Bjuröklubb und Kyrkstad Lövanger

Halbinsel und Naturreservat Bjuröklubb

Nach dem Besuch des International Food Market in Skelleftea fahre ich zum Übernachten ca. 30 km aus Skelleftea hinaus in südlicher Richtung. Hier liegt auf einer weit ins Meer ragenden Halbinsel das Naturreservat Bjuröklubb. Diese Halbinsel hob sich vor ca. 4.000 Jahren aus dem Meer. Die durch das Meer blankpolierten Felsen und angeschwemmten Felsbrocken charakterisieren die Landschaft. Der Leuchtturm wurde 1859 errichtet, da es hier vor der Küste immer wieder zu Schiffsunglücken kam.

Da heute endlich mal wieder ganz schönes Wetter herrscht, nutze ich die Gelegenheit für eine ausgiebige Wanderung zunächst zum Leuchtturm hoch und dann noch rund um die Halbinsel.

Eine raue Landschaft mit den vielen blank polierten Felsen und altem Nadelwald. Überall glänzen die reifen, roten Preiselbeeren in der Sonne.

Irgendwann verliere ich in den Felsen den Weg. Als ich das Gefühl habe, schon viel zu weit entlang der Küste gegangen zu sein, schlage ich mich dann einfach quer Beet durch den Wald. Meine Orientierung stimmt zum Glück. Ich komme nur ca. 200 m unterhalb des Autos zurück auf den Weg.

Kyrkstad Lövanger

Auf der weiteren Fahrt Richtung Süden komme ich kurz darauf durch Lövanger. Hier wurde ein ähnliches Kirchendorf aus dem 16 Jhd. restauriert, wie ich es in Skelleftea besucht hatte.

Da die Wetteraussichten für morgen nicht schlecht sind, biege ich kurz danach nach Robertsfors ab. Hier will ich morgen eine Runde Golf im GC Robertsfors spielen. Ich fahre deshalb direkt zum Golfplatz und übernachte auf dem Parkplatz.

Aber wie sollte es anders sein; es regnet die ganze Nacht und den ganzen Tag heute. Aber ich habe endlich wieder Internetverbindung!!!Deshalb nutze ich diesen Regentag zum Update meines Blogs mit der ganzen vergangenen Woche und hoffe für die Golfrunde auf besseres Wetter morgen.

Die Strecke, die ich in dieser Zeit zurück gelegt habe (meist im strömenden Regen) ist beträchtlich:

Skelleftea und Food Market

Den Ort Skelleftea habe ich deswegen angesteuert, weil lt meinem Reiseführer hier Anfang September jedes Jahr ein Food Market stattfindet. Da das Internet hier nicht funktioniert kann ich leider das genaue Datum nicht herausfinden.

Aber heute Morgen lässt sich die Sonne mal wieder blicken. Deshalb mache ich mich gleich auf in die Stadt zum Tourist-Büro. Hier bekomme ich die Antwort: der Food Market beginnt morgen und dauert 4 Tage. Was mich etwas stutzig macht ist die Bezeichnung International Food Market. Mein Reiseführer hatte angekündigt, dass es hier Spezialitäten aus ganz Lappland gibt.

Also beschließe ich, mir heute noch ein wenig das Städtchen anzuschauen und bis morgen zu bleiben. Im Tourist-Büro habe außerdem die Info erhalten, dass es am Stadtrand (zu Fuß erreichbar) eine alte Siedlung mit Häusern aus dem 16. Jahrhundert gibt. Es ist eine schöne Wanderung an einem Flußufer entlang bis zu dieser Siedlung.

Es handelt sich um eine sogenannte Krykstad. Diese Kirchen-Siedlungen wurden im 16. Jhd. während der Protestantischen Reformation angelegt, um Sami und Farmer rund um eine Kirche anzusiedeln. Der wöchentliche Kirchgang war zwingend vorgeschrieben, dafür stellte die Kirche den Farmern das Land zur Verfügung. Die strikte Kirchgangspflicht endete erst in den 1850er-Jahren. Dieses Kirchdorf Bonnstan besteht aus insgesamt 116 kleinen Kirchenhäusern und 3 Ställen

Die dazugehörige Kirche Skelleftea landskyrka ist ein wunderschöner Prachtbau. Das Tor datiert zwar von 1799, aber die Grundmauern der Kirche sind älteren Datums.

