Abstecher über Brønnøysund hinaus weiter südlich zum Berg Torghattan.

Torghattan

Der Torghattan ist eines der Wahrzeichen des Kystrikveiens, obwohl er nicht direkt an der Route liegt, sondern etwas abseits. Ein riesiges Felsmassiv ziert in der Mitte ein Loch.

In der norwegischen Saga gibt es selbstverständlich eine Geschichte zu diesem Loch. Ein Troll soll aus Wut wegen seiner verschmähten Liebe mit Pfeil und Bogen dieses Loch in den Fels geschossen haben. Sehr wahrscheinlicher ist, dass die Eiszeit dafür verantwortlich ist. Aber so nüchtern denkt nur eine Deutsche.

Es gibt einen tollen Wanderweg hoch zu diesem Loch. Und da das Wetter inzwischen richtig schön geworden ist, will den in Angriff nehmen.

Der Weg führt zunächst über viel Geröll nicht allzu steil hinauf. Weiter oben artet er dann jedoch wieder in einer steilen Kletterei aus. Mir wird schon wieder mulmig, wenn ich daran denke, dass ich meinem Knie schon wieder einen solchen Abstieg zumuten muss. Aber egal, ich will da hinauf.

Während des Aufstiegs ins das Loch gar nicht zu sehen. Erst wenn man die Kuppe erreicht hat, öffnet sich der Blick hindurch.

Ich klettere noch ganz hindurch auf die andere Seite. Ich hoffe. dass ich hier vielleicht einen Abstieg rund um das Felsmassiv finde, der nicht so steil ist.

Der Ausblick ist zwar traumhaft. Aber meine Hoffnung erfüllt sich nicht. Ich muss den gleichen Weg wieder zurück.

Mein Knie hat durchgehalten!!! Glücklich und erschöpft gelange ich zurück zum Auto.

Weiterfahrt bis nach Namsos

Zunächst fahre ich noch ein Stück auf der Fv17 weiter. Allerdings wird die Landschaft hier im südlichen Teil doch etwas eintöniger. Die Berge werden flacher und die Landschaft öffnet sich mit vielen Wiesen, Feldern, Weiden und Kühen. Außerdem verläuft die Route nicht mehr entlang der Küste, sondern weit davon entfernt durchs Land.

Deshalb verlasse ich den legendären Kystriksveien Fv17 und begebe ich mich auf eine kleine Nebenstraße, die weiter entlang der Fjorde verläuft. Vorteil, hier habe ich die Straße auch wieder für mich alleine.

Und dann wird auch die Landschaft wildromantisch. Die bisherige Tundra geht jetzt in einen Nadelwald über. Es sieht teilweise aus wie im Schwarzwald, der allerdings von Fjorden durchzogen ist.

Neben oder direkt auf der Straße immer wieder Schafe in einem Schattenplätzchen, die sich absolut nicht durch Autos stören lassen.

Namsos

Ich fahre noch bis Namsos und finde dort einen Übernachtungsplatz direkt auf der anderen Seite des Fjords. Hier liegt ein Sägewerk und daneben eine Anlage des Kajak-Clubs von Namsos mit großer Grillhütte und viel Platz. Und das alles direkt am Wasser. Ich hoffe nur, die Arbeiter im Sägewerk legen Morgen nicht allzu früh mit der Arbeit los!

Später am Abend gibt es noch einen tollen Blick über den Fjord in Richtung Namsos, hinter deren Hügel die Sonne untergegangen ist.

Da der Himmel am nächsten Tag wieder wolkenverhangen ist und es zeitweise schüttet, plane ich eine Auszeit ein. In Namsos gibt es eine Wellness-Oase, die direkt in den Berg hinein gebaut sie. Sie bietet ein riesiges Schwimmbad, Whirlpool, Sauna, Solarium und Fitness-Center.

Drinnen darf man leider nicht fotografieren. Das Schwimmbad ist sehenswert. Man kommt sich vor, wie in einer großen Grotte. Ringsherum und über mir Felswände. Die Sauna habe ich komplett für mich alleine, im kleinen Whirlpool wird’s allerdings etwas eng mit anderen Badegästen.

Eigentlich wollte ich nach dem vielen schlechten Wetter noch ins Solarium. Sie bieten drei verschiedene Solarbänke n. Davor hängt jedoch eine Art Computer, der die Zeit, die Kosten und den Zugang regeln soll. Ich kapiere ihn nicht, zumal sämtliche Erläuterungen nur auf Norwegisch zur Verfügung stehen. Ich bitte die Rezeption mir zu helfen. Die Dame meint, ich bräuchte außer meiner Visakarte auch noch mein Handy. Also hole ich es und dann begleitet sie mich. Aber auch sie scheitert. Ganz so blöd scheine ich doch nicht zu sein. Mir ist schleierhaft, warum sie 3 tolle Solarbänke installieren und dann die Bedienung mit so komplizierter Hightech ausrüsten, dass keiner sie bedienen und benutzen kann.

Aber egal, Schwimmbad, Whirlpool und Sauna waren toll und genau das richtige bei dem miesen Wetter.

Danach fahre ich noch bis Verdal weiter. Da die Wettervorhersage für morgen etwas besser aussieht, will ich hier mal wieder eine Runde Golf im Stiklestad Golfclub spielen. Zum Übernachten bleibe ich direkt auf dem Parkplatz des Golfplatzes. Ich hoffe die Wettervorhersage hält was sie verspricht. Im Moment schüttet es noch gewaltig, und der Regen trommelt laut auf meinem Dach.

Kystriksveien Fv17 und Insel Vega

Weiterfahrt auf der Kystriksveien Fv17

Nach der Wanderung zum Svartisengletscher (pinkfarbene Linie) fahre ich nur noch ein kurzes Stück weiter bis nach Halsa. Dort muss ich wieder auf eine Fähre, vertrage das aber und lege einen Ruhetag auf einem Campingplatz ein.

Mit neuer Energie geht’s dann nach einem Ruhetag weiter. Zunächst einmal direkt auf die Fähre von Halsa nach Agskardet.

Das mit den Selfies muss ich noch üben und den Daumen von der Linse nehmen!

Das Wetter spielt heute leider gar nicht mit. Die Wolken hängen ganz tief, so dass man von der Landschaft ringsherum fast nichts sehen kann. Zeitweise regnet es. Aber nach den Regenschauern klar es nicht auf, sondern die Wolken halten sich konstant. Sehr schade für mich, dass ich auf diesem Abschnitt der tollen Küstenstraße wenig zu sehen bekomme.

Nach der ersten Fähre geht es weiter bis nach Jetvik. Allerdings nur ein kurzes Stück von 30 km. Dort wartet bereits die nächste Fähre von Jetvik nach Kilboghamn.

Danach geht’s ein ganzes Stück weiter bis zur nächsten Fähre von Nesna nach Sandnessjøen. Auf dieser Fähre überquere ich dann den Polarkreis wieder nach Süden. Am Ufer steht ein ähnliches Denkmal in Form einer Weltkugel, wie am Nordpol.

Ab jetzt ist es definitiv vorbei mit der Mitternachtssonne. Inzwischen haben wir ja auch schon August und hier südlich des Polarkreises inzwischen ca. 3 Stunden Dunkelheit in der Nacht.

Eines der Wahrzeichen von Helgeland, der Küstenabschnitt, den ich momentan befahre, sind z.B. die „7 Schwestern“ (De Syv Søstre). Eine Bergkette von 7 Gipfeln, die bei schönem Wetter (laut deren Website)so aussehen:

Ich sehe leider gar nichts davon. Die Wolken hängen bis zum Boden.

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage lässt auch keine Besserung erwarten. Es soll noch einiger Tage so wolkenverhangen und regnerisch bleiben. Deshalb beschließe ich, bis Tjøtta weiter zu fahren. Dort will ich die Fv17 und das Festland verlassen und mit einer Fähre auf die Insel Vega übersetzen. Ich habe die Hoffnung, dass die Wolken sich vielleicht hauptsächlich hier auf dem Festland vor den Bergen stauen und es draußen auf dem Meer eventuell besser aussieht.

Leider geht heute keine Fähre mehr. Ich muss bis morgen Mittag warten. Ich finde auf einer Nebenstraße einen kleinen Parkplatz und igle mich solange ein.

Keine Wetterbesserung am nächsten Morgen. Also setze ich meinen Plan in die Tat um und nehme die Fähre von Tjøtta auf die Insel Vega.

Klappt schon besser mit dem Selfie. Im Hintergrund sieht man bereits die recht bergige Inselgruppe des Vega Archipels.

Inselgruppe Vega

Zu der Hauptinsel Vega gehören noch über 6.500 weitere Inseln, Eilande und Schären. Das Vega Archipel wurde 2004 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Die Begründung der UNESCO:
„Auf den Inseln des Vega Archipels zeugt eine über 1.500-jährige Fischerei- und Landwirtschaftsgeschichte von einem harten Leben nahe dem Polarzirkel. Für die traditionelle Verarbeitung von Daunen der Eiderententen hatten Frauen die Verantwortung. Die Aufnahme in die Welterbeliste ist auch als Huldigung an ihren Einsatz zu verstehen.“

Auf Vega dreht sich alles auch heute noch um die Eiderenten und ihre Daunen. Speziell auf der kleinen Insel Lånan nordöstlich der Hauptinsel Vega finden sich alljährlich die Eiderenten zum Brüten ein. Vogelschutzwarte kümmern sich im Frühjahr um die Reparatur der Schutzhütten für die Enten, so dass alles bereits ist, wenn die Enten im April ankommen. Während der Brutzeit kümmern die Frauen sich auch darum, dass die Enten nicht von Fressfeinde behelligt werden. Zum Brüten polstern die Enten das Nest mit Daunen. Nachdem die Küken geschlüpft sind, verlassen die Eltern mit den Küken bald das Nest. Dann können die Vogelschutzwarte die Daunen aus den Nestern holen und verarbeiten. Es ist also auf beiden Seiten ein Geben und Nehmen und die Eiderenten danken es, indem sie jedes Jahr zurückkehren.

In der Touristen-Info erfahre ich, dass ich leider etwas zu spät im Jahr dran bin. Die Eiderenten haben Vega inzwischen mit ihren Jungen bereits wieder verlassen. Es sind nur noch einige wenige Enten da.

Das Wetter heute macht meine Hoffnungen auf weniger Wolken hier draußen im Meer zunichte. Dier Wolken hüllen immer noch die Berggipfel ein.

Das ist das richtige Wetter für ein Museum. Im Norden der Insel gibt es ein Eiderenten-Museum. Das schaue ich mir wenigstens an, wenn ich schon die Enten nicht zu Gesicht bekomme. Es ist hoch interessant. Man empfiehlt mir dort dann auch noch eine Wanderung entlang der Nordküste. Wenn ich Glück hätte, bekäme ich vielleicht noch ein paar der verbliebenen Eiderenten zu sehen.

Eigentlich wollte ich mein Knie noch schonen. Aber eine Wanderung entlang der Küste geht ja nicht steil bergauf oder -ab. Geradeaus sollte machbar sein.

Auf der Fahrt dorthin komme ich durch ein ganz idyllisches Fischerdorf, bei dem nur die Boote verraten, dass wir in modernen Zeiten leben.

Die Wanderung wird wirklich schön. In dieser rauen Landschaft, die voll der Nordsee ausgesetzt ist, wächst nicht allzu viel. Die gesamte Vegetation der Insel gleicht eher einer arktischen Tundra. Die Tiere, die sich hier am wohlsten fühlen, sind Schafe. Auf der Wanderung begegnen sie mir dann auch auf Schritt und Tritt.

Federn der Eidententen finde ich ständig. Allerdings sind das nicht die flauschigen Daunen, obwohl sie auch recht weich aussehen.

Und dann bekomme ich doch noch mehrere der Eiderenten zu Gesicht. Allerdings bin ich zu langsam mit meiner Kamera. Bevor ich die gezückt und den Fokus eingestellt habe, sind sie schon auf und davon geflogen.

Lediglich eines der braunen Weibchen erwische ich auf dem Wasser. Die schönen schwarz-weißen Männchen sind mir leider entwischt.

Nach der Wanderung fahre ich noch etwas kreuz und quer durch die Insel. An einer Hütte hängen die traditionell getrockneten Fische.

Und statt Rentieren oder Elchen sehe ich hier ein paar Rehe.

An der Westküste suche ich mir dann einen Platz zum Übernachten. Und finde mal wieder ein Fleckchen ganz für mich alleine, sogar mit Picknick-Tisch.

Svartisen Gletscher

Nach dem Besuch des Salmon Centers fahre ich auf der Kystriksveien Fv17 weiter Richtung Süden. Die Strecke ist wirklich wunderschön. Immer wieder bizarre Berge mit Gletschern dazwischen.

