Gestern bei der Ankunft auf dem Campingplatz hatte ich mich gleich für eine Kanutour auf der Gauja angemeldet. Das Wetter spielt heute richtig schön mit. Gestern Abend war es sehr frisch geworden und ein heftiger Wind machte es draußen etwas ungemütlich. Aber heute scheint wieder sie Sonne vom blauen Himmel. Perfekt für die Kanutour.
Um 10:00 Uhr sollte ich an der Rezeption sein. Sehr erfreut war ich dann, dass ich nicht alleine war. Es war noch ein deutsches Ehepaar aus Künzelsau dabei. Die beiden waren mir auf Anhieb sympathisch. Kurz darauf kam noch ein weiteres Ehepaar hinzu, so dass wir zu fünft waren.
Wir wurden dann allesamt zusammen mit den Kanus verladen und vom Chef des Campingplatzes an den Start bei Cesis gebracht.
Es wurde vereinbart, dass wir bis nach Ligatne die Gauja runter paddeln und dort bei der Fähre an Land gehen. Dann sollten wir den Chef kurz anrufen, damit er uns dann dort wieder abholen kann.
Und ruck-zuck gings auch schon los. Die Gauja ist ein recht breiter Fluß, der gemächlich in vielen Windungen dahin fließt. Er hat einige kleinere Stromschnellen darin, die aber keine große Herausforderung darstellen. Man paddelt also (eigentlich) recht gemütlich vor sich hin.
Die beiden Ehepaare hatten jeweils einer 2er-Kanu erhalten. Für mich gab’s ein kleineres Einzelkanu. Und mit dem war ich deutlich langsamer als die beiden anderen Kanus. Ich habe gepaddelt wie wild, hatte aber keine Chance mit den anderen beiden Booten mitzuhalten, die über doppelte Paddelkraft verfügten. Nach kurzer Zeit waren sie auf und davon. Ich habe es dann aufgegeben mitzuhalten, um die Zeit unterwegs auch mal für Fotos der tollen Sandsteinfelsen entlang des Ufers nutzen zu können.
Für eine Mittagspause hatten meine Mitpaddler dann auf einer Sandbank Rast gemacht, um auf mich zu warten. Ich bin danach etwas früher aufgebrochen, so dass ich ein bisschen Vorsprung genießen konnte, ohne ständig das Gefühl zu haben, mich beeilen zu müssen, damit sie nicht so lange warten müssen.
Immer wieder traumhafte Felsen unterwegs, sowie viel ursprünglicher, naturbelassener Wald.
Und dann haben wir nach ca. 3 Stunden den vereinbarten Ausstiegspunkt an der Fähre in Ligatne erreicht. Ein kurzes Telefonat mit dem Chef und kurze Zeit später war er mit seinem Bus auch schon da, um uns wieder aufzusammeln.
Die Fähre in Ligatne ist eine der letzten Seilzugfähren im Baltikum. Sie ist aus zwei aneinander befestigten Booten gebaut, auf denen ein Deck aus Holzlatten liegt. Sie kann bis zu 3 PKWs transportieren und wird an einem über den Fluss gespannten Seil gehalten. Den Antrieb der Fähre übernimmt die Strömung. Super simple Konstruktion, super effektiv.
Abendessen im Gutshof Ungurmuiza
Mit dem Ehepaar aus Künzelsau habe ich dann nachmittags noch eine Fahrradtour unternommen. Wir wollten zum Essen zu dem Gutshof Ungurmuiza radeln. Der Hinweg wurde unfreiwillig etwas länger, da wir einmal falsch abgebogen sind. Aber gefunden haben wir es, etwas später als geplant, dann doch noch.
Der Gutshof Ungurmuiza wurde 1756 von einem Deutschen hier ganz aus Holz in einem barocken Stil erbaut. Er ist wunderbar erhalten und wird im Moment zum Museum umfunktioniert. Die Chefin lädt uns sofort ein, doch reinzukommen und uns das Haus anzuschauen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Beeindruckend und wunderschön. An den alten Holzwänden sind noch die Originalmalereien erhalten.
Auf Nachfrage gestattet sie uns dann auch noch, unsere Fahrräder auf der überdachten Terrasse hinter dem Haus abzustellen. Der Himmel zeigt inzwischen ziemlich drohende, dunkle Gewitterwolken, und wir wollten ungern nach dem Essen auf komplett nasse Räder steigen müssen.
Hinter dem Gutshof befindet sich das Restaurant. Ebenfalls ein wunderschönes Gebäude. Der kleine, gemütliche Gastraum weist dann nur insgesamt 5 Tische auf. Aber alles sehr nobel, ohne überzogen zu sein … ein tolles Ambiente.
Die Gerichte, die hier angeboten werden, sind ausschließlich mit regionalen Zutaten von den Bauernhöfen der Umgebung und werden nach den alten Rezepten des Gutshofes gekocht. Es hat wunderbar geschmeckt und wird zu einem ganz tollen Abend.
Als wir uns für den Heimweg dann wieder auf die Räder schwingen, setzt doch noch der Regen ein. Zwar nicht sehr stark, aber es reicht, um komplett nass zu werden. Die Blitze und der Donner sind noch etwas entfernt, kommen aber näher. Wir erreichen den Campingplatz gerade noch rechtzeitig, bevor das Gewitter sich über uns austobt. Fast die ganze Nacht schüttet es wie aus Kübeln, blitzt und donnert. Wir haben also noch richtig Glück gehabt.