Mir gefiel die Kirche deshalb so gut, weil sie innen ein ganz schlichtes Design hatte. Die Wände sind einfach weiß, lediglich eine prachtvolle Kanzel und ein schlichter Altar ergänzen das Bild.

Der eigentliche Schatz der Kirche verbirgt sich ganz unauffällig hinter dem Altar an seiner Rückseite im Marienchor. Hier steht auf einem ebenfalls schörkellosen weißen Podest eine kleine Skellefte-Madonna aus Walnussholz aus dem 12. Jhd. mit kaum erkennbaren Resten von Bemalung.

Sehr schön fand ich auch das Taufbecken. Es hat eine breite silberne Umrandung, in der Wiesenblumen eingraviert sind.

Für die Übernachtung bleibe ich gleich auf dem Parkplatz des Kirchdorfes stehen. So habe ich es morgen nicht weit in die Stadt zu dem Food Market.

International Food Market

Auf dem Marktplatz sind jede Menge Stände aufgebaut. Wie sich heraus stellt, sind es NUR internationale Stände. Was ich mir eigentlich erhofft hatte, nämlich Spezialitäten aus Lappland, gibt es gar nicht. Kein einziger Stand ist aus Lappland oder Schweden. Dafür aber aus aller Herren Länder: Polen, Ungarn, Elfenbeinküste, Thailand, Italien, Frankreich, Holland, Spanien, Mexiko, Griechenland, USA, England und selbstverständlich aus Deutschland. Ich habe sicherlich die Hälfte vergessen. Es wird hier 4 Tage lang rund um die Uhr gefuttert, bis nichts mehr reinpasst.

Die griechische Taverne steht direkt neben dem Route 66 Imbiss.

Der „deutsche“ Stand trägt die bayerische Fahne und bietet Bratwurst und Schnitzel an.

Dieses Foto war speziell für Ihi gedacht. Ein italienischer Stand bietet neben einer reichen Auswahl an Salami auch jede Menge Süßkram an. Und darunter eine tolle Auswahl an glutenfreiem Gebäck!!

Ich selbst versorge mich beim Holländer mit einem alten Gouda, beim Ungarn mit scharfen Chili-Würsten. Dann genehmige ich mir ein Mittagessen beim Thailänder und hole mir als Nachtisch einige der süßen Stückchen beim Italiener. Jetzt bin ich für die nächsten Tage versorgt.

Regen in Lappland

Nachdem ich auf dem Pass Stekenjokk übernachtet habe, wollte ich eigentlich noch eine Wanderung hier oben im Klimpfjäll unternehmen. Aber das Wetter spielt nicht mit. Es regnet wieder. Eigentlich bin ich froh, diese Ausrede zu haben. Nach der gestrigen Höhlentour bin ich immer noch ganz schön kaputt und habe keine soooo große Lust auf eine Wanderung.

Deshalb fahre ich auf dem Vildmarksvägen weiter. Allerdings fahre ich den Bogen nicht ganz fertig bis nach Vilhelmina, sondern biege vorher bei Saxnäs nach links ab. Ich will ins Vindellsfjällen Naturreservat hoch Hier liegt Tärnaby, der Heimatort von Ingemar Stenmark. Außerdem führt hier der Kungsleden entlang, der wohl berühmteste Fernwanderweg Schwedens, der das ganze Land von Nord nach Süd durchquert. Auf ihm will ich eine 3-Tages-Etappe laufen.

Aber es regnet, und regnet. Schon auf der Fahrt dorthin kündigen die dunklen Wolken an, was mich erwartet.

In Tärnaby schüttet es so stark, dass selbst der Schnellgang der Scheibenwischer die Wassermassen nicht beseitigen können. Der Petrus Lapplands ist mir gar nicht wohl gesonnen. Schon im finnischen Lappland hat er mich mit Regen zugeschüttet. Und nun hier im schwedischen Lappland das gleiche!

Die Vorhersagen für die nächsten Tage sehen auch keine Wetterbesserung vor. Deshalb streiche ich meinen Plan für die Kungsleden-Etappe.