Und dann kommt beim Glomfjord der Svartisen Gletscher in Sicht. Ich halte spontan auf dem Parkplatz der Touristen-Info.

Der Svartisen ist Norwegens zweitgrößter Gletscher und der einzige, dessen Gletscherzunge bis fast auf Meereshöhe herunter reicht.

Ich hatte bereits vorher gecheckt, welche Möglichkeiten es für eine Wanderung dorthin gibt. Viele geführte Touren werden angeboten, aber zu horrenden Preisen. Das war mir echt zu teuer. Jetzt überkommt mich aber doch die Lust, mir den Gletscher aus der Nähe anzuschauen. In der Touristen-Info bekomme ich eine Karte und den Fahrplan einer kleinen Fähre, die mich über den See hinüber bringt. Also packe ich die Trekkingschuhe aus und packe den Rucksack. Und dann geht’s auch schon los.

Das kleine Fährschiff bringt mich auf die andere Seite des Sees. Ich hatte schon bevor ich zu der Touristen-Info kam, eine Straße gesucht, die mich dorthin bringt. Denn ich war mir sicher, für die Wanderung zur Gletscherzunge brauche ich keiner geführte Tour, das kann ich alleine. Aber es gibt keine Straße dorthin. Deshalb hatte ich die Wanderung zum Gletscher bereits abgehakt. Dieses Schiff ist die einzige Möglichkeit, wird aber in keinem Reiseführer erwähnt. Nur dank der Touristen-Info komme ich nun doch dorthin.

Das Fährschiff legt auf der linken Seite des Sees an. Von dort geht der Wanderweg los, der zur Gletscherzunge hoch führt. Zunächst ist es ein bequemer Wanderpfad entlang des Sees.

Und dann kommt der Gletscher in seiner vollen Größe in Sicht.

Von überall her rauschen Bäche mit dem Schmelzwasser aus dem Gletscher die Hänge herunter. Das Tosen des Wassers wird zum ständigen Begleiter.

Und dann wird der Weg allmählich steiler und felsig. Er ist jetzt zu einer Art Klettersteig ausgebaut.

Irgendwann hören dann auch diese Sicherung auf. Jetzt wird’s noch steiler. Es geht in freier Klettertechnik direkt senkrecht den Fels hinauf.

Ich schaffe noch einen guten Teil der Strecke. Aber es wird mir immer mulmiger. Mein linkes Knie hatte gestern ja schon beim Abstieg vom Keiservarden in Bodø gemosert. Jetzt wird’s ihm zu viel. Das Knie knickt mir ständig einfach weg, so dass ich die Balance verliere. Und das kommt beim Klettern gar nicht gut. Es kommt hinzu, dass ich in dem Gelände hier wieder mal alleine unterwegs bin. Wenn mir hier also etwas passiert, ist keiner da der mir helfen könnte. Und Handyempfang???

Ich merke außerdem, das meine alpine Zeit doch inzwischen viele Jahre zurück liegt. Ich bewege mich in solchem Gelände lange nicht mehr so souverän, wie es nötig wäre.

Ich fluche zwar innerlich, aber ich beschließe, dass es höchste Zeit wird, den Rückzug anzutreten. Der Abstieg dieses Teilstückes, das ich bereits hoch geklettert war, wird haarig genug. Das Knie will überhaupt nicht mehr. Ich muss mich gehörig konzentrieren und bei jedem Schritt so weit es geht absichern, falls es wieder wegsackt.

Als ich den Klettersteig ohne Sturz wieder erreiche, bin ich heilfroh. Und ich muss zugeben, auch etwas stolz, dass ich so vernünftig war. Ich glaube das war das erste Mal, dass bei mir die Vernunft über die Abenteuerlust gesiegt hat. Da muss ich erst 67 Jahre alt werden, bevor ich vernünftig werde! Wenn aber vernünftig = alt bedeutet, dann habe ich jetzt den Beweis: ich bin alt. Verfluchter Mist!!!!
ICH WILL NICHT ALT SEIN!

In gemächlichem Tempo, meinem (neuen) Alter angemessen, schleiche ich zurück zur Fähre. Ein wehmütiger Blick zurück. Nur gut, dass ich keine der geführten Touren zu einem hohen Preis gebucht habe, die ich dann mittendrin hätte aufgeben müssen.

Dass ich den Gletscher nicht erreicht habe, ist allerdings kein so großer Verlust. Ich habe bereits auf genügend vielen Gletschern in unseren Alpen rumgeturnt. Andere Erkenntnisse des Tages schmerzen viel mehr. 🙁

Kystriksveien, Saltstraumen und Salmon Center

Am Morgen geht die Fahrt endlich auf die Fv17, die legendäre Kystriksveien (Küstenstraße). Sie ist eine der schönsten Strecken an der norwegischen Küste. Die reine Strecke von Bodø bis nach Steinkjer (kurz vor Trondheim) beträgt 650 km Aber es gibt unterwegs so viel zu sehen und zu unternehmen, dass man sich mehrere Tage Zeit lassen sollte.

Saltstraumen

Weit muß ich zunächst nicht fahren. Mein erstes Ziel ist der Saltstraumen, die stärkste Gezeitenströmung der Welt. Alle 6 Stunden werden hier ca. 400 Mio Kubikmeter Wasser mit bis zu 37 kmh durch eine Meerenge gepresst. Beim Wechsel von Ebbe auf Flut steht die Strömung für ein paar Minuten still und dann geht die Post in die andere Richtung ab.

Auf Bildern kommt die gewaltige Kraft nur mangelhaft rüber. Wenn man davor steht, kann man sie körperlich spüren.

Salmon Center in Gildeskål

Danach geht die Fahrt entlang der Fv17 weiter Richtung Süden. Ich mache eine kurze Pause auf einem Parkplatz und entdecke dort auf einer Infotafel, dass ich ein paar Kilometer von der Fv17 weg in Gildeskål ein weiteres Salmon Center befindet. Da das in Bodø ja recht enttäuschend war, erhoffe ich mir hier etwas mehr zu sehen und fahre den kurzen Abstecher. Und hier werde ich tatsächlich nicht enttäuscht.

Dieses Salmon Center besteht aus mehreren Gebäuden. Neben der industriellen Lachs-Aquakultur gibt es hier auch eine der Universität angeschlossene Schule für Studium und Forschung von Seafood. Im Haupthaus, dem „Domus pisces“ bekomme ich zunächst eine Führung.

Eine Studentin der Seafood-Schule nimmt sich sehr viel Zeit und erklärt mir die gesamten Prozesse und Aspekte der Lachszucht. Es ist unglaublich wieviel Forschung, Arbeitsprozesse und Aufwand für die Lachszucht notwendig sind. Ich war mehr oder weniger davon ausgegangen, dass man die Lachseier ins Wasser setzt und darauf wartet, bis die Fische groß genug sind, um sie wieder raus zu holen. Die Studentin lacht sich kringelig.

Nachdem ich in diesem Seminarraum alle theoretischen Aspekte der Lachszucht erläutert bekam, gehen wir in das angrenzende Aquarium. Hier oben im Bild rechts sieht man bereits einen Teil davon. Es ist ein rundes Aquarium in dessen Mitte man umringt von Lachsen steht.

Danach geht es zu den sogenannten Lumpfishes (auf deutsch: Seehasen). Sie dienen dazu, die Lachse von Ungeziefer, wie Läusen, zu befreien. Es sind witzige Fische. Sie haben an der Unterseite eine Art Saugnapf, mit dem sie sich auf den Lachsen festsetzen und dann in Ruhe die Läuse abfressen können. Deshalb werden diese Lumpfishes hier ebenfalls gezüchtet. Ich bekomme einen auf die Hand gesetzt und er saugt sich tatsächlich sofort fest. Ein lustiges Gefühl.

Teilweise haben sie richtig schillernde Farben, wie dieses Exemplar in türkisgrün.

Danach geht es raus und sie zeit mir die riesigen runden Käfige der Aquakulturen. Ich hatte sie auf der Fahrt schon des Öfteren gesehen, war mir aber nicht bewusst, was sich darin verbirgt.

Die Seafood-Schule ist in weiteren Gebäuden untergebracht, die mir super gut gefallen haben. So ein Studentenleben gibt’s wohl kaum woanders.

Und natürlich muss ich mir auch noch den Shop anschauen. Aus der Haut der Lachse wird eine Art Leder hergestellt.

Daraus werden alle möglichen Artikel gearbeitet. Es lässt sich genauso wie Leder verarbeiten.

Die Preise für dieses Lachsleder liegen aber weit höher, als für normales Leder. Trotzdem ist es ein gutes Zusatzgeschäft.

Stadtbesichtigung in Bodø

.Das Wetter ist herrlich, strahlend blauer Himmel, Sonne satt und 22°. Die Stadtbesichtigung von Bodø macht Spaß. Es ist ein kleiner, überschaubarer Ort, bei dem der Hafen sicherlich den größten Part hat. Hier im Hafen wimmelt es nur so von Fischerbooten, Fährschiffen und Motor- Segeljachten

Von den Gebäuden her hat Bodø nichts besonderes zu bieten. Interessant fand ich allerdings die Gemälde auf vielen Häusern, die entweder Motive der arktischen Natur zeigen, wie den riesigen Seeadler, oder Gestalten aus den nordischen Mythen.

Humorvolles, wie die Bezeichnung eines Wellness-/Kosmetikladens war auch dabei.

Die Kathedrale von Bodø sieht gewöhnungsbedürftig aus. Das Kirchenschiff gleich eher einer Kaserne. Originell fand ich jedoch den Kirchturm. Er steht separat, ist in der unteren Hälfte offen gebaut und besitzt ein wunderschönes Glockenspiel, das zu jeder vollen Stunde erklingt.

Ich besichtige dann noch das Salmon Center (Lachs-Zentrum). Es ist zwar ein schöne Gebäude, man bekommt dort auch eine ganze Menge an Info, aber keinen lebenden Fisch zu sehen. Schade.

Wanderung auf den Keiservarden

Am Nachmittag unternehme ich noch eine Wanderung auf den Keiservarden. Der Berg zieht sich direkt vom Stadtrand von Bodø knapp 400 m hoch und ist ein genialer Aussichtspunkt.

Die Wanderung beginnt zunächst ganz gemächlich an einem See entlang.

Aber dann geht’s steil bergauf. Schon im Aufstieg bieten sich herrliche Blicke hinunter in den Fjord, in dem gerade ein Schiff der Hurtigruten vorbeizieht.

Und immer wieder tolle Ausblicke.

Nach ca. 1,5 Stunden bin ich oben auf dem „Gipfel“.

Auf einer Art Tisch haben sie alle Berge, Orte, Fjorde etc. gelistet, die in der entsprechenden Richtung zu sehen sind. Der 360° Rundblick erschlägt mich fast.

Der Abstieg den steilen Hang hinunter geht dann sehr viel flotter. Nach gut einer halben Stunde bin ich bereits zurück am Auto. Meine Knie meckern. Solche steilen Abstiege sind Gift. Aber die Aussicht von da oben war es wert.

Für die Übernachtung fahre ich aus Bodø hinaus in Richtung Saltstraumen. Ich finde einen wunderschönen kleinen Parkplatz direkt an einem der Fjorde in einem Naturreservat.

Hier sieht man gut den extremen Tidenhub der Nordsee. Im Moment ist Ebbe, aber am nächsten Morgen bei Flut steht das ganze Gelände unter Wasser.

Viele Schafe grasen in diesem Naturreservat. Sie sind gar nicht scheu und kommen auf unseren Parkplatz und nutzen die Camper als willkommene Schattenspender.

Nachts werde ich geweckt, da das ganze Auto wild wackelt. Eine Herde von Schafen zieht vorbei und rempeln dabei meinen Camper kräftig an. Danach wird’s wieder still bis auf die kleinen Glöckchen, die sie um den Hals tragen. Die bimmeln die ganzer Nacht.

Wanderung im Skjomen-Tal und Weiterfahrt nach Bodø

Nach dem Turnier im Narvik Golfclub bin ich noch für die Nacht dort geblieben. Das Wetter am Montag Morgen ist so toll, dass ich noch nicht gleich nach Bodø weiterfahren will. Ich beschließe, noch etwas weiter in das Skjomen-Tal und die Berge hinein zu fahren, um dort zu wandern.

Wanderung entlang der Sørelva

Es wird eine tolle Wanderung durch spektakuläre Kulissen. Der Fluss Sørelva hat das Tal ausgeprägt, in dem auch der Golfclub liegt. Zu beiden Seiten des Flusses steigen die Felsen steil an. Ich steige bis zu einem Hochplateau hinauf. Tief unter mir höre ich den Fluss rauschen, kann ihn aber nicht sehen. Die Schlucht ist zu tief und steil.

Rundherum Berggipfel auf denen schneebedeckte Gletscher in der Sonne leuchten.

