Am Morgen geht die Fahrt endlich auf die Fv17, die legendäre Kystriksveien (Küstenstraße). Sie ist eine der schönsten Strecken an der norwegischen Küste. Die reine Strecke von Bodø bis nach Steinkjer (kurz vor Trondheim) beträgt 650 km Aber es gibt unterwegs so viel zu sehen und zu unternehmen, dass man sich mehrere Tage Zeit lassen sollte.
Saltstraumen
Weit muß ich zunächst nicht fahren. Mein erstes Ziel ist der Saltstraumen, die stärkste Gezeitenströmung der Welt. Alle 6 Stunden werden hier ca. 400 Mio Kubikmeter Wasser mit bis zu 37 kmh durch eine Meerenge gepresst. Beim Wechsel von Ebbe auf Flut steht die Strömung für ein paar Minuten still und dann geht die Post in die andere Richtung ab.
Auf Bildern kommt die gewaltige Kraft nur mangelhaft rüber. Wenn man davor steht, kann man sie körperlich spüren.
Salmon Center in Gildeskål
Danach geht die Fahrt entlang der Fv17 weiter Richtung Süden. Ich mache eine kurze Pause auf einem Parkplatz und entdecke dort auf einer Infotafel, dass ich ein paar Kilometer von der Fv17 weg in Gildeskål ein weiteres Salmon Center befindet. Da das in Bodø ja recht enttäuschend war, erhoffe ich mir hier etwas mehr zu sehen und fahre den kurzen Abstecher. Und hier werde ich tatsächlich nicht enttäuscht.
Dieses Salmon Center besteht aus mehreren Gebäuden. Neben der industriellen Lachs-Aquakultur gibt es hier auch eine der Universität angeschlossene Schule für Studium und Forschung von Seafood. Im Haupthaus, dem „Domus pisces“ bekomme ich zunächst eine Führung.
Eine Studentin der Seafood-Schule nimmt sich sehr viel Zeit und erklärt mir die gesamten Prozesse und Aspekte der Lachszucht. Es ist unglaublich wieviel Forschung, Arbeitsprozesse und Aufwand für die Lachszucht notwendig sind. Ich war mehr oder weniger davon ausgegangen, dass man die Lachseier ins Wasser setzt und darauf wartet, bis die Fische groß genug sind, um sie wieder raus zu holen. Die Studentin lacht sich kringelig.
Nachdem ich in diesem Seminarraum alle theoretischen Aspekte der Lachszucht erläutert bekam, gehen wir in das angrenzende Aquarium. Hier oben im Bild rechts sieht man bereits einen Teil davon. Es ist ein rundes Aquarium in dessen Mitte man umringt von Lachsen steht.
Danach geht es zu den sogenannten Lumpfishes (auf deutsch: Seehasen). Sie dienen dazu, die Lachse von Ungeziefer, wie Läusen, zu befreien. Es sind witzige Fische. Sie haben an der Unterseite eine Art Saugnapf, mit dem sie sich auf den Lachsen festsetzen und dann in Ruhe die Läuse abfressen können. Deshalb werden diese Lumpfishes hier ebenfalls gezüchtet. Ich bekomme einen auf die Hand gesetzt und er saugt sich tatsächlich sofort fest. Ein lustiges Gefühl.
Teilweise haben sie richtig schillernde Farben, wie dieses Exemplar in türkisgrün.
Danach geht es raus und sie zeit mir die riesigen runden Käfige der Aquakulturen. Ich hatte sie auf der Fahrt schon des Öfteren gesehen, war mir aber nicht bewusst, was sich darin verbirgt.
Die Seafood-Schule ist in weiteren Gebäuden untergebracht, die mir super gut gefallen haben. So ein Studentenleben gibt’s wohl kaum woanders.
Und natürlich muss ich mir auch noch den Shop anschauen. Aus der Haut der Lachse wird eine Art Leder hergestellt.
Daraus werden alle möglichen Artikel gearbeitet. Es lässt sich genauso wie Leder verarbeiten.
Die Preise für dieses Lachsleder liegen aber weit höher, als für normales Leder. Trotzdem ist es ein gutes Zusatzgeschäft.