Eigentlich wollte ich hier in Lappland noch weiter nördlich hinauf. Aber leider ist meine Standheizung inzwischen wieder außer Funktion. Die Temperaturen sind hier bereits ziemlich frostig und für den Norden ist bereits Nachtfrost angesagt. Deshalb muss ich leider auch diesen Plan streichen, denn das ginge nur mit funktionierender Standheizung.

Deshalb fahre ich im südlichen Teil Lapplands quer rüber Richtung Ostküste nach Skelleftea. In Storuman lege ich aber zunächst einen Tag auf einem Campingplatz ein. Ich brauche dringend mal wieder eine Waschmaschine. Und eine Sauna für mich zum Aufwärmen.

Von Storuman geht es dann quer durch Lappland. Die Samen sind hier zuhause und ihre Haupteinkunftsquelle ist die Rentierzucht. Mehrmals komme ich an riesigen Gehegen vorbei, die zwei Mal im Jahr dazu dienen, die Rentierherden zusammen zu treiben. Hier werden die Tiere und ihr Nachwuchs dann gezählt, Tiere zum Schlachten aussortiert, Verletzungen und Krankheiten versorgt.

Auf der Fahrt komme ich auch immer wieder an landschaftlichen Höhepunkten vorbei. Mal sind es treppenartige Wasserfälle, dann wieder fantastische Ausblicke von oben in die Landschaft.

Die Straßen sind zum Teil wieder üble Schotterpisten. Meine Stoßdämpfer haben zwischen den Geist aufgegeben, zumindest fühlt es sich so an.

Nett finde ich immer wieder die Schilder, die mich darauf hinweisen, dass ich hier 80 kmh fahren darf. Ich weiß nicht, wie nett mein Caddy das finden würde, wenn ich ihn tatsächlich mit 80 kmh durch die Schlaglöcher knüppeln würde.

An der Ostküste in Skelleftea angekommen suche ich mir einen Übernachtungsplatz direkt am Meer. Da es aber immer noch in Strömen schüttet, kann ich es gar nicht richtig genießen. Die Nacht wird jedenfalls schweinekalt. Aber ich habe mir inzwischen eine gute altmodische Wärmflasche gekauft. Die nehme ich mit ins Bett.

Flucht aus dem Regen

Heute will ich weiter nach Norden fahren bis zum Inari-See. Der Inari-See ist der Inbegriff Lapplands und der größte See Finnlands. Er ist noch größer als die Saima-Seenplatte, auf der ich die Schiffstour von Savonlinna aus unternommen hatte.

In Inari habe ich mir online für Montag eine Rafting-Tour gebucht, die über den ganzen Tag gehen soll, zwischendrin mit Besichtigung einer Goldgräbersiedlung. Laut Meteoblue soll sich bis dahin die Sonne wieder durchsetzen. Im Moment schüttet es jedoch wie aus Kübeln. Die Scheibenwischer laufen auf höchster Stufe und schaffen es trotzdem nicht, die Wassermassen zu beseitigen.

Ich fahre zunächst einmal nur bis Sodankylä. Hier will ich noch Lebensmittel einkaufen und mir Gummistiefel besorgen. Als ich heute Morgen aus dem Auto gestiegen bin, stand ich direkt im Wasser und Schlamm und hatte gleich nasse Füße.

Auf der Fahrt wieder jede Menge Rentiere am Straßenrand, die der Regen nicht zu stören scheint.

Bis ich in Sodankylä alles eingekauft habe ist es bereits mittags. Aber bis Inari habe ich nur ca. 2 Stunden Fahrt, also kein Problem. Unterwegs kommt dann allerdings eine Email von dem Tourguide rein, dass die Raftingtour für morgen abgesagt werden muss, da ich die einzige Teilnehmerin bin, und Minimum 4 Personen sind. Na prima, vielen Dank auch!

Ich beschließe trotzdem bis Inari zu fahren und dort dann in der Touristen-Information zu schauen, was sonst noch angeboten wird oder man hier unternehmen kann

Aber es regnet die gesamt Strecke in Strömen.