Vor dieser Felswand zieht sich die Schlucht des Flusses entlang. Man kann hier aber gar nicht bis zum Rand gelangen, um hinunter zu schauen. Das Gelände wird zu steil. Nur hören kann ich das Getose des Flusses in der Tiefe.

Hier oben finde ich auch einen ganzen Hang voller Multebeeren, der hochgeschätzten nordischen Spezialität. Das ist wie bei uns mit den Pfifferlingen. Wer ein Plätzchen entdeckt hat, an dem man welche findet, verrät es unter keinen Umständen weiter.

Die restliche Wanderung steige ich dann entlang des Flusslaufes ab. Er wird immer gemäßigter, bis er schließlich in den Fjord einmündet.

Weiterfahrt nach Bodø

Nach der Wanderung nehme ich dann die Weiterfahrt nach Bodø in Angriff. Ein Genuss bei diesem tollen Wetter. Ich muss leider die ungeliebte E6 fahren, es gibt keine Alternative. Aber sie führt zunächst durch Gebirge mit tollen Ausblicken hinunter aufs Meer.

Recht bald muss ich eine Fähre nehmen. Leider habe ich kein Glück und komme auf die erste Fähre nicht drauf. Ich muss die nächste abwarten. Das wird echt hart. Ich bin so müde von dem Wochenende und von der Wanderung, dass ich ständig einschlafe. Ich habe Angst, dass ich die nächste Fähre auch noch verpasse und halte mich krampfhaft mit Kaffee wach.

Nach der Überfahrt überlege ich, nicht mehr weiter zu fahren, sondern direkt hier einen Platz zu suchen, um erst mal auszuschlafen. Die Strecke bis Bodø ist doch noch recht lang. Aber dann helfen die tollen Ausblicke doch über die Müdigkeit hinweg und ich bin wieder wach.

Ich schaffe tatsächlich die Strecke bis kurz vor Bodø. Ich finde einen genialen Übernachtungsplatz direkt an einem Fjord. Hier werde ich einen Tag bleiben und von dem harten Wochenendprogramm regenerieren.

Golf im Narvik Golfclub

Am Donnerstag wurde das Wetter dann tatsächlich besser. Ich kann also die geplante Greenfee-Runde im Narvik Golfclub spielen. Ich hatte bereits gestern per Email eine T-Time reserviert. Es war ein sehr netter Email-Kontakt mit Linda, die dort das Sekretariat managt. Sie hatte versprochen mich in einem Flight mit Mitgliedern zu buchen, da ich nicht so gern alleine spielen wollte.

Als ich ins Clubhaus kam, wurde ich von ihr direkt mit Namen und Handschlag ganz herzlich begrüßt. Sie hatte mich in einem Flight mit Jan und Vego gebucht. Die beiden stellten sich als genauso herzlich und auch lustig heraus. Wir hatten enorm viel Spaß auf der Runde.

Ein traumhaft schöner Platz mit toller Felskulisse rundherum. Aber auch eine Herausforderung. Teilweise recht schmale Fairways. Das Rough rechts und links war Wald, und der Waldboden dicht mit Heidekraut oder Heidelbeersträuchern bedeckt. Keine Chance einen Ball wieder zu finden. Aber ich hatte einen guten Tag und blieb (meist) auf dem Fairway.

Nachdem wir so viel Spaß auf der Runde hatten, überredeten mich die Zwei, doch noch die nächsten Tage zu bleiben, und ein 3-tägiges Senioren-Turnier mitzuspielen. Freitag war eine kostenlose Einspielrunde vorgesehen, Samstag ein Scramble und Abends ein großes Sommerfest mit Barbeque und Livemusik, Sonntags dann noch eine Stableford-Runde.

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage sah genial aus: purer Sonnenschein bei ca. 25 Grad. Also sagte ich zu und habe mich zum Turnier angemeldet.

Für die Einspielrunde am Freitag hat es sich der Präsident nicht nehmen lassen, mit mir zu spielen. Wir hatten allerdings beide keinen guten Tag. Ich habe 6 Bälle verloren, wie viele es bei ihm waren, weiß ich nicht. Wir waren jedenfalls mehr im Wald beim Bällesuchen als auf den Fairways beim Golfspielen.

Bei der Scramble-Runde am Samstag wurden die Paarungen so zusammengestellt, dass die Handicaps ausgeglichen waren. Als Spieler mit dem besten Handicap hatte ich dann natürlich das höchste Handicap als Partner. Aber mit Tove hatte ich eine ganz sympathische und liebe Partnerin. Die beiden „Ladies in Black“ haben immerhin dem 8. Platz erspielt.

Das anschließende Sommerfest war grandios. Erst wurde gegrillt. Ich habe mich an Spare-Ribs satt gegessen, von denen ich schon seit einiger Zeit geträumt hatte, nachdem die Hauptnahrung nur noch aus Fisch bestand.

Danach spielte eine Liveband bis nachts um zwei mit teilweise etwas schrägen Tönen. Hat aber niemanden wirklich gestört. Das Tanzbein wurde fleißig geschwungen.

Ich bin danach noch mit Tove und ihrer Freundin Gerd versackt, zuerst bei Aquavit und dann noch Absinth. Die beiden liegen genau auf meiner Wellenlänge und wir hatten auch vorher bereits den ganzen Abend übers Reisen geredet. Es wurde recht früh bis wir ins Bett kamen.

Um 10:00 war dann am Sonntag bereits wieder Abschlag zu einer Stableford-Runde. Ich habe mich gefreut, als ich gesehen habe, dass ich Gerd (das ist im Norwegischen tatsächlich ein Frauenname) im Flight habe und Tyrid, die allerdings nach 9 Loch aufgeben musste. Aber die restlichen 9 Löcher mit Gerd zusammen waren wieder sehr unterhaltsam.

Das Siegerfoto mit allen, die einen Preis bekommen hatten. Ich habe immerhin am Sonntag den „Nearest to the Pin“ erzielt.

Insgesamt 4 tolle Tage in diesem Golfclub. Die Norweger haben mich so herzlich aufgenommen, dass ich mich vom ersten Moment an willkommen gefühlt habe. Aber der Alkohol-Konsum war mindestens genauso hoch wie die Ballverluste.

Nach dem Ende des Turniers bin ich noch zusammen mit Tove und Gerd zum Fjord gefahren. Wir wollten unbedingt baden. Wir haben eine Stelle mit Kiesstrand gefunden, von dem aus man gut ins Wasser konnte.

Gibt es eine schönere Kulisse zum Baden? Das Wasser war zwar mehr als frisch. Aber wenn man sich erst mal überwunden hatte, war es toll nach den 3 warmen Tagen Golfen.

Narvik im Regen

Die Besichtigung von Narvik fällt leider ins Wasser (wörtlich gemeint). Es schifft den ganzen Tag. Ich mache mich trotzdem auf in die Touristen-Info. Vielleicht gibt es ja irgendetwas spannendes, was man indoors besichtigen kann. Leider ist das Kriegsmuseum das einzige Museum, das Narvik zu bieten hat. Aber darauf habe ich Null Bock.

In den Reiseführern wurde die Fischhalle als sehenswert beschrieben. Dort will ich auf jeden Fall hin. Die „Fiskehallen“ stellen sich als ein einziges kleines Fischgeschäft heraus. Das daran angeschlossene Restaurant ist noch geschlossen.

Also tigere ich einfach etwas durch die Stadt und ignoriere den Regen.

Aber viel gibt es in Narvik nicht anzuschauen. Kein schöner Altstadtkern. Narvik ist eine der wichtigsten Hafenstädte des Nordens, für die der Hafen Industrie bedeutet. Und so sieht auch das Stadtbild aus.

Immerhin kann ich feststellen, wie weit ich von zuhause entfernt bin.

Ein eigentlicher Höhepunkt (auch wieder wörtlich gemeint) ist die Fahrt mit der Seilbahn auf den Narvikfjellet. Speziell im Sommer zu Mitternacht soll der Ausblick von dort oben fantastisch sein und bis auf die Lofoten reichen.

Dort oben, wo ich das rote Kreuz gemalt habe, muss irgendwo die Gipfelstation der Seilbahn liegen. Bei dem Wetter macht dieser Trip nicht viel Sinn, die Aussicht da oben in den Wolken reicht wahrscheinlich gerade mal zwei Meter weit.

Also packe ich meinen Kram zusammen und fahre ein Stück weiter in einen Fjord hinein. Dort am Ende des Fjordes liegt der Narvik Golfclub.

Bei der Fahrt entlang des Fjordes kommt unwillkürlich die Frage auf, wo soll hier sein Golfplatz sein. Rechts der Straße direkt das Wasser. Links ragen wieder steil die Felswände empor. An manchen Stellen haben ein paar Häuser gerade so Platz. Aber ein Golfplatz??

Doch dann zweigt die kleine Straße in ein Flusstal ab. Dieser Fluss hat in Jahrmillionen ein schmales Tal zwischen die Felswände gegraben. Und in diesem Tal zieht sich der Golfplatz entlang des Flusses. Wirklich eine malerische Kulisse mit den steilen Felswänden rechts und links.

Leider hat das auch zur Folge, dass ich hier unten im Tal umgeben von den hohen Bergen keinen Internetempfang habe.

Dafür finde ich recht schnell ein schönes Plätzchen zum Übernachten. Es liegt direkt am Fluss hinter Loch 9.

Eine kleine Grillhütte mit Tischen und Bänken lädt zum Bleiben ein. Im Regen sind sie jedoch für mich leider nutzlos. Aber das Wetter soll in den nächsten Tagen besser werden!!!

Polar Park Arctic Wildlife Center in Bardu

Da die Wanderung zum Målselvfossen nur etwas über 3 Stunden gedauert hat und ich recht früh gestartet bin, ist es erst Mittag. Deshalb will ich heute noch einen zweites Ziel ansteuern: den Polar Park in Bardu. Hier kann man das Arctic Wildlife in seiner natürlichen Umgebung anschauen. Die Tiere des Nordens, wie Elch, Rentier, Hirsch, Luchs, Wolf, Vielfraß, Moschusochse und Bär.

Das Wetter spielt auch immer noch mit. Es ist zwar inzwischen wieder bewölkt, aber noch trocken.

Die Wanderung durch den Wildtierpark ist zwar sehr interessant, aber letztendlich für mich auch bedrückend. Die Tiere hier in den Gehegen zu erleben, ist doch etwas ganz anderes, als in freier Natur ohne Zaun dazwischen. Die einzelnen Gehege sind zwar riesig, so dass man die Tiere fast nicht zu Gesicht bekommt und sie wirklich viel Platz haben. Sie haben jede Menge Möglichkeiten, sich zurückzuziehen, wenn sie mal die Schnauze voll haben von uns gaffenden und fotografierenden Menschen. Aber sie leben in Gefangenschaft, darüber täuscht auch die Größe des Parks und der Gehege nicht hinweg.

Wolf, Luchs und Vielfraß bekomme ich nicht zu sehen. Schade, ich habe noch nie einen lebendigen Vielfraß gesehen. Auch damals in Alaska nicht. Und dort waren sie fast mehr gefürchtet, als Wolf und Bär. Denn sie sind eigentlich nicht so scheu, dafür aber sehr aggressiv, und nehmen mit ihren scharfen Zähnen und Klauen jede Hütte in Nullkommanichts auseinander.

Los ging es mit den Elchen. Der Große, der Chef des Rudels, war sogar recht neugierig und kam bis an den Zaun.

Die Bären taten mir richtig leid. Ich fand, denen hat man es angesehen, wie traurig die Gefangenschaft ist. Einer hat sich dann auch ziemlich schnell davon geschlichen zurück in sein Haus.

Die Hirsche und die Moschusochsen waren beeindruckend in ihrer Größe, aber nur von Ferne und mit dem Zoom zu beobachten.

Für die Rentiere dort sieht das Leben anders aus. Das Gehege ist offen, und kein Rentier war anwesend. Aber während ich weiter laufe, kommt mir eines direkt aus dem Wald entgegen, rennt an mir vorbei und flüchtet zurück in den Schutz seines Geheges.

Insgesamt verlasse ich den Polar Park mit einem mulmigen Gefühl. So nah bekommt man diese Tiere in der freien Wildbahn sicherlich nicht zu sehen. Aber ist es das wert sie einzusperren? Mir selbst habe ich mit dem Besuch dieses Polar Parks keinen Gefallen getan.

Weiterfahrt nach Narvik

Die Tour durch den Polar Park hat zwar auch knapp 3 Stunden gedauert, aber es ist trotzdem erst früher Nachmittag. Deshalb fahre ich noch das Stück bis Narvik. Das ist nicht allzu weit. Und so habe ich für morgen den ganzen Tag in Narvik. Gerade als ich im Auto sitze, fängt es wieder an zu regnen. Schwein gehabt!