Die Temperatur fällt immer weiter. Irgendwann sind wir bei 7,5°C angelangt. Wenn es noch weiter runter geht, kann ich dann vielleicht eine Schneeschuhtour buchen. Bei dem Versuch, die Temperaturanzeige auf dem Tacho zu fotografieren, wird deutlich, wie die Straßen hier aussehen.

In Inari angekommen hat sich an dem strömenden Regen nichts verändert. Die Tundra rechts und links der Straße steht inzwischen komplett unter Wasser, der Boden kann so viel Wasser anscheinend gar nicht mehr aufnehmen.

Ich schaue mir auf dem Laptop mal genau an, wie der Regenverlauf aussieht. Dabei wird deutlich, dass ich hier genau mitten im einem dicken Regengebiet stecke. Circa 200 km nördlich in Richtung Küste ist kein Regen mehr. Deshalb beschließe ich aus diesem Regengebiet zu flüchten. Ich will solange Richtung Nordkap fahren, bis es aufhört zu regnen.

Nachdem ich die Grenze zu Norwegen hinter mir habe, hört es tatsächlich auf zu regnen. Die Wolken hängen aber immer noch ganz tief und die Temperatur fällt weiter. Letztendlich fahre ich bis zum Nordkap durch, dass ich um kurz nach 22:00 erreiche.

Pyhä-Luosto Nationalpark

Es hat die ganze Nacht durch geregnet und auch heute morgen noch nicht aufgehört. Die Wettervorhersage hatte für heute eigentlich einen trockenen Tag angekündigt, aber Petrus hält sich nicht daran.

Gegen Mittag hört es endlich auf zu regnen. Ich nutze diese Regenpause und breche sofort zu meiner geplanten Wanderung auf. Der Pyhä-Luosto Nationalpark besteht im Wesentlichen aus zwei parallel verlaufenden Höhenrücken von etwas über 500 m Höhe mit einer tiefen Schlucht dazwischen. Über den ersten Rücken erstreckt sich ein ausgedehntes Skigebiet. Den zweiten Rücken kann man nur erreichen, wenn man den ersten erklimmt in die Schlucht absteigt und dann auf diesen zweiten hinauf. Ich werde mich mit dem ersten Höhenrücken begnügen.

Der Wanderweg führt zunächst an den Seilbahnen vorbei. Einer der Sessellifte ist sogar in Betrieb und befördert im Sommer Wanderer direkt zum höchsten Punkt. Ich kämpfe ganz kurz mit mir (wirklich nur gaaaanz kurz) und nehme dann den Aufstieg zu Fuß auf dem Wanderweg in Angriff.

Der gesamte Höhenrücken ist quasi ein Felsenmeer. Aber der Ausblick nach unten wird immer besser je höher ich komme.

Langsam aber sicher gewinne ich an Höhe. Die Skipisten sehen im Sommer natürlich nicht so toll aus. Für die Rentiere scheinen sie aber ein willkommener Rastplatz zu sein. Mitten auf der Piste lagert eine ganze Gruppe. Der Zoom zeigt erst richtig, was das bloße Auge kaum erkennen kann.

Nach guten 1,5 Stunden habe ich die 500 Höhenmeter geschafft und bin oben angelangt. Auf dem „Gipfel“ an der Endstation des Sesselliftes steht (natürlich) ein Restaurant. Hier genehmige ich mir einen Kaffee und ganz leckere Waffeln mit Moltebeeren.

Die Moltebeeren wachsen nur hier in den nördlichen Regionen von Finnland. Sie haben eine orange Farbe sind sehr süss und voll mit Vitamin C.

Der Aufstieg hier hoch auf dem Wanderweg war nicht besonders reizvoll, da es ein breiter Schotterweg ist, der auch als Zufahrt zur Bergstation dient. Ich habe keine Lust, diesen „Volkswanderweg“ auch wieder abzusteigen. Deshalb suche ich auf der anderen Seite des Berges nach einer Möglichkeit und finde einen Pfad. Diesem folge ich ein Weile bevor es wirklich abenteuerlich wird.

Es wird immer steiler und Ich brauche meine ganze alpine Erfahrung um hier runter zu kommen.

Da unten in die Schlucht will ich runter. Jetzt vermisse ich wirklich meine Bergstiefel. Die Trekkingschuhe sind diesem Gelände nicht gewachsen und werden ganz schön ramponiert. Aber irgendwie schaffe ich es und treffe dann im unteren Teil auf einen anderen Wanderweg. Dieser ist für Normaltouristen mit Treppen angelegt, um das steile Gelände zu meistern. Ich bin aber auch ganz dankbar dafür.

Die Treppen führen dann bis ganz nach unten in die Schlucht und hier wird es wildromantisch.

Der Wanderweg verläuft in der Schlucht einige Kilometer auf einem Holzsteg, da das ganze Gelände entweder aus Felsbrocken oder aus Wasser besteht. Danach mündet er dann in einen Waldweg quer durch Heidelbeersträucher.

Nach ca. 5 Stunden bin ich wieder zurück am Auto und mein Knie hat die letzten Kilometer heftig protestiert. Als ich das Auto aufschließe fängt es wieder an zu regnen. Das war perfektes Timing!

Um die gröbsten Schäden an den Trekkingschuhen zu beheben, muss jetzt erst mal wieder der russische Superkleber ran.

Morgen will ich dann weiter nach Norden fahren bis zum Inari-See. Dort habe ich mir für übermorgen eine Rafting-Tour gebucht, die über den ganzen Tag gehen soll, zwischendrin mit Besichtigung einer Goldgräbersiedlung. Laut Meteoblue soll sich bis dahin die Sonne wieder durchsetzen.

Weiterfahrt nach Nordlappland

In der Nacht fängt es wieder an zu regnen. Also schlafe ich erst mal gaaaanz lange aus. Das Thermometer zeigt heute nur noch 9,5°C an. Jetzt wird’s langsam eng mit meinen Klamotten. Habe hauptsächlich Sommerklamotten dabei. Egal es geht weiter Richtung Norden.

Mein nächstes Ziel: der Pyhä-Luosto Nationalpark. Ein richtig bergiges Gebiet und ein tolles Wanderparadies.

Zunächst einmal muss ich ca. 30 km Schotterpiste wieder zurück bis zur Hauptverbindungsstraße Richtung Sodankylä. Eine gerade Strecke bis zum Horizont. Man sieht, wie viele Autos einem in einer halben Stunde entgegen kommen werden. Wie so oft hier: Null.

Das Witzige auf diesen langen Nebenstrecken sind die Hausnummern. Das letzte Haus hatte die Hausnummer 4915. Aber so viele Häuser gibt’s hier doch gar nicht!! Meine Frage, wie das zustande kommt, bringt Erleuchtung: Vom Anfang dieser Straße wird die Strecke bis hierher gemessen. Es sind genau 49,15 km. Deshalb bekommt das Haus die Nummer 4915. Und die Häuser liegen hier ja kilometerweit auseinander. Das nächste Haus hat die Nummer 3245, also bei Kilometer 32,45. Siedelt sich hier also irgendwann noch mal jemand zwischendrin an, bekommt er einfach die Entfernung zwischendrin als Hausnummer und es müssen nicht alle umbenannt werden. Es hat außerdem den Vorteil, wer ein Haus sucht, weiß genau, er muss 49,15 km fahren, dann ist er am Ziel. Total simpel und einleuchtend.

Und dann plötzlich jede Menge Rentiere an der Straße. Erst drei sehr stattliche Burschen mit prächtigem Geweih.

Ich dachte, ich mach schnell erst mal ein Foto aus dem Fenster bevor sie im Wald verschwinden. Aber sie lassen sich von mir überhaupt nicht stören, so dass ich in Ruhe näher kommen und ein weiteres Foto machen kann.

Und dann in einer Art großen Sandgrube gleich ein ganzes Rudel. Der Sand bietet ganz guten Schutz vor den Moskitos, die sich lieber im Wald aufhalten. Und die Rentiere sind genauso genervt von diesen Blutsaugern, wie wir Menschen.

So gestaltet sich die Fahrt bis in den Pyhä-Luosto Nationalpark recht abwechslungsreich. Mit max. 80 kmh tuckere ich dahin. Denn außer auf die Schlaglöcher der Piste muss ich nun ständig rechts und links den Waldrand scannen, damit mir nicht eins der Tiere ins Auto läuft. Oft erkennt man sie aufgrund des unauffälligen graubraunen Fells erst in letzter Sekunde.