Weiterfahrt von den Lofoten aufs norwegische Festland

Ich habe nun 2,5 Tage und 3 Nächte auf dem Campingplatz Sandsletta mit intensivem Nichtstun verbracht: Lesen, Schlafen, Essen, Möven zählen, konzentriertes Löcher in den Fjord gucken.

Na gut, eine Unterbrechung gab’s mit paar Stunden Großputz im Auto. Jetzt blinkt alles wieder und ich fühle mich auch wieder wohl darin. War doch alles ganz schön zugestaubt durch die vielen Schotterpisten.

Ich selbst fühle mich ebenfalls regeneriert und zu neuen Schandtaten bereit. Ich will heute von den Lofoten zurück aufs Festland fahren. Es geht Richtung Nordosten bis in die Provinz Bardu.

Die Fahrt dorthin muss ich zwar eine Zeitlang auf der E6 fahren. Aber auf dem Festland kann ich kann wieder auf Nebenstraßen direkt an der Küste entlang ausweichen. Es ist immer verblüffend. Auf der E6 ein sehr starker Verkehr, der mit konstant 80 kmh dahin rollt. Aber es ist kaum möglich aus dieser Kolonne auszuscheren um anzuhalten und zu Fotografieren. Aber sobald man diese Hauptstrecke verlässt, ist man komplett alleine unterwegs. Kilometerweit weder vor noch hinter mir ein Auto. Ich kann beliebig langsam fahren zum in der Gegend rumschauen. Ich weiß, wer mich kennt, kann das fast nicht glauben. Ist aber tatsächlich so. Oder ich kann auch ganz spontan auf die Bremse latschen, weil ich einen besonders schönen Ausblick entdeckt habe. Auf der E6 würde das ein mittleres Verkehrschaos verursachen.

Und die Ausblicke sind traumhaft, die Fahrt ein echter Genuss. Auch hier ist es sehr bergig. Die Gipfel sind alle so um die 1.000 bis 1.500 m hoch. Klingt nach nicht viel. Aber es geht halt direkt von Meereshöhe hoch. Bei uns in den Alpen ist man bereits auf 1.500 m, wenn ein Berggipfel sich auf 3.000 m hin die Höhe schwingt.

Auf vielen der Gipfel und Hänge liegt noch Schnee. Überall rauschen spektakuläre Wasserfälle daraus in die Tiefe. An manchen Berghängen sind es gleich 5 nebeneinander.

Und ein sehr großer Wasserfall ist auch mein Ziel für heute. Eigentlich hatte ich den Bardufossen im Visier. Aber der wird in jedem Touristenführer, auf Plakaten entlang der Straße und allen Broschüren über das Gebiet angepriesen. Deshalb meine Vermutung: zu viele Touristen dort. Ich suche mir deshalb einen etwas kleineren als Ziel, zu dem auch eine schöne Wanderung führt: den Målselvfossen. Beides sind Wasserfälle der Målselva, der Målselvfossen nur ein Stück weiter flußaufwärts.

Wanderung zum Målselvfossen

Ich finde einen Übernachtungsplatz im Wald direkt in der Nähe vom Ausgangspunkt des Wanderweges. Die ganze Nacht regnet es, aber morgens kommt pünktlich die Sonne heraus und ich mache mich schon recht früh auf die Socken.

Der Wanderweg ist nur ein ganz schmaler Trail, der ständig entlang der Målselva führt. Teilweise fast zugewachsen, zum großen Teil führt er direkt am felsigen Strand entlang, aber auch durch sehr feuchtes mooriges Gelände.

Da alles noch klitschenass ist vom Regen in der Nacht, bin auch ich recht schnell komplett durchweicht. Zum Glück habe ich trotz der noch kühlen Temperaturen eine kurze Hose angezogen. Lange Hosenbeine wären völlig nass geworden. Die neuen Trekkingschuhe müssen die erste Bewährungsprobe bestehen, ob sie wasserdicht sind. Innerhalb kürzester Zeit sind sie zumindest von außen klatschnass. Aber sie bestehen den Test, die Füße bleiben trocken.

Unterwegs immer wieder Angler am Ufer oder im Wasser. Alle paar Hundert Meter (oder noch dichter) steht einer.

Irgendwann treffe ich eine Frau an, die lesend etwas abseits ihres angelnden Mannes sitzt. Sie ist ganz froh über Abwechslung. Wir halten also das übliche Schwätzchen: wer, woher, wohin, wie lange. Dann wage ich zu fragen, warum keiner der Angler einen Eimer neben sich stehen hat für die geangelten Fische. Ich frage, ob ihr Mann noch nichts gefangen hat. Sie vereint und erzählt dann, dass die Männer hier eigentlich Lachse angeln. Gestern hätte einer (!!! von den vielen) einen kleinen Lachs gefangen. Aber heute noch nichts. Sie meinte dann verschmitzt, das wäre „fishing just for the fishing, not for the fish“.

Unterwegs auch hier wieder frei verfügbare Hütten. Besonders faszinierend finde ich immer wieder, wie gut sie sich mit den begrünten Dächern in die Natur integrieren.

Nach circa 1,5 Stunden wird die Strömung immer stärker und der Wasserfall ist bereits zu hören. Und dann kommt er auch in Sicht.

Unglaublich, welche Wassermassen hier durchdonnern. Die Gischt sprüht teilweise meterhoch. Da könnte man stundenlang stehen und zuschauen. Die Wanderung hat sich wirklich gelohnt. Der Bardufossen soll noch größer sein als der Målselvfossen hier. Aber dafür war ich auf der ganzen Wanderung, von den Anglern mal abgesehen, wieder ganz alleine unterwegs und nicht mitten im Getümmel von vielen Touris. 😉

Weiterfahrt zur Spitze der Lofoten

Von Svolvær aus fahre ich weiter die E10 entlang bis zur südwestlichen Spitze der Lofoten (blaue Strecke).

Ich will die gesamten Lofoten gesehen haben, und nicht nur den nordöstlichen Teil. Aber das hätte ich mir sparen können. Der schönste und landschaftlich beeindruckendste Teil ist um Svolvær herum. Hier zieht sich die höchste Bergkette entlang mit den steil ins Meer abfallenden Wänden. Eine absolut wilde und spektakuläre Kulisse.

Weiter zur Südwest-Spitze der Lofoten hin wird das Bergpanorama deutlich gemäßigter. Die Flächen zwischen den Bergen öffnen sich. Hier wird sehr viel Landwirtschaft betrieben, was weiter nordöstlich zwischen den steilen Bergen gar nicht möglich ist.

Und je näher ich der Südwestspitze komme, umso mehr Touristen tauchen auf. Die Hauptfährverbindung auf die Lofoten von Bodø legt hier ganz unten auf den Lofoten in Moskenes an. Und der Großteil der Touristen bleibt hier im Umkreis. Aber es sind Tausende, die hier über die Straße laufen, aus den Restaurants und Souvenirshops quellen … Horror!

Was mich dazu veranlasst, bis nach Å i Lofoten weiterzufahren. Aber hier ist die Straße leider zu Ende und mündet in einem riesigen Parkplatz, der brechend voll ist. Ich fahre deshalb nur die Schleife um den Parkplatz herum und dann direkt wieder retour. Leider gibt es hier unten keine Alternative zur E10, es ist die einzige Straße.

Ich quäle mich also durch die Touristenmassen wieder die E10 zurück. Bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz bleibe ich lange erfolglos. Auch die Einheimischen haben hier wohl ihre negativen Erfahrungen mit dem Touristenmassen. An jedem noch so kleinen Schotterweg steht ein Schild „Privat“, auf jedem Parkplatz ein Schild „No Camping“.

Ich fahre deshalb bis nach Bøstad die E10 zurück. Hier verlasse ich diese Hauptstrecke und biege nach links auf eine Nebenstraße Richtung Eggum ab (rote Strecke auf der Karte oben). Und schon nach wenigen Kilometern sind die Touristenmassen verschwunden und ich bin zurück in der Natur. Und hier einen Übernachtungsplatz zu finden stellt gar kein Problem dar. Ich muss wirklich von diesen Hauptstrecken weg.

Ich finde einen tollen Übernachtungsplatz direkt am Fjord. Später dann noch um Mitternacht die Sonne, die genau bis zum Horizont sinkt und von dort wieder aufsteigt. Die Aufnahme habe ich um 00:15 Uhr gemacht. So dunkel, wie auf dem Foto, ist es allerdings nicht, sondern taghell. Die Kamera macht im Gegenlicht leider die Blende zu.

Am nächsten Tag versuche ich, so weit es geht, von der E10 weg zu kommen (rote Strecken in der Karte oben) auf kleinere Nebenstraßen entlang der Nordseeküste. Viele Möglichkeiten gibt es leider nicht. Den ersten Schlenker lege ich über Vestersand und Kvalnes ein. Dann bin ich wieder zurück auf der E10.

Aber kurz hinter Svolvær kann ich die E10 wieder verlassen und biege nach links auf den Fv888 ab, wieder Richtung Nordseeküste. Als ich in Sandsletta an einem wunderschön gelegenen Campingplatz vorbei komme, beschließe ich spontan, hier ein paar Tage zu bleiben.

Mein Kopf ist absolut voll mit all den vielen Eindrücken und am Limit seiner Aufnahmekapazität. Ich brauche unbedingt ein paar Ruhetage zum Ausspannen, Atemholen und den Kopf wieder frei kriegen für neue Eindrücke. Es liegen noch so tolle Abschnitte vor mir. Wäre schade, wenn das alles an mir vorbei rauscht, weil ich gar nicht mehr aufnahmefähig bin.

Ein weiterer Tag in Svolvær

Da ich erst mittags wieder in die Werkstatt kommen soll für die Reparatur der Standheizung habe ich noch den Vormittag zur Verfügung. Perfekt, um die alten Fischerhütten auf Svinøya anzuschauen.

Svinøya Rorbuer

Svinøya ist eine kleine Insel vor dem Festland von Svolvær. Hier gibt es eine Reihe von alten Fischerhütten, die noch im Originalzustand aus dem 19. Jhd. erhalten sind. Die will ich mir anschauen und finde sie auch recht schnell.

Und zusätzlich finde ich noch einen alten Herrn, der einen Schlüssel für eine dieser alten Hütten besitzt. Er freut sich, dass sich jemand dafür interessiert und schließt sie mir auf. Erzählt mir dann auch gleich noch ganz viel aus dem damaligen Leben der Fischer hier.

Es ist stockfinster hier in der Hütte und die Bilder mit Blitz aufgenommen leider nicht so toll. Aber was mir der Herr erzählt ist umso interessanter. Und er er spricht sogar recht gutes Deutsch. Dieser Vorraum (beide Bilder oben) enthielt die gesamte Ausrüstung für Fischereiarbeit.

Gelebt haben die Fischer in diesen zweiten Raum der winzigen Hütten mit 12 Mann. In den beiden unteren Betten (ca. 160 x 100 cm) haben jeweils 2 Mann geschlafen. Das dritte große Bett oben mussten sich 8 Mann teilen..

Und das war Küche + Waschgelegenheit für 12 Mann!

Von diesen Hütten gab es ca. 3.000 auf den Lofoten. Die Fischer kam aus allen Landesteilen ca. Ende Februar mit ihren eigenen kleinen Booten auf die Lofoten gerudert, um hier etwas Geld zu verdienen. Hier versammeln sich die Fischschwärme zu dieser Zeit aus der Barentsee kommend zum Leichen.

Die Industrialisierung der Fischerei hat heute diese kleinen Fischerhütten überflüssig gemacht. Viele davon sind noch gut erhalten und restauriert. Ich hatte schon öfters mal ein Schild gesehen „Robuer to rent“. Ich erfahre jetzt, dass Rorbuer das norwegische Wort für Fischerhütte ist. Das sind also alte restaurierte Fischerhütten, die man zur Übernachtung mieten kann.

Der damalige Besitzer der Fischereirechte und all dieser Fischerhütten, hat natürlich ganz anders gewohnt. Weitaus herrschaftlicher.

Dier Fischer wurden von ihm bezahlt, mussten aber natürlich einen Teil ihres Fanges an ihn abgeben und Miete für die Hütten bezahlen. In seinem Krämerladen gleich gegenüber hat er dann nochmal an den Fischern verdient.

Auch der Laden ist noch originalgetreu aus dem 19. Jhd. erhalten. Heute ist in dem Gebäude von 1828 ein Hotel untergebracht, aber den Laden haben sie im Originalzustand belassen.

Webasto Standheizung

Gegen Mittag mache ich mich dann wieder auf in die Werkstatt, in der ich ja gestern bereits war. Dort verbringe ich dann den Rest des Tages.