Im Pyhä-Luosto Nationalpark angekommen versorge ich mich im Touristen-Büro erst mal wieder mit Infos über den Nationalpark. Ich hoffe das Wetter wird die nächsten Tage etwas besser, damit ich ein paar Wanderungen unternehmen kann. Heute hat es noch den ganzen Tag lang geregnet.

Die Moskitos sind hier aber auch bei Regenwetter aktiv und zahlreich. Ständig schwirren sie um einen rum. Aber man härtet tatsächlich ab. Ich lasse sie schwirren und kümmere mich nicht weiter drum. Gestochen werde ich aber auch nur noch selten, oder meine Intensivbehandlungen bei der Moorwanderung zeigt nun doch Wirkung. Es gibt keine großen Quaddeln mehr. Und wenn ich doch mal gestochen werde juckt es 10 Minuten lang tierisch, aber wenn ich mich beherrsche und nicht kratze ist es dann auch schon vorbei. Ich habe schon mehrere Finnen gefragt, was sie gegen die Moskitos machen. Aber die Antwort war immer nur: nichts. Und wenn sie mal gestochen werden, gehen sie in die Sauna.

Da es so kalt ist, trage ich seit ca. 2 Wochen täglich das einzige langärmelige Shirt und den einzigen warmen Pulli. Die restlichen Klamotten, die ich eingepackt habe, sind alle durchweg nur für Temperaturen über 20°C geeignet.

In Pyhätunturi finde ich ein Sportgeschäft und kaufe mir erst mal warme Klamotten. Ein Fleeceshirt und ein warmer Wollpullover bringen jetzt endlich etwas Abwechslung in mein tägliches Outfit.

Ich war auch wieder Lebensmittel einkaufen. Inzwischen kenne ich mich in den K-Markets richtig gut aus. Hier gibt’s jetzt auch den Rentierschinken im normalen Lebensmittelladen, schließlich bin ich jetzt im Rentierland.

Zum Abendessen im neuen blauen Pullover aus reiner Wolle (!!!) gibt es dann gebratene Zucchini mit einem finnischen Räucherkäse und Rentierschinken. Mhmmmm.

Übersicht

Hier die Strecke, die ich inzwischen seit Oulu zurück gelegt habe:

Der Überblick zeigt, dass ich es in Finnland schon recht weit in den Norden geschafft habe.

Lappland – Arktikum + Reiten

Arktikum in Rovaniemi

Auch heute spielt das Wetter mit. Es ist zwar weiterhin kalt mit 11°, aber wenigstens regnet es nicht. Heute Vormittag will ich mir zunächst ein Museum anschauen. Das ARKTIKUM in Rovaniemi.

Ein auffälliges Glasgewölbe, das wie ein Finger in Richtung Norden zeigt, ist bereits aus der Ferne zu erkennen. Das Arktikum besteht eigentlich aus zwei Institutionen, dem Provinzmuseum von Lappland, sowie dem Arktischen Zentrum. Es bietet deshalb zum einen Infos über Lappland und die Samische Bevölkerung, sowie zum anderen Infos rund um die Arktis und die gesamten Polargebiete.

Arktikum in Rovaniemi
Arktikum in Rovaniemi
Arktikum in Rovaniemi

Das Gebäude selbst ist bereits faszinierend, aber die Ausstellungen darin noch mehr. Hochinteressante Informationen und mit Hilfe von allen möglichen modernen Medien präsentiert. Da kann sich so manches tröge Museum bei uns eine Scheibe abschneiden.

Im Café des Museums genehmige ich mir noch einen Kaffee und ein süsses Teilchen. Die sind hier in Finnland allesamt super lecker. Beides wird in dem traditionellen Geschirr der Samen serviert.

traditionelles Geschirr Lapplands

Trail Riding in Lapplands Wildnis

Im der Tourismus-Info von Rovaniemi habe ich für heute Nachmittag bei Arctic Nature Trips eine Tour gebucht. Es soll ein Ausritt in die Wildnis etwas nordwestlich von Rovaniemi werden. Mit der Besitzerin Tuulia Tykkyläinen habe ich per Email vereinbart, dass sie mich nicht in Rovaniemi abzuholen braucht, sondern ich direkt mit meinem Auto zu ihr komme.

Kurz nach Rovaniemi kommt dann ein Warnschild auf dem der Elch durch ein Rentier ausgetauscht wurde. Es gilt gleich mal für die nächsten 50 km.

Warnschild Rentiere

Und kurz darauf auch ein echtes neben der Straße. Es sieht etwas gerupft aus, da es noch das Winterfell verliert.

Rentier

In Rattosjärvi (Gemeinde Pello) werde ich schon von Tuulia erwartet. Auf unseren Ausritt wird uns auch Philomene begleitet, eine Schülerin aus Frankreich, die im Moment zum Austausch hier ist.

Ich bekomme die notwendige Ausrüstung mit einem passenden Helm und Stiefeln sowie dicken Socken, da in den Stiefeln noch viel Platz ist.

Auf die Nachfrage von Tuulia, wie meine Reitkenntnisse aussehen, entscheidet sie dann, dass ich Fiksu reiten soll. Er ist bereits 17 Jahre alt und ein ganz braves Pferd, meint Tuulia.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Nachdem wir 3 Pferde von der Weide geholt haben, werden sie gesattelt und dann kann’s losgehen. Wie sich herausstellt ist Fiksu auch ein cleveres Pferd. Er registriert schnell, dass er da jemanden mit wenig Reiterfahrung durch die Gegend schleppt. Ich bin nicht in der Lage ihm klar zu machen, was ich will, deshalb macht er was er will: nämlich langsam laufen.

Tuulia und Philomene sind mit ihren beiden Pferden deutlich schneller und müssen ständig auf mich warten. Aber ich schaffe es nicht Fiksu einen Gang hoch zu schalten.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Es ist trotzdem ein toller Ritt. Zunächst geht es stetig bergauf Wege entlang, dann nur noch ein ganz schmaler Trail, letztendlich geht es in ganz wildes Gelände. Bei der Pause zum Foto machen fressen uns die Mücken auf. Also schnell weiter, beim Reiten ist es besser.

Dann geht es steil bergab durch unwegsames Gelände. Fiksu verweigert, als er durch Schlamm soll, aber irgendwann bringe ich ihn doch dazu. Dann erreichen wir den See, an dem eine kleine Hütte liegt.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Hier will Tuulia eine Pause einlegen. In der Hütte entzündet sie ein Feuer und packt Getränke und Würstchen aus ihrem Rucksack aus. Die Würste grillen wir dann auf Stecken gespießt über dem Feuer. Das Feuer vertreibt auch alle Moskitos aus der Hütte.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Nach der Pause bekomme ich Fanni, das Pferd von Tuulia und sie will Fiksu übernehmen. Fanni ist ein deutlich bewegungsfreudigeres Pferd, dass man eher bremsen mss, sonst galoppiert es den ganzen Weg nachhause. Und mit ihm darf ich jetzt auch ins Wasser. Das liebt er besonders. Philomene und ich sollen ein Stück in den See reiten, dann umdrehen und Tuulia will Fotos von uns machen. Wir dürfen auch in vollem Galopp durchs Wasser reiten. Hier kann ja auch nicht viel passieren. Wenn ich runter falle, werde ich zwar nass, breche mir aber keine Knochen.

Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Fanni ist kaum zu bremsen, die wilde Begeisterung leuchtet aus ihren Augen. Bei mir auch.

Der Rückweg auf Fanni wird zum Vergnügen. Tuulia reitet Fiksu zunächst nicht, sondern führt ihn an der Leine. Was aber auch deutlich schneller ist. Dann steigt sie doch auf und wir reiten abwechselnd Schritt und dann wieder ein Stück im schnelleren Trott. Ihr gehorcht Fisku und läuft!!

Nachdem wir zurück sind bringen wir die drei Pferde zurück auf die Weide. Ich führe Fiksu, und mit der Weide in Sicht kann er plötzlich doch schneller laufen. Schlawiner!

Trail Ride mit Arctic Nature Trips
Trail Ride mit Arctic Nature Trips

Liebe Tuulia, vielen Dank für einen ganz tollen Nachmittag und ein wunderbares Erlebnis!