Aber letztendlich von Erfolg gekrönt, denn die bekommen die Standheizung wieder in Gang, und zwar ohne das Teil, das angeblich laut Fehlercode kaputt sein sollte. Nach langer Suche per Computerdiagnose und Telefonaten mit Webasto Norwegen haben sie herausgefunden, dass mit der Verkabelung etwas nicht in Ordnung war, und das jetzt repariert.

Bezahlen musste ich überhaupt nichts. Der Chef des Landens meinte, das wäre alles mit Webasto geklärt und ein Garantiefall. Webasto Deutschland rief mich dann ebenfalls nochmals auf dem Handy an und erkundigte sich, ob alles repariert sei und funktionieren würde. Und auch sie haben mir nochmal versichert, dass ich auf keinen Fall etwas bezahlen soll, das ginge auf Garantie. Sowas habe ich noch nie erlebt!Normalerweise muss man bei den Herstellern darum kämpfen, dass sie irgendeine Reparatur als Garantiefall anerkennen. Meist bezahlen sie dann nach langen Diskussionen auch nur die defekten Teile und nicht die Arbeitsstunden. Und hier werde ich jetzt von allen Seiten gebeten, ja nichts zu bezahlen! Verkehrte, aber schöne Welt, und umso besser für mich.

Abends kehre ich wieder zu meinem Übernachtungsplatz zurück, der inzwischen schon fast zum Stammplatz geworden ist. Er liegt ca. 3 km außerhalb von Svolvær direkt an einem kleinen See. Herrlich ruhig in der Nacht. Fast schade, dass ich den morgen verlassen werde, um weiter zu fahren. Zumal auch das Wetter inzwischen besser und vor allem etwas wärmer geworden ist.

Svolvær, Lofoten

Bootstour in den Trollfjord

Svolvær ist einer der Hauptorte der Lofoten. Hier habe ich für heute eine Tour mit einem Schnellboot in den Trollfjord gebucht, bei der auch die Beobachtung von Seeadlern versprochen wird.

Das Boot hat keine Sitze, sondern so eine Art Böcke, auf denen man wie in einem Sattel auf einem Pferd sitzt. Beine rechts und links auf dem Boden, Rückenlehne und eine Stange vor sich zum Festhalten.

Wir werden in dicke Anzüge verpackt, in denen uns augenblicklich der Schweiß ausbricht. Dazu gibt’s noch eine Art Skibrille + dicke Handschuhe. Außerdem werden wir gebeten, alle losen Teile, wie Handtasche, oder anderes im Büro zu lassen und nur die Kamera mitzunehmen und sehr fest zu halten. Dass all das notwendig ist, merken wir dann später draußen.

Zunächst im Hafen, darf der Kapitän noch nicht schnell fahren. An den Fischerhütten geht’s noch mit 4 Knoten vorbei. Aber sobald er aus dem Hafen raus ist, gibt er Gas. Eine Beschleunigung, wie ich sie selten erlebt habe. Wir werden in die Rückenlehne gepresst und uns fliegt fast der Kopf von den Schultern.

In Nullkommanichts hat er auf 75 – 80 Knoten beschleunigt. Das entspricht in etwa 140 Stundenkilometern. Und wer bei Tempo 140 mal versucht eine Hand oder den Kopf aus dem Autofenster zu halten, kann ahnen was hier abging. WAHNSINN!!!

Die Fahrt gleicht einem wilden Ritt auf einem Rodeobock. Wir brauchen wirklich beide Hände um uns festzuhalten, während wir die Wellen abreiten. Echt irre. Allein dafür hat sich der Trip schon gelohnt. Das ist nach meinem Geschmack. Der Kapitän hat selber auch Spaß daran. Er fährt teilweise ein bisschen Zickzack, um sich mit 140 Sachen so richtig in die Kurve legen zu können.

Dann nähern wir uns der Einfahrt in den Trollfjord. Man kann gut erkennen, wie eng diese Einfahrt ist. Trotzdem fahren auch die großen Schiffe der Hurtigrouten hier rein. Das auf dem Bild unten ist nur ein ganz kleiner Segler.

Sehr lang ist der Trollfjord nicht, nur eng. Schnell erreichen wir das Ende des Fjordes.

Eine tolles Bergpanorama rundherum. Die Berge sind so steil, dass sie von der anderen Seite gar nicht zugänglich sind, sondern nur hier vom Meer aus.

Und dann lassen sich auch (wie auf Bestellung) die Seeadler blicken.

Der Kapitän hat frische Fische als Futter dabei, um sie näher ans Boot zu locken.

Ein irres Gefühl, wenn diese riesigen Vögel direkt übers Boot hinweg gleiten. Aber gar nicht so einfach, sie mit der Kamera einzufangen. Viele Bilder, die ich versuche von ihnen zu machen, zeigen nur leeren Himmel. Aber ein paar Mal habe ich Glück und drücke im richtigen Moment auf den Auslöser.

Einfach nur WOW!!!

Und dann geht’s wieder aus dem Fjord hinaus. Es sind noch ein paar andere Schiffe im Fjord, an denen wir mit irrem Tempo vorbeibrausen. Wir werden zum Fotomotiv und die anderen auf den langsamen Dampfern blicken uns neidisch nach.

Circa 2 Stunden waren wir unterwegs und nicht eine Minute davon war ohne hohen Adrenalinspiegel. Wir sind alle total high, als wir zurück sind und kriegen das seelige Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

Technische Probleme

Den Rest des Tages verbringe ich damit, einige technische Probleme zu lösen.

Für meinen Spiritus-Kocher hatte ich mir Spiritusflaschen zum Nachfüllen besorgt. Ich Depp habe den ganzen Liter in den Brenntopf gefüllt, ohne zu überlegen oder zu testen, ob das das richtige Zeug ist, wie sie mir in dem Campingladen beteuert hatten. Als ich mir einen Kaffee kochen will, bringe ich den Kocher nicht zum Brennen. Ich kann machen was ich will, das Zeug brennt nicht. Keine Ahnung, was die mir hier als Spiritus verkauft haben. Wahrscheinlich ist es irgendein Lampenöl.

Raus aus dem Brennertopf bekomme ich es aber auch nicht mehr. Denn der ist mit einem Vlies ausgefüllt, das sich mit der Flüssigkeit vollsaugt. Man kann also den Topf umdrehen, ohne dass etwas heraus läuft.

Ich durchforste das Internet und finde einen Caravan-Händler direkt in Svolvær. Die lachen sich kringelig, als ich ihnen von meinem Problem berichte. Aber nicht böse gemeint, sie sind total nett. Wir haben eine riesen Spaß miteinander und frotzeln nur rum. Irgendwann haben sich alle 5 Mitarbeiter sowohl den Kocher als auch meinen Caddy angeschaut. Sie können es gar nicht fassen, was ich darin alles untergebracht habe. Sonst haben sie es immer nur mit den riesigen Wohnmobil-Schlachtschiffen zu tun.

Die Chefin meinte, wenn ihr Mann (der neben ihr steht) mal tot ist, dann will sie auch so einen kleinen Camper und mit dem um die Welt reisen. Ich rate ihrem Mann, vorsichtig zu sein, falls es heute Abend Pilze im Essen hat. Da lachen sie sich wieder kringelig. Gute Stimmung dort!

Nur helfen können sie mir nicht. Den Topf kann ich wohl wegschmeißen, aber einen neuen haben sie nicht. Dafür haben sie aber einen kleinen Kocher, der mit Gasdosen betrieben wird. Er passt von den Abmessungen genau in meine Kochbox. Also kaufe ich das Ding. Ohne Kaffee morgens läuft nichts!!

Das zweite Problem betrifft die Standheizung. Seit dem Nordkap spinnt sie. Dort war sie ja bereits das erste Mal ausgefallen. Zwischendrin ging sie nach jeweils mehrfachen Versuchen immer mal wieder. Aber seit einiger Zeit ist gar nichts mehr zu machen. Sie bringt immer denselben Fehlercode und schaltet sich wieder ab. Da ich die letzten Nächte doch wieder ganz schön gefroren habe, muss ich mich drum kümmern.

Ich habe seit Tagen Email-Korrespondenz und Telefonate mit dem Bosch-Service in Neumünster, Webasto Deutschland und dann Webasto Norwegen geführt. Bei Bosch hat es etwas länger gedauert, aber sowohl Webasto Deutschland und dann auch Webasto Norwegen haben prompt reagiert. Letztere haben mir nun die Adresse einer Werkstatt in Svolvær genannt. Dort verbringe ich den ganzen Nachmittag. Aber sie brauchen ein spezielles Ersatzteil, das natürlich nicht vorrätig ist. Nach langen Telefonaten wird klar, dass es in ganz Norwegen dieses Teil nicht gibt, sondern es aus Dänemark geordert werden muss. Und das würde circa eine Woche dauern. Äh, gibt’s keine Express-Dienst hier?

Als sich der Feierabend nähert vereinbaren wir, dass sie morgen früh nochmals rum telefonieren und versuchen, das Teil irgendwie schneller zu beschaffen. Ich soll gegen Mittag nochmal vorbei kommen, dann versuchen sie außerdem noch per Computerdiagnose herauszufinden, ob sie das vielleicht auch irgendwie ohne dieses Teil reparieren können.

Toll, eine komplett neue Standheizung! Nur ungefähr 4 oder 5 mal benutzt und schon kaputt. Dachte, Webasto hätte eine bessere Qualität. Aber der Kundenservice stimmt auf jeden Fall. Ganz Webasto Europe kümmert sich inzwischen um mein Problem. 🙂

Lofoten Links Golf

Das Wetter sieht heute endlich mal wieder etwas freundlicher aus. Es ist zwar immer noch kühl, aber nicht mehr ganz so stürmisch wie die letzten Tage. Ich mache mich auf zum Golfplatz in Gimsøy, dem Lofoten Links.

Sie akzeptieren sogar die Golfhäftet-Karte, obwohl sie dort gar nicht gelistet sind. Ich zahle also nur 50% des Greenfees von 950 NOK. Da es jedoch ein echt wilder Links Course ist, verschwinden insgesamt 5 meiner neuen Titleist AVX Bälle im Heidekraut, Moor oder Moos. Wenn ich die 25 € hinzurechne, wird’s doch wieder eine teure Runde. 🙁

Aber grandios! Das ist der erste echte Links Course, den ich spiele und wird ein Abenteuer. Eine wilde Landschaft um die Bahnen herum mit Felsen, Meer, Strand, Heidekraut und viel Moor.

Eigentlich war ich in einem Flight mit zwei Norwegern eingetragen. Aber die beiden tauchen nicht auf, so dass ich alleine auf die Runde muss. Schade.

Gleich das erste Loch ist spektakulär, ein Dogleg nach links um eine Meeresausbuchtung mit Felsstrand herum. Ganz schmales Fairway. Wenn du hier den Ball nicht exakt platzierst, ist gleich mal der erste Abschlag weg. Habe Glück, der Abschlag gelingt.

Aber noch spektakulärer geht’s bei Loch 2 weiter. Ein Par 3 mit 130 m vom Damenabschlag, das zu Recht das „Signature hole“ des Platzes ist. Man spielt auf Meer hinaus auf eine Halbinsel. Zu beiden Seiten der weiße Strand zwischen Abschlag und Grün und rund ums Grün Felsen. Du MUSST das Grün treffen, keinerlei Spielraum, alles andere ist im Meer.

Habe Par gespielt!!! Yippie.

Aber dann gehen die Ballverluste los. Rechts und links der Fairways so wildes Gelände, dass man keinen Ball wiederfindet. Oft auch Moor, dass man eh nicht betreten kann, ohne zu versinken.

Und immer wieder gehen die Schläge Richtung Meer mit grandiosen Ausblicken aufs Meer und die Berge drumherum.

Die Heide und Moorlandschaft zwischen den Fairways ist durchsäht mit eine Vielzahl von Blumen. Das Wollgras, das hier oben in der Tundra überall zu finden ist, aber auch Orchideen wachsen hier. Das Knabenkraut habe ich bereits der Strecke entlang der Straßen schon in Unmengen gesehen. Es wächst hier fast wie Unkraut. Bei uns würde man um jedes einzelne einen Zaun stellen und ein Schild dazu.

Sogar die typisch nordischen Multebeeren finde ich. Da ich jedoch gerade wieder mit Ballsuchen beschäftigt bin (den ich nicht wiederfinde), vergesse ich, sie zu fotografieren.

Im Greenfee enthalten war sogar noch ein Birdie-Book. In diesem zählen Sie jede Menge Superlative auf, deren sie sich rühmen. Finde ich zwar sehr dick aufgetragen, aber ich muss gestehen, dass sie allesamt zutreffend sind.

Mit dem Loch 12, als härtestem Par 3 haben sie auch Recht. 160 m vom Damen-Tee, ganz kleines Grün umgeben von Felsen, wie Loch 2. Ballverlust! 🙁

Insgesamt war der Platz Lofoten Links jeden Cent wert und hat auch alleine riesigen Spaß gemacht.

Weiterfahrt von den Vesterålen auf die Lofoten

Nach der Puffin-Safari in Bleik fahre ich noch am Nachmittag weiter in Richtung Lofoten. Die Küstenstraße bietet landschaftlich immer wieder so tolle Ausblicke, dass ich wieder am liebsten alle 50 m halten würde zum Foto machen.

In Gullesfordbotn leiste ich mir mal wieder einen Campingplatz. Er liegt direkt am Zipfel des Gullesfjord. Ein toller Blick aus dem Auto. Die Sauna habe ich für mich alleine. Himmlisch nach der kalten Bootstour!!

Nach dem Ausschlafen geht die Fahrt am nächsten Morgen weiter auf die Lofoten. Und immer, wenn ich denke, schöner kann die Landschaft nicht werden, komme ich nach einem Tunnel in den nächsten Fjord und werde eines Besseren belehrt. Es geht noch schöner.

Ja, Tanni, ich weiß, das sind schon wieder so viele Landschaftsbilder. Aber ich kann nicht anders. Ich bin so überwältigt. Rechts der Straße steile Berghänge, die direkt ins Meer runter abfallen immer wieder mit spektakulären Wasserfällen. Links der Straße das Meer oder der Fjord mit vielen winzigen Inseln und kleinen Fischerdörfern. Wie soll man da beim Fahren noch auf die Straße schauen???

Die Strecke direkt an der Küste entlang enthält weniger Fähren, als ich befürchtet hatte. Viele der Fjorde sind untertunnelt oder über Brücken verbunden. Und das Tolle ist, keine der Strecken oder Tunnel hat bisher Maut gekostet. Ich hatte mich extra bei der Mautgesellschaft registriert, so dass ich an Mautstationen direkt durchfahren kann. Das Kennzeichen wird automatisch gelesen und anfallende Maut direkt abgebucht. Keine Wartezeiten. Aber die Norweger kassieren für Tunnel nur solange Maut, bis die Baukosten wieder drin sind. Danach wird er mautfrei. Ein tolles Modell.

In Svolvær habe ich zunächst Halt gemacht. Dies ist eine er größeren Städte und zentraler Punkt der Lofoten. Ich finde ein Sportgeschäft und kaufe mir neue Trekkingschuhe, die alten haben endgültig ausgedient. Nach dem Einkaufen suche ich noch einen der vielen Touren-Anbieter auf. Hatte mir im Internet bereits einen rausgesucht, der Bootstouren in den Trollfjord anbietet. Ich kann für übermorgen eine Tour buchen.

Danach geht es noch weiter bis nach Gimsøysand. Hier liegt der 18-Loch Golfplatz „Lofoten Links“. Ich kann mir für morgen eine T-Time reservieren. Ein paar Fotos mache ich schon mal, als ich den Platz anschaue.

Das sieht nach einem echt wilden und rauen, richtigem Links-Course aus. Darauf freue ich mich, obwohl das Greenfee mit 95€ ganz schön happig ist. Aber der erste Eindruck lässt vermuten, dass dieser Platz es wert ist.

Die Fahrt der letzten Tage von den Vesterålen auf die Lofoten:

Inselgruppe Vesterålen

Andenes

Gestern bin ich mit der Fähre von Gryllesfjord in Andenes dem ersten Ort der Vesterålen angekommen. Die Inselgruppe Vesterålen ist die nördliche Fortsetzung der Lofoten. Andenes liegt an ihrer nördlichsten Spitze und ist damit voll der Wucht der Nordsee-Stürme ausgeliefert.

Ein netter kleiner Ort. Typisch für die Vesterålen ist der ganz weiße Strand hier, der an vielen Orten der Inselgruppe zu finden ist.

Für heute hatte ich eine Wal-Safari gebucht. Andenes ist der beste Ort um Wale zu beobachten. Durch einen Tiefseegraben, der dicht bis an die Küste reicht, gelangt sehr kaltes Wasser aus der Tiefe bis vor Andenes. Deshalb tummeln sich viele verschiedene Wal-Arten hier direkt vor der Küste.

Leider spielt das Wetter nicht mit. Es ist viel zu viel Wind und die Brandung entsprechend, so dass die Boote nicht auslaufen können. Ich besuche statt dessen dann das Walmuseum, das zwar eine Fülle an Infos bietet, aber doch keinen Ersatz für eine Walbeobachtung bietet.

Ich könnte das Tour-Voucher gutschreiben lassen für eine Tour morgen. Aber da der Wetterbericht für morgen genauso viel Wind verspricht, macht das wenig Sinn. Ich storniere deshalb. Von der Rezeption bekomme ich noch die Info, dass im Nachbarort Bleik Safaris zur Beobachtung von Papageitauchern (Puffins) angeboten wird. Da die Vogelinsel nicht so weit draußen im Meer liegt, fahren die Boote von Bleik meist auch bei mehr Wind zu dieser Vogelinsel raus. Also gut, das wäre eine Alternative für morgen.

Ich mache mich auf den Weg nach Bleik. Am Ortausgang von Andenes Schafe auf der Starße, diesmal keine Rentiere! Tanni, extra für dich fotografiert.

Kurz vor Bleik komme ich an einem Gelände vorbei, in dem Fahnen stecken, die nach Golf aussehen. Tatsächlich, direkt neben dem weißen Strand zieht sich ein 18-Loch Golfplatz entlang.

Kein Baum, kein Strauch, etwas ungewöhnliche Abschlagplattformen und ein geschlossenes Clubhaus. Kein Mensch weit und breit. Verständlich bei dem Wetter. Aber ob hier jemals tatsächlich Golf gespielt wird?

Puffin-Safari in Bleik

In Bleik erfahre ich dann, dass morgen um 11:00 das erste Boot der Puffin-Safari raus fährt. Ich finde mich rechtzeitig dich vermummt ein und kann auch ohne Anmeldung noch mit.

Der Seegang ist nicht ohne, ich kann verstehen, dass die in Andenes alles gecancelt haben. Wir schaukeln in dem Boot zur Vogelinsel raus, einem spitzen Berg.

Circa 80.000 Puffins (Papageien-Taucher) brüten auf der Insel. Außerdem gibt es zwei Seeadler-Paare, auf deren Speiseplan diese Puffins stehen.

Als wir uns der Vogelinsel näher schwirren unzählige Puffins um uns herum und übers Wasser.

Zwei der Seeadler lassen sich ebenfalls blicken auf der Jagd nach Puffins.

Immer wieder riesige Gruppen von Puffins, die das Boot nicht stört. Sie halten nur Ausschau nach den Adlern, um nicht in deren Fänge zu geraten.

Nachdem das alles so aus der Ferne noch nicht so richtig toll war, versucht der Kapitän das Boot trotz dem hohen Seegang näher an die Felsen zu bringen. Ein waghalsiges Manöver, aber von Erfolg gekrönt. Wir erwischen eine Gruppe von Puffins direkt auf einem Felsvorsprung.

Aber ziemlich schnell muss er das Boot wieder abdrehen, es wird zu gefährlich so dicht an den Felsen. Aber wir alle grinsen glücklich. Jeder hat tolle Bilder schießen können. Und jetzt machen wir halt Aufnahmen von uns gegenseitig.

Ein paar Trottellummen tauchen auf einem Felsplateau auch noch auf.

Und dann schaukeln wir bei heftigem Seegang nach Bleik zurück.

Weiterfahrt von Tromsø nach Andenes

Für die Weiterfahrt von Tromsø nach Andenes habe ich mir eine Strecke herausgesucht, die (soweit möglich) direkt an der Küste entlang führt.

Sie wird als landschaftliche schönste Strecke ausgewiesen und diesem Titel auch voll gerecht. Es ist einfach unglaublich schön. Obwohl die Wolken heute teilweise noch sehr tief hängen und man die Gipfel der Berge gar nicht sehen kann, ist es atemberaubend. Die Berge stürzen hier steil direkt ins Meer ab. Wo immer ein paar Quadratmeter Platz zwischen Steilwand und Meer sind haben sich kleine Fischerdörfchen angesiedelt.

Diese Strecke ist keine Hauptverbindungsroute, sondern nur eine kleine Nebenstraße. Entsprechend schlecht ist ihr Zustand. Schneller als 60 km zu fahren wird zum Höllenritt. Wenn es mich mit 80 km in ein Schlagloch donnert habe ich das Gefühl es zerreißt mir den Wagen. Deshalb schleiche ich mit höchstens 60 km (meist noch weniger) durch die Gegend. Ist aber gerade recht, da ich sowieso so viel schauen muss.

Die meiste Zeit ist die Strecke auch nur einspurig. Es kommen aber alle paarhundert Meter kleine Ausweichbuchten, sodass es nur eng wird, wenn ein Bus oder LKW entgegen kommt. Denn die halten nicht in den Buchten, sondern zwingen dich dazu, ganz nach dem Motto „ich bin größer und stärker, schau wo du bleibst“. Man muss deshalb ständig die Strecke weit voraus abscannen, um beurteilen zu können, reicht es mir zur nächsten Bucht bevor der Bus mich erreicht?

Spektakulär und unheimlich wird es in den Tunneln. Diese sind teilweise mehrere Kilometer lang und nur 3 m breit aus dem Fels genauen. Hier passen definitiv keine 2 Autos nebeneinander. Und es ist stockfinster hier drin. Aber auch hier gibt es Ausweichbuchten, nur erkennt man aufgrund der Dunkelheit nicht so genau, wo sie sind. Abenteuerlich! Teilweise wird’s mir ganz schön mulmig.

Ich habe mal eine der ganz kurzen Unterführungen fotografiert. Ich stehe gerade in einer solchen Ausweichbucht. Die Straße an sich ist nur 3 m breit. So muss man sich aber auch die langen Tunnel vorstellen.

Aber die Ausblicke zwischendrin entschädigen für alles.

Nachteil dieser landschaftlich schönen Strecke ist auch, dass man ständig Fähren braucht. Und das geht auch ganz schön auf den Geldbeutel. Die erste Fährstrecke ist nicht so lang. Sie kostet aber 36€. Die zweite lange Strecke schlägt mit 78€ zu Buche.

Die zweite Fähre vom Gryllenfjord bis nach Andenes ist die längste Fährstrecke und braucht fast 2 Stunden. Hinzu kommt, dass sie nur recht begrenzte Kapazität hat und nur ein Schiff die Strecke hin und her fährt. Das Intervall zwischen den Fähren beträgt also über 4 Stunden. Leider ist die Warteschlange vor der Fähre bereits recht lang. Ich bin um 13:00 Uhr dort und die nächste Fähre geht um 15:00 Uhr. Ich hoffe dort komme ich mit. Leider habe ich Pech, die Schranke macht genau 3 Autos vor mir dicht. Mist! Jetzt heisst es also nochmal 4 Stunden warten bis die Fähre um 19:00 wieder zurück ist.

Aber ich nutze die Zeit, um die letzten Bilder zu bearbeiten und den Blog weiter zu schreiben. Bin froh, dass ich mein eigenes Modem an Bord habe und solche Wartezeiten deshalb gut ausfüllen kann.

Die Ankunft in Andenes auf der Insel Andøya wird also recht spät. Die Überfahrt ist auch nicht so erfreulich. Der Seegang ist recht stark und ich bin kurz davor, die Fische zu füttern. Aber ich bin nicht die Einzige. Neben mir stehen noch weitere Grüngesichtige an der Reling.

Ich suche mir direkt nach der Ankunft einen Parkplatz etwas außerhalb von Andenes zum Übernachten. Abendessen fällt heute aus, ich falle nur noch ins Bett. Die Fahrt war doch super anstrengend trotz der Wartezeit zwischendrin.

Tromsø

Tromsø wird oft als das „Paris des Nordens“ bezeichnet. Aber ich habe die Stadt ganz anders erlebt. Sie hat nichts großstadtmäßiges und mir gerade deshalb so gut gefallen.

Tromsø ist die nördlichste Universitätsstadt der Welt. Und das macht sich auch im Altersdurchschnitt hier bemerkbar. Viele junge Leute und viele, viele Kneipen, in denen speziell im Sommer die Nächte durchgefeiert werden. Auch wenn es recht kühl wird. Die Durchschnittstemperatur liegt hier im Sommer bei 10°C. Ich erfahre von Einheimischen, dass es vor 11 Tagen hier geschneit hat.

Die „kleinste Bar der Welt“ in der Fußgängerzone zwischen hunderten von anderen Kneipen:

Ansonsten besteht das Stadtbild hauptsächlich aus alten wunderschön restaurierten Holzhäusern, die der Stadt ihren Charme verleihen:

Die Stadt Tromsø ist zweigeteilt. Eine Hälfte der Stadt liegt auf dem Festland, die andere Hälfte auf der Insel. Verbunden sind die beiden Teile zum einen über eine imposante Brücke, zum anderen durch einen Tunnel unter dem Fjord durch. Dieser Tunnel ist für mich auch ein Kuriosum, denn er hat mitten drin unter der Erde zwei Kreisel, weil hier noch andere Tunnelröhren reinführen. Einen Kreisel mitten in einem Tunnel hab ich noch nie erlebt.