Auf nach Lappland

Die letzte Nacht in Oulu hat es wieder durchgehend geschifft. Auch am Morgen sieht es nicht besser aus. Das Thermometer ist weiter gefallen und zeigt nur noch 10° C. Das gibt den Ausschlag für die Entscheidung weiter zu fahren. Es geht auf nach Rovaniemi.

Es regnet die ganze Strecke lang in Strömen und auch in Rovaniemi angekommen wird’s nicht besser. Ich fahre in die Innenstadt und ziehe alle Regenklamotten an. Dann mache ich mich auf die Suche nach der Touristen-Information, kann sie aber nicht finden. Statt dessen finde ich das Büro eines Veranstalters für Touren. Dort erkundige ich mich, ob sie mir etwas für die nächsten zwei Tage (laut Wettervorhersage soll es besser werden) anbieten können. Ich buche eine Wildlife Safari für den nächsten Abend, die um 21:00 Uhr losgehen soll.

Die Touristen-Info finde ich dann doch noch. Hier bekomme ich noch so viele Infos, dass ich den ganzen Abend brauche um alles zu lesen. Und ich buche hier noch eine weitere Tour für den übernächsten Tag: eine Trail Riding Adventure Tour. Klingt toll, freue ich mich drauf.

Bei dem Regen weiter durch die Stadt zu laufen macht keinen Sinn. Ich fahre deshalb etwas aus der Stadt hinaus zum Santa Claus Village. Ein „Must see“ in Rovaniemi. Dort überquert man dann auch den Polarkreis.

Santa Claus Village
Santa Claus Village

Einen solchen Touristennepp habe ich selten erlebt. Hier gibt es das offizielle Postamt des Weihnachtsmannes, in dem angeblich alle Briefe an ihn landen. Man kann sich dort auch direkt an einen Tisch setzen und einen Brief an ihn schreiben.

Postamt Santa Claus Village
Postamt Santa Claus Village

Aber ansonsten hat das ganze Village nichts mit Santa Claus zu tun. Außer den 4 Weihnachtsbäumen im Eingang und ständig dudelnder Weihnachtslieder.

Weihnachtsbäume

Der ganze Rest sind ca. 30 Souvenirshops, die alles verkaufen, was kein Mensch braucht: Rentiergeweih als Flaschenöffner oder Kuli; Socken, Mützen und Handschuhe aus 100% Acryl; die billigsten T-Shirts mit riesigen Elchen, Rentieren, Bären oder Finnland-Aufdruck alle „made in Bangladesh“; Softshelljacken mit dem bezeichnenden Logo „-52°“, die aber bestimmt den ersten Regen nicht überstehen; Pullover und Jacken im typischen Design der Samen in 100% Polyester und „made in China“. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Ein paar echt finnische Holzarbeiten sind zu finden. Wie z.B. diese typischen Holztassen mit dem 2-Loch-Henkel. Die bekommt man auf jedem Markt angeboten für ca. 12€. Hier kosten sie dann aber gleich mal 46€.

finnische Holztasse

Außer den Souvenirs gibt’s hier nichts. Keine schönen Dekorationen für den Weihnachtsbaum zum Beispiel, oder anderes Weihnachtliches. Nur billige oder überteuerte Andenken.

Am lustigsten ist es noch eine Gruppe Japaner zu beobachten. Von denen muss sich zunächst jeder einzeln auf dem Polarkreis fotografieren lassen, dann muss die ganze Gruppe gemeinsam sich an der Hand haltend darüber springen. Sie haben einen Mordsspaß dabei, wie die kleinen Kinder.

Polarkreis

Ich hatte den Polarkreis bereits in Alaska überquert. Dort stand mitten im Nirgendwo eine kleine Hütte mit einem Schild daneben „Artic Circle“. Man bekam eine nett gemachte Urkunde und das war’s. Das war mir tausend mal lieber als dieser Touristennepp im Großformat.

Einen Stellplatz für die Übernachtung finde ich dann gleich in der Nähe. Als es spät abends endlich aufhört zu regnen, beginnt die Moskito-Attacke. Tür aufmachen ist nicht mehr möglich, sofort sind sie in Scharen im Auto. Mit denen muss ich jetzt hier in Lappland wohl oder übel zurechtkommen.