Auf der anderen Seite von Tromsø sieht man bereits die Eismeerkathedrale. Dort will ich heute Abend hin.

Ein imposanter Bau. Die dreieckige Form erinnert an einen Eisberg. Die Kathedrale ist innen lichtdurchflutet und nicht dunkel, wie sonst alle Kirchen. Die beiden Fronten sind über die gesamte Fläche verglast. Und die seitlichen Rippen sind ebenfalls durch Glasstreifen voneinander abgesetzt. So kann sehr viel Licht in die Kathedrale strömen.

Ich besuche hier heute Abend um 23:00 ein Mittsommernachts-Konzert. Eine Sopranistin singt klassische Stücke von norwegischen Komponisten und auch traditionelle Lieder der Samen. Begleitet wird sie von einem Cellisten und der Orgel. Eine wahnsinnige schöne Stimmung und Akustik in dieser Kathedrale. Es hat sich gelohnt, so lange aufzubleiben, obwohl ich bereits hundemüde war.

Zum Übernachten fahre ich etwas aus Tromsø hinaus in nordwestlicher Richtung und finde einen schönen Parkplatz mit direktem Blick in die Berge.

Weiterfahrt vom Reisa Nationalpark nach Tromsø

Direkt nach der Bootstour bleibt mir noch genügend Zeit für die Weiterfahrt vom Reisa Nationalpark nach Tromsø.

Ich muss zunächst wieder zurück nach Storslett auf die E6. Dieser Hauptverkehrsader folge ich aber nur bis nach Olderdalen. Von dort nehme ich die Fähre nach Lyngseldet. Ich muss auch nicht lange auf die nächste Fähre warten.

Schon von der Anlegestelle der Fähre aus hat man einen ersten Blick auf die Lyngser Alpen. Vom Schiff aus wird der Eindruck immer fantastischer. Man erkennt jetzt deutlich die blau schimmernden Gletscher hoch oben, deren Hänge steil ins Meer runter abfallen.

In Lyngseidet angekommen folge ich dann der Straße am Fjord entlang bis nach Svensby. Eine solch fantastische Landschaft, wie diese Lyngser Alpen habe ich bisher noch nie gesehen, egal in welcher Ecke dieser Welt. Es ist unbeschreiblich schön. Ich muss mich zwingen nicht alle 50 m anzuhalten für ein Foto. Es ist so ergreifend und überwältigend, dass man fast heulen könnte. Ich bin völlig geflashed,

Die Fahrt dauert nicht allzu lange, dann ist man bereits an der nächsten Fähre von Svensby nach Breivikeidet rüber. Die beiden Fähren sind so getaktet, dass man von der einen kommend direkten Anschluss bei der zweiten hat. Genau in dem Moment, als ich bei der zweiten Fähre ankomme. legt diese gerade an. Es geht also direkt weiter.

Die Insel durchquert man dann, bevor es durch einen Tunnel rüber auf die Insel nach Tromsø geht. Inzwischen ist es schon sehr spät geworden und ich suche mir direkt einen Übernachtungsplatz. Ich habe wieder Glück und finde einen ganz kleinen Platz am Wasser mit einem tollen Blick rüber auf Tromsø.

Ein kleiner Schotterweg führt zu diesem Platz. Als ich komme, fährt gerade ein russischer Camper von diesem Platz weg. Es steht dort ein Schild, dass Parken von 03:00 bis 06:00 Uhr nicht erlaubt ist. Aber wer soll denn schon hier ausserhalb von Tromsø mitten in der Nacht zum K0ntrollieren vorbei kommen. Ich ignoriere das Schild. Die Russen hat dieses Schild wohl gestört. Aber kurz darauf tauchen sie wieder auf und ärgern sich jetzt wahrscheinlich sehr, dass ich nun den Platz blockiere. Für mehr als ein Auto ist es hier zu eng. Tja, mein Glück, euer Pech, dass ihr so lange überlegt habt. Es kam wirklich niemand in der Nacht zur Kontrolle vorbei.

Bootstour im Reisa Nationalpark

für heute habe ich im Reisa Nationalpark eine Bootstour auf der Reisaelva zum Mollisfossen Wasserfall gebucht. Pünktlich kurz vor 09:00 taucht ein Auto auf und der Guide Tom begrüßt mich freudestrahlend. Ich bin heute sein einziger Gast. Er macht sich sofort daran, das Boot vorzubereiten. Er hat für morgen eine Buchung von 6 Gästen, die den Reisaelva vom Mollisfossen bis hierher zurück Paddeln wollen. Dazu muss er heute 3 Paddelboote dorthin bringen. Deshalb wurde auch meine Buchung als einziger zahlender Gast akzeptiert. Normalerweise liegt das Minimum bei drei zahlenden Gästen, sonst wird die Tour nicht durchgeführt.

Tom lädt eines der Paddelboote in unser Motorboot, also ein „Boot-im-Boot“. Die anderen beiden werden hinten angebunden und hinterher geschleppt.

Als Sitzgelegenheit im Boot dienen Plastikgartenstühle, bei denen die Beine abgesägt sind. Ich bekomme sogar noch eine warme Häkeldecke als Sitzunterlage!

Die Empfehlung, mich sehr warm anzuziehen habe ich befolgt. Auf dem Wasser und bei dem Fahrtwind soll es recht kalt werden. Der Himmel ist heute sowieso bewölkt und es ist eh nicht sehr warm. Ich ziehe also alles Warme an, was mir zur Verfügung steht (Unterhemd, Poloshirt, Fleecepulli, Wollpullover). Dies 4 Schichten sollten ausreichen.

Außerdem versprühe ich wieder mein Spezialparfum großflächig über den ganzen Körper. Ich habe inzwischen gelernt, dass die Biester auch durch alle Klamotten hindurch stechen.

Dann kann es losgehen. Ich sitze vorne im Boot, Tom sitzt hinten. Durch den Fahrtwind wird es tatsächlich sofort eiskalt. Ich bin schon wieder froh über die Mütze, die ich in Sodankylä noch gekauft hatte und packe sie gleich aus dem Rucksack aus.

Zunächst kommt uns der Reisaelva noch sehr gemächlich als breiter Fluss entgegen. Aber schnell wird er immer enger und damit auch wilder.

Ich bin froh, dass ich hier nicht in einem Paddelboot, sondern in einem Motorboot sitze. Der Ausblick ist fantastisch. Rechts und links steigen die Berge steil aus dem Wasser an. Ständig blitzt ein Wasserfall durch die Bäume durch und stürzt sich in den Reisaelva.

Ich komme gar nicht mehr aus dem Stauen und Fotografieren raus. Nach ca. einer Stunde legt Tom an einem kleinen Ausstieg an. Er will mir eine Besonderheit des Nationalparks zeigen: eine Felsmalerei, die erst vor ein paar Jahren entdeckt wurde.

Auf dem Felsen muss man schon sehr genau hinschauen, um die Zeichnungen erkennen zu können. Es ist noch nichts restauriert. Sie sind noch dabei zu analysieren, aus welcher Zeit die Zeichnungen genau stammen, womit sie gezeichnet wurden und was sie darstellen.

In der Nähe steht auch eine der Hütten des Nationalparks, die für Wanderer als Unterschlupf dient. Der Nationalpark bietet sehr viele Wanderwege für mehrtätige Touren an und diese Hütten stehen jedem zur Verfügung.

Dann geht’s zurück ins Boot und weiter Richtung Mollisfossen. Nach circa einer weiteren Stunde ist er bereits vom Boot aus zu sehen.

Auch hier steht eine Hütte als Unterkunft. Gleich daneben ein Grillplatz.

Während Tom hier ein Feuer macht, laufe ich den kurzen Wanderweg bis zum Mollisfossen.

Direkt davor stehend, kann man ihn gar nicht in seiner gesamten Länge bewundern, dafür ist er einfach zu hoch. Man kann es nur anhand des Getöses erahnen, aus welcher Höhe er hier herunter stürzt. WOW. Ich sitze eine ganze Weile da und lasse das Schauspiel auf mich wirken.

Zurück am Grillplatz hat Tom inzwischen Kaffee über dem Feuer gekocht. Dann trifft noch eine andere Gruppe von vier einheimischen Fischern ein. Die haben den gleich Kaffeepot dabei und hängen ihn dann ebenfalls übers Feuer.

Tom will unbedingt auch noch zum Wasserfall und dort noch Fotos von mir machen. Also laufen wir nochmals hin.

Die Fahrt zurück mit der Strömung wird dann richtig gemütlich. Die Sonne kommt auch stellenweise durch, so dass es nicht mehr ganz so kalt ist.

Unterwegs müssen wir immer wieder langsam fahren, da inzwischen recht viele Angler im Fluss sind. Sie stehen mitten im Wasser und freuen sich wenig über Motorboote, die vorbeirauschen.

Nach circa 5 Stunden sind wir wieder zurück in Bilto. Tom und ich stehen noch fast eine Stunde am Auto und quatschen miteinander. Auf dem Boot war das nur bedingt möglich.

Aber jetzt hier still zu stehen, heißt für die Moskitos „auf zur Attacke“. Mein strenger Duft hat wohl inzwischen auch nachgelassen. Tom und ich werden in alle frei liegenden Hautpartien gestochen. Ich frage ihn, was er dagegen tut. Er erklärt mir, dass er ebenfalls ziemlich empfindlich reagiert mit zum Teil dicken Quaddeln. Aber wer hier lebt, müsse die Moskitos einfach als Teil der Natur akzeptieren. Na toll!

Die meisten der Stiche, die ich abkriege, merke ich fast nicht mehr. Meine Immunisierung scheint tatsächlich erfolgreich zu sein. Ein Stich allerdings mitten auf der Stirn entwickelt sich wieder zur dicken Quaddel. Nach circa einer Stunde hat sich das aber so verteilt, dass ich es kaum noch spüre und man es auch kaum noch sieht. Der tolle Vorteil, es lässt die Falten verschwinden!!! Ich überlege, ob man das nicht patentieren sollte. Man könnte die Moskitos doch vielleicht ebenso wie Flöhe dressieren. Dann könnte man sie gezielt gegen Falten einsetzen. Wäre doch eine Alternative anstatt Botox zu spritzen. Na gut, es juckt etwas und verschwindet nach ein paar Tagen wieder, aber mit ein bisschen Forschung könnte man das doch ausbauen …

Eine tolle Tour, die absolut Lust darauf macht, mehr von diesem Nationalpark zu entdecken … vielleicht zu einer Jahreszeit mit weniger Moskitos. Jetzt fahre ich weiter in Richtung Tromsö.

Altafjord + Reisa Nationalpark

Camping Altafjord

Die 2 Tage ausruhen im Campingplatz Altafjord haben gut getan und mich wieder hergestellt. Sie haben mir aber auch gezeigt, dass Campingplätze wirklich nicht meine Welt sind. Die großen Campingmobile stehen hier dicht an dicht (wir näheren uns der Hauptsaison), du bekommst alle Gespräche der Nachbarn mit (es ist sehr viel Deutsch darunter), die Streiterei der Ehepaare und in der Nacht auch das Schnarchkonzert. Ich will hier weg wieder in freier Natur übernachten und nur das Wasser rauschen und die Vögel zwitschern hören.

Reisa Nationalpark

Ich habe als nächstes Ziel den Reisa Nationalpark gewählt. Er wird von Otto-Normal-Tourist nicht angefahren, da er weg von der Hauptstrecke führt. Es geht in Storslett von der Küstenstraße E6 ab ins Landesinnere, obwohl man es hier oben in dem schmalen Streifen von Norwegen eigentlich gar nicht so bezeichnen kann.

Der Reisa Nationalpark ist ein tolles Wandergebiet. Der Park zieht sich entlang des Flusses Reisaelva. Rechts und links des Flusses steigen Berge steil nach oben an.

Die Fahrt dorthin zunächst bis Storslett führt entlang der Küste. Es ist fast 20° warm geworden und der Himmel strahlt blitzeblank in blau. Ich bin erneut fasziniert von der Fjordlandschaft.

Im Reisa Nationalpark angekommen steuere ich zunächst einmal das Nationalparkzentrum an, um mich mit Infos zu versorgen. Ich bin der einzige Gast und eine willkommene Abwechselung für den Park Ranger. Er überfällt mich sofort mit einer Unmenge an Infos und Vorschlägen für Touren, will genau wissen woher ich komme, wohin ich noch fahre und offeriert mir erst mal einen Kaffee.

Dann zeigt er mir stolz das Nationalparkzentrum. Es besteht aus mehreren Hütten, die man mieten kann, einem Info-Haus und einer Sauna.

Reisa Nationalpark Zentrum
Reisa Nationalpark Zentrum
Reisa Nationalpark Zentrum

Alles super schön angelegt. Hier könnte man es aushalten, gäbe es hier nicht Myriaden von Moskitos!!! Deshalb verabschiede ich mich nach dem Kaffee recht schnell.

Ich greife aber einen seiner Vorschläge auf für eine Wanderung zum Sarafossen. Das norwegische Wort Fossen bedeutet Wasserfall. Und davon soll es in diesem Tal entlang der Reisaelva Unmengen geben.

Ich finde den Parkplatz zum Einstieg in diesen Wanderweg. Bevor ich losgehe, lege ich erst einmal eine ordentliche Portion des Parfums der Duftnote „No Bite“ auf. Ein ziemlicher strenger Duft … aber wenn’s hilft?! Ich sprühe großzügig von Kopf bis Fuß. Lange Hosen und langärmeliges Shirt sind sowieso notwendig, da sich die Sonne wieder hinter Wollen versteckt und die Temperatur eher auf der kühlen Seite ist. So kann es also gut geschützt losgehen.

Der Weg ist gut beschildert und leicht zu finden. Er steigt aber sofort super steil an. Nach circa 2 Stunden habe ich den höchsten Punkt erreicht. Hier gibt es tatsächlich ein Gipfelbuch. Ich bin sogar bereits der zweite Eintrag heute, also nicht ganz alleine hier!

Auch hier oben wieder ein toller gepflegter Grillplatz.

Grillplatz am Sarafossen

Hören kann ich den Wassergfall Sarafossen bereits. Und als ich um einen Felsvorsprung herum laufe, wird mir fast schwindeling.

Sarafossen

Der Wasserfall stürzt hier senkrecht in die Tiefe und vor meinem Standplatz geht es ebenfalls senkrecht hinunter. Wer hier nicht schwindelfrei ist, hat schlechte Karten.

Aber noch fantastischer ist der Ausblick von einem Plateau auf der anderen Seite. Von hier kann man über das Tal der Reisaelva hinweg blicken. In der Ferne sehe ich mein Ziel für morgen: der Mollisfossen. Einer der größten Wasserfälle hier im Gebiet.

Ausblick auf Reisaelva und Mollisfossen

Die Sohlen meiner Trekkingschuhe, die ich mit dem russischen Superkleber repariert hatte, halten auch dem Abstieg wieder stand.

Für Morgen habe ich eine Bootstour auf der Reisaelva vom Eingang des Nationalparks bis zum Mollisfossen gebucht. Der Treffpunkt soll Morgen früh um 09:00 in Bilto sein. Also steuere ich das heute schon mal an und hoffe, dass ich dort über Nacht bleiben kann.

Ich finde einen kiesigen Bootsstrand vor, an dem ca. 20 Boote liegen. Davor ein Schotterparkplatz. Hier kann ich problemlos übernachten. Allerdings habe ich bei jedem Türöffnen zum Aus- oder Einsteigen sofort einen ganzen Schwarm Moskitos im Auto. Nachdem ich alle Moskitos aus dem Wagen vertrieben oder erschlagen habe, öffne ich keine Türen mehr, um in der Nacht Ruhe vor den Biestern zu haben.

Fjorde und Rentiere

Nachdem ich das Nordkap mehr oder weniger NICHT gesehen habe, hoffe ich, dass ich bald aus der dicken Nebelsuppe raus bin. Ich muss zunächst dieselbe Strecke zurückfahren bis Olderfjord. Und auch heute Morgen bekomme ich davon nicht viel zu Gesicht, sondern stochere im Schritttempo durch den Nebel vorwärts.

Und dann endlich bin ich aus dem Nebel raus. Sonne, strahlend blauer Himmel – ich kann es gar nicht fassen. Jetzt wird die Szenerie grandios. Ich muss ständig anhalten, da die Ausblicke einer nach dem anderen fantastisch sind. Ich bin restlos begeistert und überwältigt. Von Bildern kennt man solche Fjorde ja schon, aber das in natura zu erleben, ist etwas ganz anderes.

Leider muss ich auch ständig anhalten, weil ich ca. alle 5 km ein WC brauche. Mir hat etwas auf den Magen geschlagen. Ob es die kalte, schlaflose Nacht war, das Essen oder vielleicht das Wasser? Egal, mir geht’s auf jeden Fall nicht gut. Fotos muss ich trotzdem machen. Leider sind Stellen mit den faszinierenden Ausblicken und die Parkplätze mit WC an unterschiedlichen Orten, so dass ich doppelt häufig anhalten muss.

Plötzlich werde ich von mehreren entgegenkommenden Autos angeblinkt. Ich kontrolliere, ob ich vielleicht kein Licht anhabe (Pflicht hier), oder etwas anderes an meinem Auto nicht stimmt. Aber kurz darauf wird es mir klar: Rentiere. Zwei stehen mitten auf der Fahrbahn und eine ganze Herde hinter der Leitplanke. Die beiden trollen sich zum anderen Straßenrand und machen die Fahrbahn frei. Aber da fällt einem der anderen ein, dass er ja den beiden folgen könnte und springt über die Leitplanke. Und als wäre das ein Kommando für die restlichen gewesen, folgen jetzt dann einer nach dem anderen.

Dann haben es endlich alle geschafft. Auf der weiteren Fahrt passiert es noch mehrmals, dass entgegenkommende Autos blinken und kurz darauf dann Rentiere in Sicht sind. Finde ich toll, dass man sich hier gegenseitig auf diese Weise warnt. Das war leider in Finnland nicht der Fall. Obwohl das auch daran gelegen haben kann, dass mir dort gar kein anderes Auto entgegen kam.

Mir geht’s immer schlechter und ich beschließe, mir einen Campingplatz zu suchen und mich dort ein paar Tage auszuruhen. Der letzte Campingplatz ist bereits 2 Wochen her. Ich habe die letzte Zeit nur noch in freier Natur gestanden. Ich brauche dringend wieder eine Waschmaschine.

Die Entscheidung, hier zu bleiben, war gut. Das Immodium hatte zwar schnell den gewünschten Erfolg, aber ich habe Gliederschmerzen und will nur im Bett bleiben. Der Tag ist allerdings traumhaft schön. Strahlender Sonnenschein und fast 20°C. Der Campingplatz liegt wunderschön direkt an einem Fjord. Auf dem Berg hinter dem Campingplatz liegt immer noch Schnee.

Ich hatte gestern meinen Kleiderschrank aufgeräumt und alle Sommersachen verpackt und in den Staukisten untergebracht, damit ich Platz für die warmen Wintersachen habe. Jetzt kann ich das alles wieder auspacken. Ansonsten verbringe ich den Tag mit Wäschewaschen und einem Großputz des Autos innen. Von außen hätte er es auch nötig, aber da schau ich lieber mal nach einer Waschanlage, von Hand habe ich dazu gar keine Lust.

Nordkap

Die Fahrt gestern Abend von Lappland bis zum Nordkap war zwar anstrengend, aber ich bin froh, dem Regen entkommen zu sein. In Norwegen ist es zwar trocken, aber dunkle Wolken hängen auch hier noch rundherum am Himmel.

Aber selbst bei dieser etwas trüben Stimmung begeistert mich die Landschaft. Die Fahrt entlang des Porsangen Fjord ist fantastisch. Immer wieder tolle Blicke über den Fjord lassen mich ständig anhalten zum Foto machen. Auch wenn die Bilder wegen des trüben Himmels etwas dunkel werden, ich bin fasziniert.

Rundherum auf den Hängen liegt überall noch Schnee und die Temperatur sinkt ständig weiter in den Keller. Und dann bin ich plötzlich drin in den Wolken und sehe die Hand vor Augen nicht mehr. Sichtweite keine 20 m. Das Vorwärtskommen wird schwierig. Ich fahre im Schritttempo. Hinter mir reihen sich langsam einige Fahrzeug in einer Schlange auf. Keiner hat Lust mich zu überholen und das Stochern im Nebel zu übernehmen. Die sind alle froh den Lichtern des Vordermannes folgen zu können. Ich habe niemanden vor mir und leider die A-Karte gezogen. Ich überlege, nicht mehr weiter zu fahren und hier irgendwo zu übernachten. Aber in diesem dicken Nebel ist es unmöglich eine Stelle dafür zu finden. Man kann überhaupt nicht erkennen, was neben der Straße ist. Es hilft nur die Flucht an vorne.

Irgendwann taucht aus dem Nebel dann die Einfahrtsschranke zum Nordkap auf. Ich habe es tatsächlich geschafft. Sie wollen 285 NOK (ca. 30 EUR) für 24 Stunden Parkerlaubnis. Ich finde in der dicken Suppe den Parkplatz fast nicht. Langes Suchen nach der besten Ecke ist nicht. Zusätzlich zu dem dicken Nebel bläst ein heftiger Sturm, so dass man gar nicht aus dem Auto aussteigen mag. Die Temperatur liegt inzwischen um 22:00 Uhr bei 4°C. Zusammen mit dem Wind fühlt es sich noch kälter an. Ich bin heilfroh, mir den dicken Wollpullover gekauft zu haben.

Ich hatte die verwegene Hoffnung, hier einmal die Mittsommersonne beobachten zu können, die nachts nicht unter den Horizont versinkt. Bisher war immer irgendwelches Gelände oder Wald dazwischen, sodass man das zwar wusste, aber nicht sehen konnte. Und hier am Nordkap ist keine Gelände mehr bis zum Horizont dazwischen. Aber nun nichts als dicker Nebel und Sturm.

Hundemüde von der anstrengenden Nebel-Fahrt kuschel ich mich deshalb sofort ins Bett. Die Standheizung läuft auf vollen Touren, aber trotzdem wird’s nicht so richtig warm. Der Wind wird immer stärker und weitet sich zum Sturm aus. Er rüttelt und zerrt an meinem Auto, dass es im Wind schwankt, wie ein Schiff auf hoher See im Sturm. Das Pfeifen des Windes ist inzwischen in ein Brüllen übergegangen. Mir wird angst und bange. Ich habe Visionen, dass dieser Sturm mich über irgendeinen Abhang oder eine Klippe schiebt und ich ins Meer stürze. Bei dem dicken Nebel habe ich überhaupt nicht mehr sehen können, wo ich eigentlich parke. Stehe ich vielleicht an einem solchen Abhang?

An Schlaf ist jedenfalls überhaupt nicht zu denken. Der Sturm macht mir Angst und ich friere wie ein Schneider. Es ist schweinekalt. Ich stehe um 4:00 wieder auf und mache mir einen Kaffee. Ich ziehe alles Warme an, was ich dabei habe. Dann mache ich mich auf, und will mich umschauen. Dabei stelle ich fest, die nächsten Wohnmobile stehen nur 15 m von mir entfernt, aber ich konnte sie nicht sehen. Ich taste mich bis zum Haus des Nordkaps vor, aber hier ist alles noch verschlossen. Also zurück zum Auto, ich hoffe, ich finde es wieder. Der Sturm bläst so stark, dass es mich fast umweht.

Dann kuschel ich mich mit allen dicken Klamotten noch an, wieder ins Bett. Zu allem Unglück streikt jetzt auch noch die Standheizung. Sie bringt eine Fehlermeldung mit einem Fehlercode. Leider sind jedoch in der Kurzanleitung, die ich nur mitgenommen habe, keine Fehlercodes aufgelistet. Also keine Ahnung, was ihr nicht passt. Ich versuche es etwas später noch mehrmals, aber immer der gleiche Fehler. Und dann, oh Wunder, plötzlich geht sie wieder nachdem ist mittlerweile zu Eis erstarrt bin.

Um 9:00 mache ich einen erneuten Versuch und jetzt ist das Nordkap-aus offen. Es hat jede Menge Cafés, Souvenirshops (na klar) und einige merkwürdige Ausstellungen. Ich gelange über die Terrasse nach draussen und kämpfe mich durch den Sturm und den Nebel in der Richtung vorwärts, wo ich das Symbol des Nordkaps, die Weltkugel vermute. Ich finde sie.

Wo das Meer ist? Keine Ahnung. Rundherum nur Nebel. Das Brüllen des Sturms ist auch so laut, dass man keine Brandung hören kann. Also ganz schnell die obligatorischen Fotos erledigen und dann wieder rein ins Warme. Die Finger frieren beim Foto machen fast ab. Handschuhe hatte ich mir keine gekauft. Wenigstens eine Mütze hatte ich mir noch geleistet und über die bin ich nun heilfroh.

So, das war das Nordkap bei 71°10’21“.

Schnell wieder zurück zum Auto und Weiterfahren. Heizungsgebläse auf Volldampf und wieder auftauen.